Quiz 4: Was hat Kommissar Winner entdeckt?
a) Das Bilderversteck?
b) Das Versteck eines Geheimbundes?
c) Nur ein altes Haus?
Kreuzen Sie jetzt an!
Mit solchen Gedanken beschäftigt erreichte er den Supermarkt in Guatiza. Er musste ein paar Vorräte auffrischen, vor allem Trinkwasser und ein paar Lebensmittel für das Frühstück, etwas Obst und zwei Flaschen Rotwein. „Ach ja“, dachte er dann, „und natürlich frisches Putenfleisch für Otto.“
Am Nachmittag wollte er eine neue Fahrstrecke erkunden. Er interessierte sich für das große weiße Gebäude, das er neulich von Guatiza aus am Hang der Famaraberge gesehen hatte. Er fuhr durch die Kakteenfelder, am Kaktusgarten „Jardin de Cactus“ vorbei, bog kurz vor der Eukalyptusallee rechts ab, fuhr durch die „Albahaca“ und die „Adormilera“ und orientierte sich dann Richtung Berge. Aber der letzte Anstieg war zu steil. Er stieg ab und schob das Rad. Auf halbem Weg hörte er ein Motorengeräusch. Es kam von oberhalb, also ihm entgegen. Als er mit dem Fahrrad die Kurve erreicht hatte, sah er den Wagen kommen. Es war ein schwerer Geländewagen, der auf der abschüssigen Straße viel zu schnell unterwegs war. Das kann nicht gutgehen, dachte er, stellte das Fahrrad ab und brachte sich selbst in Sicherheit, in dem er über die Leitplanke sprang. Und das war Rettung im letzten Moment, denn als der Wagen scharf abbremste, verlor der Fahrer in der Kurve die Kontrolle über den Wagen. Er schleuderte, das Heck brach aus und traf das Fahrrad und die Leitplanke genau an der Stelle, an der er eben noch gestanden hatte.
Dem Fahrer konnte der Unfall nicht unbemerkt geblieben sein. Doch der Wagen fuhr mit unverminderter Geschwindigkeit weiter nach Guatiza.
Winner brauchte ein paar Minuten, um sich von dem Schreck zu erholen. War der Fahrer betrunken oder hatte er auf der abschüssigen Straße einfach nur die Kontrolle über das Fahrzeug verloren? Warum hatte er nicht angehalten? Immerhin war es Sachbeschädigung und sein Verhalten konnte durchaus als Fahrerflucht ausgelegt werden. Winner durfte gar nicht daran denken, was womöglich passiert wäre, wenn er noch neben dem Fahrrad gestanden hätte.
Er wusste nicht warum, aber in dem Moment kam ihm die eigenartige Geschichte mit dem herabstürzenden Balken in der Ruine in den Sinn. War er zum zweiten Mal haarscharf einem Unfall entgangen? War beides nur ein Zufall gewesen? Aber an Zufälle glaubte er eigentlich schon lange nicht mehr. Er verscheuchte die Gedanken und besah sich das Fahrrad. Es war zum Glück nicht viel passiert: Der Lenker war verdreht, das Vorderrad hatte eine leichte Acht und das Schutzblech hing nur noch an einer Schraube. Aber fahrbereit war es anscheinend noch, wenn auch nur eingeschränkt.
Er schob es den restlichen Berg hinauf und lehnte es an die Natursteinmauer vor dem weißen Gebäude, das er besuchen wollte. Es war ein großer viereckiger Bau mit hohen Mauern und einer breiten Eingangstreppe. Über dem Portal glänzte ein großes goldenes Kreuz und das schmiedeeiserne Eingangstor stand offen. Als er hineingegangen war sah er sofort, um welches sakrale Gebäude es sich hier handelte: Es war ein Friedhof, oder, wie man hier sagt, ein
„Cementerio“. Wegen des steinigen Bodens hatte man hier wohl diese Art der Bestattung gewählt. Es waren Grabeskammern, in die man die Särge schob und die Öffnung dann wieder verschloss. An den Wänden rundherum waren weiße Marmorplatten mit den Namen der Verstorbenen eingelassen. Winner fiel auf, dass, im Gegensatz zu Grabsteinen auf deutschen Friedhöfen, kein Geburtsdatum der dort beerdigten Person eingraviert war, sondern nur das Alter und der Todestag. Und es fiel ihm weiterhin auf, dass die meisten der Toten erst in hohem Alter verstorben waren und dass es wohl auch so etwas wie Familiengruften gab, denn auf manchen Tafeln waren mehrere Namen verzeichnet. Rechts und links neben den Grabplatten waren kleine gläserne Gefäße angebracht, in denen meist bunte vergilbte Plastikblumen steckten.
Im hinteren Bereich des Friedhofs arbeitete ein Mann an einer leeren Grabkammer. Er kehrte offensichtlich etwas zusammen und warf es dann mit dem Kehrblech in einen Müllsack. Winner zuckte innerlich zusammen und dachte: Er wird doch wohl nicht…? Aber es war nur Laub und ein paar vergilbte Plastikblumen.
Winner grüßte auf Spanisch und bekam als Antwort einen Redeschwall, von dem er so gut wie gar nichts verstand. Ja, so sind sie, die Spanier, dachte er. Man sagt nur freundlich „Buenas dias“ und schon legen sie los, in der Annahme, dass ihr Gegenüber der spanischen Sprache mächtig ist. Winner hatte wenigstens so viel herausgehört, dass der Mann furchtbar in Eile war, weil heute noch eine Grablegung stattfinden sollte. Also verabschiedete er sich und fuhr auf seinem klappernden Fahrrad hinunter nach Guatiza.
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