tastrophal!“ schreit Merlin da.
„Das kannst du niemandem mehr bieten,
deine Schreiber, das sind Nieten!“
(So sagte es Merlin freilich nicht.
Er ging zwar mit uns ins Gericht,
doch wir sind hier vom Reim gezwungen,
bei ihm hat es etwas anders geklungen.
Wir gäben uns Mühe, warn seine Worte,
wir wärn noch die besten unserer Sorte,
wir ließen so lange keine Ruh,
bis ein Reim gefunden. Klammer zu.)
(Klammer auf. „Auch wenn er nicht passt“,
sagte er noch und einschränkend: „Fast
stimmt es ja immer oder meist.“
Das fanden wir ein bisschen dreist.
Wenn’s mal nicht stimmt, dann höchstens semantisch,
doch wer wäre da denn so pedantisch?
Bisher ging uns kein Vers daneben,
und wenn wir sie mühsam zusammenkleben
und zusammenfügen, zur Not mit dem Hammer.
Jetzt wieder Merlin! Zu die Klammer.)
„Und außerdem, nein, lass mich sprechen!
Diesmal lass ich mich nicht unterbrechen:
Und außerdem: mir wär’ es leid
um die viele verlorene kostbare Zeit,
die deine Schreiber mit Reimen verbringen,
die sie brauchen, um alles zu zwingen
- ob getan oder gesagt,
ob gedacht oder gefragt -
in die üblichen vier Takte.
Außerdem: das so Verpackte
klingt doch schlichtweg abgehackt;
heut’ ist so was abgewrackt.“
(Das hat Merlin ganz exakt
Wort für Wort so gesagt.
Und er sagte es voller Hohn -
auch nicht grad’ der gute Ton.)
„Heut’ ist das nicht mehr modern!“
„Dann sage mir, wie hättst du’s gern?“
spricht der König in Gedanken.
Er denkt: ‚Ich hasse dieses Zanken
mit Merlin, meinem Zauberer.’
(Stimmt doch, oder?) ‚Ungefähr,
so zirka hab’ ich das gedacht.’
Laut: „Wir wird’s denn heut’ gemacht?
Sprich, wie werd’ ich aktueller?“
Merlin: „Prosa! Geht viel schneller!
Das ist die ganze Zauberei:
Weg mit dieser Reimerei!
Damit sparst du Satz für Satz
außerdem noch ziemlich Platz
auf dem teuren Pergament,
weil Prosa keine Verse kennt.
Also: Keine Reime mehr!
Keine Takte! Prosa her!“
ruft Merlin laut, enthusiastisch.
Und der König? „Na, fantastisch!
Damit wären alle Probleme
wohl gelöst, und ich nehme
an, die drei da drüben,
die sich noch im Versen üben
werden einverstanden sein.“
Was kümmert Artus unser „Nein!“?
Das Reimen haben wir gelernt,
die Prosa nur mal ganz entfernt
gestreift. - Na schön, Befehl von oben,
bevor der anfängt rumzutoben,
schreiben wir eben irgendwie
weiter ohne Poesie.
Begraben wir halt die poetische Feile
in dieser allerletzten Zeile.
Merlin schreit: „Ohne Vers!“
Mit Verlaub, das ist pervers.
Artus hat auf gebundenes Sprechen
schon immer ein Recht. Das wird sich rächen,
wenn er jetzt keine Reime mehr will.
„Ihr seid jetzt“, ruft Artus, „still!“
Bitte, wie er meint, so soll es geschehen,
er ist der König - man wird ja sehen.
Jetzt trudeln die Gäste so langsam ein.
(Der Reim wär’ nicht schwer, doch wir lassen ihn sein.)
Artus, wörtlich: „Kommt herein!
Setzt euch zu uns, hier gibt’s Wein!“
Merlin steht die Wut im Gesicht.
(Auch das könnten wir reimen, doch das tun wir nicht.)
2
Wie das traditionelle Artustreffen an Pfingsten traditionell ein unerfreuliches Ende nimmt.
Derweilen wird Ginover in ihrer Kemenate von ihren Hoffräuleins auf das lieblichste eingekleidet, damit sie Artus, ihrem Gemahl, auf dem Feste in gewohnter Weise eine Augenweide sei. Und sie erregt tatsächlich, wie jedes Jahr, einige Aufmerksamkeit, wenn auch Artus, ihr Gemahl, seine Augen ebenso auf den übrigen Damen weiden lässt. Die Königin ist dies gewöhnt, und sie verzeiht es ihm gnädig. Dieses ja, anderes nicht immer, und nur mit schmerzverzerrtem Lächeln. Die Tafel ist voll, in doppeltem Sinne, von den ehrwürdigsten Gästen besetzt und mit den herrlichsten Speisen gedeckt. Spielleute sind im Saal verteilt und draußen auf der Wiese, wo sich jene tummeln, die an der Tafel keinen Platz mehr gefunden. Ein fröhliches Zulangen und Sich-schmecken-lassen herrscht allüberall, und nach dem Mahl geht’s hinaus zum Turnieren. König Sperelot von Arsitz ist dort und Grufenanz von Steinitz, der gelbliche Coldas und Lumis der Zufällige, Salizanz von Ratz und Malscherz der Brummer, der wilde Dodernes und der gute Frandelus. Usus und der Ritter Brie, Iwein der Urige und Iwein von Döner und noch ein Iwein, das ist der Ältere. Onano von Schalott und Gesin der Charmer. Dann ist da der Ritter mit dem goldenen Bogen, den er auch beim Mahl nicht ablegt, weil er sonst nicht zu nennen wäre. Mistram und Karel sowie der Könige und Ritter hunderte mehr, allesamt voll Ehre, erfahren die einen und wild die anderen, schön und edel, das ist wahr, nicht zu vergessen die arthurischen Ritter, Keie der Truchsess, und Gawein der Schöne, Gawein der Tapfere, Gawein der Starke, und das alles wie immer in einer Person. Und natürlich die neuen: Astruganz der Stolprer aus dem Lande Tamiralesche, Lageflot unter dem Turm aus dem Land mit den Bäumen, Grogeflumis der Fette, der von der seufzerlosen Garde gekommen ist, Melozamur vom Strand, vom Strand, Norgeles mit den Beulen aus dem Reich jenseits des Sees, Bliopoheris auf den weißen Füßen vom Lande Gosche, Elausi Helanus im Baum aus der Ferne und schließlich Gwisains Kohedans der Schöne, welcher in allen Frauenherzen zu Hause ist.
Damit sind nun ausreichend Personen genannt, während Sapiens ad Portam Celestem, der bei diesem Fest die Abschrift für die königliche Bibliothek übernommen hat, der Vollständigkeit halber, noch immer beim Buchstaben B weilt. Wir beide aber, Theodor von Toledo und Mediales Antiquus können in Ruhe fortfahren, Artus selbst zum Vergnügen in festloser Zeit sowie zum Gelüsten später geborener Menschen, damit sie Kunde haben, was einst (das ist jetzt) geschah am arthurischen Hof.
Das Turnier ist entschieden, Gwisains Kohedans der Schöne der Sieger, Damen und Herren spenden ihm höflichen Beifall, die ersten lauter und inniger, und während die Knappen die zurückgelassenen Glieder forträumen, die nicht mehr zu gebrauchen,