Reitschuster und das Phantom. Frank Röllig. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Frank Röllig
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738001662
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Kreuzleitner.“

      „Ich danke Ihnen, mir geht es schon ein wenig besser. Ich sehe blaue Lichter.“ Sie stand auf, als die Polizeistreife vorfuhr.

      „Ja, tatsächlich. Sie sind da. Vielen, vielen Dank, Herr Kreuzleitner!“ Sie freute sich so sehr, dass sie den Hörer auflegte, ohne auf eine Antwort zu warten. Vorsichtig ging sie zur Eingangstüre und wurde sofort von einem der Beamten zum Rettungswagen gebracht, wo sie ein Arzt betreute. Die Polizisten gaben sich gegenseitig Deckung und kontrollierten das Innere der Tankstelle. Dann kamen sie wieder heraus und meldeten den anderen Kollegen: „Sauber.“

      Damit wussten alle, dass keine Gefahr mehr bestand. Einer der Uniformierten kontaktierte die Zentrale.

      „Donau 50 für 12 kommen.“

      „Hier Donau 50, sprechen Sie.“

      „Die Situation ist geklärt. Die SpuSi kann jetzt kommen.“

      „Das ist verstanden, kommen.“

      „Hier Donau 12, Ende mit 50.“

      Nun sperrten die Polizisten das Gelände weiträumig ab und sicherten den Tatort.

      Etwa eine Stunde später traf die Spurensicherung ein. Die Beamten machten sich sofort an die Arbeit, packten diverse Kisten und andere Utensilien aus. Dann informierten sie sich bei den Kollegen. Danach zogen sie sich um und warteten auf ihren Chef.

      Etwa zehn Minuten später traf Dr. Wallenstein am Tatort ein.

      Laut fluchend blaffte er die Kollegen an: „Müsst ihr mich gerade jetzt vom Bildschirm wegholen, wo der FC Augsburg endlich mal gewinnen könnte!“ Alle vom Spurensicherungsdienst wussten, dass sich „Stone“ bald wieder abkühlen würde. „Stone“, so wollte er wirklich genannt werden, weil er selbst einmal gemeint hatte, sein Name sei uncool. Rasch streifte er einen Overall und Gummihandschuhe über, ehe er in einem ruhigeren Ton sagte: „Na dann wollen wir mal.“

      Pfeiffer hatte plötzlich eine Idee. Er stellte ein Radio in der Tankstelle auf den Sender BR5 ein, weil dort immer live Berichte aus den Fußballstadien gebracht werden. „So Chef, nun muss aber wieder gut sein“, lächelte Pfeiffer seinen Vorgesetzten an. Mit einem Schmunzeln sagte Stone: „So viel Einfallsreichtum hätte ich dir gar nicht zugetraut, Pfeiffer!“

      Das lob ich mir! Ein SpuSi–Team, das Hand in Hand arbeitet, dachte er. Stone schaute sich zuerst draußen um. „An diesem verregneten Samstag stehen die Chancen, etwas Besonderes herauszukitzeln, eher schlecht“, brummte er. Polizeimeister Obermayr schaute sich die Zapfsäulen etwas näher an. Stone bemerkte es: „He Obermayr, was Interessantes gefunden?“

      Obermayr fühlte sich ertappt. „Diesel ist schon wieder um 3 Cent gestiegen!“

      Stone verdrehte die Augen angesichts solcher Kompetenz.

      „O b e r m a y r!“, brüllte er, um ihn wieder zur Räson zu bringen, doch der suchte den Boden wie ein Hund ab. „Schämst du dich jetzt, Obermayr?“

      „Nee! Komm mal rüber Stone. Ich glaub´, ich hab´ da was gefunden.“

      Stone schlurfte zu den Zapfsäulen hinüber, wobei er provozierend gähnte. „Na, ist der Fall geklärt?“

      „Schau dir das an.“ Obermayr deutete auf den Boden neben einer Zapfsäule. Stone staunte nicht schlecht. „Was ist denn das? Hat sich von euch jemand die Schuhe ausgezogen?“ Dieser Satz sorgte für allgemeines Gelächter.

      „Wieso, riecht es nach Schweißfuß?“ Alle lachten.

      „Sehr witzig! Pfeiffer, komm mal zu mir hier an die Zapfsäule und bring die Fotoausrüstung mit.“

      Pfeiffer trabte hinüber, immer noch mit seinem breiten Grinsen. „Na, Chef! Riecht es noch?“ Stone zeigte auf den Boden vor sich.

      „Und Pfeiffer! Noch Grund zu lachen? Sieh zu, dass du ordentliche Fotos machst, und konzentriere dich auf deine Arbeit.“

      Pfeiffer schluckte. „Jetzt verstehe ich dich, Chef! Und sorry, ich wollte dich nicht aufziehen“, gab er kleinlaut bei.

      Vor ihnen waren tatsächlich Abdrücke von nackten Füßen!

      Pfeiffer stellte Scheinwerfer auf und fotografierte die Fußspuren aus allen möglichen Winkeln. Er war sichtlich froh, als er die Fotos endlich im Kasten hatte, denn wenig später war alles verdunstet.

      „Also Obermayr, wenn ich vorhin gesagt habe, dass du ein wenig unaufmerksam bist, dann tut’s mir leid.“

      „Ist schon gut. Es gibt lichte und dunkle Momente im Leben eines jeden Menschen. Das liegt an der Betrachtungsweise“, antwortete Obermayr.

      So ließ es Wallenstein erst einmal stehen, während sie sich weiter in das Innere der Tankstelle vortasteten.

      Währenddessen versuchte Kreuzleitner, seinen Chef, Kriminalhauptkommissar Reitschuster, zu erreichen. Er wählte die Nummer des Bereitschaftshandys und staunte nicht schlecht, als er hörte: „Schaller!“

      „Ja wo ist denn der Bär?“, fragte Kreuzleitner in seinem Allgäuer Akzent. Er wartete auf eine Erklärung.

      „Sag mal Kreuzleitner, hast du es schon vergessen? Reitschuster hat doch heute sein erstes Date. Da will ich als guter Kollege ihm den Rücken freihalten. Hast du was für mich?“

      „Allerdings! Einen bewaffneten Raubüberfall hätte ich anzubieten.“

      „Na, dann gib mir mal die Adresse.“

      „Hauptstraße 34, in Offingen.“

      „Ist notiert, Kreuzleitner. Bin gleich da.“ Schaller legte auf. Für einen Augenblick überlegte er, seinen Chef anzurufen. Er verbannte diesen Gedanken aber sofort, denn schließlich hatte er nun einen Fall, um sich zu profilieren! Schaller brauste los. Sein Lupo röchelte in den höchsten Tönen. Nach 30 schier unendlichen Minuten hatte er es geschafft. Wenigstens wurde Schaller von seinen Kollegen sofort durchgewiesen, denn sein kleiner Lupo fiel eben auf.

      Reitschuster fuhr zu seinem Haus nach Neuburg an der Kammel. Er hatte damit gerechnet, dass sie seinen Garten sehen wollte und aus diesem Grund einiges vorbereitet. Eiskalter Sekt stand in einem Kühler, dazu eine Käseplatte, kleine Häppchen und frisches Obst. Alles war mit indirektem Licht und Kerzenschein abgestimmt. Er hatte sogar an eine Vase für den Blumenstrauß gedacht. Jasmin war hin und weg. Reitschuster hoffte, sie zu beeindrucken.

      „Herr Reitschuster, was für eine Überraschung! Das sieht alles wunderschön aus.“ Reitschuster schenkte zwei Gläser mit Sekt ein und reichte ihr eines. Sie schauten sich tief in die Augen, prosteten einander zu, tranken den Sekt und gaben sich einen Kuss auf die Wangen. Sie duftete verführerisch. Reitschuster zitterten die Knie. „Mein, mein, Vorname ist Felix. Felix Reitschuster.“ Endlich war er wieder Herr seiner Sinne.

      „Meinen Namen kennst du ja“, sagte sie mit einem Lächeln. Reitschuster sah zwei makellose Zahnreihen, die im Schein der Kerzen blitzten. Beide setzten sich an die bunt gedeckte Tafel und aßen. Die Sonne versank am Horizont. Als er bemerkte, dass seine Angebeteten fröstelte, schaltete er einen Heizpilz ein und zündete zusätzlich etwas Holz in einem stählernen Korb an. Es soll ihr an nichts fehlen, dachte Reitschuster und freute sich, den perfekten Gesellschafter zu geben. Sie tranken den Sekt, anschließend einen guten Wein und genossen den Sternenhimmel über sich.

      „Hallo Schaller! Freut mich, dass du hergefunden hast“, sagte Wallenstein nicht ohne spöttischen Unterton.

      „Ja, was denn! Kann ich was dafür, wenn mich der Diensthabende so spät alarmiert!“, meinte Schaller verärgert.

      „Wo ist denn dein Mentor?“, fragte Stone.

      „Den hat doch die Muse geküsst. Schon vergessen?“ Schaller schaute ernst.

      „Ah ja. Da war doch was! Finde es sehr kollegial, ihm den Rücken freizuhalten“, meinte Stone anerkennend.

      „Ich danke dir für die Blumen. So und nun