Abgelaufen. M.G. Seinfeld. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: M.G. Seinfeld
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783737569538
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Mit allem drum und viel dran. Vier runde Alufelgen mit Gummischutz, elektrohysterische Servolenkung, Overboard-Navigation, ABS, ESP, BSE, ASR, USB, AHA-Effekt, Lenkwinkelsensor, Klimaautomatik, adaptiv light, adaptives SQL, BÖSE Surround Sound, digitales DVD und natürlich die ultimative Alarmanlage, die NoStealing-HeavySound-2013.

      Nachdem ich für den Erwerb dieses Technoboliden sowieso schon Firmengelder veruntreut habe, möchte ich zumindest im Falle des Falles sicher sein, ein Fluchtauto zur Verfügung zu haben, das mir nicht geklaut werden kann. Wir leben in einer schlechten Welt. Und ganze 2 Wochen lang konnte ich meine neue Statusschaukel auch wirklich genießen, sofern ich noch Geld für den Treibstoff auftreiben konnte.

      Dann allerdings wurde es problematisch, vor allem nachts. Denn immer wenn ich schlafen ging, wurde die NoStealing-2013-HeavySound richtig munter. Wir hatten einfach nicht denselben Rhythmus.

      Die ersten Nächte dachte ich ja noch, mein Auto ruft wirklich um Hilfe, weil sich jemand erdreiste, ihn zu entführen oder unsittlich zu berühren. Aber von meinem Fenster aus war niemand in der Nähe meines Boliden zu sehen. Also wartete ich die ersten Male einfach die 5 Minuten ab, die die Kreischtrommel brauchte um sich wieder selbst zu beruhigen. Leider regte das wiederum die Nachbarn der Umgebung ziemlich auf. Was wiederum dazu führte, dass sie damit anfingen irgendwelche Gegenstände auf mein schönes Auto hinunterzuwerfen, welches die nächtliche Steinigung natürlich mit einem lauten Aufheulen quittierte. Ein Teufelskreis.

      Und man glaubt ja nicht, welche Dinge manche Leute nachts zur Hand haben. Toaster, Einbruchswerkzeuge, Schwangerschaftstests, Peitschen, Gummipuppen, Thermoflaschen, Schuhe, Fernbedienungen, Klopapierrollen, etc. Sogar ein Vibrator war dabei. Wahrscheinlich wurde der Ehemann auch wach und überraschte die Besitzerin bei dessen Gebrauch. Ich war ja dann froh, dass er den Liebeskolben und nicht die Frau hinunter geworfen hat, denn so stabil sind die japanischen Autos auch wieder nicht.

      Um also mein Auto vor weiteren Dellen zu schützen, musste ich wohl oder übel jede Nacht ein paar Mal raus. Bis ich eines Nachts die wahren Übeltäter stellen konnte. Krähen. Schwarze, hinterlistige Vögel aus der Familie der Rabenvögel. Und diese Biester hatten nicht nur einen Zeitplan, sondern auch einen Baum auf dem sie sich versammelten um sich jede Nacht über mich einen Ast zu lachen.

      Aber nicht mit mir. Ich drehte am folgenden Abend zur Nachtruhe das Licht ab und stellte mich schlafend. 2 Minuten danach ertönte von meinem Fensterbrett aus ein dezentes »Krah Krah«, gefolgt von einem leisen Flügelschlag. Das war der Späher, wahrscheinlich von Edgar Allan Poe ausgebildet. Ich schlich ans Fenster und sah entsetzt, wie zwei von diesen Biestern auf meinem Auto Tango tanzten. Bis ein lautes »Tuhtuhtuh«ertönte. Daraufhin flogen die Beiden zu dem besagten Baum und setzen sich zu den anderen Mitgliedern der hinterlistigen Vogelgang. Von dort aus beobachteten sie dann leise kichernd die sich nach und nach erhellenden Fenster.

      Am nächsten Tag besorgte ich mir ein Luftdruckgewehr. Da der Versammlungsbaum der schwarzen Biester zu weit weg und es außerdem in der Nacht stellenweise dunkel war, versuchte ich die Krähen während ihrer Tanzeinlage auf meinem Auto zu treffen. Die Lackschäden brachen mir das Herz.

      Außerdem reagierte mein neuer Japaner mit einem Gehirnschlag. Ab diesem Zeitpunkt erkannte er sein Herrchen nicht mehr. Sobald ich mich dem Wagen näher als 5m näherte, sprangen meine Ohren ab und liefen davon. Ich musste dann die Fernbedienung zücken und mich flach auf den Boden legen, bis sich der Öldruck des kleinen Scheißers wieder gesenkt hatte. Doch auch das funktionierte nur eine kurze Zeit. Ich war der Verzweiflung nahe. Die Exekutive hatte mittlerweile mein Luftdruckgewehr beschlagnahmt und die Krähen ein Freiluftkino für Wandervögel eröffnet Außerdem ließ sich den Gerüchten nach der Mann vom Vibrator seiner Frau scheiden.

      Beim nächsten epileptischen Anfall meines Asiaten blieb mir also nichts anderes mehr übrig, als den Automobilclub um Hilfe zu bitten. Gott sei Dank beherrschte der Servicetechniker die Gebärdensprache. Er stellte mit irgendwelchen Tricks den Fliegeralarm wieder ab, kratzte seine Hörmuscheln vom Autoboden und suchte eine Apotheke auf. Ich ließ meine Ohren gleich liegen und genehmigte mir zu Hause auch ein paar Kopfschmerztabletten.

      Um zwei Uhr morgens konnte ich dann teilweise wieder Geräusche wahrnehmen und kurz danach auch einschlafen. Dann träumte ich, dass die Titanic mit einem lauten Sirenengeheul auf dem Parkplatz einlief und die Passagiere ihre Frauen mit den Worten »Frauen und Vibratoren zuerst« von Deck aus auf mein schönes Auto warfen. Um 4:05 war ich munter wie ein Fisch im Wasser und versteckte mich im Keller, von wo aus ich den Automobilclub benachrichtigte.

      Am nächsten Tag vereinbarte ich dann einen Termin mit dem Ohrenarzt und einen mit dem Autohaus, dass mir das Quietschauto verkauft hatte. Der Verkäufer dort meinte, ich soll doch mit dem Wagen vorbeikommen. Also rief ich widerwillig nochmals den Automobilclub an, der meine Tröte dann huckepack zum Autohaus schleppte. Es war wie eine Hochzeitsfahrt durch die Stadt. Nur das statt 30 Autos immer nur eines hupte, nämlich meines. Dort stellte man fest, dass die HeavySound-Anlage einen Heavy Fehler hatte. Mehrere Widerstände waren durchgebrannt.

      Lautlos und selig fuhr ich nach getanem Eingriff in die Elektronik mit meinem wieder genesenen Boliden 231 Runden durch die Wohnsiedlung, bis 2 Uhr morgens. Danach parkte ich lässig den Wagen am Parkplatz und schlief kurz darauf endlich den Schlaf des gerechten Autobesitzers. Bis 3:20 Uhr. Dann liefen die Titanic und der Automobilklub kurz hintereinander erneut ein. Tränen rannten über meinen Zulassungsschein. Der Automobilclub erhöhte noch in derselben Nacht meine Beiträge um das 10fache und klemmte der Alarmanlage endgültig die Aorta ab.

      Eine gespenstische Stille übermannte die Wohnsiedlung und ich ging weinend schlafen. Am nächsten Morgen kleidete ich mich nach einer ungewöhnlich ruhigen Nacht schon mit gemischten Gefühlen an und ging zum Parkplatz. Von meinem Technoboliden fehlte jede Spur. Nachdem ich mich das 20te mal im Kreise gedreht habe um mich zu vergewissern, dass ich auf dem richtigen Parkplatz stand, hörte ich von der gegenüberliegenden Straßenseite ein lautes »Krah krah.« Es war der Vorarbeiter der Krähen, der auf einem Autodach saß. Das Fahrzeug hatte polnische Kennzeichen und die Aufschrift: »NoStealing-2013-HeavySound Alarmanlagen.« Es setzte sich gerade in Bewegung. Von den anderen dressierten Biestern war nichts zu sehen. Die sind wahrscheinlich auf dem Autodach meines Boliden nach Polen mitgefahren. Was Genaues weiß man nicht.

      Frau gesucht

      Ich bin kein Aufreißertyp, ich kann das nicht. Ich habe es zweimal in meinem Leben probiert. Beim ersten Mal habe ich meine tief sitzende Schüchternheit mit Hilfe zweier Cognacs spontan überwunden und ein Mädchen direkt auf der Straße angesprochen. Sie sind sehr hübsch«, flötete ich mit aufgesetzten Kalbsaugen. »Genau«, antwortete Sie. »Nehmen Sie sich ein Beispiel daran. Auf Wiedersehen.«

      Den zweiten Versuch startete ich in einer dieser übervollen Diskotheken. Ich stelzte zu einer schrillen, aber anziehend hübschen weiblichen Gestalt, die mit zwei anderen schrillen Gestalten der gleichen Art an einem Tisch saß und durch die laufenden Stroboskopblitze einem Gruppenbild von Conrad Röntgen nicht unähnlich waren. »Hi, was geht ab«, fragte ich ganz auf cool. »Na ja, ein Aschenbecher«, antwortete die Schönheit. »Und könnten Sie bitte auch gleich drei Colas bringen?«

      Das berühmte dritte Mal habe ich mir im weiteren Verlauf erspart und mir gleich selbst einen Korb gekauft, den ich dann mit Selbstmitleid füllte. Ich fragte mich, wie kann man seine inneren Werte an die Frau bringen, ohne dass man an der Türschwelle gleich auf die Schnauze fällt? Und ich fand auch eine annehmbare Lösung. Ich inserierte in einem Anzeigeblatt, ohne Foto natürlich, ich wollte ja schließlich auch Antworten erhalten (Internet war damals auch noch ein Schlagwort).

      Ich besorgte mir also ein Postschließfach und entwarf auch sogleich einen einfachen Anzeigetext, der in etwa wie folgt lautete: Wiener, 30 Jahre, Fisch im Sternzeichen, sucht Sie, 25-30, für gemeinsame schöne Jahre. Drei Tage später las ich im Anzeigeblatt: Wiener, 30 Jahre, Fisch im Sternzeichen, sucht Sie, für 25 – 30 gemeinsame schöne Jahre. Chiffre…

      Da ich eigentlich nicht die Absicht hatte, mich jetzt schon fix auf die Jahre festzulegen, reklamierte ich diesen Irrtum bei der audiogestörten Dame des Anzeigeblattes und hatte, nachdem die Anzeige richtig abgedruckt wurde, auch