Mord nach W.E.G.. Peter Jokiel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Peter Jokiel
Издательство: Bookwire
Серия: Boschs erster Fall
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742788634
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bis bei uns hier wieder Planstellen frei werden.

      Jetzt ist es aber so, dass ich unsere Pressesprecherin Kriminalrätin Frau Wachter sehr gut kenne und in der Abteilung der Pressestelle wäre eine Stelle zu vergeben, als Kriminaloberkommisar. Das würde bedeuten, es handelt sich um eine Stabsstelle mit sofortiger Beförderung. Ich dachte mir, vielleicht ist das interessant für Sie. Denken Sie einfach mal darüber nach, ich komme morgen wieder vorbei.“

      Das muss ich jetzt erst mal sacken lassen. Eigentlich bin ich ja nicht zur Polizei gegangen, um jeden Tag der Presse zu sagen wie toll wir arbeiten und dem Polizeipräsidenten in den Arsch zu kriechen. Aber eine Beförderung hat schon auch was für sich. Wenn gleich ich wusste dass die Beförderung zum Oberkommissar automatisch passiert, allerdings würde ich mit Sicherheit noch zwei oder drei Jahre darauf warten müssen. Also darüber muss ich auf jeden Fall noch eine Nacht lang schlafen.

      Jetzt freue ich mich erst mal, dass meine Frau Gaby in der Tür steht und mir ganz aufgeregt etwas zu erzählen hat. So erfahre ich die Neuigkeit, dass ich bald Vater werde. So gefreut wie an diesem Tag habe ich mich noch nie in meinem Leben, außer vielleicht bei meiner Hochzeit. Es ist unbeschreiblich. Dann erzähle ich meiner Frau von der Möglichkeit zur Pressestelle zu wechseln. Meine Frau ist natürlich sofort Feuer und Flamme für diesen Job. Na ja, was soll ich sagen, Beförderung, mehr Gehalt und regelmäßige Arbeitszeiten haben natürlich gepunktet. Zwar bin ich nicht zur Polizei gegangen, weil man da so wahnsinnig viel verdient, dann wäre ich wohl besser Psychologe geblieben. Aber mit rund 3500 Euro netto, kommt man schon gut über die Runden.

      Ebenso die Tatsache dass sich das Risiko im Dienst erschossen oder erstochen zu werden, doch dann deutlich reduziert.

      Jetzt ist es zwar so, dass meine Frau ganz genau weiß dass sie einen Kriminalkommissar geheiratet hat und keinen Postboten. Das heißt, dass es auch nicht sofort an den Nerven hat wenn ich das Haus verlasse. Da kenne ich genug Kollegen die mit ihren Ehefrauen jedes Mal in Streit geraten, wenn es mal später wird, oder mal wieder Sonderschichten anfallen. Nein, also da kann ich mich wirklich nicht beschweren.

      Da wir uns beide ja schon seit dem Studium kennen, wusste ich auch wie Gaby tickt.

      Zwar haben wir damals beide sehr unterschiedliche Richtungen eingeschlagen, haben aber sehr bald gemerkt, wie sehr wir uns beide ergänzen. Während ich Psychologie studierte und mich mehr mit den Menschen und dem Wieso und Warum beschäftigte, studierte Gaby BWL und Informatik. Also Zahlen und Bilanzen.

      Obwohl ich mit dem Thema nie so viel anfangen konnte, war ich schon immer beeindruckt wie zielstrebig und sicher Gaby die Semester meisterte. So war es auch kein Wunder dass ihr noch vor ihrer Masterarbeit ein Job nach dem anderen angeboten wurde.

      Schon während des Studiums hatte sie einen exzellenten Ruf in der Finanzbranche.

      Während sie sich wirklich aussuchen konnte für welche Firma sie arbeiten wollte, hatte ich immer mehr die Idee, mich nach meinem Abschluss bei der Polizei zu bewerben. Obwohl ich mit einem Psychologiestudium ebenfalls in ganz vielen Bereichen tätig werden kann, reizte mich die Vorstellung schon immer, Polizist zu werden. Nachdem ich Gaby von meinem Plan Polizist zu werden erzählte, war sie Feuer und Flamme, obwohl sie sich für mich eine Beamtenlaufbahn nur schwer vorstellen konnte.

      Gaby ist eben alles andere als ein stilles Mäuschen. Im Gegenteil, sie war von jeher die taffe und starke Frau, die wirklich immer hinter mir steht und mir auch ihre Meinung sagt. Sie nimmt da kein Blatt vor den Mund.

      Das alles ist jetzt allerdings fünf Jahre her. Gaby arbeitet mittlerweile bei einer Bank und geht in ihrem Job auf und ich stehe jetzt vor der Entscheidung zwischen der Jagd auf Verbrecher und der Position um darüber zu berichten. Also entweder Action, oder Schreibtisch.

      Aber ganz ehrlich, ein Kind verändert doch schlagartig die Situation und den Blickwinkel auf die wirklich wichtigen Sachen im Leben. Außerdem konnte ich mir es ja erst mal ansehen und mir noch in Ruhe überlegen, ob ich das wirklich wollte. Dachte ich zumindest.

      Aber wie heißt es so treffend: Der Mann denkt und seine Frau lenkt.

      2 Lorenz

      Im Handumdrehen wurden mir also durch Gaby’s Schwangerschaft alle Entscheidungen abgenommen.

      Am nächsten Tag kam Herr Bachmeier wie versprochen wieder und ich sagte ihm dass ich sein Angebot gerne annehmen würde. Sofort zückte er auch schon sein Handy und redete mit Kriminalrätin Wachter. An der Art wie dieses Gespräch verlief, glaubte ich rauszuhören, dass die beiden mehr waren als nur gute Kollegen. Ging mich aber natürlich nichts an und so hielt ich lieber die Klappe.

      Als ich zwei Wochen später wieder zum Dienst erschien war eigentlich schon alles in trockenen Tüchern. Der Versetzungsantrag inklusive Beförderung war schon bewilligt worden und man erwartete mich in der Pressestelle im Polizeipräsidium am Jakobsplatz.

      Als ich da ankam, waren alle Zweifel, ob die Entscheidung nun richtig war oder nicht, wie weggeblasen. Ich war nur noch beeindruckt. Sehr schickes und großes Büro, das ich mir zwar mit einem Kollegen teilen musste, jedoch kein Vergleich zu der Rumpelkammer die ich sonst mit den Kollegen teilte. Hier war alles vom Feinsten. Nachdem Frau Wachter mich sehr herzlich begrüßt hatte, stellte sie mich dem Team vor das aus insgesamt 6 weiteren Kollegen bestand.

      Sie erklärte mir im groben wer für was zuständig ist und raunte mir leise zu wie gut mein Bericht vom „Einsatz Gostenhof“ bei allen angekommen sei, sogar bis hinauf in die Chefetage.

      Diese ganze Aktion stand ja auch tagelang in der Zeitung und da hat sie natürlich persönlich mit der Presse gesprochen. Sogar im Fernsehen hatte sie einen kleinen Auftritt. Also alles in allem, schien ich es gar nicht so schlecht getroffen zu haben.

      So weit so gut, das Ganze liegt jetzt knapp drei Jahre zurück und ich komme mit dem Job und allen Kollegen, Chefs sowie allen Dienststellen und natürlich der Presse ganz gut zurecht. Durch meine Aufgaben, nämlich die Polizei so gut wie möglich bei allem aussehen zu lassen, bekomme ich es mit allen möglichen Leuten zu tun und bin mittlerweile bekannt wie ein bunter Hund. Ich bin inzwischen ganz gut vernetzt und kenne Gott und die Welt, wie man so schön sagt.

      Mein Sohn wird nächsten Monat 2 Jahre alt und ist mein ganzer Stolz. Alles läuft richtig gut, so dass meine Frau und ich schon über ein zweites Kind nachdenken. Es könnte nicht besser sein, eigentlich. Denn so gut wie alles läuft, macht sich doch ein wenig Sehnsucht breit. Einfach mal wieder selber ermitteln, einfach mal wieder echte Polizeiarbeit. Das geht mir in letzter Zeit immer mehr ab. Darüber kann ich natürlich mit meiner Frau nicht reden, würde nur miese Stimmung machen.

      Also wieder ab ins Büro und Statistiken erstellen oder sich um die PR Aktion kümmern, „Komm zur Polizei„. Ja, auch wir haben Nachwuchsmangel.

      Heute kommt dann aber doch alles anders. Unsere Chefin, Frau Wachter, kommt zu mir und bittet mich zur Verkehrspolizei rüberzufahren. Gerade eben ist eine junge Frau mit dem Auto überfahren worden und der Fahrer ist unerkannt geflohen. Die Presse hat schon Wind davon bekommen und will erste Informationen. Zwar keine schöne Sache aber auch keine große Sache, reine Routine. Also mach ich mich auf den Weg in die Wallensteinstraße zum Polizeipräsidium West, wo die Verkehrspolizei ansässig ist und ich lasse mir vom Dienststellenleiter, Herrn Birkner, schon mal den Unfallhergang schildern. Ich schreibe mir die wenigen Fakten auf, die im Moment bekannt sind und bespreche mit Herrn Birkner was wir mitteilen sollten und was lieber noch nicht. Im Moment sieht alles nach einem Unfall mit Fahrerflucht aus. Leider mit tragischem Ausgang, aber leider auch Routine.

      So instruiert gehe ich zu den Pressevertretern und berichte sachlich über den Unfallhergang: „Meine Damen und Herren, leider wurde heute um 10:45 eine 34 Jahre alte Frau Opfer eines Verkehrsunfalls in der Sulzbacher Straße. Die Verletzungen waren so gravierend dass sie noch an der Unfallstelle verstarb. Der Fahrer des Unfallwagens beging Fahrerflucht und wird momentan im ganzen Stadtgebiet gesucht. Es handelt sich laut Zeugenaussagen um einen dunklen SUV, wahrscheinlich schwarz mit getönten Scheiben. Alle zur Verfügung stehenden Kollegen fahnden nach diesem Fahrzeug. Leider kann ich Ihnen momentan keine weiteren Einzelheiten