„Nun gut. Wir können diese Gerichtsverhandlung kurz halten und schnell hinter uns bringen, Mister Bender. Ich werde Ihnen jetzt die Anklage vorlesen, sowie alle Vertragsbrüche mit Black Poe Enterprise. Sie können entweder den daraus folgenden Vergleichsvorschlag ablehnen oder annehmen. Lehnen Sie ab, müssen Sie mit einer Gefängnisstrafe rechnen, nehmen Sie das Angebot an, leisten Sie eine Geldstrafe und können tun, was auch immer Sie tun wollen. Die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen."
Wieder nicke ich. „Einverstanden."
„Okay", sagt der Richter. “Ich beginne."
Alle setzen sich wieder und erst jetzt entdecke ich Black, wie er von einem Stuhl vor dem Tisch neben uns aufsteht und nach vorne läuft. Er nickt dem Richter zu und wirft mir einen Blick zu, der mir sagen soll, dass ich hier und heute verlieren werde. Obwohl ich ihn stets als freundliche und nette Person kenne, kann ich seine schlechte Laune gut nachvollziehen. Wäre ich er, würde ich mich selbst verklagen.
Black geht auf den Richter zu. “Ich werde die Anklageschrift selber vorlesen.”
Blck beginnt. “Aiden Bender. Ich möchte Ihnen zunächst mitteilen, dass ich auf eine Anklage unter keinen Umständen verzichten werde. Sie werden ihre Strafe für ihre Missetaten bekommen, Sie haben der Firma einen großen Schaden zugefügt und das nicht nur, weil Sie sich offensichtlich dazu entschieden haben Black Poe Enterprise zu verlassen."
Er klingt so weit weg von mir, dass ich das Gefühl bekomme, drei Meter vor mir steht nicht Black sondern ein Firmenchef, der seinen Posten verteidigen muss.
Er kommt mit geschwellter Brust auf mich zu und legt mir einen Zettel auf den Tisch. Ich sehe darauf und er erklärt: „Das sind alle Punkte ihrer Anklage, sowie jegliche Verstöße gegen den unterschriebenen Vertrag mit den dazugehörigen Paragraphen. Sie werden später Zeit haben sich den Zettel durchzulesen, konzentrieren Sie sich jetzt nur auf mich."
Ich sehe auf und er durchbohrt mich mit seinem Blick. Gut, dass ich kein beschissener Feigling bin und seinem Blick standhalten kann.
„Erstens", sagt Black laut und entschlossen, hält einen Finger hoch.
„Überlassen Sie das reden mir", flüstert mir Georg, mein Anwalt zu.
Ich nicke, obwohl ich mir sicher bin, dass ich es ihm nicht überlassen werde. Ich weiß ganz genau, was ich tue und was mir zusteht.
„Die Verwüstung meines Arbeitszimmer", redet Black weiter und läuft, mit den Händen hinter seinem Rücken verschränkt, durch den Raum. „Zerstört haben Sie: Zwei Schreibtischlampen, einen Laptop, sowie den Hauptrechner von Black Poe Enterprise. Außerdem haben Sie durch das Herumschmeißen von Dokumenten viele Papiere durcheinander gebracht, die Wochen beanspruchen werden, um sie wieder zu sortieren. Was wiederum zur Folge hat, dass wir drei Verträge mit zwei Firmen nicht zum Abschluss bringen konnten. Ein weiterer Punkt ist der zerstörte Rechner. Wie Sie sich vielleicht denken können, wäre es mir fast egal, wenn ein Computer meiner Firma kaputt geht, doch dieser Rechner, Mister Bender, ist inklusive der Festplatte vollkommen zerstört, was bedeutet, dass jegliche Informationen verloren gegangen sind, die von enormer Wichtigkeit waren." Er bleibt stehen und sieht mich wieder durchdringend an. „Der daraus resultierende Schaden beläuft sich auf insgesamt 275.000,00 Dollar."
Ich schlucke schwer. Ach du Scheiße. Mit dieser Summe habe ich definitiv nicht gerechnet.
„Wie Sie bereits wissen, hatten die Dokumente, die Sie zerrissen haben, einen Wert von 56.000,00 Dollar, deswegen werde ich nicht weiter darauf eingehen." Er fängt wieder an durch den Raum zu laufen. „Machen wir mit der Beleidigung und der daraufhin folgenden Konsequenzen gegenüber Black Poe Enterprise weiter. Durch ihren kleinen ... nennen wir es mal Fauxpas, haben Sie so einige Dinge angedeutet, die die Vorgesetzten von BPE ziemlich in Rage gebracht haben. Andeutungen wie ‚Schiebt euch euer Geld ganz tief in eure geizigen Rachen' oder ‚Ich hoffe, alle ihre gekauften Frauen betrügen Sie und Sie enden verhungert auf der Straße', haben Sie ihre folgende Strafe nur verschlimmert."
„Bettelarm", mische ich mich bewusst ein.
Er sieht mich an. „Wie bitte?"
„Ich sagte nicht, dass sie verhungert auf der Straße enden sollen, sondern bettelarm."
Blacks Blick ist pures Gift. „Wie Sie meinen, Mister Bender. Ich führe fort: Durch Ihre verbalen Äußerungen, haben unsere Vorgesetzten beschlossen einige Entscheidungen, die an diesem Tag hätten besprochen werden sollen, abzusagen, was hohe Verluste bedeutet. Gesamtkosten dieser Injurie: 90.000,00 Dollar. Dazu kommen die 56.000,00 Dollar durch die zerstörten Dokumente. Also sind wir bei 146.000,00 Dollar. Die 275.000,00 Dollar sind natürlich noch nicht inbegriffen, Mister Bender, keine Bange."
Ich höre Georg neben mir erschrocken nach Luft schnappen. Auch der Saal beginnt unruhig zu werden, viele tuscheln und alle starren mich an.
Wer hätte gedacht, dass ich in einem beschissenen Gerichtssaal enden werde, weil Raven mich verlassen hat und ich all mein verdammtes Geld verlieren werde? Das alles kann nur ein schlechter Traum sein. Es wird Zeit, dass ich aufwache.
„Ruhe!", grölt der Richter durch den Saal und haut mit dem Hammer auf den Tisch. „Richard Black ist noch nicht fertig!"
„Ganz Recht", fügt Black hinzu und sieht mich jetzt wieder an. „Kommen wir zu den Rechten ihres Buches, Aiden Bender." Er kommt mir ein paar Schritte näher, ist aber noch weit genug weg, damit ich nicht über den Tisch springen und ihm sofort eine verpassen kann, falls er mir jetzt sagt, dass ich alle meine Recht daran verliere. „Ihre Rechte, Mister Bender", verkündet Black. „Haben Sie mit Ihrer Unterschrift auf dem Vertrag mit Black Poe Enterprise ... komplett abgetreten."
Ich reiße die Augen auf. Das kann nicht sein scheiß Ernst sein! Ich richte mich mehr auf, versuche still zu sein um ihm weiterhin zuzuhören.
„Das bedeutet: Sie haben keine Möglichkeit auch nur eine Seite von ‘Als wir unendlich waren’ auf eigene Kosten zu veröffentlichen und gleichzeitig können wir mit ihrem Werk machen, was wir wollen. Alles Geld, das wir mit Ihrem Buch verdienen, wird an Black Poe Enterprise übergehen und sie werden keinen Cent davon sehen."
Ich springe auf, schmeiße den Stuhl fast hinter mir um. „Was?", schreie ich laut. „Das können Sie doch nicht machen! Das ist mein Buch, nicht Ihres!"
Georg zieht mich am Ärmel meines Mantels wieder nach unten. „Aiden, setzen Sie sich. Machen Sie keinen Aufstand, die Polizei ist anwesend."
Ich sehe wutentbrannt an die Wände, von wo mich das Arschloch, Blacks Bruder, provokant anlächelt und die anderen Beamten beobachten mich schon aufmerksam, warten darauf, dass ich etwas Falsches mache.
„Doch das können wir", sagt jetzt wieder Black und kommt auf mich zu, steht genau vor dem Tisch und sieht mir tief in meine wütenden Augen. „Vielleicht lernen Sie jetzt aus ihrem Fehler, Mister Bender. Nicht alles im Leben tanzt nach Ihrer Pfeife."
Ich balle die Fäuste, presse den Kiefer aufeinander, um nicht sofort auszurasten.
„Legen Sie sich nicht mit jemandem an, der hundert Stufen über ihnen steht." Black lächelt ruhig, dann verkündet er durch den ganzen Saal, während er mich dabei ansieht: „Gesamtsumme der Geldstrafe: 421.000,00 Dollar!"
Verdammte Scheiße.
„Und außerdem alle Rechte an Ihrem Buch", sagt Black leise zu mir und schiebt mir das Blatt Papier noch näher über den Tisch. „Lesen Sie sich jedes einzelne Worte genau durch, versuchen Sie etwas zu finden, ihre Rechte zurück zu bekommen. ... Sie werden nichts finden."
Mir werden zwei Tage Zeit gegeben, um die 421.000,00 Dollar zu bezahlen oder ich kann mit mindestens sechs Monaten Staatsgefängnis rechnen.
421.000,00 verkackte Dollar!
Wenn ich eins weiß, dann ist das, dass ich unter keinen Umständen ins Gefängnis gehen will. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ich diese Summe überhaupt bezahlen kann. Ich habe mit höchstens 200.000,00 Dollar Strafe gerechnet, aber 420.000,00 ... Das ist zu