Wie ich verspüre, haben solche Erfahrungen damit zu tun, wie jeder von uns mit seinen Gefühlen und Gedanken umgeht. Darauf möchte ich etwas näher eingehen. Am besten bleibe ich erstmal bei meinen eigenen Gefühlen und Gedanken!
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Ich erlebe meine Gefühle und Gedanken als das Wasser meiner Seele. Mich interessierte schon immer, die geheimnisvolle Tiefe meiner seelischen Innenwelt näher kennen zu lernen. So dachte ich viel nach über mich selbst und mein Leben. Dabei entdeckte ich, dass das Wasser meiner Seele sich regelrecht erforschen lässt.
Wenn ich mich dabei von preschender Neugier und Abenteuerlust antreiben ließ, war es allerdings schwierig, die Wassertiefe meiner Seele auszuloten und so zu erforschen, dass ich mich dadurch erbaut und erfüllt fühlte. Mein Leben schien sich zu komplizieren. Meine gewollte Umarmung der mir begegnenden Zukunft verkrampfte sich, lähmte meine Glieder, ließ Ängste in mir aufsteigen.
Dies änderte sich, sobald ich meine Neugier und Abenteuerlust zurückstellte und meine Sehnsucht nach höherem Wissen und höherer Liebe als alleinigen Antrieb meiner Forschung benutzte. Das trübe Wasser meiner Seele klärte sich dann überraschend schnell und offenbarte mir einige weitere seiner vielen Geheimnisse. Die mich zuweilen heftig umklammernden Arme der Zukunft wurden mit einem Mal weich und wohltuend. Meine Glieder streckten sich wohlbehaglich. Alle untergründigen Ängste verflüchtigten sich.
So wurde mir klar, dass ich hier und jetzt nicht nur ein Stück Vergangenheit bin. Mir wurde bewusst, dass ich nicht nur das bin, was meine Vergangenheit aus mir gemacht hat, sondern dass ich auch etwas bin, was meine Zukunft mit mir vorhat. Denn meine veränderte Forscherhaltung – von alleiniger Neugier zu höherem Wissensbedürfnis und von isolierter Abenteuerlust zu höherem Liebesbedürfnis – erzeugt eine besondere Strömung, die das Wasser meiner Seele neuartig in Bewegung setzt und die Energieströme meiner Zukunft, die mich in der Gegenwart ständig berühren, harmonisierend beeinflusst.
Ich musste jedoch auch erfahren, wie schwierig es sein kann, bei wankelmütig-schwachem Glauben an höheres Wissen und höhere Liebe die Erforschung meiner Seele erfolgreich zu betreiben. Immer wieder stiegen aufdringliche Neugier und preschende Abenteuerlust in mir auf, trübten das Wasser meiner Seele und reflektierten schattenhafte Vorkommnisse, die ich vorerst als wertvolle Errungenschaften einschätzte. Folglich war meine Seelenforschung lange Zeit nicht nur von glückseliger Erkenntnis, sondern auch von schmerzlicher Ernüchterung geprägt gewesen, was mich allmählich begreifen ließ, dass ein Übermaß an Neugier und Abenteuerlust meine Sinne getäuscht und das Wasser meiner Seele getrübt hatten.
Bis auf weiteres schien mir nichts anderes übrig zu bleiben als immer wieder von vorn über meinen vermeintlich allzu schwachen Willen nachzusinnen. Mithilfe gebündelter Willenskraft müsste sich wohl am ehesten herausfinden lassen, nach welchen Gesetzen mein Fühlen und Denken sich einfärbt und formiert.
Es kam dann aber ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Ich begann einzusehen, dass gebündelte Willenskraft grundsätzlich nicht ausreicht, wo es darum geht, in meiner Seele nachhaltige Klarheit zu schaffen. So kam ich auf die gute Idee, meinem energisch gebündelten Forscherwillen ein gewisses Maß an Zurückhaltung und Unbestimmtheit entgegenzusetzen, einen gefügigen Willen zum Guten, der von vornherein auf jegliche Druckmittel verzichtet. Das bewirkte Erfolge, die ich kaum zu erhoffen gewagt hatte.
Also setzte ich meine Beobachtungen in den verborgenen Gefilden meines Seelenmeeres fort, ausgerüstet mit soviel gutem Willen der erwähnten Art, wie ich aufzubringen vermochte. Wir gern hätte ich mich nicht in klarem Wasser befunden, um alles unbeschwerter betrachten und studieren zu können. Aber das Oberflächenwasser meines Seelenmeeres ließ nicht viel Licht durch. Das lag an dem Staub, Schlamm und Schutt, der meinen Seelengrund über weite Strecken bedeckte und durch willkürliche Strömungen immer wieder aufgewirbelt und nach oben getragen wurde.
Ich begriff allmählich, dass Staub, Schlamm und Schutt im Wasser meiner Seele Abfallprodukte sind, die überall entstehen, wo ungezügelte Neugier und Abenteuerlust am Werke sind. Denn ich brauchte nur ein klein wenig aufdringliche Neugier sowie preschende Abenteuerlust in mir Raum zu geben, dann war ich sofort in einer undurchdringlichen Wolke drin. Alle Substanzen in meinem Seelenwasser schienen deutlich auf mein Fühlen und Denken zu reagieren. Mit Hilfe meines guten Willens gelang es meistens, die mich umwirbelnden Schlammwolken so weit zu zerstreuen, dass ich mich orientieren und somit eigentliche Forschung betreiben konnte.
Während ich auf diese Weise schwimmend und forschend dem Terrain meines Seelengrundes folgte, erblickte ich dann und wann unförmige Gegenstände, die aus dem Schlamm hervorragten oder in den Schlammwolken eine irgendwie bedrohliche Gestalt annahmen. Manchmal gelang es mir, ihre Identität festzustellen. Wunderbarerweise gingen sie im Augenblick der Identifikation in Auflösung, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen. Ein weiteres Stückchen Klarheit entstand dadurch in meiner Seele.
Zum Glück sind meine Tauchgänge nicht nur von Schlammwolken begleitet. Zwischendurch stoße ich auf unterseeische Landschaften, die in großer Klarheit und Schönheit leuchten. Gleich Oasen der Reinheit und Fruchtbarkeit liegen sie dort unten in der Tiefe meiner Seele, in Licht gebadet. Denn die trüben Wassermassen über ihnen werden von geheimnisvollen Seelenkräften in strömender Bewegung gehalten, sodass Lichtdurchflutete Korridore sich bilden. Die Lichtwände dieser Korridore vibrieren in schillernden Farben. Winzige Elementarwesen in strahlend weißen Gewändern huschen umher. Sie reflektieren das ihnen innewohnende Licht in alle Richtungen und schaffen so in der tiefsten Tiefe meiner Seele Lebensbedingungen für herrlichste Lebensformen und Lebensnuancen.
In solcher von Licht durchfluteten Seelenlandschaft wandelt sich mein Lebensgefühl. Intensive Lebensfreude und tiefe Erfüllung überkommen mich. Die Schwere in mir und um mich herum scheint sich zu verflüchtigen. Ich bewege mich in leichtfüßig schwebendem Gang statt in Kraft fordernder schwimmender Aktion. Außerdem gibt es bei solcher Lichtintensität kaum etwas zu erforschen. Denn alles erstrahlt in beeindruckender Klarheit und beantwortet sich gleichsam von selbst.
Wenn ich mich in solcher Oase aufhalte, kann mich das Bedürfnis überkommen, mich dorthin zurückzuziehen. Bei solchen Gedanken erheben sich jedoch alsbald dunkle Schlammwolken gleich außerhalb der Oase, und eine kühle Strömung berührt mich. So werde ich ermahnt, dass ich nicht lebe, um mich genüsslich in Oasen niederzulassen, sondern um die noch trüben Regionen meines Seelenmeeres in blühende Gärten umzugestalten.
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Eines Tages hatte ich gerade eine besonders bezaubernde Oase verlassen, um ein angrenzendes halbdunkles Gebiet näher zu untersuchen, als ich unversehens in eine schlammige Vertiefung trat und dabei gegen etwas Hartes stieß. Ich beugte mich hinunter und griff beherzt hinein in den Schlamm, um das gewisse Etwas abzutasten und eventuell herauszuziehen.
Das gelang auch. Doch musste ich den Gegenstand sogleich wieder fallen lassen; denn etwas Scharfes an ihm verpasste mir beim Greifen eine Schnittwunde in den Zeigefinger. Ein Hauch von Neugier musste mich wohl gepackt haben, so dass ich mich ein wenig über die gebotene Vorsicht hinweggesetzt hatte. Auf dem sandigen Meeresboden neben der schlammigen Vertiefung lag jetzt ein kreisrunder, flacher, leicht gewölbter Gegenstand, einem Spiegel ähnlich, nur ohne Griff. Eine markant hervortretende, wunderbar gearbeitete Einfassung aus Kristall glitzerte mir bläulich entgegen. Die Spiegelfläche selbst trat dunkel, matt und unergründlich hervor. Sie reflektierte kein Licht, sondern schien die sie treffenden Lichtstrahlen zu absorbieren. Ein Blutstropfen aus der Schnittwunde meines Zeigefingers haftete für einen Augenblick auf der leicht gewölbten Spiegelfläche, löste sich aber alsbald in Nichts auf.
Vorsichtig umfasste ich nun mit beiden Händen den spiegelähnlichen Gegenstand, auf welchem keinerlei Widerspiegelung zu erkennen war. Ich spürte die Schärfe der Kristallfacetten des Spiegelrandes auf meiner Haut. Und ich vernahm, dass es eine lebendige Schärfe war, eine, die mit meinen Gefühlen und Gedanken korrespondierte. Denn als ich den Gegenstand ehrfürchtig wieder aufgehoben hatte, legte er sich in meinen Handflächen gleichsam zurecht, ohne mir irgendwelches