Steintränen. Manja Gautschi. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Manja Gautschi
Издательство: Bookwire
Серия: Steintränen
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783750218727
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aus rupianischen Wachen zusammen. Als zusätzliche Begleitperson wird uns Aron De Grafenstein begleiten. Ich hätte Jürg auch gerne dabeigehabt, aber auch das hatte er nicht gewollt. Die anderen beiden Schlüsselträger Kantorx Ildric und Berte Di Gersson hingegen, werden mich begleiten. Hier wird mich Macto vom Gross vertreten, falls ihr etwas benötigt, wendet euch an ihn. Sora und Esmar werden auch hierbleiben und die Wachen koordinieren.“ Boris drehte sich um, sah wieder zum Raum hinein „Ehrlich gesagt, freue ich mich auf die Reise. Es wird mir etwas Zeit verschaffen, mich zu sammeln und zu beruhigen. Ich kann mir ein Bild von den Zuständen in den Ortschaften machen, mit den Leuten reden. Und da es Winter wird, denke ich nicht, dass das Terra Sonnensystem grosse Sprünge macht. Viele Leute im Winter, bedeutet ein Mehraufwand für Wärme und Lebensmittel. Und ohne Gleiter, müssen sie wohl oder übel alles auf dem Landweg transportieren. Also glaube ich nicht an einen Grossangriff in nächster Zeit. Zu kalt.“

      Zustimmendes Nicken am Tisch.

      „Die einzige Sorge, die ich mir mache ist: Wenn sie tatsächlich dieses Serum zur Verfügung haben, ist es möglich, dass sie mit sehr wenigen Leuten angreifen können. Mit so wenigen, dass ich die Gruppe wegen der kleinen Grösse für nicht gefährlich einschätze, sie es aber sind. Wir haben zu wenig Leute, um sie überall zu positionieren. Ich bin heilfroh, dass der Weg zwischen Rupes und Rotsand frei ist. Wenigstens das, so brauchen wir uns nicht darum kümmern.“ Boris sah in die Runde. „Einwände? Ergänzungen?“

      Barra und Joret wechselten kurz die Blicke. „Von mir aus nichts. Wir werden uns nach deiner Rückkehr wieder sprechen. Bis dahin, werden wir die anderen Stadtherren informieren, sowie die Bevölkerung.“ sagte Barra und Joret ergänzte „Einverstanden. So machen wir’s. Eine Gruppe unserer Leute wird hierbleiben, um sich um Transfers zwischen den Städten zu kümmern und ich werde vor unserer Abreise in knapp 2 Stunden noch mit Aron sprechen. Und wegen des Serums, denke ich, brauchen wir uns keine Sorgen machen. Laut Ilrimi und Aron hätten sie dafür Sa lebend benötigt. Sie haben seinen Leichnam zwar mitgenommen, aber der war tot. Definitiv. Tom hat die Aufräumarbeiten im Wald beaufsichtig und dokumentiert. Ich habe die Bilder gesehen.“ Joret schüttelte den Kopf „Wenn er nicht an den Verletzungen selbst gestorben ist, dann am Blutverlust, so eine Schweinerei habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Boris, seit Aquawald nicht mehr. Tot. Ergo, kein Serum.“

      Boris nickte „Ja, ich weiss schon, wir waren dabei.“ Joret hob die Arme „Ich geb auf. Dieser Tag will nicht mit unglaublichen Überraschungen aufhören. Ich frage gar nicht erst. Du warst dabei?! In Ordnung.“ und dann klang seine Stimme beleidigt und enttäuscht „Ich hatte eigentlich geglaubt, wir seien so etwas wie ‚Freunde’, Boris. Warum erzählst du mir solche Dinge nicht mehr? Vertraust DU MIR überhaupt noch?!

      „Natürlich vertraue ich dir! Ich vertraue euch allen hier, sonst hätte ich euch nicht all diese Dinge erzählt! Wie dir offensichtlich entgangen ist, hatten wir in den letzten Tagen keinen einzigen Moment Zeit um uns alleine miteinander zu unterhalten! Wann also hätte ich es dir erzählen sollen?!“ erwiderte Boris energisch, er war zwar wieder ruhig, aber immer noch sehr geladen. Joret stutzte. „Du hast Recht. Stimmt. Die letzten Tage waren sehr lebendig gewesen. Bitte entschuldige noch einmal. Scheint heute nicht mein Tag zu sein.“ „Ja, scheint so. Aber ich kann es dir nicht wirklich verübeln. Warst schon immer ein Sturrkopf!

      5 - Geisterplanet - Mara & Torns

      Zum ersten Mal seit ihrer Entführung wieder alleine unterwegs. Genauer: Alleine mit Custa. Die Winde fingen an kälter zu werden. Steinweltens Herbst waren immer schon von kurzer Dauer.

      Mara musste die Zeit nutzen, denn in drei Tagen begann die Schule wieder. Dann würde Kero nicht mehr so oft in der Apotheke bedienen können und sie hätte keine Zeit mehr um tagsüber Sammeln zu gehen. Boris fiel ja aus. Dessen Abreise war für den nächsten Tag geplant und Aron wird ihn begleiten.

      Und doch fühlte sich Mara wieder Zuhause und geborgen. Mehr denn je, denn die gute Energie in der Luft gefiel ihr, Zylins Ratschlägen und Anweisungen konnte sie immer mehr abgewinnen und genoss die neuen Eindrücke. Alles prasselte verstärkt auf sie ein: Der Duft, die Geräusche, die Farben und die Berührungen auf der Haut. Mit Custa kommunizieren zu können war da das Pünktchen auf dem ‚i’. Maras Herz strahlte, trotz der Trauer um Zylin.

      Heute waren die Lila Moosblüten an der Reihe. Schilfgras hatte sie genug und da die ersten Blätter zu Boden gefallen waren, war es jetzt Zeit die Lila Moosblüten zu ernten. Sie sind am besten, wenn sie noch ganz frisch sind. Die klebrige Substanz an den Blütenblättern, das Blütenharz, hilft als Saft wunderbar bei Halsschmerzen und Husten. Das Moos hat es gerne feucht und dunkel, daher findet es sich nur im dichten Wald, wo es nicht viel Sonnenlicht bis zum Boden schafft.

      Die Blüten zu finden war schwer. In Rotsand gab es deshalb schon einige Plantagen und andere stellten die Substanz synthetisch her. Und weil das Moos bei zu viel Feuchtigkeit in der Luft auch noch giftigen Dampf absonderte, gab es immer weniger, die sich die Mühe machten, wild wachsende Blüten zu sammeln und zu verarbeiten. Neben Mara und Boris waren es vielleicht noch eine Handvoll weiterer Rupianer, die die Blüten sammelten. Zwischen ihnen gab eine ungeschriebene Verteilung der Gebiete, sodass sie sich nicht in die Quere kamen.

      Früher hatte es regelrechte Kleinkriege um die Blüten gegeben. Boris war es gewesen, der sich mit allen zusammengesetzt hatte um diese unsinnigen Streitereien zu bereden und zu regeln. Der Wald gehöre der Stadt und alle dürfen ihn nutzen. Gleichermassen. Es müsse doch möglich sein, diesen Kindergarten zu unterlassen!

      Und es ging. Zwar erst nachdem Mara zwei von ihnen verprügelt hatte. Die beiden hielten nicht viel von Frauen und Mara erwischte die beiden beim Ernten in ihrem Bereich. Björn und Henrik wollten sich darauf Mara schnappen und an einen Baum binden. Stattdessen wurden sie von Mara verprügelt und landeten im See. Die beiden sind deswegen zum Gespött in Rupes geworden: Zwei Männer gegen eine Frau! Wie besoffen mussten die gewesen sein, hiess es. Seither genoss Mara den Respekt der anderen Sammler und es herrschte Ruhe.

      ‚Und das alles wegen dieser Blüten’ schmunzelte Mara während sie die erste Blüte vor sich betrachtete. Hinter sich Custa, die mit gespitzten Ohren darauf wartete, eine zu essen. ‚Darf ich? Darf ich? Darf ich?’ bettelte sie inständig. Custa liebte die Blüten, aber Mara hatte es ihr verboten, sie von den Stämmen zu essen ohne Maras Erlaubnis. Custa hätte alle Blüten gefressen und es wären keine mehr für Mara übriggeblieben und auch keine mehr für das Moos selbst um sich fortzupflanzen. So hätte es Jahr für Jahr immer weniger davon gegeben, ausser Custa würde im Wald leben, dann hätte sie die nötigen Blütenteile irgendwo im Wald wieder hinterlassen, aber nur als Waldbesucher ging das nicht. Also wartete Custa darauf, dass ihr Mara eine Baumgruppe frei gab, die sie abfressen durfte. Meistens gleich die erste Gruppe, das wusste Custa und war entsprechend ungeduldig.

      Lächelnd drehte sich Mara um, knuddelte ihre Wellenterstute, die den Kopf wegzog ‚Lass!’. Mara grinste, zupfte die erste Blüte ab, steckte sie sich ins Haar und flüsterte Custa zu „Dann lass es dir schmecken.“

      Gesagt, getan, Custa stürzte sich auf das Moos, leckte die Blüten, zupfte sie ab. Für die nächste Stunde würde sie damit beschäftigt sein und Mara konnte in Ruhe ihre Sammelbeutel füllen.

      Der Morgen war perfekt! Es ging ihr richtig gut. Die Luft roch noch nie so farbig! Der Wald sah wunderschön aus. Die vielen Geräusche wirkten beruhigend. Alles in Ordnung. So könnte es bleiben.

      Gegen Mittag hatte Mara genug Blüten zusammen. Custa war unterdessen unter den Bäumen eingeschlafen. Sie sah lustig aus mit ihrer violetten Nase. Sie hatte wieder einmal die beruhigende Wirkung der Blüten unterschätzt, zu viele davon vertilgt und war eingeschlafen. Kleinere Tiere, denen das passierte, zahlten oft mit ihrem Leben dafür, denn in der Nähe von diesen Bäumen hausten gerne kleinere Rudel von Blauohren, die die schlafenden Tiere nur allzu gerne einfach einsammelten und frassen.

      Konnte