Nichts passiert.
Von der nächsten Parkbucht, rufe ich Z wieder an.
Nichts.
Nur der Anrufbeantworter.
Der Herr hat sich aus dem Staub gemacht? Wie wir am Sonntag aber erfahren, war er schon in Hut und Mantel. Seine Tochter feierte Geburtstag.
Natürlich hatten auch wir mit Schuld. Wir hätten uns denken können, dass der Zustand des Trailers auch dem des Bootes entspricht, dass also der Trailer auch verrostet und versifft sein würde.
Der Gedanke, Schrott gekauft zu haben, weil alles so schludrig wirkt, macht uns ganz mürbe.
Wir schleichen uns die paar gefahrenen Kilometer wieder zurück, stellen dem Herrn das Boot vor die Tür und mieten uns wieder in die Pension ein, in der wir schon die letzte Nacht verbracht hatten. Unser Herr Z. samt Frau war am Samstag nicht mehr zu erreichen.
Zum Trost gehen wir Essen und analysieren die Lage:
Reisen kann Gefahren mit sich bringen.
Das Boot besteht überwiegend aus Glasfaser.
(kein Holz, was verrotten könnte)
Der Motor ist in Ordnung..
Tank, Filter und, Leitung reinigen ist kein Problem.
...Eine neue Bilgenpumpe auch nicht.
Das versiffte Allerlei ist auch nicht schwer zu beheben.
Jetzt hängt es also nur noch an den Bremsen des Trailers.
Dietlinde und ich einigen uns darauf, dass wir am Sonntag ohne Boot nach Hause fahren würden. Entweder wir erreichen den Herrn am Sonntag und besprechen, was zu tun ist und wie wir friedlich mit der Sachlage umgehen könnten, oder der Herr hat sich dünne gemacht. Dann muss der Rechtsweg her.
Ich will keinesfalls am Montag den Trailer auf unsere Kosten richten lassen. Wir haben schliesslich, zwar ein altes, aber doch funktionstüchtiges Boot samt intaktem Trailer gekauft.
Wir schlafen schlecht.
Sonntag morgen rufe ich an und erreiche Z. auch.
Wir fahren hin.
Er ist zerknirscht, entschuldigt sich und versichert, dass ihm das peinlich sei und dass er uns keinesfalls betrügen wolle, ja, sogar damit rechne, dass wir vom Kauf zurücktreten.
Na ja, wir einigen uns darauf, dass er jetzt 14 Tage Zeit bekommen solle, um sowohl Boot als auch Trailer herzurichten und auch den TÜV-Nachweis zu besorgen. Dann wird er uns auf halber Strecke entgegen fahren und uns das Boot übergeben.
Wir fahren also am Sonntag bei scheusslichem Wetter ohne Boot nach Hause. Ich pflege meine Wunden und habe fürchterlichen Muskelkater. Aber sonst sind wir gesund. Es geht uns gut.
Wir sind um einige Erfahrungen reicher.
Bereits am Montag den 27. März teilt uns Z. mit, der Trailer sei von einer Fachwerkstatt gerichtet, der Tank gereinigt und die Bilge gesäubert. Ob das wohl stimmt? Wie soll das so kurzfristig gehen?
Wir einigen uns darauf, das Boot am 5. April gegen 12 Uhr an der Raststätte Hermsdorf zu übernehmen.
Am 5. April fahren wir gegen 7:30 h los und werden unterwegs vom Verkäufer angerufen. Er sei schon an der Raststätte vorbei, wir können uns in Triptis treffen und zwar eine ganze Stunde früher.
Das klappt gut.
Wir gehen noch ein paar Fragen durch, bekommen den Zündschlüssel ausgehändigt und hängen den 7,6 Meter langen und 1,6 Tonnen schweren Neuerwerb an unseren Bus.
Es ist schon ein seltsames Gefühl, mit etwa 12 Metern Gesamtlänge über die Autobahn zu brausen. Man gewöhnt sich schnell daran. Wenn man 80-90 km/h fährt und kein Wind geht, packt der Bus das locker.
Weniger angenehm ist es trotzdem noch, pausenlos von Lastern überholt zu werden.
Reparatur
Ein Schiff steht in unserem Garten und will restauriert und repariert werden.
Das hat was!
Dietlinde ist für die praktischen Dinge an Bord zuständig, ich habe dafür Sorge zu tragen, dass alles funktioniert. Sie denkt an das Leben an Bord, während ich hinter den Kabeln und Geräten her bin, um zu begreifen, wo was und warum angeschlossen ist und wie bzw. ob es funktioniert.
Der Zustand des Bootes ist erbärmlich.
Alter, vergilbter, abgeblätterter Uralt-Lack aussen, hässlicher und schlampig, bläulich gestrichener innen.
Es steht Wasser in allen Heck-Fächern.
Die Sitzpolster sind vergammelt und feucht.
Die angeblich neue Persenning ist undicht und grün-grau verschimmelt.
Es ist jede Menge Müll in der Bilge.
Unter den abgeschraubten Namensschildern “Oldi” – wie sinnig – kommt ein noch älterer Name “Meson” zum Vorschein. Das dürfte wohl der Name des Bootes gewesen sein, als es noch in Norwegen in den Fjorden herumschwamm.
Der Trailer ist mit teilweise abgelösten Aufklebern verunziert, Farbe wurde verkleckert und nie abgeputzt.
Es liegt viel Arbeit vor uns!
Dieses Jahr lässt uns der Winter nicht los. Es hatte wieder geschneit. Wir können bei 3 bis 5 Grad Celsius und Schnee nicht weiterarbeiten. Aber an Ostern wird es etwas besser.
Als erstes bauen wir die Küchenzeile aus, da wir weder Gas noch einen Kühlschrank an Bord haben wollen. Gas ist uns zu gefährlich, ein Kühlschrank nimmt nur Platz weg und Rotwein trinkt man warm. Dann suche ich die Bilgenpumpe, denn wir sind ziemlich sicher, dass die defekt ist. Tests ergeben, dass das stimmt.
Um sie auszubauen, muss der Bohlenboden herausgenommen werden. So eine Bilge zu reinigen ist wirklich eine äusserst schmutzige und unangenehme Sache. Neben dem Motor ist die Bilgenpumpe wohl das Wichtigste an Bord, denn wer möchte schon nasse Füsse bekommen, wenn das eindringende Wasser nicht umgehend wieder hinaus befördert wird.
Schnell kann ich feststellen, dass es wohl zwei Gründe gegeben hat, warum die Pumpe defekt war. Einmal war der AblassSchlauch abgeknickt, so dass kein Wasser abgepumpt werden konnte und zum Anderen war Dreck in die Pumpe gelangt, da das Sieb fehlte.
Sie wird ausgebaut und ich merke mir die Kabelverbindungen. Eine neue Pumpe wird gekauft und im Wassereimer ausprobiert. Natürlich habe ich zwischenzeitlich vergessen, welches Kabel an welche Stelle in der Lüsterklemme zu stecken ist. Ich bitte einen Freund um ein 12 Volt-Messgerät, was mir aber nicht recht weiter hilft. Erst unsere Tochter Elke bringt mich auf den richtigen Weg.
Wir hatten einen sehr festen 19 mm Ablassschlauch gekauft, der zwar nicht mehr abknicken kann, sich aber nur mühsam auf die Pumpe stecken lässt.
Wir machen die Schlauchenden im kochenden Wasser heiss und schaffen es, den Schlauch auf die Pumpe zu schieben. Leider klappt das bei der Auslassverbindung nicht. Der Schlauch passt einfach nicht auf die Auslassbuchse.
Elke schneidet das Ende ein wenig ein und ich schiebe den aufgekochten Schlauch soweit es irgend geht auf die Auslassbuchse und befestige ihn mit einer Schelle.
Alles scheint dicht zu sein.
Da der Schwimmschalter schief sitzt, kann er nicht aufschwimmen und die Pumpe nicht einschalten. Der Kabeltausch war wohl auch nicht richtig, denn es fliegt bei´m Test die Sicherung raus.
Es müssen