Das Malteser Hospital
„Auf Männer, ob jung oder alt, reich oder arm!“ rief der preußische König Friedrich aus. „Wie kann nur eine Frau ein Volk regieren? So etwas hat es doch noch nie gegeben. Dem setze ich sofort ein Ende!“ posaunte der König seinem engsten Berater zu. „Die Macht lasse ich mir von Maria Theresia von Österreich ganz sicher nicht entreißen!“
So tobte bereits seit vielen Jahren der Krieg, der seine Opfer forderte. Auf ihren Rössern ritten die Soldaten mit Hellebarden, Musketen und Kanonen ihren Feinden entgegen. Die Sättel der Gäule trugen das Wappen des Königs von Preußen. Männer fielen, von dem Schrot der Musketen oder den Spitzen der Hellebarden getroffen. „Bringt die Verletzten in das Malteser Hospitalgut!“ schrie einer der Reiter. Hurtig eilte das Fußvolk herbei, hob die Verletzten vom Schlachtfeld auf. Schnell schafften sie die Getroffenen hinweg zu den steinernen Mauern des Städtchens Bad Sobernheim. Ganz nah am Dorf gelegen umschloss die Stadtmauer die Hütten und stolzen Patrizierhäuser. Inmitten dessen erhob sich das Malteser Hospitalgut mit einem zweistöckigen Giebeldach. Die dunkelgrauen Schieferplatten im unteren Bereich vereinigten sich mit dem oberen Teil des Hauses. Ein langer Anbau mit einer dahinter gelegenen Scheune schloss sich mit einem großen runden Tor an, an dem ein Wappen prangte. Gleich dahinter thronte der Donnersberg. Die Ritter des Ordens kamen einst aus Malta. Einer der Männer hieb mit seiner wuchtigen Faust gegen die Pforte aus Eichenholz. Jemand öffnete. Die Malteser kamen mit Tragen, die sie auf die Bretter auf dem Boden stellten. Die Verletzten stöhnten vor Schmerzen. Blut lief ihnen aus den Wunden. Schmerzverzerrt legte sich die Haut ihrer Gesichter in Falten.Einer nach dem anderen verschwanden im Inneren des Hauses. Aus der Ferne hallten die Hufen eines Pferdes, nach und nach zerbrach die Eisschicht auf den Pfützen auf dem Lehm. Die Helfer der Malteser schauten auf. Der Förster in seiner grünen Jacke sah nach dem Rechten. „Jakob“, sprach er einen der Helfer an, „braucht Ihr Nahrung oder Verbandszeug?“ Utsch stieg von seinem Gaul ab und band den Riemen an einem schmalen Balken fest. „Ich bringe Euch Gemüse und jede Menge Speck und Eier. Kümmert Euch gut um die Kranken. Aus der Satteltasche holte der Förster noch Essig zum Desinfizieren der Hände und der Wunden, ebenso Tücher aus Leinenstoff. „Nehmt diese Verbände, benutzt sie immer wieder. Wascht Ihr sie gründlich aus, bleiben sie sauber. Was mir noch wichtig erscheint: Seid immer ein freundlicher und zuvorkommender Gastgeber für die Menschen, die Eurer Hilfe bedürfen. Es ist mein Haus und ich lege sehr großen Wert darauf.“ Utsch wandte sich der Pforte zu und schlenderte gemeinsam mit Jakob zu den Kranken. Sie lagen auf Pritschen, dünn nur mit Stroh ausgelegt mit einem sauberen Laken darüber. Emsig huschten die Malteser, wischten dem einen den Schweiß von der Stirn, sie legten neue Verbände an, flößten den Schreienden Alkohol ein, damit sie die Schmerzen leichter ertrugen und vielleicht sogar schliefen. „Einen Korb Schlehen lasse ich Euch noch hier. Daraus könnt Ihr Tee kochen oder auch ein Öl bereiten.“ Utsch schaute Jakob unentwegt an. „Ja, mein Herr. Dieser Tee ist gut gegen Fieber, sollten die Verwundeten Wundbrand bekommen. Habt Dank und bringt uns bitte noch Kartoffeln bei nächster Gelegenheit. Ich will, dass die Soldaten wieder auf die Füße kommen und eine gute Mahlzeit hilft dabei.“ Rund um das Amt Bad Sobernheim reihten sich noch Langenlonsheim, Rüdesheim und Rheinböllen, Ingelheim und Stromberg.
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