Harkael. Elias Crown. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Elias Crown
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783741821875
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an.

       „Mein Leben ist dem König und den Menschen in Eroenya gewidmet, ich diene ihnen mit der ganzen Kraft, die mir gegeben wurde.“

      „Das ehrt Euch, Amelias, aber gibt es außerhalb dieser Tätigkeit nicht auch noch Platz für mehr? Für Familie, Gefühle, Liebe?“, forderte ihn Elenas heraus und sah ihm dabei nun ruhig und tief in die Augen.

      „Ich kenne nur die Liebe meiner Eltern, sie sind bereits vor langer Zeit gestorben. Eine andere Liebe habe ich bis jetzt nicht gefunden und weiß auch nicht, ob sie Platz in meinem Leben hat“, antwortete Amelias.

      Während Elenas noch regungslos dastand und die Worte in ihr nachwirkten, schöpfte Amelias mit der Hand Wasser auf die Blumen. Sofort begannen sie an jenen Stellen, an denen das Wasser sie berührte, zu leuchten. Elenas lächelte und tat es Amelias gleich und bald standen sie inmitten eines leuchtenden Blumenkreises. So sehr es Amelias auch schwer fiel, diesen phantastischen Ort und die Zweisamkeit mit der Prinzessin zu verlassen, so sehr wusste er auch um seine Verpflichtung. Und die gebot es ihm, Elenas jetzt wieder zum Palast zurück zu bringen.

      Ein geheimer Ausritt

      Tief in der Nacht, als alle friedlich schliefen, war Heerführer Karrnatan jedoch wach und schlich sich heimlich aus dem Palast. Er eilte zum Stallgebäude, um sein Pferd zu holen und ritt nach Marlakas zum großen Tor. Eine unheimliche Stille beherrschte die Nacht, nichts regte sich. An den Säulen angekommen, stieg er vom Pferd und ging zu Fuß weiter. Vor ihm lag die Wüstenwelt, eine schier unendliche Weite aus Sand. Seine Schritte waren zurückhaltend und zeigten seinen Respekt vor diesem dunklen Reich, das er nun mutig betrat. Knapp hinter den Säulen flüsterte er eine uralte Zauberformel, die ihm diese Welt öffnete:

       „Larabonachilem menyesta!“

      Einen Augenblick später kam Wind auf, die Erde bebte und der Sand unter seinen Füßen geriet in Bewegung. Starr vor Furcht wartete Karrnatan, was da kommen würde. Mühsam versuchte er seine Augen dem Schwarz der Wüste anzupassen, um etwas zu erkennen. Doch genauso schnell, wie dieser unheimliche Zauber begonnen hatte, war er auch wieder vorbei und absolute Stille breitete sich aus. Gerade als Karrnatan glaubte, er habe versagt und die Zauberformel noch einmal aussprechen wollte, zerbarst der Sand eine Armlänge vor ihm und mit unheimlichem Getöse sprang ein riesiger, schwarzer Skorpion aus dem Staub. Auf dessen Rücken hockte eine angsteinflößende Kreatur, die zwar Arme und Beine wie ein Mensch hatte, aber bei der der Körper zur Gänze mit schwarzen, spitzen Stacheln bedeckt war. Die Arme waren lang, die Hände halb verwest, dennoch hielten sie die Zügel des Skorpions fest.

      Noch im Sprung peitschte die Bestie ihre tödliche Schwanzspitze in Karrnatans Richtung und nur einen Hauch vor seinem Hals kam sie zum Stillstand. Eine falsche Bewegung und das Schicksal des Heerführers wäre besiegelt gewesen. Erschreckend bedrohlich und gut doppelt so hoch wie der Heerführer selbst stand die Kreatur vor dem regungslosen Karrnatan.

      „Was willst du, Menschenkind?“, brüllte das Unwesen mit durchdringender Stimme.

       „Ich bin Heerführer Karrnatan von Marndron und habe wichtige Neuigkeiten für deinen König Ibalas.“

      „Er wartet bereits auf dich, folge mir!“, herrschte die Kreatur den Heerführer an.

      Nach einer Handbewegung dieses Unwesens erhob sich ein zweites Geschöpf aus dem Sand und Karrnatan stieg vorsichtig auf. Sofort setzten sich die Bestien in Bewegung und sie durchritten eine verdammte Landschaft, in der nur Sand und messerscharfe Felsen vorkamen. Keine Spur von Leben, keine Pflanze wuchs in dieser trockenen Einöde.

      Als sie auf einem Hügel stehen blieben, forderte die Kreatur Karrnatan auf, die Augen zu schließen. Mit pochendem Herzen gehorchte der Heerführer und vernahm mit Spannung die Worte des Skorpionwesens, den Zauberspruch, der es den Menschen ermöglichte, ihre, die andere Welt, zu sehen.

      „Rasta mu ya la char!“ Karrnatan spürte die Hand der Kreatur vor seinem Gesicht vorbeiziehen, so als ob diese einen Vorhang öffnen würde. Als er seine Augen aufschlug, eröffnete sich ihm eine Welt, die er nicht fassen konnte. Vor sich in der Senke sah er Tausende dieser Kreaturen, die dabei waren, eine Stadt aufzubauen. Unglaublicher Lärm erfüllte die Luft, das ungeheure Gestampfe einer gigantischen Schmiede, in der Hunderte gleichzeitig auf das zu bearbeitende Material einhämmerten. Die Funken sprühten, unermüdlich schwangen die Kreaturen die Hämmer und formten das Metall.

      Karrnatan sah, wie die Kreaturen sich anstrengten und das dunkle Eisen verbauten. Er war ihnen so nahe, dass er ihre Last sogar hören konnte. Sie formten bizarre Bauwerke, deren Sinn sich der Heerführer nicht vorstellen konnte. Die unheimlichen Laute, die sie bei der Arbeit von sich gaben, durchdrangen Mark und Bein und Karrnatan fühlte, wie die Angst Besitz von ihm ergriff. Sein Blick richtete sich in die Mitte des Geschehens, wo Tausende dieser Wesen unter allergrößter Anstrengung an Ketten zogen, um einen gigantischen Obelisken aufzurichten. Der Anblick wühlte Karrnatan auf, alles war so fremd und jenseits seiner Gedanken. Er konnte nicht einmal die Farbe des Metalls mit Sicherheit erkennen. Es war nicht dunkel, sondern glomm feurig, wie frisch geschmiedet und mit jedem Ruck, der den Obelisken weiter anhob, wurde das Material noch röter und es wirkte lebendig.

      Karrnatan beobachtete, wie der Obelisk von innen heraus zu glühen begann und sich in Schwingungen versetzte. Ein dunkles Grollen riss den Heerführer aus seiner Aufmerksamkeit für den seltsamen Stein. Das fremde Geräusch breitete sich im Kessel mit gigantischer Allmacht aus. Karrnatan war nahe daran, den Verstand zu verlieren, er konnte diese unbeschreiblichen Eindrücke kaum mehr ertragen und er wollte auch die Kraft für das Verstehen nicht mehr aufbringen.

      Doch einen Hauch, bevor er sich in die Willenlosigkeit treiben ließ, riss ihn der Begleiter aus seinen sich drehenden Gedanken und zeigte auf einen anderen Hügel:

       „Das dort ist Ibalas, der mächtige König unseres Volkes, der Mericianer.“

      Sie ritten zu Ibalas, der regungslos das Bauen beobachtete. Um ihn herum bewegten sich dutzende Kreaturen, die allesamt auf seine Befehle warteten und ihm dienen wollten. Karrnatan war von seinem Reittier gestiegen und näherte sich mit respektvollen Schritten dem König, der bereits von einem Diener über die Ankunft des Heerführers unterrichtet worden war. Jäh drehte sich Ibalas zu Karrnatan, der von der imposanten Gestalt des Königs überrascht war. Um das Doppelte seiner eigenen Größe überragte er ihn und die feuerroten Hörner waren bedeutend kräftiger als die der anderen Mericianer.

      Allein der Anblick bereitete Karrnatan Angst, aber tapfer verbeugte er sich vor dem König, um seine Neuigkeiten zu verkünden.

       „Ich begrüße Euch, mein Gebieter. Es ist soweit, wir können morgen zuschlagen“, die Stimme des Heerführers klang ein wenig zittrig. „Nachdem Ihr der einzige Herrscher über Marndron werdet, ist es Eure Aufgabe, die letzten Serezianer zu finden und sie auszulöschen. Es darf kein Einziger überleben, sie stellen eine gewaltige Gefahr für meine Pläne dar. Ich stehe kurz davor, diesen Fluch, der auf meinem Reich lastet, zu brechen. Das königliche Blut, das wir morgen bekommen werden, wird der Schlüssel zu unserem Tor in die Außenwelt sein. Und enttäusche mich nicht, Karrnatan!“, brüllte Ibalas mit Inbrunst und aus seinem ganzen Körper schlugen für einen Moment hoch lodernde Flammen.

       „Mein Herrscher, ich führe Eure Befehle bedingungslos aus, aber ich brauche einen Grund, um den Krieg zwischen Eroenya und Marndron wieder zu entfachen. Nur dann kann ich mit der Marndronenarmee auf Jagd nach den Serezianern gehen.“ „Du wirst deinen Grund morgen bekommen, dieses Mal akzeptiere ich kein Versagen, Karrnatan!“, dröhnte der König und es war unmissverständlich, dass er dazu nichts mehr zu sagen hatte.

      Karrnatan verbeugte sich und verließ diesen unmenschlichen Ort, um still und leise nach Eroenya zurückzukehren.

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