Das Paradies ist zu Ende. Louis Lautr. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Louis Lautr
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742724182
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sofort. Der Schuss muss unbedingt den Kopf treffen. Das üben wir jetzt, an die beiden Bäume hänge ich ein Blatt weißes Papier.“ Esther zählte zwanzig Schritte und sagte: „Das sind zwanzig Meter, Gerda du schießt und musst den Baumstamm treffen, dann gehst du fünf Schritte auf den Baum zu, jetzt musst du den Kopf (das Papier) treffen und erneut zwei Schritte laufen um erneut den Kopf zu treffen. Dann rennst du bis zu mir und legst während des Rennens einen Stein in die Schleuder und zielst auf das Papier des anderen Baumes. Danach kommt Linde. Wenn ihr das fünfmal geschafft habt, braucht ihr keine Angst mehr vor dem Seiler zu haben.“ Gerda schoss recht ordentlich, sie hatte zweimal das Papier getroffen. Bei Linde fehlte die Wucht, sie konnte die Schleuder nicht genügend spannen. Beim erneuten Üben zeigtete ich Linde, wie sie mit weniger Kraftaufwand ihre Schleuder spannen konnte. Wir übten lange, bis Gerda und Linde kaum noch ihre Schleuder spannen konnten. Sie waren treffsicher geworden. Madame sagte: „Wir fahren morgen an einen anderen Platz und üben noch mal. Ich bin sicher, morgen trefft ihr und müsst vor dem schrecklichen Mann keine Angst mehr haben. Wichtig ist, dass ihr, wenn ihr ihn seht, innerlich ruhig werdet und keine Panik bekommt, denn ihr wisst, dass ihr euch wehren könnt.“ Linde sagte: „Ich würde gerne wissen, ob Louis mit seinen Steinen das Ziel trifft, dann übe ich, bis ich treffe.“ Madame sagte: „Du hast recht, wir haben vergessen, es ebenfalls zu testen.“ Da ich mit einer Schleuder gut umgehen konnte, traf ich alle Ziele. Frau Kofer traf ebenfalls. Esther sagte: „Louis, du hast uns tolle Schleudern gebastelt.“ Von Schusslach aus fuhren wir langsam und vorsichtig die Forstwege entlang. Wir suchten eine passende Stelle für den geplanten Überfall. Gerda wusste wo Walter im Wald arbeitete und welchen Weg er abends mit seinem Traktor nach Hause fuhr. Madame fuhr langsam den Weg entlang, sie hielt an, wir stiegen aus dem Auto. Wir hatten eine Weggabelung entdeckt die in Wald führte. Am Waldrand standen rechts und links des Weges zwei Bäume, die geeignet waren, einen fast unsichtbaren Draht über den Weg zu spannen. Der Draht den ich besorgt hatte war dunkelgrau. Wir wickelten ihn um die beiden Bäume, man sah ihn kaum. Ich kletterte auf einen der Bäume um zu sehen, ob ich mich auf einen Ast setzen und den Weg überblicken konnte. Ich schoss mit einem Stein auf den Weg. Linde sagte: „Wenn Walter nicht weiß, dass du auf dem Baum bist, sieht er dich kaum, weil er meine Schwester anschaut. Frau Kofer hatte unseren Überfallplan im Kopf und sagte: „Jetzt können uns nur drei Dinge vom Plan abbringen, es könnte sein, dass der Seiler auf seinem Traktor nicht alleine ist, dann darf er uns nicht sehen, oder es könnte regnen, dann wäre der Seiler nicht unterwegs, oder es käme jemand.“ Als wir zurück fuhren, ließ mich Frau Kofer aussteigen, damit ich nach Hause konnte. Linde sagte: „Heute haben wir gelernt, wie man sich mit einer Schleuder verteidigen kann.“ Bevor ich ausstieg küsste mich Linde. Am Donnerstag sagte Linde: „Schade, dass du gestern nicht dableiben konntest, meine Schwester hat, glaube ich, wenig geschlafen, weil sie mit Madame fast die ganze Nacht geschmust hat. Sie hat uns trotzdem zum Frühstück Rühreier mit Speck gebraten und wird bei Madame heute die Fenster und die Wohnung putzen und unser Mittagessen vorbereiten. Reinhild und Rosanna sollten nicht wissen, dass wir zu Madame gehen, deshalb warteten wir, bis sie gingen. Als ich mit Linde zu Madame kam, hatte Gerda eine Gemüsesuppe und Rollladen mit Kartoffelbrei und Rotkraut gekocht. Zum Nachtisch gab es einen Reispudding mit Kirschen. Frau Kofer sagte: „Gerda, du bist eine Perle, meine Freundin wird dich nie wieder gehen lassen.“ Nach dem Essen nahm ich den Schlüssel aus dem Pfosten des Treppengeländers und sagte zu Madame: „Damit keine der Mädchen ihre Wohnung öffnen kann.“ Wir fuhren in Richtung Falterhöhe, wir fanden eine Lichtung, auf der wir erneut üben konnten. Gerda und Linde konnten inzwischen mit der Schleuder gut umgehen. Esther sagte: „Es ist wichtig, dass ihr euch wehren könnt. Ich will euch nicht verheimlichen, dass ich mir Sorgen mache, es könnte sein, dass Walter, nach dem Überfall so ein Zorn hat, dass er sich vornimmt, Gerda oder Linde nochmals aufzulauern. Wenn er das tun würde, müssen wir ihn erneut überfallen. Vielleicht muss ihn Tina dann kastrieren. Ich glaube zwar kaum, dass er euch etwas antut, solche Männer sind meist Feiglinge, aber Ihr müsst trotzdem gerüstet sein. Ich zeige euch etwas. Ich ließ mir von meinen Verwandten aus USA, schon vor Jahren diesen Knüppel schicken, er liegt immer unter meinem Autositz. Es ist in Wirklichkeit an Baseballschläger, ein Spiel das mit diesen Schlägern in Amerika gespielt wird. Der Schläger ist aus Esche, wie der Bogen, mit dem Louis Pfeile schießen kann. Er ist 82 cm lang und wiegt 740 Gramm. Wenn nötig, kann ich mich damit verteidigen, aber was viel wichtiger ist, ich habe meine Angst verloren und gerate nicht in Panik. Als Studentin war ich nachts oft ängstlich, deshalb lernte ich mich zu verteidigen um meine Angst zu verlieren. Jetzt habe ich in meiner Handtasche eine Schleuder mit Stahlkugeln, mit ihr kann ich mich verteidigen. Dies könnt ihr auch, die Schleuder kann man unterm Kleid verstecken. Es ist eine ausgezeichnete Waffe. Zunächst wird man, einem Gegner überlegen, weil man nicht in Panik gerät und ihn mit einer Waffe überrascht. Stellt euch vor, der Seiler steht auf dem Weg und wartet bis ihr näher kommt. Wenn ihr ihn seht, wisst ihr was er von euch will. Ihr nehmt eure Schleuder und einen Stein, oder eine Stahlkugel zur Hand und legt sie auf das Leder. Zwanzig Meter vor ihm bleibt ihr stehen, ihr wisst, dass ihr auf diese Entfernung trefft. Ihr Zielt nicht auf den Kopf, sondern auf den Körper, um sicher zu treffen. Der Seiler ist überrascht, wenn ihr euch noch fünf Schritte nähert, wisst ihr, dass ihr seinen Kopf trefft, im Gehen habt ihr die Kugel in die Schleuder gelegt und gespannt. Ihr müsst ungehemmt auf seinen Kopf zielen. Wenn ihr getroffen habt, hat er eine Platzwunde am Kopf, er wird Blut bemerken. Jetzt könnt ihr weglaufen, müsst aber im Laufen wieder eine Kugel auf das Leder legen und euch umdrehen. Sollte er euch nachlaufen, bleibt ihr stehen und schießt ihm, wenn er nah genug ist eine weitere Stahlkugel auf seinen Dickschädel. Dann rennt ihr endgültig weg. Damit ihr in Übung bleibt, müsst immer wieder mit eurer Schleuder üben.“

      Rosanna sagte in der Pause: „Ich wollte mit dir spielen und habe dich besucht, bei euch war niemand zu Hause. „Schade“, sagte ich, „ich musste in Schusslach Gemeindeblätter austragen.“ Ros sagte: „Louis, wenn es dir alleine zu langweilig ist, dann begleite ich dich.“ Ich antwortete. „Rosa, du bist ganz arg nett, ich muss es nächste Woche wieder, würdest du mich wirklich begleiten?“ „Natürlich“, sagte sie. Hartmut kam mit Angelika und fragte: „Wir könnten heute Nachmittag Eisenbahn spielen, weil im Sägewerk nachmittags nicht gearbeitet wird.“ Ich sagte: „Ich habe dem Gerner-Bauer und Linde versprochen zu helfen.“ Rosanna und Reinhild sagten: „Hartmut wir kommen.“ Hartmut hatte das Fachwerkhaus beinahe fertig, Angelika half Hartmut bei Mathe. Zwei Jungs und noch ein Mädchen aus Hartmuts Klasse wollten auch kommen. Ich sagte: „Rosanna, du bist heute die Älteste, pass a Weng uf, dass es kein Geschwätz mehr gibt.“ Sie lachte und meinte: „Des musch du grad sage.“

      Wenn ich an den Nachmittag dachte, wurde ich aufgeregt. Ich hatte schon vor der Schule meine Sachen für die Übernachtung zu Madame gebracht. Madame hatte Linsensuppe vorbereitet, danach gab es mal wieder Waffeln mit Kirschmarmelade. Madame sagte: „Wir haben noch zwei Stunden Zeit. Ich richte meine Fotoausrüstung in meine Fototaschen, um sie heute Abend mitzunehmen. Die Knochen für Walters Hund nehmen wir ebenfalls mit. Louis, ich denke, wir schütten dem Steiger keinen Zucker in Tank des Traktors, weil die Familie drunter leiden würde. Den Kartoffelsack habe ich besorgt und mit roter Farbe beschriftet. Wenn ihr meine Küche aufräumt, könnt ihr noch eine Stunde spielen.“ Bevor wir losfuhren sagte Madame: „Louis, du musst mir bitte meinen Busen mit einer elastischen Binde umwickeln, der Seiler muss mich als Mann sehen.“ Ich fragte: „Madame, ist die Binde nicht sehr lästig?“ Sie lächelte und sagte: „Es ist erträglich, trägst du meine Tasche mit der Männerkleidung? Dann nehme ich meine Fototasche.“ Gerda wartete unter einem Baum an der Abzweigung zur Straße. Das Wetter war glücklicherweise ordentlich. Frau Kofer stellte ihr Auto am Waldrand ab und sagte zu mir: „Bei dir fällt es nicht auf, wenn du schaust, ob Walter mit dem Traktor unterwegs ist. Wenn er zu Hause ist, geschieht dir nichts, weil du ihn was fragen kannst.“ Ich rannte los und schaute mich bei Seilers um. Es war nur ein Hund da, Walter war sicher mit dem Traktor und dem andern Hund unterwegs. Wir fuhren zur ausgesuchten Weggabelung. Frau Kofer fuhr ihren Renault in Wald, bis er nicht mehr zu sehen war. Dann nahm sie ihren Koffer und zog sich um. Wir erkannten sie kaum, sie hatte eine amerikanische Tarnuniform an und einen amerikanischen Stahlhelm auf. Sie sagte: „Gerda bitte schwärze mein Gesicht mit dem Ruß, den ich später mit nassen Handtüchern abwaschen kann. Esther hatte den Baseballschläger mit Binden umwickelt. Sie sagte: „Ich möchte den Typ ja nicht totschlagen,