Lebensstrukturierer“ mit dem Verweis auf Kirsten Heisig)
Eine ähnliche Fragestellung wird im Deutschland der Gegenwart in den Medien diskutiert. Mehr als drei Jahre wurden Manager verteufelt, jetzt formulieren Anne Will und Maybritt Illner sinngemäß Fragen, ob Manager Strolche oder Arbeitsplatzbeschaffer seien und fragen, wie viel Verantwortung sie tragen. (Anne Will 8.Juni 2008, im „Ersten“ des Deutschen Fernsehens; Maybritt Illner im „Zweiten“ im Juni 2008). Sicherlich liegt ihren Sendungen jeweils ein unterschiedliches Motiv zugrunde. Zunächst ist seit langem bekannt, dass die ökonomischen Strukturen zwei Phänomene im Kapitalismus gleichzeitig hervorbringen, die das Ergebnis ökonomischer Spaltung sind: Manager erwirtschaften extrem hohe Gewinne. Deutsche Manager sind Exportweltmeister. Sie sind aber gleichzeitig diejenigen, die eine Zweiklassengesellschaft als Konsequenz ihrer wirtschaftlichen Bestrebungen hervorgebracht haben und die von Politikern mittels gesetzlicher Strukturen weitergeführt wird. Gegenwärtig gibt es Versuche, Manager hinsichtlich ihres beruflichen Handelns und ihres Grades der Identifikation mit ausschließlicher Profitmacherei, die nicht selten in kriminellen Aktivitäten gipfelt, zu differenzieren. Das Thema der Verantwortung des einzelnen Managers rückt ins gesetzliche Blickfeld. Mit dieser Perspektive wird wiederum das System „Kapitalismus“ als generelle Basis, das gleichzeitig ein Anforderungsprofil an Manager mitliefert, ausgeblendet.
Wieder landet das Thema Verantwortung bei einzelnen Menschen. In diesem Falle bei Managern. Zu fragen bliebe: Sollen Manager sich jetzt gegen ihre Auftraggeber stellen oder sie bloßstellen, die doch genau die Ergebnisse wünschten, die die deutsche Wirtschaft international in die oberen Ränge bringt? Sollen zukünftig die Manager den Part der Revoluzzer in der Gesellschaft übernehmen und sagen: „Wir machen das nicht mehr mit, was uns der Prozess der Identifizierung mit dem Kapital auferlegt? Das macht mich krank, das macht mich schizophren?“ Die Frage, was wer mitmacht oder nicht mitmacht ist doch eine Frage, die sich an alle richtet. Diese Frage scheitert aber generell daran, dass alle Menschen nicht den gleichen Einfluss haben. Denn Einfluss hängt in dieser Welt wiederum mit Geld zusammen. Bei Menschen, die kein Geld haben, unterstellt man die (menschliche) Möglichkeit, dass sie irgendwann sehr ärgerlich und böse aufgrund dieser politökonomischen Szenarien werden und sich entsprechend äußern. Diesbezüglich wird Vorsorge mittels unterschiedlicher Gesetze, Strukturen und Kontrollen geschaffen. Um Macht und Gewinn nicht zu verlieren, wird überall herum gespitzelt. Wie sich zeigt, auch in der Telekom und nicht nur bei Lidl oder sonst wo. Wie peinlich. Mit dem Chef der Telekom wurde Blinde Kuh gespielt? Wie gemein! Ein Einzelfall? Der einzelne Manager ist der Bösewicht, der Strolch, der Kriminelle? Wie auf der anderen Seite unserer Gesellschaft, der mittellose Bürger und Mensch für sich selbst verantwortlich ist und sich gefälligst wieder aus dem existenziellen Sumpf schweigend befreien soll, obwohl die Gesetzeslage gegen ihn steht und ihn überhaupt erst einmal festgesetzt hat? Der Bürger, der seine Arbeit verlor, erst einmal sämtliche Werte, die er hat, aufbrauchen soll, bevor er staatliche Hilfe überhaupt erwarten kann? Und bekommt er dann staatliche Unterstützung, kann er, wenn er noch Geld dazu verdient, es an den Staat gleich weiterleiten und bleibt somit im Prinzip da, wo er laut Konzeption der Zweiklassengesellschaft hingedacht und existenziell festgesetzt worden ist? Egal, welche Nationalität Bürger oder Migranten in Deutschland haben? Wie blind ist das?
Festzuhalten gilt aus meiner Sicht: Manager sind in erster Linie auch Menschen. Die Frage ist doch, was das ökonomische System Kapitalismus in Menschen bewirkt, und inwiefern sie sich mit diesen Prinzipien identifizieren und in die Tat umsetzen. Wird diese Diskussion nur verhalten geführt, kommt es immer wieder zu Fokussen, die von vornherein ein Sowohl-als-auch initiieren, die an Lösungen und Grenzwerten von Moral und Ethik, und damit am KERN des menschlichen Wesen, vorbeisteuern und damit gleichzeitig Ungleichheit legitimieren und zementieren. Die Manager, die auffällig mit eiskalten Strategien wurden, die Millionen von Menschen den Arbeitsplatz kosteten, müssen doch als menschliches Wesen gleichfalls an ihre Grenzen geraten, wie auf der anderen Seite, die Menschen, die von diesen Strategien betroffen sind! Oder etwa nicht? Und ist Zurückrudern oder anders formuliert, die Erweiterung bezüglich der Perspektive der Managermentalität im direkten Zusammenhang mit dem Telekom-Skandal zu verstehen? Will man sich in Deutschland nicht noch einen Manager neben Zumwinkel vom wirtschaftlichen Podest holen? Sind Manager plötzlich doch besser, als man dachte? Da ist es doch angebracht tiefer zu schauen: Was ist dem menschlichen Wesen, ob Manager oder abhängig arbeitender Mensch, zumutbar? Schließlich ist die Ordnung, die wir haben, durch Menschen überlegt und ausgebaut worden: insofern muss Reflektion der Grundlagen gestattet sein. Was muten Menschen sich unter Ausblendung der menschlichen Grundlagen ihres Wesens zu – oder besser: noch zu? Es scheint, Logik, Vernunft und Wissen gehen stramm unter der Fahne der Ökonomie in die falsche Richtung: Statt das menschliche Wesen zu erhalten, soll Kapital erhalten werden. Seele und Leib müssen dafür geopfert werden.
Globalisierungsstrategien, die mittels großer Kapitalzusammenschlüsse weltweit marktbeherrschend Preis-Produkt-Beziehungen festlegen und damit Konkurrenten ausschalten, führen weltweit dazu, Menschenleben in unvorhersehbare Gefahren, Not, Krankheit und Tod geraten zu lassen. Zusätzlich wirkt die völlig unterschiedliche qualitative Versorgung Kranker neben den direkten Nebenwirkungen durch Grenzüberschreitungen im Rahmen globalen, kapitalistischen Wirtschaftslebens.
Die Polarität, Kultur und Natur einerseits erhalten zu wollen und andererseits unwiederbringlich zu zerstören, dominiert international das Leben von Menschen, die auf Kultur und Natur angewiesen sind, um zu leben. Außer Natur und Kultur haben Menschen nichts, um Lebensräume zu gestalten. Beide treten unverblümt jeden Tag in den Nachrichten und Zeitungen zutage: Konsequenzen werden aus diesen misslichen Entwicklungen