Wahre Liebe ist himmelblau. Walter Christiansen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Walter Christiansen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783844266122
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zu klären! – Tausende Elementarwesen warten bereits darauf, im Wasser deiner Seele weitere Lichtkorridore zu bauen, um dich mit neuem Leben zu erfüllen. Aber nur du allein kannst dies anregen, indem du dir selbst auf den Grund gehst …“

      Die Stimme aus der unendlichen Ferne klang aus, derweil ein Schwarm von Sternschnuppen über dem Kristallpalast hernieder regnete. Ich vernahm universelle Kräfte in mich hineinstrahlen. Viele gute Wünsche erfüllten mich. Ein bisher hell erleuchtetes Turmfenster in der Mitte des Palastes wurde plötzlich dunkel. Und dann erlosch auch die ganze Szenerie.

      Ergriffen hingen meine Augen noch eine Weile auf der jetzt in tiefdunklem Schwarz schweigenden Wölbung des Kristallspiegels mit seiner bläulich schimmernden Einfassung. Andächtig legte ich den wundersamen Gegenstand an mein Herz.

      Wo ich stand, war danach kein Schlamm mehr zu sehen. Nur eine Vertiefung aus reinem weißem Sand glitzerte dort, wo eben noch ein Schlammloch gewesen war. Und wie zum Zeichen durchblitzte ein hauchfeiner Lichtstrahl für einen Moment mein Seelenwasser nochmals von oben nach unten, bis auf den Grund. Der Strahl traf haargenau die Mitte der Vertiefung, – die Stelle, wo der Kristallspiegel eben noch im Schlamm gelegen hatte.

      Tief nachdenklich schaute ich um mich und verabschiedete mich von diesem Ort verheißungsvollen Geschehens. Dann trat ich den Rückweg an und war bald wieder zurück, dort, wo mein Alltag mit vielen kleineren und größeren Herausforderungen auf mich wartete.

      3

      Auf Du und Du mit einer M eerjungfrau

      Tage und Wochen, Monate und Jahre vergingen. Mein Alltag stellte in dieser Zeit steigende Anforderungen an mich, so dass ich sehr viel bloße Denkkraft und Konzentration aufwenden musste, um allen Anforderungen zu genügen. Meine Gefühle blieben dabei etwas auf der Strecke. Wohl deshalb verlor ich von Zeit zu Zeit meinen Kristallspiegel aus den Augen, obwohl ich stets spürte, dass er an Ort und Stelle war, wo ich ihn vorsorglich angebracht hatte, – an meinem Herzen. Mein Herzrhythmus hatte sich jedoch sonderbar verändert, seit der Kristallspiegel sich in unmittelbarer Nähe befand. Inwiefern, das wusste ich nicht so recht. Aber ich hatte ein wohliges Gefühl dabei.

      Natürlich unternahm ich während dieser Zeit unzählige Tauchgänge im Wasser meiner Seele. Dies zu tun war für mich unentbehrliche Gewohnheit geworden. Wie oft fragte ich mich nicht in bestimmten Situationen, warum ich eigentlich dieses oder jenes empfand, fühlte, dachte, plante oder spontan ausführte. Jede solche Frage veranlasste einen Antwort suchenden Tauchgang im Wasser meiner Seele, wo Schmutzpartikel und Schlammwolken mir immer wieder die Sicht versperrten, bis es mir schließlich gelang, ein weiteres bisschen Klarheit zu gewinnen.

      Auf welche Weise solche seelische Klärung eigentlich zustande kam, entzog sich meiner wachbewussten Aufmerksamkeit. Hingegen kam es vor, dass ich interessante Beobachtungen machen konnte, wenn ich den Ursachen und Zusammenhängen meines Alltagsgeschehens unterhalb meines seelischen Meeresspiegels nachging. Dafür möchte ich hier ein Beispiel geben.

      Einmal hatte ich während eines Tauchgangs sehr ausdauernd und stets guten Willens nachgeforscht. Immer wieder hatte ich meine Problematik möglichst unangestrengt von neuen oder gar ungewöhnlichen Blickwinkeln her betrachtet und mich dabei mit offenem Blick um die Sichtversperrenden Schlammwolken herum geschlängelt, die mir im trüben Wasser meiner Seele überall hin folgten, unberechenbar und schlangenhaft.

      Da plötzlich musste ich wohl einen neuralgischen Punkt des Schlangenhaften empfindlich getroffen haben. Denn unerwartet entstanden kräftige Wirbel und neuartige Strömungen, die alle schattenhaften Partikel an sich zogen und sie irgendwie „verschlangen“. Bei meiner Rückkehr an die Oberfläche stellte ich fest, dass meine Alltagsproblematik sich hier in ein entsprechend neues Licht gestellt hatte, ja, sich sozusagen von allein geklärt hatte.

      *

      Eines Tages veranlasste irgendetwas in meinem Herzen mich dazu, eine wagemutige Expedition zu unternehmen. Allerdings wusste ich nichts Näheres darüber, was mich erwartete. Ich machte mich einfach auf den Weg, tauchte ab und schwamm sehr weit in eine mir unbekannte Richtung, die mir innerlich vorgegeben schien. Wie gewohnt folgte ich dabei dem wechselhaften Terrain meines Seelengrundes.

      Zu meinem Erstaunen fiel das Terrain auf dieser Tour so stark ab, dass ich in unbekannte Tiefen gelangte. Es wurde deshalb immer dunkler um mich herum, und mir wurde allmählich recht unbehaglich zumute. Nach einigen weiteren Schwimmzügen fiel der Meeresboden fast senkrecht ab. Eine beunruhigend dunkle Tiefe tat sich unter mir auf, wobei ein saugendes Gefühl mich von Kopf bis Fuß ergriff, als wolle es mich für immer abwärts ziehen.

      Noch hatte ich Kraft genug, um mich dem saugenden Gefühl in mir zu widersetzen. Aber ich spürte deutlich, dass meine Kräfte nachlassen würden, je tiefer ich käme. Gerade hatte ich mich zur Umkehr entschieden, da erblickte ich in horizontaler Richtung eine sonderbare, irgendwie verlockende Lichterscheinung. Überrascht schwamm ich dem unbekannten Phänomen entgegen und erreichte kurz darauf einen breiten Lichtstreifen, der, ähnlich einem Schacht, von der Oberfläche meines Bewusstseinsmeeres her kommend in dessen tiefste Tiefen hinabzuführen schien.

      Gleichsam erlöst schwamm ich hinein in den senkrechten Lichtschacht, wo zahlreiche, winzig kleine Elementarwesen in schneeweißen Gewändern mich begrüßend umzingelten. Je mehr ich mich dem verlockenden Licht genähert hatte, desto wohler war mir zumute geworden. Dank des Lichtschachtes konnte ich jetzt mühelos weiter abwärts schwimmen, eskortiert von einer Schar kleiner Elementarfreunde, die offenbar weder Augen zu sehen noch Ohren zu hören hatten, sich aber dennoch orientierungsfähig erwiesen, ebenso wie sie sich mir gegenüber äußerst entgegenkommend verhielten.

      Als ich für einen kurzen Augenblick aus dem Lichtschacht herausspähte, stellte ich fest, dass die Dämmerung dort draußen sich mit zunehmender Tiefe veränderte. Sie wirkte transparenter als vorher und war von leicht violetter Färbung. Hier gab es weder Schlamm noch Rückstände irgendwelcher Art, was mich sehr überraschte. Dennoch konnte in dieser Tiefe natürlich nicht, wie oberhalb des Meeresspiegels, von klarer Fernsicht die Rede sein.

      Während ich weiter abwärts schwamm, wurde der Lichtschacht langsam etwas breiter. Schließlich erreichte ich die tiefste Tiefe meiner Seele und setzte meinen Fuß auf unbekannten Meeresboden. Fremdartige Pflanzen bildeten hier einen geheimnisvollen Dschungel, in welchem allerlei ebenso unbekannte Fische und Seetiere herumschwammen oder herumkrochen. Einige der Pflanzen streckten sich bis zu Baumgröße und schienen das Licht um sie herum sehr zu genießen, wohingegen die meisten Fische sich nur kurzzeitig im Lichtkreis aufhielten, um danach in die transparente Dämmerung zurückzukehren.

      Mir fiel auf, dass zwischen den Felsbrocken, die innerhalb des Lichtkreises verstreut umher lagen, hell strahlende Elementarwesen verkehrten. Einige von ihnen schienen unmittelbar aus dem felsigen Boden selbst herauszukommen und schwammen zielbewusst weiter aufwärts, dem Lichtschacht folgend. Andere kamen von oben herab und schienen im felsigen Meeresboden spurlos zu verschwinden.

      Ich richtete mich auf, ging schwebenden Schrittes aus dem Lichtkreis heraus und setzte mich kurz darauf auf einen Felsbrocken in der Dämmerung, um ein wenig zu mir zu kommen. Dabei ließ ich meinen Blick aufmerksam umherschweifen. Die Algenbäume wuchsen hier etwas üppiger als die im Lichtkreis, streckten sich aber mehr seitwärts und bildeten geradezu eine Wildnis, einen Dschungel von ineinander verschlungenen Pflanzenkörpern.

      Auffällig an dieser dämmerigen Unterwassernatur war, dass ein anregend fluoreszierendes Licht von allen Organismen ausging. Sämtliche Fische, Quallen und Krabben, sobald sie sich in ihrem natürlichen Element außerhalb des Lichtkreises bewegten, schillerten bunt aus sich selbst heraus und schwammen vielfarbig fluoreszierend umher. Die Szenerie um mich herum erweckte gleichsam den Eindruck eines farbenfrohen Karnevals der Unterwasserwelt.

      Ich fühlte mich konfrontiert mit einer fernen Vergangenheit meiner eigenen Existenz, so fern, dass es mir schwer fiel,