Die Partisanen. Elle West. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Elle West
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738084498
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selbst bedeutete. Und deshalb versuchte sie es mit Damian. Jeder andere Mann hätte die gleichen Probleme mit ihr gehabt und da war es ebenso gut eine aufrichtige Beziehung mit ihm zu versuchen, wie mit allen anderen. Sie musste sich damit abfinden, nicht selbst geliebt zu werden, weil sie selbst es gewesen war, die eine andere Person spielte. Damian liebte Luna, aber vor Skylla würde er sich fürchten. Und wenn sie ehrlich war, gestand sie sich ein, dass Skylla sich natürlicher anfühlte, aufrichtiger, mehr sie selbst. Er konnte nur einen Teil von ihr haben und ihm reichte das. Also hatte er es verdient, dass sie ihm zumindest einen Versuch einräumte. Vielleicht würden sie, gegen alle Wahrscheinlichkeit, glücklich zusammen werden.

      Christina seufzte und rieb sich über die schmerzenden Augen. Sie hatte lange nicht geschlafen und der schwere Abschied von Sally lag ihr zusätzlich auf der Seele.

      Sie konnte wirklich nicht sagen, wie ihre Ehe mit Damian funktionieren sollte oder würde. Jedoch wusste sie ganz sicher, was sie beruflich tun würde. Da sie von nun an in Bagdad leben würde, könnte sie die Hilfsorganisation stärker, da vor Ort, unterstützen. Mladen hatte ihr nun bereits eine Hilfe erwiesen, indem er ihr die fürs Krankenhaus und die Organisation benötigten Medikamente und den Flugzeugtransport zusicherte. Christina hatte sowohl die Menge, als auch einige Medikamente der eigentlichen Liste geändert. Sie rechnete mit einem Krieg und so war es besser, vorbereitet zu sein. Das Krankenhaus würde von ihr erhalten, was es verlangt hatte, die Hilfsorganisation würde mehr erhalten, als sie bezahlen könnten. Christina bezahlte all die neuen, nicht immer bereits zugelassenen Medikamente von ihrem eigenen Geld. Doch sie ahnte, dass die Iraker, wenn der Krieg erst gekommen war, jede Hilfe brauchen würden. Und ihre Kollegen beim Roten Halbmond wussten, dass sie die Bestellungen zu ändern pflegte. Sie wussten auch, dass die Organisation dafür nicht finanziell würde aufkommen müssen und deshalb waren sie so verschwiegen wie Christina selbst. Nachdem sie das erste Mal eine Lieferung geändert hatte, waren ihre Kollegen eher dankbar, als ungehalten gewesen. Immerhin hatte sie die Liste um teure, aber nützliche Dinge ergänzt und über das Geld kein Wort verloren. Und seither handhabten sie es weiter so. Keiner verlor ein Wort darüber und es funktionierte zu der Zufriedenheit aller. Doch auch davon erfuhr Damian nichts. Das Krankenhaus, in dem er arbeitete, war ein Amerikanisches. Meistens erhielten sie ihre Medikamente also aus den Staaten selbst und wenn man doch Christina um Hilfe bat, machte sie sich bei ihnen nicht verdächtig. Sie wusste auch, dass viele Iraker den Amerikanern misstrauten und sich lieber gar nicht medizinisch versorgen ließen, ehe sie zu ihnen ins Krankenhaus gingen.

      Christina drehte sich auf den Rücken und blickte gegen die Zimmerdecke. Obwohl sie sich ermattet fühlte und ihr Körper sich nach Schlaf sehnte, gelang es ihrem Verstand noch immer nicht, abzuschalten. Sie dachte an so viele Dinge und wusste letztendlich auf keinen fragenden Gedanken eine genaue Antwort. Stets beantwortete sie ihre eigenen Fragen mit Hoffnungen oder Wahrscheinlichkeiten. Allmählich war sie es leid, sich weiterhin damit zu beschäftigen. Wieso war das Private so viel unsicherer als das Geschäftliche? Sie befahl sich selbst, alles etwas lockerer zu sehen. Sie würde einfach abwarten müssen und sehen, was geschehen würde. Vielleicht hatte Stephanie ja Recht und das Schicksal würde alles für sie regeln. Sie würde abwarten, sich keinen unsicheren Plan zurecht legen und hoffen, dass sie im richtigen Moment schon wüsste, was zu tun wäre. Bis es so weit war, wollte sie versuchen ihren aufgezwungenen Urlaub in Spanien zu genießen und sich bemühen, eine gute Brautjungfer zu sein.

      Kapitel 4

       Spanien, Sechzehnter März 2003

      Orlando erwachte mitten in der Nacht in seinem Elternhaus, da sein Handy klingelte. Er warf die Decke zurück, fuhr sich mit den Fingern über die noch müden Augen und erhob sich, nackt wie er war. In seiner Tasche befanden sich vier Handys und er nahm das heraus, welches in der Dunkelheit leuchtete.

      „Ja?“, fragte er nachdem er abgenommen hatte. Er setzte sich auf das Bett und steckte sich eine Zigarette an. Die Handynummer für das Mobiltelefon, welches er nun nutzte, hatten Menschen, die ihn unter Aden Hall kannten und nur die, die er für berechtigt hielt, seine Telefonnummer zu besitzen. Er wäre einfach zu häufig mit Belanglosigkeiten belästigt worden, wäre er freizügiger mit der Nummernvergabe.

      „Aden, mein Freund, bist du es?“

      „Ja.“, antwortete er ärgerlich. „Wer ist da?“

      „Hier spricht James.“, ertönte es leise auf der anderen Seite der Leitung.

      Orlando war augenblicklich hellwach. „Was kann ich für dich tun, mein Freund?“, wollte er wissen. James war nur ein Name, den der Iraker am anderen Ende der Leitung nutzte, falls sie abgehört wurden. Sein wahrer Name war Mohhabed al-Santhak. Orlando und Mohhabed halfen Irakern, die vor den Amerikanern fliehen musste, ins Ausland überzusiedeln. Sie gaben den Menschen neue Identitäten und Heimaten.

      „Ich habe einen Mann bei mir, der deine Hilfe braucht.“, sagte er, noch immer leise.

      „Wo bist du?“, fragte Orlando.

      „In Kuwait.“, antwortete Mohhabed sogleich. „Wir warten auf einen Transport zu dir. Sodass wir gegen neun Uhr am nächsten Morgen da wären.“ Das bedeutete, sie warteten auf ein Flugzeug, das sie nach Spanien bringen würde. Mohhabed schwieg einen Moment und fragte dann ängstlich. „Du bist doch da?“

      „Ja, du hast Glück.“, antwortete Orlando und musste lächeln. Es war wirklich Glück, denn er hatte bereits am nächsten Morgen in den Irak fliegen wollen. Nun schien es, als müsse er seine Abreise vorerst verschieben. „Ich bin morgen früh am Flughafen.“, sagte er und machte sich nicht die Mühe, auch diese Information zu verschlüsseln. Im Gegenteil zu Mohhabed war ihm klar, dass die Bullen nicht nur die Leitungen abhören konnten, sondern auch Gespräche orten konnten. Es war unsinnig harmlose Orte und Angaben zu verschleiern, wenn sie ohnehin herausgefunden werden könnten.

      Mohhabed betete auf Arabisch, leise und ängstlich. „Wir können nicht mit den normalen Fluggesellschaften fliegen.“, erwiderte Mohhabed. „Mein Freund hier, hat Angst vorm Fliegen. Du kennst das ja.“ Auch das entsprach nicht der Wahrheit. Da er befürchtete, dass die Leitung abgehört wurde, traute er sich nicht, einfach drauf los zu reden. Also musste er Aden Hall vorerst verschweigen, dass der Iraker an seiner Seite nur seine originalen Papiere bei sich hatte, die ihn zu einem Feind der Amerikaner machten, welche ihn augenblicklich festnehmen lassen würden, wenn sie eine reguläre Fluggesellschaft aufsuchen würden. Also hatte Mohhabed einen Vertrauten eingeweiht, der den Flug übernehmen würde und sich darum kümmerte, dass sie ohne Schwierigkeiten würden abfliegen und in Spanien landen können. „Hast du etwas zu schreiben? Dann nenne ich dir die Adresse, damit du die Hochzeit meiner Schwester nicht versäumst.“

      Orlando nahm einen Stift zur Hand und griff den Block, der auf seinem Nachttisch lag. Aus dem, was sein Gesprächspartner gesagt hatte, schloss er, dass er sich dringend um neue Papiere für den Iraker kümmern müsste. Denn dass dieser noch seine Originalen hatte, war wohl der einzige Grund, warum er nicht einfach ein gewöhnliches Flugzeug besteigen könnte. Das war meistens so, aber nicht immer wurden die Flüchtigen so verstärkt gesucht, dass diese Vorsichtsmaßnahmen unumgänglich waren. Auch war ihm klar, dass sein Freund in Santander nicht ohne Weiteres einen geeigneten Ort zur Landung eines Flugzeuges finden würde. Mit einem Hubschrauber hingegen, wäre es möglich. Dennoch machte er Mohhabed nun nicht darauf aufmerksam, da er so viel Wert auf Geheimhaltung am Telefon legte und es auch seinem irakischen Freund klar sein müsste. Immerhin war es nicht das erste Mal, dass er einen Flüchtigen nach Santander schleuste.

      Er ließ sich die Adresse, die Mohhabed aus Vorsicht nur zu Hälfte angab und um einen Hinweis erweiterte, nennen und schrieb sie mit. Da Orlando in Spanien geboren war und es Mohhabed möglich war, den Flüchtling in einem kleinen Küstenort bei Santander abzusetzen, war es für ihn kein Problem den genannten Familiennamen einem gewissen Platz zu zuordnen. Auch gab es direkt am Meer nicht so viele Plätze, wo ein Hubschrauber würde landen können.

      „In