Also samt Hund rein ins Boot. Es regnet glücklicherweise nicht, ist aber kalt, so etwa 5 Grad Celsius.
Die Elbe führt hohes Wasser und strömt mit ca. 5 Stundenkilometern dahin, also ganz ordentlich.
Das Boot sieht nicht sehr einladend aus. Es ist dreckig und irgendwelche Stangen, Fahnen und Polster liegen herum. Alles ist feucht, manches sogar richtig nass. Es muss da den ganzen Winter über reingeregnet haben.
Der Verkäufer lässt den Motor an, was zwar mühsam, aber schliesslich doch klappt. Dann geht es dahin. Der Motor tukkert kräftig. Mit und sogar gegen den Strom macht “Oldi” gute Fahrt. Wir sind zufrieden mit der Leistung.
Mitten im Strom geht der Motor plötzlich aus. Er stirbt einfach ab.
Wir treiben manovrierunfähig in der Elbe auf die nahe Brücke zu.
Jetzt stellt sich heraus, dass keinerlei Grundausrüstung, weder Rettungswesten, noch Paddel, Werkzeug oder Lampen an Bord sind.
Nichts, niente, nothing.
Zwar versucht Herr Z immer wieder, den Motor anzulassen, das klappt auch ab und an, dann ist es aber wieder vorbei, da auch die Batterie lahm wird.
Wir treiben auf eine Buhne zu und sitzen ca. 30 m vor dem Ufer auf Grund.
Z. hatte schon vorher mehrfach angedeutet, dass er wasserscheu sei. Jedenfalls bittet er mich, ins Wasser zu steigen. Ich soll das Boot an der Leine halten, diese an einem ca. 20 m entfernten Baumrest festmachen und dann mithelfen, das Boot freizuschieben.
Die Wassertemperatur liegt bei gefühlten 0 Grad Celsius. Also Hose und Schuhe ausgezogen und unter die neue Seglerjacke gestopft bzw. um den Hals gehängt und in Unterhosen ab ins Wasser. Es reicht mir bis an die Hüfte, ich werde also richtig nass. Die Leine verfängt sich am Handlauf über der Kajüte.
Ich ziehe kräftig, um den Bug rumzubekommen, da löst sich die Leine ruckartig vom Handlauf, ich klatsche ganz ins Wasser und tauche unter.
Glücklicherweise halte ich Bodenkontakt mit der Stein-Buhne und muss nicht schwimmen.
Nun also klatschnass helfe ich mit, das Boot freizuschieben, was auch gelingt. Leider hatte ich die Leine noch nicht festgemacht und sie auch aus der Hand verloren, als ich untertauchte. Z. kann sie greifen, sie darf bei einem weiteren Versuch zu fahren, nicht in die Schraube geraten.
Das Boot kommt mit vereinten Kräften schliesslich frei und treibt nun wieder im Strom dahin.
Ein letzter Versuch, den Motor anzuwerfen, gelingt dem Herrn. Er kann das Boot ein Stück weiter in eine kleine Bucht manövrieren.
Ich wate an Land und ziehe mir die nassen Hosen und Schuhe wieder an.
Es waren wohl so ca.10 Minuten im eisigen Wasser, genau wissen wir das natürlich nicht mehr, jedenfalls sind meine Beine krebsrot und die Füsse völlig gefühllos.
Durch den Sturz habe ich mir Schürfwunden an den Füssen, Beinen, Knien und Händen zugezogen.
Ich matsche durchs Schilf zum Boot, um nachzusehen, ob und wie nun Dietlinde und der Hund von Bord kommen könnten.
Inzwischen ist Herr Z. auf die Reling geklettert, hat die Leine in der Hand und will sie mir rüberwerfen.
Er hält sich am Handlauf fest. Der ist locker, was er wohl wusste, aber nicht bedenkt. Z. zieht und hat den gesamten Handlauf in der Hand.
Herr Z. klatscht der Länge nach ins Wasser. Wunderbar, ganz wunderbar.
Wir sind nun beide tropfnass und waten durch das Schilf zu unseren ca.
1 km entfernten Autos.
Schlotternd ziehe ich trockene Sachen an.
Z. ist nach Hause gefahren, hat sich ebenfalls umgezogen und bringt mir leider unbrauchbare Schuhe mit. Er teilt mit, dass in Kürze ein Monteur kommen würde. In trockenen Kleidern, aber nassen Schuhen laufe ich zum Boot zurück und will helfen, dass Frau und Hund von Bord kommen.
Das klappt aber nicht.
Dietlinde kann Aylin nicht durch die kleine Kabinenluke an Deck heben, immerhin 25 kg Lebendgewicht durch eine nur 50 x 50 cm große Öffnung. Das gelingt erst, als der Monteur eintrifft.
>>Was ist das denn? Das riecht ja nicht mal mehr nach Diesel!<<
Der Monteur hat den Kraftstofffilter in der Hand.
Es stellt sich heraus, dass der Motor etwa zwei Jahre nicht gelaufen und dass der Tank nicht leer war, sondern noch einen ausgeflockten Dieselsatz beinhaltete.
Z. hatte zwar neuen Diesel nachgefüllt, aber nicht bedacht, dass der alte Dieselsatz die Leitungen und die Filter verstopfen könnte. Also wird der Tank abgeklemmt, ein Plastiktank mit Leitung besorgt und diese mit dem Motor verbunden.
Nach etwa einer Stunde läuft der Motor wieder. Dietlinde und ich beobachten vom Auto aus, wie die Myra kräftig und mit Bugwelle gegen den Strom tuckert. Sie ist aus der Ferne wirklich schön anzusehen.
Dietlinde hat zwischenzeitlich grundsätzliche Bedenken, nicht nur was den Kauf angeht, sondern überhaupt wegen der ganzen Reise. Ob wir uns da nicht übernehmen?
Es geht uns gut.
Wir sind nicht tot.
Heftig irritiert setzen wir die Probefahrt dann aber doch noch fort. Der Motor läuft einwandfrei.
Der Monteur versichert, dass der Motor in Ordnung sei, dass man lediglich alles inklusive Tank reinigen müsste.
Wir wussten ja, dass es ein altes Boot ist und ich war mir darüber klar, dass ich einiges würde reparieren müssen.
Jetzt nieselt es richtig, es ist dunstig und nicht viel zu sehen. Wieder am Steg, schaue ich noch einmal den Motor an und sehe mit Schrecken, dass er fast im Wasser steht.
Die Bilgenpumpe!
>> Z, was ist mit der Bilgenpumpe?<<
Er legt den Bilgenschalter um, es tut sich aber nichts. Ich suche aussenbords das Loch, aus dem das Bilgenwasser plätschern soll.
Nichts.
>> Doch, sie tut.<<
>> Schauen Sie doch, es wird weniger Wasser.<<
Alles Quatsch. Da kommt kein Wasser raus oder wird weniger. Also ist auch die Bilgenpumpe kaputt.
Bei einem Boot mit Wellenantrieb kommt immer irgendwie etwas Wasser ins Boot. Die Bilgenpumpe sorgt dafür, dass es wieder hinausbefördert wird.
>>Was kostet so eine Bilgenpumpe?<<
>>ca. 40 €.<
Wir einigen uns darauf, den Preis noch etwas runter zu handeln, aber beim Kauf zu bleiben.
Wir fahren in die Stadt, kaufen mir ein paar Schuhe, denn ich hatte immer noch nasse Füsse und wickeln den Kauf ab. Es ist nun schon 17 Uhr.
Endlich sind wir samt Boot und Trailer unterwegs nach München. Es nieselt immer noch, ist kalt und alles ist feucht und aufregend.
Schon nach einigen Kilometern bemerken wir, dass etwas nicht stimmen kann. An den Reifen des Hängers bilden sich „Fahnen“.
Ob das von der nassen Straße verdrängtes Wasser ist?
Wir schleichen uns jetzt von Parkbucht zu Parkbucht. Wir umrunden jedes Mal unser 12 Meter langes Gespann. Ein Reifen links ist heiss und ein anderer warm. Nach wenigen Kilometern qualmt es richtig.
Was tun?
Es wird schnell klar, dass sich die Bremsen zumindest an zwei Rädern nicht richtig lösen und dass an eine längere Fahrt nicht zu denken ist.
Geplatzte Reifen auf der Autobahn, wer braucht so etwas.
Z. wird angerufen. Er meint, dass wohl die Handbremse des Trailers nicht richtig funktioniere. Ich hatte sie nämlich tagsüber mal betätigt. Ich solle mit dem Hammer