Mord nach W.E.G.. Peter Jokiel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Peter Jokiel
Издательство: Bookwire
Серия: Boschs erster Fall
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742788634
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der Anfang gewesen, die wäre mit immer neuen Forderungen angekommen. Heute wäre es ein neuer Aufzug und morgen die Dachsanierung und so weiter. Also ich weine ihr keine Träne nach.“

      Ich hörte ihr aufmerksam zu und lasse sie erst mal ausreden. „Sie meinen also, Frau Vogel wollte sie über den Tisch ziehen, um es mal auf den Punkt zu bringen?“

      „Darauf können Sie Gift nehmen! Die war alles, nur keine nette Person. Die hatte mehr als nur zwei Gesichter und machte nichts ohne persönlichen Vorteil.“, kam von Frau Probst als Antwort.

      Nachdem ich mir noch ein zweites Stück Kuchen genommen hatte, fragte ich Frau Probst: „Haben Sie über die Sache irgendwelche Schriftstücke? Vielleicht ein schriftliches Kaufangebot oder irgendwas Ähnliches?“

      Jetzt strahlte meine Frau Probst förmlich. „Natürlich, die wollte doch sogar gleich zum Notar mit mir. Stellen Sie sich nur vor, die wollte nur 50.000 Euro für die Wohnung bezahlen. Das ist kein Angebot gewesen, das war eine Frechheit. Ich habe gleich mal bei der Frau Schindler vom dritten Stock angerufen. Wissens, die Tochter von der Frau Schindler ist doch Immobilienmaklerin und die hat mir dann gesagt dass unter 150.000 Euro da gar nichts geht.“ Gerade jetzt, wo doch sowieso die Immobilienpreise richtiggehend explodieren. Jetzt redet sich Frau Probst schon etwas in Rage und ich versuchte sie wieder zu beruhigen. „Könnten Sie mir die Unterlagen bitte mal zeigen?“, fragte ich vorsichtig nach.

      Sofort geht sie zu ihrem Massivholzmonsterschrank und holt einen Vorvertrag aus der Schublade. Daraus geht eindeutig hervor, dass Frau Vogel die 4 Zimmer Wohnung zum Preis für 50.000 € kaufen wollte. Zum Glück hatte sich Frau Probst nicht kleinkriegen lassen und hat nicht unterschrieben.

      „Ja wie hat denn Frau Vogel reagiert, als sie merkte, dass das wohl nichts werden würde mit dem Kauf?“, wollte ich noch wissen.

      „Also das war ja das allerschärfste, kann ich Ihnen sagen. Bis dahin war unser Hausmeisterdienst ja immer freundlich, auf einmal aber war da ein neuer Mitarbeiter von denen und der hat mich immer ganz komisch angeredet wenn er mich sah. Ich hatte schon den Eindruck dass der auf mich wartet und mir Angst machen wollte“, erzählte Frau Probst weiter.

      Jetzt wird es auf einmal spannend und vor allem hat das schon eine ganz spezielle Qualität. „Was hat denn der Mitarbeiter von ihrem Hausmeisterdienst zu Ihnen gesagt, dass Sie verängstigt hat?“, hakte ich nochmal nach.

      „Ja der hat mir immer gesagt, dass ich in meinem Alter doch schon besser im Heim aufgehoben wäre, wenn mir z.B. im Waschkeller was passieren würde, dann wäre es doch schon schade um mich“, so zitierte Frau Probst den Hausmeistergehilfen.

      Jetzt wollte ich es aber schon genau wissen: „Können Sie mir den Mann beschreiben und würden Sie ihn wiedererkennen?“

      Leicht beleidigt hält sie mir eine kleine Standpauke: „Lieber Herr Bosch, ich bin zwar schon etwas älter aber kann noch sehr gut sehen und hören. Natürlich kann ich Ihnen den Mann beschreiben und ich würde ihn jederzeit wiedererkennen. Der ist aber seit dem Unfall von Frau Vogel nicht mehr in unserer Anlage aufgetaucht.“

      Jetzt erhalte ich eine astreine Beschreibung eines ca. 30 jährigen Osteuropäers, oder wie Frau Probst ihn nannte: „Ein Russe halt„.

      Eigentlich sollte so ein Typ gut zu finden sein: Tätowiertes Spinnennetz am Hals und große Narbe an der Wange.

      Ich habe mir alles notiert und stecke mir das Schreiben über den Vorvertrag noch ein. So verabschiede ich mich ganz herzlich von Frau Probst und verspreche, mich wieder bei ihr zu melden und sie natürlich auch auf dem Laufenden zu halten.

      Langsam wird meine Liste derer, die ich auf dem Laufenden halten soll, immer größer.

      So wie sich der Fall im Moment darstellt, steckt also doch mehr hinter der Sache und die Unfalltheorie mit Fahrerflucht könnte sich auch noch als etwas ganz anderes herausstellen. Ich nehme mir vor, morgen meine neuen Erkenntnisse mit dem Kollegen Köster vom Morddezernat zu teilen und ebenso mit der Presse zu sprechen. Zwar will ich noch nicht zu viel verraten, jedoch für einen Aufschub mit Aussicht auf eine größere Story würde es auf jeden Fall reichen.

      Mir reicht es auch für heute, also mache ich Feierabend.

      Da mir der Apfelkuchen noch im Magen liegt, bin ich froh, dass meine Frau etwas Leichtes zum Abendessen vorbereitet hat. Es gibt Fisch mit Risotto und Feldsalat, einfach ein Traum. Außerdem ist heute wieder mal Krav Maga Training angesagt und das mit meinem Kumpel Dominik.

      Da ich seit der Geburt meines Sohnes nicht mehr regelmäßig trainiere, freue ich mich auf den Abend. Sich mal wieder richtig auspowern und mal sehen was man noch drauf hat ist nicht nur gut für die Figur, sondern auch fürs Ego. Krav Maga ist eine israelische Selbstverteidigungskunst und mit keiner Kampfsportart zu vergleichen. Das Training ist nicht nur härter, es ist auch vielseitiger und auf alle möglichen Angriffe hin ausgerichtet. Es gibt keine vorgeschriebenen Formen die zu beherrschen sind, sondern es geht nur darum, sich mit Härte und Hirn jedem erdenklichen Angriff entgegen zu stellen bzw. diesen abwehren zu können.

      Das Training findet im Sport Centrum in der Schüblerstraße, hinter dem Business Tower statt und als ich auf den Parkplatz fahre weiß ich sofort, dass Dominik schon da ist. In ganz Nürnberg gibt es keinen zweiten knallroten 65er Mustang.

      Nach knapp zwei Stunden Schinderei und einer ausgiebigen Dusche setze ich mich mit Dominik an die Bar und wir kommen natürlich auch auf meinen Fall zu sprechen. „Verstehe ich das jetzt richtig“, fängt er an, „Du bist zwar immer noch unser Polizeisprecher, ermittelst aber trotzdem?“

      Da er ebenfalls bei der Polizei ist, kennt er natürlich auch die Strukturen und weiß, dass das eigentlich so nie und nimmer gehandhabt wird. „Du scheinst ja bei einigen Leuten einen großen Stein im Brett zu haben“, meinte er.

      So ganz kann ich ihm da gar nicht widersprechen, denn ich weiß genau, dass ich eine ganze Menge mehr Freiraum habe, als es eigentlich üblich ist. Nachdem ich ihm meine Erkenntnisse erzählt habe und er mir aufmerksam zuhörte, meint er nur, „Ich werde mal sehen, ob ich deinen Russen nicht auftreiben kann. „

      Jetzt könnte man denken er schaut sich eben ein bisschen mehr um wenn er auf Streife ist. Aber jeder der Dominik kennt weiß, sollte der Verdächtige sich in unserem Viertel noch rumtreiben, dann findet er ihn auch. So ein kleines Mauseloch gibt es gar nicht, dass sich unser Mann vor Dominik darin verstecken könnte. Da bin ich mir sicher.

      Wenn er nicht schon in der Maschine nach Novosibirsk sitzt, hat er jedenfalls ganz schlechte Karten. Sorgen muss ich mir um meinen Freund auch nicht machen, wenn überhaupt, dann tut mir schon eher der Russe ein wenig leid, sobald er auf Dominik trifft. Dominik war nicht nur ein erstklassiger Krav Maga Kämpfer, er war auch kurz davor seine Gradierung als Trainer zu erlangen. Ich bedankte mich für seine Hilfe und wünschte ihm viel Erfolg.

      Mit diesen Worten verabschieden wir uns voneinander und ich mache mich auf den Heimweg, in der Hoffnung dass meine Frau noch nicht schläft und vielleicht auch noch nicht müde ist. Man weiß ja nie, was der Abend noch so bringt.

      Als ich am nächsten Tag im Büro aufschlage, gehe ich erst mal zu meiner Chefin, Frau Wachter, um die neuen Erkenntnisse zu besprechen.

      Nach meinen Ausführungen über das Kaffeekränzchen mit Frau Probst und meinem Plan, wie ich vorhabe, mit der Presse umzugehen, bemerke ich ein leichtes Schmunzeln.

      „Sieht so aus, als hätte sich Ihr Bauchgefühl nicht geirrt„, meint Frau Wachter, „Und das mit der Hinhaltetaktik der Journalisten inklusive möglicher erweiterter Hintergrundstory scheint ja auch zu funktionieren. So weit, so gut. Aber bitte vergessen Sie nicht, dass Sie Polizeisprecher sind und ermitteln gehört nicht zu Ihren Aufgaben. Haben wir uns verstanden?“

      Jetzt bin ich doch etwas angefressen. „Natürlich sind mir meine Aufgaben durchaus bewusst, Frau Wachter. Da ich jedoch durch persönlichen Kontakt zu Bewohnern der Anlage, welche von Frau Vogel verwaltet wurde, erst auf Unregelmäßigkeiten aufmerksam gemacht wurde, wäre es zweckdienlich den Kontakt weiter zu nutzen um die genauen Hintergründe an das Licht zu bringen. Natürlich werde ich mich nicht bei