König Artus. Joachim Theisen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Joachim Theisen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844225464
Скачать книгу
führen ihn vor den König. Der muss erst noch vom Bett sich erheben, denn die Nacht, die war lang. Schlandine und Brundase aber stehen am Fenster und beobachten dies, und Brundase spricht: „Tja“, während die Herrin schweigt.

      „So“, sagt Halamunt lachend, „so. Ihr also seid gekommen, so wird mir berichtet, mich zu besiegen.“ Und abermals: „So“ und „Aha.“

      „Was stammelt Ihr da?“ ruft Bliopoheris mit erzürntem Blick und reckt unter der Rüstung die Brust.

      „Nicht so schnell“, spricht Halamunt, „eins nach dem andern. Sagt mir zuerst, wer dies dort ist auf Eurer Rüstung über der sich reckenden Brust.“

      „Dies“, spricht Bliopoheris, „dieses seid Ihr, o Halamunt. Hättet Ihr Euch einmal im Spiegel gesehen, so wüsstet Ihr dies.“

      „Das dort bin ich?“ so fragt er die Toren, und die nicken die Köpfe, was also viel heißt wie Ja. Und er fragt seine Mannen. Und nachdem ihm jeder bestätigt, dass dies niemand anders als er sei, tut Halamunt Buße und gibt sich geschlagen, und lässt sich von Bliopoheris hineinführen in die Stadt und unterwirft sich Schlandine. Diese ist huldvoll und gewährt ihm, ein Kloster zu gründen, in welches er eintritt, er und die sieben Toren dazu. Das Kloster ist benannt - doch Merlin mag das Abschweifen nicht und weist auf das Ende der Seite.

      Nun ist die Stadt wieder frei, und Bliopoheris führt Schlandine hinfort zum Artushof, um als Herrscherpaar zurückzukehren. Brundase jedoch erzählt, das habe sie kommen gesehen.

      Die Aventiure von Elausi Helanus im Baum

      Der Jammervolle Wald, dem Elausi Helanus sich zuwendet, hieß einst der Wildreiche, und einige Bewohner des Reiches des Königs Schampflitrates wissen zu erzählen, dass er noch tiefer in der Vergangenheit den Namen der Beerenlose getragen. Doch dieses liegt weit zurück, es sind wunderlich goldene Zeiten, die lang schon vorüber, seit im vergangenen Jahr ein gewaltiger Drache dort Wohnung genommen. Er hat die Jungfrau Tantimolis mit den kleinen Brüsten dem König Gardozelaibras aus dem Land nahe der westlichen Grenze der Welt geraubt, und sie hat ihm seither als Botin zu dienen, ist ihr ihr Leben lieb. Und das ist es sehr wohl. So ist sie eines Tages im Herbst, am Ausgang des Sommers, am Hof Schampflitrates’ erschienen und hat ihn im Namen des Drachen um Kohl gebeten, nicht nur um einen, sondern die gesamte Ernte. Schampflitrates und der ganze Hof haben sich die Kleider zerrissen und Gott ihre Sünden gebeichtet. Und so erscheint einmal die Woche, am Tag, der andernorts Montag heißt, hier aber Kohltag, der Drache am Rande des Waldes und lässt sich den Kohl in den Rachen werfen. Die Vorräte schwinden.

      Elausi Helanus verbeugt sich, als er das Ziel seiner Reise erreicht, vor dem König. Gott hatte sein Pferd zur Eile getrieben, denn er, dem nichts verborgen ist, weiß wohl, dass montags gegen Abend der Drache käme.

      „Du bist zum Kämpfen gekommen?“ spricht der König. „Doch der Drache ist nicht durch Kampf zu besiegen.“

      „Wie“, antwortet Elausi Helanus, „wäre es denn mit einer List?“

      Da wird er geführt in ein Zimmer, in dem an langen Tischen die Klugen des Reiches versammelt sind, vor ihnen ausgebreitet die langen Listen, in denen verzeichnet sind die Listen, mit denen ein Drache zu besiegen ist. „Doch dieser“, so klagt der König, „ist der einzige, welcher den Kohl sich zum Fraße erkoren.“

      „Das Gefährliche an diesen Drachen“, spricht Elausi Helanus und wälzt die Gedanken, „das ist ihr Feuer.“

      Schampflitrates führt ihn zum Speisen, bevor es am Abend hinausgeht, den Drachen zu füttern. Da kommt der Diener des Königs und reicht dem Gaste den Wein, seinen Durst zu löschen, und wie er den Wein sieht, so wird in ihm eine List geboren, und zwar eine ganz neue. „Bringt mir“, spricht er zum König, „Kugeln aus Leder, Wasser erprobt, und lasst sie füllen mit diesem.“

      „Was ist Euer Begehr, o Herr?“ fragt der König.

      „Man bringe mir“, ruft Elausi Helanus lauter, „Kugeln aus Leder, mit Wasser gefüllt, und viele. Und bitte die Näherinnen des Hofes, Blätter vom Kohl außen auf sie zu nähen, doch mit gar feiner Nadel, um das Wasser nicht in Freiheit zu setzen. Mit diesen Kugeln werden wir dann am Abend den Drachen füttern. Der Erfolg aber steht in Gottes Hand allein.“

      Der König ruft sogleich die Mägde herbei und erläutert ihnen des Gastes List. Und diese führen, was ihnen zusteht, auch aus. Abends zur Essenszeit aber bringt man die Kugeln, die Kohl zu sein vorgeben, hinaus vor die Stadt, dem Drachen entgegen, diesen zu bedienen. Da kommt er und ebenso seine Botin. Die geübten Schleuderer des Königs legen ihre Kraft in die Kugeln und versenken sie in des Drachen Rachen. Und sieh mal an: das Feuer erlischt.

      „Es ist erloschen, das Feuer!“ ruft Tantimolis, nachdem sie die Hand an die Brust des Untiers gehalten. Sie läuft herzu und Elausi Helanus in die Arme, und weil sie hübsch anzusehen und er ein gewisses Recht sich an ihr erworben hat, freit er sie stante pede und sie lässt sich freien, wie es sich ja auch gehört. Der erloschene Drache aber kehrt in den Wald zurück und wird nie wieder gesehen.

      Nun spricht Merlin in Gedanken: „So hütet euch vor dem, was ihr esst.“ Und Merlin ist weise. Sein Auge verfinstert sich, und wir sehen eine ganze Zeitspanne nichts, ungefähr so lang, wie es gebraucht hätte, eine durchschnittliche Aventiure in Reime zu packen. Doch sind wir nicht nachtragend.

      „Wir kommen nun“, sagt er schließlich, „zum vierten Ritter. Sieben sind ausgezogen, und nun ist der vierte von sieben in alphabetischer Folge an der Reihe. Merket wohl!“ spricht Merlin und öffnet wieder das Auge.

      Die Aventiure von Grogeflumis dem Fetten

      Grogeflumis zieht hin und irrt lange umher durch die Lande, denn Panis der Unfruchtbare war ein rastloser König und sein Sohn Prosidis nicht weniger. Doch schließlich gelangt er zu den Lustbarkeiten im Vorfeld der Hochzeitsfeierlichkeiten im näheren Umkreis der Neuen Burg. Prosidis hat bereits im Jahre zuvor Vasalide Ohnegleichen im Kampfe errungen. Sie hatte sich dem Grafen außerhalb der Städte versprochen, und die beiden liebten sich sehr. Manch süßes Wort wurde hin und her gesandt zwischen ihnen, bis ihr Vater Quirandeus dahinterkam, ein Mann mit herrischem Blick und frommem Herzen. „Dieses“, sagte er, „ist nicht, was der Herr will.“

      Also sandte er Vasalide ins Kloster der ungesäuerten Brote am Berge von der himmlischen Heimkehr, damit sie dort in Keuschheit und Zucht auf andre Gedanken käme.

      In dieser Zeit aber traf bei Quirandeus die Werbung des jungen Prosidis ein, und jener sprach folgendermaßen: „Ist mir egal.“ Denn er hatte in seinem Sinn die königlichen Vorfahren des neuen Bewerbers abgewogen gegen die größere Liebe, die seine Tochter mit dem Grafen außerhalb der Städte verband, und kam zu dem Schluss, dass beides durchaus seine Vorteile hatte, und sprach das Urteil: „Schlagt euch drum.“

      Und so wurde, Vasalide saß beim Gebet, während ihr Herz sich dem Grafen verband, an einem Sonntag der Kampf ausgefochten, und da der Graf unterlegen, gingen die Zuschauer hinfort und fragten sich in ihrem Gemüt, warum Gott gegen die Liebe entschied.

      Kurzsichtig sind die Gedanken der Menschen, denn hört und vernehmt, was weiter geschah. Ein Jahr bedingte Vasalide sich aus, um ihre Begierde zu ordnen im Kloster, nachdem der Graf nicht mehr war. Und in der Heimlichkeit mancher Nacht hätte sie gerne den Schleier genommen, um ihrem Schicksal zu entfliehen, doch die Schleier waren verschlossen in den Schränken. Der Tag der Hochzeit nahte heran und ebenso Grogeflumis der Fette. Er mischt sich unters Volk am Fuße der Neuen Burg und erkundigt sich nach dem Kohl.

      „Wisst Ihr das nicht, Herr“, sprechen die Leute, „dass Prosidis heute Hochzeit zu feiern gedenkt mit Vasalide Ohnegleichen, die ihn aber nicht will, da er dereinst ihren wahren Geliebten getötet, um sie zu gewinnen, und nun mit aller Lustbarkeit ihr Herz zu erobern trachtet, mit Freude, Musik und allen Früchten des Landes und eben auch jenem Kohl - wisst Ihr das etwa nicht, o Herr?“ fragen sie ihn rhetorisch.

      Doch Grogeflumis fragt weiter und fragt sich bis zum Königssohn durch, Prosidis, der sich anschickt, selbst König zu werden. Da sie sich von Antlitz zu Antlitz einander gegenüberstehen, fragt der Königssohn: „Nun sprich, was ist dein Wunsch?“

      Und Grogeflumis, vorsichtig, gibt ihm zur Antwort: „Schenke