Abgelaufen. M.G. Seinfeld. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: M.G. Seinfeld
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737569538
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war schwanger. Grund genug also, um unserer Beziehung einen weißen Anstrich von Legitimität zu verpassen. Um unsere Heirat anzumelden, fuhren wir nach Wien und parkten vor dem für uns zuständigen Amtsgebäude, einem roten Ziegelbau aus der Jahrhundertwende des vorigen Jahrhunderts mit zwei nebeneinander liegenden Stiegeneingängen. Über dem einen Eingang stand in verschmutzten, rostigen, einmal weiß gewesenen Metallbuchstaben »Standesamt«, über dem anderen Eingang »Bezirksgericht.«

      Seltsamerweise sah ich sofort vor meinem geistigen Auge die Brautpaare in Festtagskleidung beim Standesamt hinein stolzieren und die Männer in Unterhosen beim Bezirksgericht in Richtung des gegenüberliegenden Parks wieder heraus wanken.

      »Braucht man eigentlich für das Leben im Park einen Parkschein?«, fragte ich mich unwillkürlich. Und wo sind eigentlich die Bräute abgebogen, wenn nur mehr die Männer raus kommen? Kann es sein, dass man beim Bezirksgericht solo reingeht und beim Standesamt mit einer Braut am Arm wieder rauskommt? Je nachdem, von welcher Seite man kommt, kann man eine dort abgeben oder sich eine holen. Sich eine nehmen kostet viel, eine abgeben, alles, was man hat. Dann kommt nämlich die so genannte Rückbringschuld dazu. Wie komme ich eigentlich auf so etwas, dachte ich, das war doch total unrealistisch.

      »Was ist jetzt? Gehen wir rein oder nicht?«, fragte mich Manuela mit scharfem Unterton und riss mich aus meinen abstrusen Gedanken über die Bräutelagerhalle.

      »Natürlich, Schatz«, antwortete ich. »Sollten wir aber nicht, bevor wir diesen Schritt setzen, noch ein paar Dinge im Vorfeld klären? Ich meine, falls es doch schief geht?«

      »Wieso soll es schief gehen?«, fragte Manuela zurück. »Hast du Bedenken?«

      »Nein, Befürchtungen«, antwortete ich wahrheitsgemäß und sah Manuela an.

      Sie war hübsch, sie war schwanger und sie nahm mir teilweise die Sicht auf die beiden Eingangsbeschriftungen. Neben ihrem linken Ohr konnte man »Stand« lesen und neben dem rechten Ohr »Gericht« Es hatte den Anschein, als würde man das Wort »Standgericht« durch Manuelas Ohren ziehen.

      Mein Magen begann sich bei diesem etwas gespenstischen Anblick zu drehen. Ich bin eigentlich kein Mensch, der leicht abzuschrecken ist, aber Vorzeichen sind eben Vorzeichen. Ich bat Manuela, mir eine von meinen Magentabletten zu geben. Da ich von Natur aus einen nervösen Magen besitze, habe ich diese immer in meiner Reichweite, genauer gesagt in Manuelas Handtasche, da Manuela ja auch meistens der Verursacher dieser Schmerzen war. »Na, so schlimm wird es schon nicht werden«, antwortete Manuela. »Du wirst ja nicht hingerichtet!«

       Mein Magen krampfte sich daraufhin auf Tennisballgröße zusammen.

      »Also, was willst du klären?«, fragte Manuela meine Zustand ignorierend.

      »Na, ich dachte an so etwas wie einen Ehevertrag«, gestand ich Manuela.

      »Was ? Wozu Ehevertrag ? Was willst du da reinschreiben? Wie oft wir Sex haben? Oder wer die Schulden erhält? Haha.«

      »Zum Beispiel. Man hört oft, dass das Sexualleben nach langen Ehejahren oft rapide verschwindet.«

      »Blödsinn«, meinte Manuela. »Sex ist spontan.«

      »Eben. Migräne auch«, entgegnete ich.

      »Wie oft willst du denn vertraglich Sex haben?«, fragte sie.

      »Keine Ahnung. Was ist denn üblich in der Ehe? Ich kenne einen Freund, der darf einmal zu seinem Geburtstag und einmal zu Weihnachten.«

      »Wann hat dein Freund denn Geburtstag?«

      »Am 24.12.«

      »Sehr witzig«, ätzte Manuela.

      »Ich will das jetzt geklärt haben«, sagte ich. »Wie wäre es mit 7 mal in der Woche?«

      »Auf gar keinen Fall«, meinte Manuela. »Wann soll ich mich da entspannen?«

      »Na, dann 4 mal.«

      »3 mal.«

      »Okay«, sagte ich. »Montags, Mittwochs und Samstags.«

      »Gut. Aber wenn du vertraglich festlegen möchtest, wie oft wir Sex haben, dann möchte ich auch vertraglich festlegen, wie oft ich in der Woche ausgehen darf.«

      »Wozu willst du ausgehen«, fragte ich. »Wohin? Mit wem?«

      »Na, mit Freundinnen. Oder alleine. In Kurse, Seminare, schwimmen usw…«

      »Na gut«, meinte ich. »Wie oft ?«

      »Na, auch 3 mal.«

      »Und wann?«

      »Montags, Mittwochs und Samstags.«

       »Nein, nein, so geht das nicht«, entgegnete ich. »So kommen wir nicht weiter.«

      »Eben, Schluss mit den Diskussionen«, sagte Manuela. »Wir gehen da jetzt rein. Basta.«

      »Nein«, wimmerte ich. »Ich will nicht.«

      »Doch«, donnerte Manuela. Sie machte die Beifahrertüre auf, stieg ohne mich loszulassen aus (wie sie das schaffte, weiß ich bis heute nicht) und wollte mich über den Beifahrersitz hinweg auf den Gehweg zerren. Reaktionsschnell griff ich mit der rechten Hand nach dem Lenkrad und mit der linken krallte ich mich in die Lehne des Fahrersitzes. Allerdings hatte ich nicht mit Manuelas Kaltblütigkeit gerechnet. Sie fasste mit ihrer rechten Hand in meinen Schritt und meinte, über mich gebeugt, wenn ich jetzt nicht aussteige, drückt sie zu. Angesichts der drohenden Gefahr, meine Männlichkeit anders als in freudiger Erregung zu spüren, ließ ich die Rückenlehne los, griff nach hinten, holte unter dem Sitz den Eiskratzer hervor und hielt diesen unter Manuelas hübsche Nase. »Trau dich«, warnte ich Manuela.

      Doch Manuela meinte nur, der sei sowieso nicht geladen und drückte zu. Den Moment des folgenden männlichen Nirwanas nutzte mein Schatz, um mich aus dem Wagen zu zerren, da ich ja meine Weichteile halten musste. Wir sind schon bedauernswerte, sensible Wesen, wir Männer. Und die Frauen ganz schön schlau.

      Ich wartete am Boden liegend, bis meine Hoden wieder klar denken konnten, drehte mich blitzschnell auf den Bauch und biss Manuela in die Wade. Manuela schrie auf, knickte ein und fiel mit ihrem linken Knie auf meine Nase.

      Aua. Ich schmeckte Blut. »Das hast du davon«, zog Manuela schadenfroh Bilanz. Sie holte ein Taschentuch aus dem Handschuhfach, kniete sich neben mich und wischte mir grinsend das Blut von der Nase. Manuela gewährte mir, als sie sich über mich beugte, einen langen tiefen Blick in ihren Ausschnitt. Ich bin ein Mann, was soll’s. Vielleicht hatte ich ja damals auch eine Gehirnerschütterung, aber ich entschloss mich, aufzugeben. In Momenten wie diesen, wenn Manuela mich auf so schelmische Weise angrinste, wenn sie mich mit ihrer Weiblichkeit förmlich an die Wand drückte, war ich sowieso bereit, die Hosen herunter zu lassen (bildlich gesprochen) und für diese Frau alles zu geben. Mir wurde erst Jahre später bewusst, dass sie tatsächlich auch alles genommen hat, auch meine Hosen.

      Ein Passant, der des Weges kam, fragte uns, was denn passiert sei und ob er helfen könne. Er arbeite hier im Gebäude als Standesbeamter und könne von seinem Büro aus die Rettung verständigen. Nein, danke, kam es synchron aus unseren Mündern, »wir hätten nur gerne einen Termin für die Eheschließung. Haben Sie noch ein Taschentuch?

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