Автор: | Margarete Hachenberg |
Издательство: | Bookwire |
Серия: | |
Жанр произведения: | Языкознание |
Год издания: | 0 |
isbn: | 9783748590590 |
Macht mir reichlich Kartoffeln dazu!“ Unterdessen machte es sich der Förster in seiner großen Wohnstube bequem. Im edlen Glanz erstrahlte eine braune Kommode auf vier Füßen mit kostbarem Gold verziert, genauso wie die mit Blumenranken bemalten Schubladen mit ihren Griffen. Vor dem Förster stand ein kleiner schmiedeeiserner Tisch auf vier schmalen grauen Beinen. Wellenförmiges Dekor lief über die Bretterdielen in der Mitte des Tischchens, unter der braunglänzenden Platte verzierte Gold die Wellen und Spitzen, die dieses Möbel prächtig ausschauen ließen. Utsch saß auf einem Kanapee, bezogen mit einem braun-beigen Stoff. Gebogen standen die äußeren Beine, gerade die mittleren. Holz umrahmte mit Rosenschnitzereien dieses schöne Stück. Weit schweiften die Gedanken des Försters ab. „Lene, ach Ihr holde Maid, ich werde Euch eine große Freude machen.“ Utsch sah das liebliche Mädchen vor sich stehen. Ihre Wangen glühten und sie lächelte sehr zaghaft und schüchtern. „Wie zart sie aussieht, wie zerbrechlich!“ lächelte der Förster verträumt vor sich hin. So oft es ihm möglich war, hielt Friedrich Wilhelm Utsch sich in seinem Haus in Bacharach auf, um gerade jetzt ausgedehnte Spaziergänge durch den Wald zu machen. Der vergangene Sommer brachte schwüle Hitze, jetzt blitzte und donnerte es, Sturzbäche fielen vom Himmel. Mit hohen Stiefeln watete Utsch durch die Pfützen. Aus der nassen Erde sprossen die saftigen Champignons mit den weißen Kappen und braunen Lamellen, die mit braunem Hut hatte er bereits auf der großen Wiese geerntet und sich in sein Jutesäckchen gesteckt. In seiner Hand trug der Jäger des Kurfürsten einen hölzernen Eimer. „Wenn ich sie von den Nadeln und dem Laub befreie, sie kühl und trocken lagere, könnte ich die Pilze sicher auch nach dem Wochenende bei Lene zu Hause abgeben.“ Buntes Laub wirbelte durch die diesige Luft von den Bäumen und bedeckte die braune Erde wie einen kostbaren Teppich. Der vergangene Sommer brachte neben der Hitze kaum Regen. Seit August regnete es unaufhörlich und so streckten die orange leuchtenden Pfifferlinge ihre Köpfe mit ihren Vertiefungen aus dem Boden. Die Lamellen wuchsen am Stiel entlang. Mit geübtem Griff drehte der Förster die Stiele vom Erdreich ab und warf die Pilze in seinen Beutel. Langsam schritt Utsch den Waldboden ab, stieß mit einen hohen Stulpenstiefeln Äste zur Seite, bahnte sich seinen Weg durch das dichte Dickicht. Noch zwitscherten Vögel in den Ästen der Bäume, dichte graue Wolken zogen über den Wanderer hinweg. Friedrich Wilhelm Utsch zog sich seine grüne Jacke fester um die Schultern, richtete seinen Dreispitz auf dem Kopf, als er unter einem Baum eine Vielzahl Steinpilze entdeckte. Die wuchtigen braunen Köpfe wuchsen auf einem Stiel, der einem Baumstamm ähnelte. „Ich muss mir diesen Pilz von unten ansehen“, überlegte er, drehte den Stiel am Boden ab. So hob er ihn. „Glück gehabt“, dachte der Mann, „ein gelber Schwamm. Hierbei handelt es sich tatsächlich um einen Steinpilz. Wäre der Schwamm rosa, hätte ich einen Gallenröhrling in meiner Hand, der nicht zu genießen ist wegen seinem bitteren Geschmack.“ Stunden hielt sich Utsch im Wald auf und sein Jutesäckchen füllte sich zusätzlich mit Hexenröhrlingen und Maronen. „Dort sind ja noch mehr Champignons“, redete der Förster zu sich selbst. Er ging zu der Stelle, nahm sich einen der Pilze und drehte ihn herum. „Nein, das ist der giftige Knollenblätterpilz. Während die Champignons braune Lamellen haben, sind diese hier weiß.“ Er warf den Pilz weg. Unter den Tannen standen Habichtpilze mit ihren riesigen Schirmen auf dünnen Stielen. „Hier brauche ich lediglich den Schirm. Ich finde den weißen Hut so schön mit seinen Mustern, die wie die Federn eines Habichts aussehen. Die ziehe ich durch ein verquirltes Ei und Mehl, brate sie mir wie das Schnitzel eines Wildschweines. Darauf freue ich mich ganz besonders.“ Fröhlich pfiff er ein Lied, als ein Sturm heraufzog und den Mann zwang, auf seinem Pferd nach Hause zu reiten. „Heinrich“, sprach Ludwig in der darauffolgenden Nacht, „holt Euer Beil, wir zerlegen das Wild. In der Zwischenzeit ziehe ich die Tiere aus der Truhe und lege sie bereit.“ Heinrich lief schnell in den Stall an seiner Hütte und holte das Beil. „Kommt, ziehen wir die Türe zu und schieben den eisernen Riegel vor. Sicher ist sicher. Wer weiß, ob die Nachbarn von den Schlägen nicht doch etwas mitbekommen. Ich habe ein langes und scharfes Messer von zu Hause mitgebracht, Ludwig. Den beiden Hasen und den Rehen trenne ich erst einmal das Fell ab. Lasst uns das trocknen und es an einem Markttag in einer fern gelegenen Stadt verkaufen. Was meint Ihr dazu, Ludwig?“ Das ist eine sehr gute Idee, Heinrich. In meiner Hütte in der kleinen Kammer hänge ich die Haut zum Trocknen auf. Wir waschen das, sonst stinken die Felle womöglich nach wenigen Tagen und verraten uns.“ „So machen wir das“, gab Heinrich zur Antwort, nahm sein Messer und schnitt. „Ludwig, spannt die Haut! Ja, genau so, dann fährt mein Messer leichter zwischen Fell und Fleisch vorbei. Dreht das Reh nun zur anderen Seite und dann geht es hier weiter!“ Die Männer kauerten auf dem mit Lehm bedeckten Boden der Hütte. Kerzenstummel verbreiteten kärgliches Licht und bei jedem Windzug, der durch die Ritzen des Hauses zog, drohten sie zu erlöschen. Die Bretter der Hütte klapperten und Regen peitschte prasselnd auf das morsche Dach. Dumpf klangen die Beilhiebe, als Heinrich die Tiere in Stücke teilte. „Hätte der gute Förster uns nicht eine große Schale Salz geschenkt, was würden wir jetzt machen?“ Ludwig strahlte, holte das Salz vom Regal in der Küche und bestrich das Wildfleisch dünn auf allen Seiten. Nach und nach legte er dann die Fleischteile in die Truhe. „Einen Teil, Heinrich, behalte ich, das andere nehmt mit nach Hause. Nun kann Weihnachten kommen, mein Lieber. Ich freue mich darauf.“ „Ja, Ludwig und noch etwas. Wenn die Kartoffel in der Glut des Feuers gart, warum dann nicht auch über dem Feuer im Kessel? Lasst uns das mal versuchen.“ Franz fuhr zu seiner Hütte. In seinen Karren, die er von den Äckern nach Hause brachte, befanden sich Weizen, Roggen, Hafer und Gerste. Seit Tagen schnitt er mit seiner Sichel das Getreide. „Lene, helft mir, das zu bündeln!“ Lene holte kurze Stricke aus der Scheune, die dort an der Wand an einem Nagel hingen. Franz bückte sich, nahm einen Arm voll des gelben Getreides und schüttelte es kräftig über dem Karren aus. „Bindet das sehr fest, Tochter“, kommandierte er. Lene nahm die Schnur und band das Getreide im Arm ihres Vaters zusammen. „Vater, wir haben kein Korn mehr in unserem Jutesäckchen. Es ist allerhöchste Zeit, dass ich es mahle. Wie gut, dass Ihr damit kommt. Hoffentlich bleibt genug für uns in den Karren zurück.“ „Schwatzt nicht so viel, kümmert Euch um die Arbeit und bringt dann dem Gesinde des Kurfürsten dieses Korn zum Schloss!“ Franz ärgerte sich darüber, dass sein Fladenbrot am Morgen so winzig ausfiel. Jetzt kannte er den Grund. „Ein Bündel dieses Korns behalte ich für mich zurück“, entschied er in diesem Moment. „Dann reicht uns der Vorrat länger.“ Sein Magen knurrte so sehr wie schon lange nicht mehr. Lenes Wangen röteten sich. „Was schnauzt Ihr Eure Tochter so an?“ Franz drehte sich um seine eigene Achse. Wem gehörte diese Stimme? Mit Besuch rechnete er nicht. Franz sah Förster Utsch vor sich stehen. „Was sucht Ihr denn auf meinem Hof? Solltet Ihr nicht längst beim Kurfürsten sein?“ Franz schnaubte vor Wut. „Was geht Euch das überhaupt an?“ erwiderte der Förster. „Lasst das mal meine Sorge sein.“ Utsch lächelte Lene an. „Kommt, ich habe Euch etwas mitgebracht.“ „Da fragt Ihr mich zu allererst einmal um Erlaubnis!“ herrschte Franz den Erbförster an. An meinem Hof könnt Ihr nicht machen, was Ihr wollt und wie ich mit Lene verfahre, ist ganz alleine meine Sache als ihr Vater und Gebieter.“ „Habt Ihr denn gar keinen Respekt vor mir als dem Erbförster des Kurfürsten?“ wollte Utsch wissen. „Wenn Ihr mich anfahrt wegen meines Umgangs mit Lene, erweist Ihr mir auch nicht den Respekt, der mir gebührt!“ Franz beruhigte sich etwas. „Ich habe mich, wenn ich so offen sein darf“, begann Friedrich Wilhelm Utsch, „in Eure Tochter verliebt, als sie vor einiger Zeit an den Hof Karl Theodors kam, um Kartoffeln zu bringen. Verzeiht aufrichtig, dass ich Stellung für Lene bezog. Wie seht Ihr die Angelegenheit, mich hin und wieder hier auf Ihrem Gehöft mit Lene zu treffen?“ Der Förster wartete gespannt auf eine Antwort. „Ihr wisst doch ganz genau so gut wie ich, dass dies nicht standesgemäß ist. Ihr seid Teil der hohen Gesellschaft, wir nur arme Bauern.“ Franz wunderte sich doch sehr über die Bitte, die Utsch ihm vortrug. „Ja, ich weiß, mein Guter. Das ist mir gleichgültig, denn meine Liebe zu ihr fragt nicht nach dem Stand. Halten wir das geheim, so lange es geht. Ich komme ja sowieso öfter in dieses Tal, um euch Bauern mit den nötigsten Mitteln zu versorgen. Auch das darf unser Kurfürst nicht wissen. Euer Schaden wird es bestimmt nicht sein, wenn Ihr zulasst, dass ich Lene sehen darf. Utsch hielt dem Bauern den Jutesack hin. Franz schnürte das Bündel auf und warf einen Blick hinein. „Oh mein Gott, Lene, wir haben wieder etwas zu essen. Macht uns eine leckere Mahlzeit von diesen Pilzen!“ Franz lachte herzlich, zwinkerte dem Förster zu. „Habt Dank und ich erlaube, dass Ihr meine Tochter in meinem Beisein sehen könnt.“ „Lene, geht äußerst