Fabian runzelt die Stirn. Anschließend reden wir noch ein paar Stunden über das Finale in zwei Tagen, bis wir müde genug sind, um schlafen zu gehen. Ich schließe das Klo ab, als ich an der Reihe bin, und wichse im Stehen vor dem Waschbecken. Dabei sehe ich mir im Spiegel zu, bewundere meinen steifen Schwanz in meiner Hand und stelle mir vor, wie ich mir selbst einen blase, wie ich mir meinen Schwanz tief in den Mund schiebe und dann in meinen Hals spritze.
Vor der Klotür höre ich Frank und Fabian und ich frage mich, ob sie wissen, was ich hier mache. Ahnen sie, dass ich mir hier einen von der Palme wedele und mir vorstelle, von Figuren aus meinen Pornos gefickt zu werden oder sie zu ficken? Ahnen sie, dass ich ständig überlege, wo ich mir als nächstes einen runterholen kann?
Wenn sie jetzt hereinkämen und mich beim Wichsen überraschten, würden sie empört sein? Würden sie mitmachen? Niemals würden sie mitmachen, denn niemand außer mir denkt ständig nur ans Wichsen. Niemand sonst ist so besessen von Pornos. Nicht Fabian und nicht Frank.
Ich mache die Augen zu und denke an Katja, an ihren Hintern in der Luft und wie sie von Gregor gefickt wurde, stelle mir vor, ich wäre es, und komme. Mein Sperma spritzt in die Keramik, auf den Ausguss, läuft zäh zusammen und gerinnt.
Erschöpft halte ich mich am Waschbecken fest, genieße den Rausch. Wie geil, wie schön, wie gut. Besser als 15 Punkte in der Matheklausur, besser als Händchenhalten mit Judith, besser als Katjas Lächeln.
Mühsam beseitige ich die Spuren aus dem Waschbecken. Peinlich, würde Fabian Reste meines Spermas beim Zähneputzen finden.
4.
In meinem Hals ein leichtes Kratzen. Zuletzt noch eine Erkältung.
Welch ein Hohn, denn der Tag ist endlich sonnig, der Himmel blau. Noch ein Tag Paris, noch mehr Eiffelturm, Triumphbogen, Champs Elysées, Louvre und Baguette mit kleinem Käse, dessen rote Wachsschicht unter den Nägeln hängen bleibt.
Gegen Abend der nächste Zehnerträger Bier, diesmal setzen wir uns auf die Stufen unterhalb der Sacré Cœur und genießen die Harmonie. Kein Streit, kein Ärger. Gregor und Katja verstehen sich und wir hoffen doch alle, da bin ich mir sicher, insgeheim, dass sie sich doch noch finden. Gregor und Katja – ein perfektes Paar.
Bei einem fliegenden Händler kaufe ich eine Sonnenbrille um auszusehen wie einer der Blues Brothers, was mir doch eh nicht gelingt. Aber immerhin habe ich den Preis von 50 Francs auf 30 Francs, zehn Mark, heruntergehandelt und bin stolz auf mich. Der Stolz ist von kurzer Dauer. Die gleiche Sonnenbrille sehe es auf einem Ramschmarkt für 10 Francs. Ich ärgere mich über diesen Kauf. Ich bin zu langsam, zu doof, zu leicht um den Finger zu wickeln. Ich kann gar nichts.
»So ein Scheiß.«
»Na, jetzt bist du schlauer. Beim nächsten Mal...«
Auf dem Rückweg kaufen wir uns wieder einen Zehnerträger Kronenbourg. Frank öffnet das erste Bier, Gregor dreht den ersten Joint, ich mache den ersten Kalauer. Draußen vor dem Fenster liegt uns Paris zu Füßen. Eine Stadt, die uns reif gemacht hat für den Strand, auch wenn Gregor das nicht so gerne hört.
»Ich kann den Gips nicht abmachen«, sagt er. »Und dann schwitze ich darunter.«
Ich zucke mit den Schultern.
»Es ist ja nur für ein paar Tage. Und dann geht es weiter nach Madrid. Das wirst du schon aushalten.«
Es dauert keine zehn Minuten, bevor es an der Tür klopft. Katja und Maike stürzen herein, angewidert, durcheinander redend.
»So große« ruft Maike und hält Daumen und Mittelfinger zehn Zentimeter auseinander. »Total eklig.«
»Auf den Zahnbürsten«, kreischt Katja und schüttelt sich.
Wir finden sie auch auf den Handtüchern, in der Dusche und hinter der Kloschüssel. Die Kakerlaken sind überall. Wir holen die Sachen der Mädchen nach oben, schieben die Betten zusammen. Katja kuschelt sich an Gregor.
Ich schiebe die schlaffe Haut über der geplatzten Haut mit dem Zeigefinger hin und her. Ob sie wieder verwächst? Oder muss ich sie abziehen, damit die neue Haut darunter Luft bekommt? Hätte ich die Blase nicht aufkratzen sollen? Fabian haut mir auf die Finger.
»Hast du das jetzt doch aufgekratzt?«
Warum macht er das? Warum tut er so, als würde ihm etwas daran liegen?
»Lass mich doch«, fauche ich. Fabian hebt verteidigend die Hände.
»Ich will doch nur helfen.«
»Und was hast du davon?«
Seine Reaktion ist authentisch. Gut gespielt. »Was?«
»Wer anderen hilft, will sich doch bloß besser fühlen.«
»Was ist das denn für ein Quatsch?«
»Auch Mutter Theresa ist nicht so selbstlos. Die macht das, weil sie sich dabei besser fühlt.«
»Meinst du, dass alles, was uns gefällt, eigentlich nicht gut ist?«
»Es ist asozial.«
»Das bedeutet aber im Umkehrschluss, dass nur derjenige selbstlos ist, der Gutes für andere tut und sich dabei schlecht fühlt.« Gregor hebt spöttisch die Augenbrauen.
»Richtig«, sage ich. »Wenn du Geld spendest und es dir nicht weh tut, weil du genug Geld hast, ist das keine selbstlose Tat.«
»Aber sie ist gut.«
»Kann es Gutes im Schlechten geben?«
»Ja, kann es«, sagt Gregor. »Die Motivation des Menschen ist doch völlig Wurst. Wichtig ist doch nur, dass man Gutes tut, nicht aus welchem Grund.«
»Ich will doch gar nicht sagen, dass es schlecht ist, wenn man etwas tut, bei dem man sich gut fühlt. Es ist nur nicht mehr selbstlos. Es gibt kein selbstloses Verhalten.«
»Na und?«, fragt Fabian. »Ihr macht euch Gedanken, das gibt’s gar nicht.« So typisch.
»Es gibt eben jemand, der ist ein wenig tiefsinniger«, mault Maike provozierend.
»Das sagt die Richtige.«
Der Zoff geht wieder los und ich fühle mich plötzlich leer. Die Zwiebel ist gehäutet. Aber ich habe keine Ahnung, warum ich das gemacht habe. Beim Häuten der Zwiebel muss man weinen, ich jedoch werde nur müde.
Zähne putzen, schlafen gehen, Licht aus.
Schnell werden meine Hände schwer, rasch schlafe ich ein.
Das Flüstern weckt mich. Es klingt nach Verschwörung, nach Geheimnissen. Draußen dämmert Paris dem Tag entgegen, der Verkehr tuckert vor dem undichten Fenster.
Ich spüre ein Kratzen im Hals. Zitternd ziehe ich die dünne Decke bis zum Kinn und drehe mich. Jede einzelne Feder in diesem Sofa hat sich im Laufe der Nacht mindestens einmal in meinen Rücken gebohrt.
Neben mir auf dem Bett liegen Gregor und Katja. Sie haben das Laken über ihre Köpfe gezogen. Hände und Arme drücken sich gegen das Flies, geben ihm immer neue Ausbuchtungen und Höhen. Von dort kommt das Flüstern. In der Mitte dieses weißen Kokons bewegt sich der Stoff, beult sich, entspannt sich wieder, beult sich. Feuchtes Schmatzen, wieder Flüstern. Mein Schwanz wird hart. Fabian und Maike im zweiten Bett schlafen, auch Frank rührt sich nicht auf seiner Isomatte.
Wieder Schmatzen, die Stelle in der Körpermitte des Kokons beult sich immer schneller. Gregor flüstert, Katja flüstert zurück, Schmatzen, schließlich seufzt Gregor. Die rhythmischen Bewegungen stoppen. Ich höre, wie etwas von innen gegen das Laken prallt. Wieder Schmatzen, das Laken beult sich einmal, erneut spritzt etwas gegen den Stoff, ein dunkler Fleck bildet sich, wird größer, eine letzte Bewegung.
Fasziniert blicke ich auf den feuchten Fleck, massiere meinen harten Schwanz unter meiner Decke und sehe erst spät, dass sich ein dunkler Schopf oben unter dem Laken hervor geschoben hat. Katja sieht