Maggy war von ihrem neuen Liebhaber begeistert. Er stellte das Gegenteil zu ihrem spröden Gatten dar, der als Bürohengst, wie sie ihn abfällig nannte, nur seine Akten im Kopf hatte und an den schönen Dingen des Lebens vorüberging. Anstatt während der Abende etwas zu unternehmen, hatte er sich das Rotweintrinken angewöhnt. Nach dem Leeren einer Flasche schlief er regelmäßig während der Zeitungslektüre oder vor dem Fernseher ein. Hinzu kam seine krankhafte Eifersucht, die Maggy auf ein berufsbedingtes Misstrauen gegenüber seinen Mitmenschen zurückführte. Bei Niki war das nun alles anders. Bei ihm stand sie im Mittelpunkt, zudem verstand es ihr Liebhaber auf ihre bislang unterdrückten weiblichen Sehnsüchte einzugehen. Das intensive Sexualleben in seiner Studentenbude empfand sie als hinreißendes Lebensgefühl.
Eines Nachmittags war Niki mit seinem Fahrrad im Westen Münchens, in der Nähe von Maggys Wohnung, unterwegs. Spontan und ohne sich Gedanken über sein plötzliches Kommen zu machen, entschloss er sich ihr einen Besuch abzustatten. Schon lange interessierte ihn wie sie wohnte und natürlich hoffte er auf ein schnelles Abenteuer.
„Weshalb kommst du her?“, begrüßte ihn Maggy reserviert und wenig begeistert, „Du weißt, mein Mann kommt unregelmäßig nach Hause und mit ihm ist nicht gut Kirschen essen.“
Doch Niki tat ihre Bedenken ab, drängte in die Wohnung und kam dort im Wohnzimmer zur Sache. Mit geübter Hand streifte er ihren Slip ab und um den Größenunterschied zwischen ihnen auszugleichen, setzte er sie auf seine ineinander verschlungenen Hände, hob sie in die passende Position und drang in sie ein. Während er mit dem Rücken an der Zimmerwand lehnte, unterstützte sie seine kräftigen Bewegungen mit ihren Beinen. Von seiner spontanen Art überrumpelt, gab sich die Überraschte dem unerwarteten Vergnügen hin und sie waren mitten im Liebesspiel, als im Flur plötzlich Geräusche zu hören waren.
Mit einem leisen Schrei löste sich Maggy. „Mein Mann! Versteck´ dich!“ Blitzartig schob sie Niki in ein angrenzendes Zimmer.
Wie er sofort feststellte, war es das Schlafgemach des Ehepaares. Ein Kleiderschrank, das Ehebett und ein großer Toilettentisch mit Spiegel waren die einzigen Einrichtungsgegenstände. Wo wollte er sich hier verstecken? Auch im angrenzenden Badezimmer ließ sich kein Schlupfwinkel entdecken und es gab auch keinen weiteren Ausgang. Er war gefangen und Panik erfasste ihn. Ohne zu überlegen öffnete er das Fenster des Schlafzimmers und sprang hinaus. Er wusste nicht wohin er sprang, doch er spürte es sofort. Unter dem Fenster waren Heckenrosenbüsche gepflanzt, in die er der Länge nach stürzte. Heftiger Schmerz durchfuhr ihn, doch er rappelte sich sofort wieder hoch und bahnte sich einen Weg durch das Gestrüpp.
Maggys Ehemann hatte nichtsahnend das Wohnzimmer betreten, doch als er das entgeisterte Gesicht seiner Frau und den am Boden liegenden Schlüpfer sah, erfasste er die Situation blitzschnell.
„Wo ist der Kerl?“, fuhr er Maggy an und versetzte ihr eine Ohrfeige.
Die völlig Verstörte brachte zunächst kein Wort über die Lippen und begann dann hysterisch zu schreien. Ihr Mann blickte um sich und riss dann die Tür zum Schlafzimmer auf. Als er das offene Fenster sah, griff er nach seiner Dienstpistole und machte sich an die Verfolgung des Nebenbuhlers.
Niki war in der Zwischenzeit um den Häuserblock zu seinem Fahrrad gelaufen, das er am Eingang des Hauses abgestellt hatte. Es war höchste Zeit das Weite zu suchen, denn der Ehemann kam, mit der Pistole in der Hand, bereits aus dem Haus gestürzt.
„Halt, du verdammtes Schwein, bleib´ stehen, oder ich schieße!“, brüllte er hinter dem Flüchtenden her. Doch Niki kümmerte sich nicht darum, sondern trat mit aller Macht in die Pedalen. Um seinem Verfolger kein festes Ziel zu bieten, fuhr er in Schlangenlinien von einer Straßenseite auf die andere. Über mehrere Umwege gelangte er schließlich wieder ins Studentenheim und versteckte sein Fahrrad dort im Keller.
Als er kurz danach in meiner Studentenbude erschien, keuchte er vor Anstrengung. Blut klebte an Stirn und Händen und seine Jacke war an mehreren Stellen zerrissen. Allmählich beruhigte er sich. Seine Verletzungen versorgte ich mit Jod und Heftpflaster und die Risse in seiner Kleidung waren für ihn nicht der Rede wert.
Während Niki sein Abenteuer glimpflich überstand, musste Maggy für ihren Seitensprung schwer büßen. Der Gatte verprügelte sie und für mehrere Tage konnte sie, wegen mehrerer Hämatome an Gesicht und Körper, das Haus nicht verlassen. Trotz seines ständigen Drängens, den Namen ihres Liebhabers preiszugeben, schwieg Maggy standhaft. In seiner Eifersucht gebärdete sich ihr Mann wie ein Irrer und verdächtigte fast jeden männlichen Bekannten als potenziellen Nebenbuhler. Zur Strafe sollte Maggy die Wohnung nicht mehr alleine verlassen. Erst nach einer Pause von drei Wochen gelang es ihr, Niki im Studentenheim wieder zu besuchen. Zwar ging ihr Liebesleben dort wieder seinen gewohnten Gang, doch sie bestand darauf, die gemeinsamen Nachmittage in meiner Studentenbude zu verbringen. Während dieser Zeit zog ich dann in Nikis Zimmer und versuchte mich dort auf meine Arbeit zu konzentrieren.
Das Ende ihrer Beziehung kam wie ein Blitz aus heiterem Himmel: Mit einem Mal ließ sich Maggy von ihrem Mann scheiden. Der Grund war aber keineswegs Niki. Anlass war ein begüterter Witwer, den Maggy erst kürzlich bei einer Freundin kennen gelernt hatte und der am Bodensee ein luxuriöses Landhaus und ein Gestüt besaß. Der Wohlsituierte war von ihr sofort begeistert gewesen und als er der Überraschten einen Heiratsantrag machte, sagte sie auf der Stelle ja.
Niki war über Maggys Verhalten außer sich und der verletzte Stolz des abgehalfterten Liebhabers kochte in ihm hoch. Wer war er denn, das sie so mit ihm umspringen konnte? War das die Liebe, von der sie immer gesprochen hatte? Wie konnte er sich nur so täuschen lassen?
Auf seine emotionalen Ausbrüche reagierte Maggy kühl und als er sie schließlich um eine letzte Aussprache bat, schlug sie ihm auch diese ab. Noch vor ihrer Scheidung zog sie zu ihrem künftigen Mann an den Bodensee.
Erst nach vielen Jahren begegnete Niki seiner früheren Geliebten wieder. Während eines sonntäglichen Spaziergangs in Münchens Englischem Garten traf er Maggy und Ihren Mann am Chinesischen Turm beim Kaffeetrinken. Das Ehepaar verbrachte, nach dem Besuch einer Opernaufführung, einige Tage in der Stadt. Aus dem biegsamen Geschöpf von einst war eine vollschlanke resolute Dame geworden, die ihren Mann, einen inzwischen weißhaarigen Zausel, nach Lust und Laune kommandierte. Ihre autoritäre Art schien ihm jedoch nichts auszumachen. Im Gegenteil, er schien glücklich, wenn die Gattin alles in seinem Sinn regelte.
Nach den ersten befangenen Sätzen wurde es dann doch ein angenehmes Wiedersehen, bei dem selbstverständlich jeder Hinweis auf die gemeinsame Vergangenheit taktvoll vermieden wurde. Beim Abschied lud ihn Maggy sogar zu einem Besuch an den Bodensee ein. Der Ehemann hatte nichts dagegen und als Niki einige Wochen später der Einladung folgte, hatte er Gelegenheit, das stilvolle Landleben auf einem Gestüt kennenzulernen.
Jetzt verstand er auch Maggys damalige Entscheidung, ihn Hals über Kopf zu verlassen. Was hätte er ihr außer Sex bieten können? Gewiss wäre ihre Beziehung nicht von Dauer gewesen. Wie er sich kannte, hätte er sich nach gegebener Zeit, eine andere gesucht. Hier hingegen führte sie, im Kreis kultivierter und vermögender Freunde, ein Leben wie Gott in Frankreich und erfreute sich einer hoch geachteten gesellschaftlichen Position. Bei einigen Ausritten unterhielten sie sich über Gott und die Welt. Von den Umständen ihrer Trennung oder gar einer Wiederbelebung der alten Beziehung war jedoch nie die Rede.
Kapitel 4
Nikis frustrierende Enttäuschung wegen Maggy hielt nicht lange an. Sein verletztes Ego lechzte nach Selbstbestätigung. Die aus seinem Bemühen um Frauen resultierenden Beziehungen waren in der Regel aber von so kurzer Dauer, dass deren Ende und der Beginn einer neuen Liaison ineinander übergingen. Es kam deshalb ständig zu stürmischen Auseinandersetzungen mit den jeweils Enttäuschten, was Niki aber nicht viel auszumachen schien.
In