Das Haus ist leer ohne Matthi. Es wird nur erfüllt von tiefster Trauer. Alle Fenster sind mit leicht durchsichtigen schwarzen Tüchern verhangen. Auf den Sofern, Sesseln und Stühlen liegen schwarze Decken, ja selbst die Tischdecken sind schwarz. So ist es im Haus auch am Tage so dunkel, dass die Deckenlampen fast immer angeschaltet bleiben. Auf den Kommoden, Regalen und auch auf Tristans großem Schreibtisch stehen Bilder von Matthi mit schwarzen Rahmen und Trauerfloren über den rechten oberen Ecken. Daneben hat Christin an jedem Bild eine kleine Vase mit roten Moosröschen positioniert. Sie hofft, dass der Junge von irgendwoher diese sehen kann und weiß, wie sehr sie ihn liebt. Schließlich war Matthi ihr einziges eigenes Kind und wird es auch bleiben.
Am Tag der Beerdigung kommen viele schwarz gekleidete Menschen ins Haus. Alle sprechen ihr Mitgefühl aus. Es ist Tristan, der Stärke zeigen muss, und die Trauerbekundungen entgegennimmt. Christin hält sich mit ihrer Trauer im Hintergrund. Sie erscheint erst, als es an der Zeit ist, sich auf den Weg zur kleinen Kirche zu machen, wo die Trauerfeier stattfinden soll, und wo auch der weiße Sarg mit Matthi darin in mitten einem Meer von Blumen steht. Die leisen Gespräche der Trauergemeinde verstummen als Christin erscheint. Alle drehen sich zu ihr um, und jeder einzelne Gast kann ihr Leid nachempfinden. Einige Frauen weinen leise, aber Christin ist wie versteinert. Man sieht ihr auch durch den schwarzen Schleier an, wie sehr sie die letzte Zeit gelitten und gezeichnet hat. Alle sind gekommen, um Matthi die letzte Ehre zu erweisen und um seinem Sarg zu der letzten Ruhestätte auf dem Friedhof zu folgen.
Auch Pfeffer will wissen, wo man sein geliebtes Herrchen hinbringen wird. Er möchte den Platz sehen, wo man Matthias beerdigt. Deshalb will Pfeffi den Menschen vorsichtig und in einem gebührenden Abstand folgen, die er liebt und die Matthi lieben. Doch es wird für den treuen Hund alles ganz anders kommen….
Pfeffer ist besorgt, dass er den Anschluss an die Trauergemeinde verpasst. Deshalb läuft er aufgeregt hin und her und schaut nach jedem, der gekommen ist. Bei seinem Handeln ist er so eifrig, dass er wohl dem einen oder anderen lästig ist. Er wird von den meisten Gästen wieder und wieder zur Seite geschoben bis Tristan ihn greift. Er klemmt sich den kleinen Hund unter den linken Arm und hält mit der linken Hand dessen Vorderpfoten fest. Pfeffi missversteht die Situation völlig, begrüßt seinen Herrn freudig und leckt ihm über die Wange. Dieser zieht aber den Kopf ärgerlich weg und brummt irgendetwas, was Pfeffi nicht versteht. Tristan läuft mit ihm eilig durch den Flur zu einer Abstellkammer. Er öffnet die Tür, hockt sich nieder und schiebt den Hund nicht grob, aber doch bestimmt und auch ein wenig mürrisch in die Kammer. Er schließt die Tür, und ehe Pfeffi überhaupt begreift, was passiert ist, sitzt der kleine Hund in der Falle. Er schaut hoch zur Türklinke, dreht den Kopf hin und her und erwartet, dass ihm wieder geöffnet wird. Doch nichts passiert. Er beginnt zu bellen, es passiert weiterhin nichts. Er springt in seinem Gefängnis hin und her, wirbelt herum, springt hoch zur Türklinke, erreicht sie aber nicht, und bellt immer weiter bis sich seine Stimme überschlägt und in Hysterie übergeht. Doch es nützt alles nichts, die Tür bleibt verschlossen. Pfeffer gibt auf und legt sich nieder. Erst jetzt bemerkt er, dass man ihm Futter und Wasser auf den Boden gestellt hat. Er soll wohl hier länger bleiben müssen. Zum ersten Mal in seinem Leben ist er von seiner Familie enttäuscht. Leise weinend und fiepend bleibt er liegen. Sein Blick folgt einem Lichtschein auf dem Boden und er sieht, dass die Tür nicht komplett schließt. Durch einen Spalt zwischen Türblatt und Rahmen kann er einen Teil des Flures sehen und auch etwas vom Wohnzimmer. Die Menschen waren in der Zwischenzeit alle gegangen. Es ist im Haus völlig still geworden. Pfeffer fühlt sich vergessen und beginnt von neuem an zu bellen. Zunächst kläfft er ärgerlich, dann heult er so laut er kann; es hört ihn aber niemand, weil keiner mehr da ist. Zum Schluss winselt der kleine Hund nur noch und irgendwann schläft er ein.
Es ist ein traumloser fester Schlaf aus dem er jäh gerissen wird. Die Tür der Kammer ist geöffnet worden. Im Türrahmen steht Matthis Vater. Pfeffer weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist. Er versucht ein Schwanzwedeln, um Tristan zu zeigen, dass er nicht beleidigt ist und bietet seinem Herrn auf seine Weise an, Frieden zu schließen. Er steht auf und geht weiter schwanzwedelnd mit gesenktem Kopf auf Tristan zu. Erst jetzt erkennt Pfeffi, dass hinter Tristan noch jemand steht. Es ist ein älterer kleiner und schmuddelig wirkender Mann, der Pfeffi mustert. Der Mann tritt etwas beiseite, um besser an Tristan vorbei in die dunkle Kammer gucken zu können. Pfeffi sieht, dass dieser Mensch einen alten speckigen schwarzen Anzug trägt. Er riecht ungewohnt. Von seinen Menschen ist Pfeffi den Geruch von Seife und Sauberkeit gewohnt. Jetzt riecht es nach Schweiß, billigem Schnaps und alter ungewaschener Wäsche. Pfeffi spitzt irritiert seine Ohren und schaut den Mann an. Dieser hat schwarze von billiger Pomade glänzende Haare. Seine Hände sind schmutzig und die Fingernägel schwarz vor Dreck. „Was will dieser Kerl hier??“ Pfeffer kann nicht glauben, was er jetzt hört, denn Tristan sagt: “Nehmen Sie ihn bitte mit und sorgen Sie dafür, dass er in gute Hände kommt! Er war der Spielkamerad unseres verstorbenen Sohnes. Meine Frau hat große