Schatten der Zitadelle. Robin Mayerle. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Robin Mayerle
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847677093
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hatte, nahm den Bogen auf und schoss blitzschnell nacheinander zwei Pfeile auf ihren Feind ab. Den ersten konnte er mit den Klauen abwehren, aber der zweite traf ihn in den Oberschenkel.

      Er schrie mit einer seltsam verzerrten Stimme auf.

      Durch den Lärm waren mittlerweile auch die anderen wach geworden und stellten sich kampfbereit zu Elune.

      „Alles gut?“, fragte Broxx. Sie nickte nur und legte einen weiteren Pfeil auf.

      Der Werwolf ging in die Knie.

      Den Hass nicht unterdrückend sprach er mit der verzerrten Stimme Kumupens:

      „Wir werden uns wiedersehen!“

      Dann sprang er mit unglaublicher Kraft vom Boden ab, in die Nacht hinein und war verschwunden.

      Elunes Pfeil ging ins Leere.

      „Was zum Teufel war das?“, fragte Lurd entsetzt.

      Broxx antwortete ruhig:

      „Es muss Kumupen gewesen sein. Seine Stimme war deutlich in der der Kreatur zu wiederzuerkennen.

      Und in der Nacht, als ich ihn getroffen habe... seine Augen... als ich in sie hinein sah, regte sich der Wolfsdämon in mir.

      Anscheinend sind diese Werwölfe irgendwie mit ihm verbunden.

      Aber lasst uns jetzt weiterschlafen. Anscheinend haben wir eine größere Aufgabe vor uns, als wir dachten.“

      Er legte sich wieder hin und Lurd tat es ihm gleich.

      „Was uns da wohl noch erwarten wird...“, murmelte Elune vor sich hin.

      Hinter ihr antwortete Margha:

      „Es wird schon nicht so schlimm werden. Aber jetzt lass mich deine Wunde ansehen, bitte.“

      Die Elfe schüttelte sich. Sie hatte die Mor'grosh gar nicht bemerkt.

      „Ach, ist doch bloß ein Kratzer.“

      Dennoch machte sie ihr Bein frei und hielt es so, dass Margha es begutachten konnte.

      Nach einer Weile sagte sie:

      „Margha, kann ich dich etwas fragen?“

      „Nur zu“, antwortete diese und lächelte freundlich.

      „Warum machst du das alles hier mit? Und was gibt dir die Kraft?“

      „Hmm.

      Weißt du... Ich bin bei meiner Mutter aufgewachsen, bei ihren Landsleuten, am Rand zum Reich der Orks. Ich fiel natürlich auf, mein Vater gab mir schließlich einen Teil seiner orkischen Gene.

      Aber immer, wenn ich traurig war, hat sie mich mit nach draußen genommen.

      Wir beobachteten die vielen Tiere, die Vielfalt der Pflanzen. Sie zeigte mir die ganze Schönheit des Lebens.

      Und ich lernte dieses zu schätzen.

      Die Beziehungen zwischen den Lebewesen.. Freundschaft, Liebe.

      Die Schatten zerstören all dies. Und deshalb werde ich gegen sie kämpfen.

      Jede Faser meines Körpers widerstrebt ihren Gräueltaten. Sie treten das Leben mit ihrer Seuche mit Füßen.“

      Auf eine besondere Weise berührten Elune die Worte der Halborkin und gaben ihr Kraft.

      „Ich danke dir. Du hast mir sehr geholfen.“

      Ein Ausdruck der Zufriedenheit breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Ihre Verwirrung über das gerade Geschehene rückte in den Hintergrund.

      Margha lächelte. Ihre Augen strahlten eine große Wärme und Güte aus.

      Sie war nun fertig mit dem Versorgen der Wunde und erhob sich.

      „Gute Nacht“, wünschte sie Elune und ging ebenfalls schlafen.

      Noch mehrere Stunden lang saß die Elfe schweigend da und dachte nah, bis der Mondschein langsam den ersten Strahlen der Sonne wich.

      Dann legte auch sie sich noch ein wenig hin.

      ***

       Die Gefährten hatten ihr Gepäck leicht gemacht. Alles, was sie im Kampf behindern konnte, hatten sie zurückgelassen.

      Lediglich ihre Trinkschläuche und eine Notration trugen sie neben ihren Waffen und Rüstungen bei sich.

      Sie hatten beschlossen, einfach dem Pfad, den Kumupen sie entlang geführt hatte, weiter zu folgen.

      Langsam ging die bergige Landschaft in eine baumgesäumte Ebene über.

      Als sie die Baumreihe, die ihnen die Sicht versperrt hatte, hinter sich gelassen hatten, eröffnete sich ihnen schließlich der Blick auf die Stadt.

      Nur wenige Meilen waren sie noch entfernt. Je näher sie kamen, desto besser wurde die auffällige Architektur der Donnerbergener sichtbar.

      Ein geschwungenes Grundgerüst, auf dem ein spitz zulaufendes Dach mit einem über der Tür hervorstehenden Giebel saß, kennzeichnete jedes Gebäude.

      Über der ganzen Stadt schien ein düsterer Schleier zu liegen, was vielleicht an den dunklen Stilelementen lag, die charakteristisch für die Häuser waren.

      Als sie die erste gepflasterte Straße betraten, drang weniger Licht zu ihnen durch, da die Dächer eng beieinander standen. Broxx war leicht unheimlich zumute.

      Im Zwielicht zogen sie durch die Gassen, doch keine Menschenseele war zu sehen. Immer wieder schaute der Halbork durch die Fenster der Wohnungen, doch sie schienen leer zu stehen.

      „Wo sind die bloß alle?“, flüsterte Lurd ängstlich. „Es ist gruselig hier. Die Stille...“

      Margha antwortete: „Der ganze Ort ist leblos. Keine Menschen, keine Tiere, nicht einmal irgendwelche Spinnen oder anderen Insekten bewohnen ihn.“

      Sie schauderte.

      Stundenlang streiften sie durch die tote Stadt, bis zur Dämmerung, aber sie fanden kein Lebenszeichen.

      Schließlich schlug Broxx vor, an einem möglichst übersichtlichen Teil Rast zu machen, insofern suchten sie nach dem Marktplatz.

      In weiterer Entfernung erblickte er plötzlich schwach den orange leuchtenden Schein von Feuer.

      Er bedeutete den anderen, sich kampfbereit zu halten. Dann schritt er leise und vorsichtig in Richtung des Scheins.

      Noch immer war es still in der Stadt. Zudem weitete sich nach und nach der düstere Schleier in den Gassen aus.

      Schließlich hatten sie den Ursprung des Leuchtens beinahe erreicht. Der Mor'grosh lehnte sich an eine Gebäudemauer und lugte mit nur einem Auge, um auf keinen Fall gesehen zu werden, zur Straße, während die anderen hinten warteten.

      Und er staunte nicht schlecht.

      Der Dorfplatz, in den der Weg mündete, war gefüllt von Menschen. Der Großteil von ihnen trug gut-bürgerliche Kleidung und die Männer Zylinder.

      Der helle Schein Entsprang einem großen Feuer in der Mitte des Platzes, der ausreichte um den Dorfbewohnern perfekte Sicht in jede Ecke zu gewährleisten.

      Broxx konnte nicht sagen, was genau dort von statten ging, aber es schien eine Art Besprechung zu sein, denn auf einer Tribüne hielt ein älterer Herr eine Rede,

      Er steckte die Waffe weg, blieb aber angespannt. Die anderen taten es ihm gleich.

      „Ich glaube, es besteht keine Gefahr. Aber bleibt trotzdem vorsichtig.“

      Dann schritt er auf den Platz, die anderen folgten dicht hinter ihm.

      Der Redner hielt inne und zeigte auf die Neuankömmlinge.

      Sofort machte die Mengen Platz und bildete eine Gasse zur Tribüne. Ausdruckslos sahen sie die Gruppe an. Broxx nahm ihre Gesichter nur verschwommen, maskenartig wahr.

      Er und seine Gefährten