Ewiger Frühling. Alina Emm. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alina Emm
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738022629
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       Liebste Emelie,

      

       mein letzter Wunsch ist es, dich als alleinige Erbin meines gesamten Vermögens und aller Besitztümer einzusetzen. Wie du weißt, haben Friedrich und ich seit vielen Jahren kaum miteinander gesprochen. Aber vor zwei Monaten habe ich oben in der Bibliothek sein Testament gefunden. Damals, zum Zeitpunkt seines Todes, wusste ich nicht einmal, dass er überhaupt ein Testament hinterlassen hat. Ich will jetzt nicht noch einmal alles wiederholen, was darin stand, denn du kannst es ja selber nachlesen. Friedrichs Testament liegt in meinem Schlafzimmer im Tresor hinter dem Gemälde meiner Malteserhündin. Die Zahlenkombination habe ich an dich angepasst. Du weißt sicher, was das bedeutet. Ich bedaure zutiefst, dass ich Friedrich seinen letzten Wunsch nicht mehr selbst erfüllen konnte, weil ich zu schwach für diese Reise war. Aber er hat sich ja auch gewünscht, dass du alles zu Ende bringst. Hole du die Sachen aus dem Schließfach der Bank und leite alles in die Wege. Pater Eladio Báez kann dir sicherlich behilflich sein. Soweit ich von Friedrich weiß, lebt er in Candelaria in einem kleinen Häuschen, direkt neben der Wallfahrtskirche. Er war ein guter Freund von Friedrich. Ich bin sicher, du wirst erfolgreich sein. Den Schlüssel für das Bankschließfach der Areiabank in Santa Cruz ist zusammen mit meinem Testament beim Notar hinterlegt. Nimm' bitte das Geld von meinem Girokonto um die Reise nach Teneriffa zu finanzieren. Am besten du verbindest das Ganze mit einem schönen Urlaub und lässt es dir ein bisschen gut gehen.

       P.S.: Emelie meine Liebe, ich setze meine ganze Hoffnung in dich! Ich wünsche dir ein wundervolles Leben! Alles erdenklich Gute für dich und viel Erfolg! Pass' gut auf dich auf!

      

       In Liebe

      

       Deine Tante Salborgh

      Warum in aller Welt hatte mein Vater mir diesen diesen Brief verheimlicht?

      »Was meint sie denn damit? Welche Sachen soll ich dort holen? Und warum durfte Mama nichts vom Inhalt diese Briefs wissen?« Wieder schaute er mich verlegen an.

      »Du weißt doch, wie sie ist. Sie mochte Salborgh nicht und dann sollst du jetzt auch noch etwas für die Beiden erledigen, wobei sie ohnehin schon gegen die Anahme des Erbes war. Aber ich habe nicht die leiseste Ahnung, was du dort für sie erledigen sollst. Lass uns mal in ihr Schlafzimmer gehen und im Safe nach dem Testament von Friedrich sehen!«

      Wir verließen das Wohnzimmer und gingen durch den schier endloslangen Flur. Der Dielenboden knarzte bei jedem unserer Schritte. Auch hier roch es leicht muffig.

      »Ich glaube hier ist ihr Schlafzimmer. Lass uns mal schauen!«

      Ich öffnete die schwere Holztür. Mein Vater drückte den Lichtschalter. Wir standen tatsächlich in Salborghs Gemächern. Ihr Himmelbett stand in der Mitte des Raumes. Mein Blick wanderte über die Perserteppiche am Boden und dann über die hellblauen Wände hin zum Safe. Er war geöffnet. Auf dem Boden lag das Gemälde mit der Malteserhündin.

      »Oh, nein! Schau mal! Die Einbrecher haben den Safe geknackt.«

      Ich eilte schnell zum Safe, um zu überprüfen, ob er komplett ausgeräumt wurde. Ach und das noch!

      »Und das Testament haben sie kurzerhand mitgenommen. Dann wissen wir jetzt auch, wonach sie gesucht haben. Das bedeutet, dass die offensichtlich darüber informiert waren, das Friedrich in seinem Testament wichtige Angaben zum Verbleib irgendwelcher Artefakte oder Ähnlichem gemacht haben muss. Oder zumindest, dass er im Besitz von irgendetwas gewesen sein muss.«

      Mein Vater schaute mich entgeistert und ratlos an. »Was könnte das denn sein?«

      »Mhm... er muss wohl doch irgendetwas unermesslich Wertvolles besessen haben. Aber warum in aller Welt versteckt er das ausgerechnet auf Teneriffa?«

      In mir stellte sich plötzlich ein eigenartiges Gefühl ein. Eine Mischung aus Abenteuerlust und Nervenkitzel, die aber nicht der leichten Unterströmung von Angstgefühlen unterlagen. Mir gingen tausend Fragen durch den Kopf. Was in aller Welt könnte er verstecken? Warum soll gerade ich das Erledigen? Und wer in aller Welt ist noch hinter Friedrichs Sachen her? Langsam dämmerte mir, dass es sich bei Friedrichs Nachlass nicht um irgendeinen archäologischen Klimmbimm handeln konnte. Das hatte wohl auch mein Vater längst begriffen. Er saß auf Salborghs majestätischem Samtsessel und ließ seinen Blick durch den Raum schweifen.

      »Tja, die haben jetzt zwar das Testament und wissen möglicherweise auch, wo sich die Sachen befinden, aber sie haben keinen Zugang zu dem Bankschließfach in Santa Cruz. Der Schlüssel liegt ja beim Notar.«

      »Ich muss dorthin fliegen, Papa! So schnell wie möglich! Das bin ich den Beiden schuldig.«

      »Ach Emie, ich weiß nicht. Mittlerweile denke ich doch, dass die ganze Sache ziemlich gefährlich werden könnte. Schließlich bist du jetzt offensichtlich nicht die Einzig, die hinter Friedrichs Erbe her ist. Was, wenn die Einbrecher auch schon unterwegs nach Teneriffa sind?« Er schaute sehr besorgt.

      »Ich würde es mein ganzes Leben bereuen, wenn ich es nicht tun würde. Außerdem bin ich siebenundzwanzig und kann sehr gut alleine auf mich aufpassen. Was soll schon passieren, Daddy? Die werden mich sicher nicht gleich umbringen.«

      »Du weißt wie das ist, mein Schatz. Als Vater mache ich mir eben meine Gedanken. Im Prinzip hast du ja Recht. Wer weiß, ob die bei dem Einbruch überhaupt das Testament gesucht haben. Vielleicht hatten sie es auch auf etwas ganz anderes abgesehen. Ich denke nicht, dass hier in dem Safe nur das Testament lag. Aber alleine fliegst du auf gar keinen Fall dorthin. Hast du gehört?« Jetzt schaute er mich mit seinem strengen Erzieherblick an. Meine Gedanken kreisten weiter. Auf seine letzte Frage ging ich nicht mehr ein, sondern rätselte weiter laut vor mich hin.

      »Salborghs Sparbücher waren hier jedenfalls nicht deponiert. Die habe ich nämlich vorhin in der durchwühlten Kommode in der Galerie liegen sehen«, entgegnete ich ihm.

      »Die sind wahrscheinlich sowieso leer. Wir wissen ja, wie es um die finanzielle Situation von Salborgh bestellt war. Emie, eins musst du mir aber wirklich versprechen: Bitte erzähle Mama nichts von dem Brief und der ganzen Sache. Sie würde sich nur unnötig Sorgen machen. Außerdem lässt sie dich auch nicht auf die Kanaren fliegen, wenn sie erfährt warum du dorthin musst.« Er runzelte seine Stirn.

      »Keine Sorge, Papa! Ich werde ihr nichts sagen. Aber ich will unbedingt wissen, was ich für Friedrich erledigen sollte.«

      *

      Nachdem wir auch Friedrichs Refugium auf dem Dachboden inspiziert hatten, waren wir uns ziemlich sicher, dass die Einbrecher es tatsächlich auf das Testament abgesehen hatten. Friedrichs komplettes Obergeschoss war extrem verwüstet. Alle Bücher waren aus den Regalen geschmissen worden und die Schubladen sämtlicher Schränke waren durchwühlt worden. Etliche Porzellanfiguren, ein uralter, antiker Globus und unzählige, wertvolle antiquarische Bücher. Nichts davon schien im Fokus der Einbrecher gelegen zu haben. Hier standen etliche wertvolle Stücke, schier unangetastet. Ich wurde immer neugieriger. Die Sache reizte mich mehr und mehr. Unbedingt wollte ich wissen, was sich in dem Schließfach in Santa Cruz befand. Als wir wieder unten angelangt waren, warfen wir noch einen Blick in die Sparbücher. Mein Vater behielt Recht. Tatsächlich waren auf sämtlichen Konten nur noch Centbeträge.

      »Ach schau mal, hier liegt Salborghs Geldbörse.« Mein Vater öffnete den Druckverschluss des hellbraunen Ledergeldportemonnaies und begutachtete mit prüfendendem Blick den Inhalt.

      »Hier drinnen ist ihre EC-Karte. Auf dem Girokonto ist bestimmt das Geld, dass du für die Reise nehmen sollst. Auch eigenartig, dass sie dir dafür kein Konto eingerichtet hat. Naja, alte Leute machen manchmal unlogische Sachen. Er zog die Scheine aus dem Fach und zählte.

      »Sechshundertsiebzig Euro. Da hast du schon mal das Taschengeld für Teneriffa!« Mein Vater grinste mich an. Und er wiederholte sich.

      »Aber nicht, dass du dort