Die nächste mittelalterliche Sehenswürdigkeit erwartete uns im etwa 20 Kilometer entfernten Concarneau; mitten im Fischerhafen, es ist einer der größten in Frankreich, liegt eine Insel, durch Brücken mit dem Festland verbunden, auf der sich malerisch die alte Stadtburg erhebt; die so genannte Ville close ist ganz und gar noch von den schweren Granitmauern aus dem 14. Jahrhundert umzogen. Das nur wenige Kilometer entfernt auf unserem Weg liegende idyllische Städtchen Pont-Avon, inzwischen waren wir an der durch viele Buchten stark gegliederten Südküste der BRETAGNE angekommen, lebt von dem Ruhm, den Gauguin ihm bescherte. Der Maler ließ sich im 19. Jahrhundert dort nieder und gründete die Pont-Avon-Schule, der bekannte Künstler angehörten. Viele kleine Galerien zeigen u. a. die interessanten Werke dieser Gruppe. Auf einem bunten Wochenmarkt deckten wir uns reichlich mit frischem Obst ein und nutzten einen Parkplatz direkt am romantischen Fischerhafen zu unserer obligaten gemütlichen Teepause, bei der ein leckeres Stückchen Kuchen nicht fehlen durfte, genügend Bäckereien lockten mit appetitlichen Auslagen.
Zeugen aus einer Zeit von vor fünftausend Jahren fanden wir etwa 70 Kilometer weiter in der Nähe des hübschen Badeortes Carnac. Dort wimmelt es in vorwiegend typischer Heidelandschaft zwischen Ginster, Farn- und Heidekraut, zuweilen auch in lichten Kiefernwäldern von gewaltigen Hünengräbern, ungeheuren Menhiren (bis zu 20 m hohe aufrecht stehende vorgeschichtliche Steine) und riesigen Blöcken kultischer Bedeutung, die kilometerlang in vielen Reihen nebeneinander gesetzt wurden, etwa 3.000 Monolithe, einige davon mit primitiven Ritzzeichnungen, sehr beeindruckend. Jetzt war es nicht mehr weit bis
- Vances -
einem alten Städtchen mit malerischer Altstadt, durchzogen von schmalen Gassen, an den Balken der Häuser lustige Schnitzereien, unter den mächtigen grauen Befestigungsmauern aus dem 13. bis 17. Jahrhundert mit ihren drei aufstrebenden Türmen bunte Blütenpracht. Herausragend die imponierende Kathedrale Saint-Pierre in spätgotischem Stil. Das Besondere an Vannes ist die Austernzucht, die Lage an einer großen, fast kreisrunden, durch einen schmalen Eingang sehr geschützten Bucht ist dafür geradezu ideal.
Eine tolle Bleibe fanden wir etwas weiter um die Bucht herum auf einem wunderschönen Naturparkplatz zwischen zwei breiten Wasserzügen, durch die allerdings wieder einmal herrschende Ebbe mehr einem Wattenmeer gleichend; in hohen Schaftstiefeln waren einige Angler unterwegs, nach Würmern oder anderem Kleingetier suchend, ebenso die pfeilgeschwind hin und her sausenden kreischenden schneeweißen Möwen. Einige der dort ankernden Yachten hatten bereits eine unangenehme Schieflage eingenommen. Wir genossen diese Idylle noch eine Weile in der angenehm warmen Sonne von unseren bequemen Stühlen aus. Natürlich hatten wir wieder nette Nachbarn, dieses Mal allerdings nur vier, mutterseelenallein war man in Frankreich offensichtlich nie, nun, aus Gründen der Sicherheit konnte es uns nur recht sein.
Der krönende Abschluss dieses herrlichen Tages war wieder ein exquisites Dinner in einem nahen, direkt an der Bucht gelegenen eleganten Hotelrestaurant. Trotz der hier natürlich angebotenen frischesten Austern wählte ich lieber die Hummerkrabben in delikater Kräutersoße als Vorspeise, das Lachsfilet vom Grill mit leicht knackigem Gemüse und Safranreis ließ keine Wünsche offen, ebenso wenig wie die sehr pikante Käseauswahl zum Abschluss, zu allem mundete vorzüglich ein spritziger Chablis. Für die Romantik sorgte ein blutroter Sonnenuntergang über dem Meer, den wir von unserem Fensterplatz aus in seiner atemberaubenden Schönheit genießen konnten.
Am Mittwoch ging es weiter um die nächste große Bucht herum, Wetter wie gehabt, Stimmung entsprechend. Durch weite, künstlich angelegte Pinienwälder erreichten wir gegen Mittag La Baule, ein sehr exklusives Seebad mit Luxushotels, einem Spielkasino und kilometerlangem feinen Sandstrand, einem der schönsten Frankreichs. Auf der belebten Hafenmole, per Zufall wurde in der Nähe ein Parkplatz frei, ergatterten wir unter einem der einladenden rotweißen Sonnenschirme eines kleinen Restaurants zwei bequeme Stühle und beobachteten bei eisgekühlten Getränken das bunte Treiben um uns herum, um dann mit Genuss eine große Portion knackigen, appetitlich angerichteten Salat Nicoise zu verspeisen; Hauptzutaten in Scheiben geschnittene gekochte Kartoffeln, Tomatenachtel, Paprikastreifen, hauchdünne Zwiebelringe, in kleine Stücke zerteilter Thunfisch, geviertelte Eier und schwarze Oliven.
Frisch gestärkt brachen wir wieder auf, schon nach 17 Kilometern fuhren wir in die geschäftige Hafenstadt Saint-Nazaire am Nordufer der breiten Loiremündung ein, im Zweiten Weltkrieg einer der wichtigsten deutschen U-Boot-Stützpunkte. Eine kühn geschwungene Rampe brachte uns auf dem hohen, an zwei mächtigen Pylonen aufgehängten Mittelteil der Brücke über den Fluss und an der anderen Seite auf sanft abfallender, aufgeständerter Fahrbahn wieder hinunter. Auf nach wie vor sehr schöner Küstenstrecke ging es weiter, bis wir in dem hübschen, aber sehr überlaufenen Badeort
- Les Sables d’Olonne -
etwas abseits vom Getriebe direkt an der Mole für Gästelieger im dortigen Yachthafen unser „Nachtlager aufschlugen“. Draußen in der langsam untergehenden Sonne die mehr oder minder geglückten Anlegemanöver der hereinkommenden Boote beobachtend, wurden wir sehr an unsere aufregende Zeit mit der schon erwähnten „Gimoga“ erinnert. Unsere restlichen Vorräte ergaben noch ein leckeres Abendessen an Bord. Obwohl sich kein anderes Wohnmobil an diesen schönen Ort verirrt hatte, schliefen wir selig und süß, das leise Plätschern der sich an der Mole brechenden Wellen im Ohr.
Am nächsten Morgen, sonnig wie immer, kam uns ein Hinweisschild auf einen Supermarkt gerade recht, um uns wieder mit Lebensmitteln und Getränken einzudecken. Leider führte es uns in engste Gassen, ich musste aussteigen und als Lotse dienen; teilweise waren nur noch wenige Zentimeter Platz bis zu den Hauswänden, Fußwege gab es nicht; zurück ging nicht mehr, also durch; einige leichte Schrammen ließen sich leider nicht vermeiden. Das reichhaltige Angebot des Supermarktes, unter anderem entdeckten wir auch Pakete mit deutschem Schwarzbrot, entschädigte uns ein wenig. Durch ein anderes Labyrinth kehrten wir Gott sei Dank ohne weitere Blessuren wieder an unsere etwas breitere Küstenstraße zurück, die uns über die lebhafte Hafenstadt La Rochelle bis in das kleine Städtchen
- Roman -
am Nordausgang der Gironde, dem weiten Mündungstrichter der Garonne, führte.
Von dort wollten wir eigentlich mit der Fähre auf die andere Seite übersetzen, entdeckten aber links der Straße einen herrlichen See, der uns sofort stoppen ließ, um ihn wegen eventueller Bademöglichkeit zu erkunden, denn inzwischen war das Barometer auf fast 30°C gestiegen; der Atlantik zeigte sich wie fast immer wild bewegt und mit 17°C Wassertemperatur auch etwas kühl. Leider war das gesamte Gewässer in fester Hand eines Campingplatzes, da aber sehr schön, fuhren wir kurzerhand durch die offene Schranke, um uns für eine Nacht anzumelden. Obwohl eigentlich ausgebucht, gelang es uns nach einigem Verhandeln, zum Teil mit Händen und Füßen, der Französischunterricht lag schon so lange zurück, einen Traumplatz etwas abseits vom Getriebe zu ergattern, direkt am sandigen Ufer, beschattet von hohen Birken, mit Blick auf den sich auf der anderen Seite entlangziehenden dichten Wald. Innerhalb kürzester Zeit stürzten wir uns in die smaragdgrünen klaren Fluten, um uns hinterher unter unserem Sonnenschirm zu aalen, so ging es im Wechsel den ganzen Nachmittag. Auf dem See reges Treiben, Paddler und Ruderboote zogen ruhig ihre Kreise, dazwischen mehr oder minder geschickt Surfer auf ihren Brettern, die kunterbunten Segel leicht gebläht; auf einer nahen Sprungschanze versuchten Wasserskiläufer akrobatische Sprünge, die allerdings meistens mit einem gewaltigen Platsch endeten.
Abends fuhren wir mit dem Mobi zu einer kleinen Bar