Gegen den Koloss. Achim Balters. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Achim Balters
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742752642
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Genießer. Sie können ein gutes Essen gar nicht richtig würdigen. Sie wissen ja nicht, wie es gemacht wird. Martin kocht immer besser.

      Körperlich vom Joggen durch den Aachener Stadtwald erschöpft und seine Kondition bemängelnd, steht Richard, die Arme auf die Oberschenkel gestützt, neben Martin auf dem Parkplatz, der von Buchen und Holunderbüschen umrandet wird. Er hat nachgelassen, zweifellos. Sein Körper sagt es ihm heute deutlich. Es muss ihn wieder mehr fordern, sonst wird er noch zu früh morsch. In den letzten Wochen hat er sich zu wenig bewegt. Er sollte mindestens dreimal pro Woche laufen. Er blickt zu Martin, der noch einige Lockerungsübungen macht, sich dann an seinen schon angejahrten Wagen lehnt. Die Sonne strahlt die Lichtung an, überzieht die geparkten Autos mit Glanz. Der Wald im Hintergrund bildet einen dunklen Kontrast.

      Zwei junge Frauen, ansehnlich und in modisch knapp geschnittener Sportkleidung, ziehen ihre Blicke an. Sie sind gerade aus einem repräsentativen Jeep gestiegen, dehnen sich. Die beiden Frauen würdigen sie keines Blicks, laufen los.

      «Wohl Mitte zwanzig», schätzt Richard.

      «Für die sind wir schon Fallobst», vermutet Martin ihnen hinterherblickend.

      «Anscheinend», sagt Richard. Er schweigt einige Sekunden. «Egal. Gut, dass ich nicht mehr so grün wie früher bin. Ich gefalle mir heute besser.» Er mustert kurz die beiden Frauen, die langbeinig steif über den Waldweg traben.

      «Kann ich auch von mir behaupten. Ich bin froh, dass ich nicht mehr zwanzig bin. Mit so einem jungen Gemüse käme ich mir heute lächerlich vor.»

      «Ich mir auch.»

      «Bei dir passt’s ja. Mit ihren 35 Jahren hat Birgit für dich die richtige Altersklasse. Richard, was hältst du davon, wenn ich euch beide zum Essen einlade? Dann kann ich sie endlich kennenlernen.»

      «Finde ich gut.»

      «Was hältst du von Samstagabend? Um sieben?», fragt Martin.

      «Gut. Das müsste gehen», antwortet Richard. «Das Wochenende wollten wir sowieso zusammen verbringen.»

      «Mag sie lieber Fleisch oder Fisch?»

      «Fisch.»

      «Also werde ich euch ein leckeres Fischgericht auftischen. Natürlich mit Vor- und Nachspeise. Lasst euch überraschen.» Er macht eine Pause, streckt sich genüsslich. «Gibt es irgendein Thema, worauf sie allergisch reagiert? Irgendeine Gesprächsfalle, in die man hineingeraten könnte?»

      «Nein. Du brauchst nicht vorsichtig zu sein, kannst dir freien Lauf lassen. Birgit mag sowieso keine Diplomatie.»

      «Umso besser. Sehr sympathisch. Sie ist wohl ganz anders als Iris. Sag mal, Richard, wie verhält sich eigentlich zurzeit dein Eheweib. Xanthippig?», fragt Martin.

      «Mal mehr, mal weniger», antwortet er. «Sie fällt mir auf die Nerven. Allein schon die Tatsache, dass ich mit ihr unter einem Dach wohne, stört mich.»

      «Eine Scheidung ist überfällig.»

      «Ja. Wird Zeit.»

      «Wenn man vom Standesamt kommt, ist man schon auf dem Weg zum Amtsgericht.»

      «Das hast du mir schon vor meiner Hochzeit gesagt», erinnert sich Richard lächelnd.

      «Als freundschaftliche Mahnung. Wegen der eindeutigen Statistiken. Und weil ich sowieso nicht an dauerhafte Beziehungen glaube.»

      «Ich weiß, Martin. Danach lebst du ja auch», sagt Richard und gibt ihm einen Klaps auf die Schulter. «Zu den Geschiedenen wirst du nie zählen.»

      «Ausgeschlossen. So, das war der sportliche Teil des Tages. Danach kommt der kulturelle.» Er blickt auf die Uhr. «Ich gehe heute Abend ins Theater. Zur Premiere von Ibsens Peer Gynt. Bin gespannt, wie diese Odyssee auf die Bühne gebracht wird.»

      «Geht Nadja mit?»

      «Nein. Interessiert sie nicht. Ich sehe mir das Stück nur mit mir selbst an.»

      «Dann bist du ja in bester Gesellschaft.»

      Martin nickt lächelnd, gibt Richard die Hand.

      «Also dann bis spätestens Samstag. Bestell Birgit einen schönen Gruß von mir.»

      «Werde ich machen. Tschüss Martin.»

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