Verlangen. Monica J. Wagner. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Monica J. Wagner
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847627180
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vor elf war doch noch reger Betrieb auf dem Gelände.

      Während die zwei Frauen das Gepäck im Auto verstauten, brachte Darlene Taylor auf den neuesten Stand.

      „Santiago und Angela sind gerade vor Ort um sich ein Bild von der aktuellen Lage zu machen. Was ich dir jetzt schon sagen kann ist, das es kein Zuckerschlecken wird. Was du bisher erlebt hast, ist nichts im Vergleich zu dem, was dich hier erwartet.“

      Darlene hielt bei diesen Worten inne um Taylor anzuschauen.

      „Die medizinische Versorgung ist mehr als dürftig. Das Krankenhaus wurde vom Tornado getroffen, die stabilen Patienten hat man umverteilt in andere Krankenhäuser, soweit ich weiß. Ist auf jeden Fall gut das du hier bist. Du arbeitest in der Notaufnahme New Yorks, da bist du Stress gewohnt. Wir brauchen jede helfende Hand, ich danke dir.“

      Taylor war zu gerührt um etwas zu sagen, also beließ sie es dabei und packte die letzte Tasche in den Kofferraum.

      „Ich habe uns für die Zeit unseres Aufenthaltes in eine kleine Pension eingemietet. Ich finde sie fantastisch, hat was von Schneewittchen und den 7 Zwergen.“

      Darlene zuckte mit den Schultern und ein Grinsen flog über ihr Gesicht.

      „Wohnen noch andere in der Pension von uns dort, oder nur wir beide?“

      „Angela und Santiago sind auch noch dabei, die anderen haben geguckt das sie in ein anderes Hotel unterkommen, ist ja jetzt relativ einfach. Die, die Urlaub machten, sind abgereist.“

      Taylor saß auf dem Beifahrersitz, schaute aus dem Fenster und versuchte in der Dunkelheit die tolle Landschaft auszumachen. Sie war sehr gespannt auf die Umgebung, sie hatte nachgelesen das Ardmore eine Kleinstadt im Süden der USA war. Umgeben von vielen Seen, unter anderem dem Lake Murray, der sich im State Lake Murray Park befand. Die Attraktion der Gegend die viele Besucher anlockte, war der Tucker Tower, er stand auf einer Landzunge, umgeben von schroffen Felsen die steil ins Meer abfielen.

      Da muss ich auf jeden Fall mal hin, machte sich Taylor geistig eine Notiz.

      „Hey, bist du noch wach?“

      Darlene stieß sie von der Seite an und schreckte sie aus ihren Gedanken hoch.

      „Sorry, ich hing meinen Gedanken nach, aber lange halte ich nicht mehr durch.“

      Taylor rieb sich die Augen und gähnte herzhaft. Das gleichbleibende Motorengeräusch und das leichte Schaukeln des Autos, hatten bei Taylor den Effekt als läge sie in einer Hängematte, die Augenlider wurden immer schwerer.

      Als sie durch ein Rütteln erwachte, erkannte sie, das sie am Ziel angekommen waren.

      „Na endlich wirst Du wach, wann hast du das letzte Mal richtig geschlafen?“

      Darlene stieg kopfschüttelnd aus dem Auto. Taylor blieb noch ein Moment sitzen um sich zu sammeln. Beim Aussteigen schlug ihr warme Luft entgegen, sie schloss die Augen und sog gierig die Nachtluft ein. Sie hörte das quaken der Frösche und das leichte rauschen der Blätter im Wind.

      „Willst du da Wurzeln schlagen?“

      Darlene schlug die Heckklappe des Wagens runter und lehnte sich dann am Auto an, um mal tief Luft zu holen.

      „Was hast du denn alles mit?“

      Taylor blickte zu Darlene rüber und zuckte hilflos mit den Schultern, „alles was mir sinnvoll erschien, was ich hier brauchen könnte.“

      Sie ging zu ihr rüber und tat es ihr gleich. Sie lehnte sich ans Auto und ließ ihren Blick über die Umgebung wandern.

      Sie parkten vor einer zweigeschossigen, holzverkleideten Pension. Sie war umgeben von mächtigen Eschen, als würde sie dort Schutz suchen.

      Die kleine Veranda wurde durch eine Laterne beleuchtet. Die roten Geranien, die die Fensterbänke schmückten, schienen dadurch noch roter zu leuchten und verströmten ihren Duft. Schaukelstühle flankierten die Seiten der Veranda und luden zum Verschnaufen ein.

      „Es ist wunderschön hier, ich freue mich schon darauf morgen alles bei Tageslicht zu sehen.“

      „Ich habe nicht übertrieben was? Dann lass uns mal reingehen, damit du dich in deinem Zimmer einrichten kannst. Morgen ist ein langer Tag.“

      Darlene blickte lächelnd zu Taylor und wollte sich gerade eine Tasche um die Schulter legen, als die Türe sich öffnete und eine zierliche Frau mittleren Alters, sich schnellen Schrittes den beiden näherte.

      „Schön das sie da sind. Entschuldigen sie, ich sollte mich erst mal vorstellen. Ich bin Vivian Parks, mir gehört die Pension.“

      Vivian nahm Taylors Hand in ihre und schüttelte sie kräftig um sie anschließend zur Pension zu führen.

      „Kommen sie ruhig rein, Raymond wird sich um ihr Gepäck kümmern, sie müssen ganz erschöpft sein von der langen Reise.“

      Vivian brachte Darlene und Taylor in den Eingangsbereich der Pension, es war eine kleine Halle, sie war sehr wohnlich eingerichtet. Der Parkettboden glänzte mit den Fenstern um die Wette und von der Mitte aus, ging eine breite Holztreppe nach oben ins erste Geschoss. Vivian ging hinter den Tresen um den Zimmerschlüssel Taylor zu überreichen. „Hier bitte ihr Zimmerschlüssel, es ist die Nummer 5. Es liegt direkt neben Darlenes und falls irgendetwas ist, was ihnen fehlt sagen sie ruhig bescheid, damit wir das schnell beheben können.“

      „Vielen Dank, ich freu mich auf das Bett, ich bin doch recht müde.“

      Taylor versuchte ein Gähnen zu unterdrücken, was ihr nicht ganz gelang.

      „Na anstrengenden Flug gehabt?“

      Taylor drehte sich um und schaute gegen eine Männerbrust. Doch diese Stimme hätte sie unter Millionen raus gehört.

      „Santiago, schön dich zu sehen, wie geht’s dir? Leider sehen wir uns immer unter so grausigen Umständen.“

      Taylor stellte sich auf Zehenspitzen um Santiago einmal zu drücken. Sie lernten sich durch die Organisation kennen und verstanden sich auf Anhieb.

      „Also schieß los, wie ist dein Eindruck?“

      Santiago konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

      „Das ist typisch für dich, bist noch nicht ganz hier, willst aber schon wissen was los ist. Naja, es sieht nicht gut aus, hier haben wir noch Glück. Der Tornado hat diesen Teil der Stadt ausgelassen, auf der anderen Seite siehts anders aus. Das Schlimme daran ist, das genau dort das Zentrum der Stadt ist, wie das Krankenhaus, das Einkaufscenter, Wohnviertel…, wir haben viel zu tun. Das Krankenhaus wurde bis auf weiteres evakuiert. Die dortigen Patienten wurden verlegt, bzw. sie sind jetzt noch dabei. Menschen die durch den Tornado verletzt wurden oder medizinische Hilfe benötigen, werden vor Ort versorgt. Es wurde eine ärztliche Grundversorgung in der örtlichen Turnhalle eingerichtet. Die schweren Fälle werden stabilisiert und dann ins nächste Krankenhaus transportiert."

      „Okay, was ist meine Aufgabe?“

      Taylors Müdigkeit war wie weg geblasen, sie stellte sich sofort wieder Menschen vor, die ihre Hilfe benötigten. Menschen die unter Schutt lagen, die sich nicht selbst befreien konnten aufgrund ihrer Verletzungen, oder weil sie einfach zu schwach waren.

      „Ich muss dich enttäuschen, heute nichts mehr. Du gehst jetzt mit Darlene, Vivian und Raymond nach oben. Dort legst du dich zum schlafen hin und morgen früh um halb sechs treffen wir uns im Speiseraum und besprechen den Einsatz, okay?“

      Taylor war gar nicht aufgefallen das sich in der Zwischenzeit Raymond zu ihnen gesellte. Er stand am Treppenabsatz, bepackt mit ihren Koffern und Reisetaschen, was dazu führte das sie sofort wieder ein schlechtes Gewissen bekam.

      „Entschuldigung, ich habe sie gar nicht kommen hören, mein Bruder beschwerte sich schon über mein Gepäck, weil ich immer so viel mitnehme. Warten sie, ich nehme ihnen was ab.“