Herrengedeck und Herzenswärme. Neue Osnabrücker Zeitung. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Neue Osnabrücker Zeitung
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783741804533
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allein in die Kneipe. „Ich kenne viele der alten Gäste“, sagt er. Allein ist er im Parkhaus nie. Dem 46-Jährigen geht es wohl so wie den anderen Gästen: Sie haben dort eine Familie gefunden. Das klingt wieder nach Klischee. Aber bei Abu wird jeder so genommen, wie er ist. Und dumme Anbaggersprüche sind schnell vergessen.

      Parkhaus Rink

       Inh. Abdullah Sakarya

       Parkstraße 8

       49080 Osnabrück

       Tel. 0541/5068737

      28. Dezember 2011

      Im „Haste Töne“ ist alles lila – an der Bramscher Straße wird Fußball geguckt und genagelt

      Osnabrück. Dass der Außenanstrich lila ist, ist bloß Zufall, sagt Martin Guhe. Dass die Inneneinrichtung der Kneipe „Haste Töne“ und die Kleidung des Inhabers lila sind, hat hingegen einen Grund: den VfL. Der 53-jährige Wirt ist ein großer Fan des Osnabrücker Traditionsvereins – und auch seine Gäste reden beim Frühschoppen am Sonntagvormittag vor allem über die schönste Nebensache der Welt.

      Der Wirt in der Kneipe „Haste Töne“ heißt Martin Guhe. Aber alle nennen ihn „Maier“. (Egmont Seiler)

      Seit Jahren führt Guhe die Kneipe. In wilderen Zeiten ist im Schankraum an der Bramscher Straße der britische „Queens Pub“ beheimatet gewesen. Trotz des aristokratischen Namens sei es dort „ziemlich abgegangen“, weiß Guhe. „Heute ist es hier urdeutsch.“ Die Szene treffe sich bei ihm nicht. Im „Haste Töne“ gehe es eher um Schlager und Fußball.

      In der Ecke neben der Theke hängt neben einigen VfL-Devotionalien ein lila-weißes Trikot mit dem Namenszug „Maier“. „Das ist mein Spitzname“, sagt Guhe. Den habe er seit seinem zweiten Lebensjahr. Unter dem eingerahmten VfL-Leibchen sitzt Hermann Schaber, zu dem alle „Pingo“ sagen. Auch sein Spitzname stammt aus Kinderzeiten, allerdings ist die noch etwas länger her als die von Maier. Beim Bier erinnert sich Pingo gerne an seine Laufbahn als Fußballer. Bis zur A-Jugend hat er beim VfL gespielt. Dann ist er zum TuS Haste gewechselt. Bei den VfL-Amateuren gab es damals einen Trainer, den sie „Opa Thiele“ nannten. „Der konnte sich nicht durchsetzen“, erzählt der 72-Jährige. Die Spieler hätten gesagt, er solle die Schnauze halten, und hätten die Mannschaft selber aufgestellt. Das gefiel Pingo nicht. Er ging nach Haste – und ist dort geblieben.

      Beim TuS Haste hat Hermann „Pingo“ Schaber gespielt. (Egmont Seiler)

      Mit dem TuS erlebte er die große Zeit in der Regionalliga, spielte gegen den VfL, gegen St. Pauli und Altona 93. Sogar der 1. FC Köln und Werder Bremen kamen zu Freundschaftsspielen nach Haste. „Bremen haben wir zwei zu eins geschlagen“, erinnert sich Pingo und lächelt.

      Der rüstige Rentner ist stolz darauf, in seiner Karriere kein einziges Mal vom Platz geflogen zu sein. Durch den Fußball ist er aber auch zum Rauchen gekommen. Im Alter von 33 Jahren habe er sich mal die Schulter ausgekugelt. „Unser Verteidiger meinte, rauch mal eine, dann merkst du den Schmerz nicht so.“

      Früher sei er selten in eine Wirtschaft gegangen, erinnert sich Pingo. Heute trifft er im „Haste Töne“ seine Kumpels, trinkt Bier und raucht auch mal eine Zigarette. „Ich will nicht zu Hause in der Ecke sitzen.“ Denn dort ist es still geworden, seit seine Frau vor einem Jahr gestorben ist. Beim OTC und bei der Spielvereinigung Haste kümmert sich der Fußballfan um die Plätze – um nicht einzurosten.

      Auch Wolfgang sitzt heute wieder im „Haste Töne“. Er ist 51 Jahre alt und Handwerker. In der Woche arbeitet er. Doch am Wochenende geht er in die Kneipe, um zu entspannen und mit den Leuten zu quatschen. Am Sonntagmorgen hat er manchmal einen schweren Kopf, wenn er die Kneipe betritt. Dann braucht er erst mal ein Pils. „Als Konter-Bier.“

      Wolfgang ist alleinerziehender Vater und Witwer. Seine Frau ist vor zwölf Jahren gestorben, sagt er und schluckt. Seine Tochter ist am Sonntagvormittag beim Sport. Als 14-Jährige darf sie nicht mit in die Gaststätte. Da das „Haste Töne“ eine Raucherkneipe ist, ist der Eintritt erst ab 18 Jahren erlaubt. So will es das Gesetz.

      Wolfgang kommt aus Süddeutschland und wird in der Haster Kneipe respektiert, obwohl er kein Lila-Weißer ist. Er zählt zu den Fans des Karlsruher SC. Trotzdem bekommt auch er einen „Schwarzen Insulaner“. Den gibt es immer, wenn Maier mit seiner Glocke eine Lokalrunde einläutet. Das Rezept für das hochprozentige Getränk hat der Wirt einem Kollegen auf Wangerooge abgeschwatzt. „Da ist Wodka und Salmiak drin“, sagt er. Mehr verrät er nicht. „Das nehmen Frauen zum Putzen“, sagt Herbert, der an der Theke sitzt und über seinen Witz am lautesten lacht. Er selbst mag das Getränk nicht. „Davon kriege ich Sodbrennen.“

      Herbert, Wolfgang und Pingo gehen zu Maier, weil sie sich dort wohlfühlen, aber auch weil es in der Gegend keine andere Kneipe mehr gibt. „Ich habe hier eine Monopolstellung“, sagt Guhe und lacht ironisch. Dennoch will er seinen Gästen mehr als nur Fußball bieten. In seiner Kneipe kommen die Alltagsprobleme aus den Stadtteilen Haste, Dodesheide und Sonnenhügel auf den Tisch. „Es wird aber nicht großartig gejammert“, sagt Maier. Alle seine Gäste hätten Jobs. „Nach Feierabend wollen sie sich amüsieren“, sagt er und schiebt nach: „gut bürgerlich“. Denn „Gesocks“ wolle er nicht in seiner Kneipe haben, sondern das Niveau wahren, betont er.

      Nageln ist eine beliebte Freizeitbeschäftigung in Haste. (Egmont Seiler)

      Das Niveau der Sprüche, die im „Haste Töne“ gekloppt werden, lässt freilich nicht immer an akademische Weihen denken. Als Maier gegen Wolfgang und Artur zum Nagelspiel antritt, bei dem mit der Finne eines Hammers ein Nagel in einen Baumstamm gehauen werden muss, kriegt er nach missglücktem Start zu hören: „Hast wohl noch keinen gehabt, wa?“

      Haste Töne

       Bramscher Straße 212

       49090 Osnabrück

       Tel. 0541/6854676

       Martin Guhe ist Ende 2014 verstorben. Inzwischen hat im ehemaligen Haste Töne das Bier-Café New Orleans eröffnet.

      29. Dezember 2011

      Das Bachmayer’s ist eine typische Kneipe im Schinkel

      Osnabrück. Am Samstagabend um kurz nach acht übernehmen die Frauen das Kommando in der Gaststätte Bachmayer’s, einer typischen Eckkneipe im Schinkel. Die Handvoll Männer, die noch die letzten Minuten eines Fußballspiels gucken, protestieren nicht einmal. Die Frauen vom Kegelclub sind zu fröhlich, die Schlagermusik zu laut. Und wer will sich schon beschweren? Die Stimmung ist bombig.

      Spaß hat Wirtin Anne (rechts) mit ihren Gästen. (Elvira Parton)

      „So gut war der Podolski noch nie“, fachsimpelt ein älterer Herr an der Theke des Bachmayer’s, der sich mit Schlips und Anzug ausgehfähig gemacht hat. Um 20 Uhr haben die Männer noch das Sagen. Ihre Blicke sind auf den Fernseher genagelt, wo das Spiel Schalke 04 gegen Werder Bremen übertragen wird. Keiner sagt etwas, auch nicht, dass Podolski gar nicht auf dem Platz steht. Der steht auch weiterhin beim 1. FC Köln unter Vertrag. Und bei Schalke oder Werder war er noch nie.

      „Das Bachmayer’s ist eine Kneipe, wo man als Frau alleine hingehen kann“, sagt Marika. Sie ist Stammgast. Und zwar wegen Anne. So wird die 58-jährige Angret Üding genannt, die die Kneipe im Februar 2010 übernommen hat. Marika schätzt vor allem Annes Durchsetzungsvermögen. „Als Frau wird man in Kneipen oft angebaggert“, sagt die 50-Jährige. Anne sagt, wann Schluss ist.

      Wirtin