Die Annalen von Naschfuhd; aus den Chroniken von Biglund. Prince Mario Munibert Gulbrand. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Prince Mario Munibert Gulbrand
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738016062
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Vielleicht werden wir es nie erfahren, vielleicht...

      Zur stilistischen Einordnung der Geschichte

      Die Geschichte ist eine Kombination von Fantasy und Satire und sollte nicht verfilmt werden, es sei denn die Verfilmung ist aller Unwahrscheinlichkeit nach wirklich sehr gut.

      Kapitel 1 - Eine seltsame Prophezeiung

      Eines Tages, vor langer, langer Zeit...

      Es war ein Tag wie jeder andere, der in dem beschaulichen Dorf an der Bachquelle am zweiten Tag der ersten Woche im fünften Monat des zweihundertsiebenundzwanzigsten Jahres der Rüsselmeise begann - bisher jedenfalls.

      Der junge Albin stand noch etwas müde aus seinem Bett auf, rieb sich die Augen und sah schlaftrunken aus dem bullaugenrunden Fenster in seinem Zimmer. Das ganze Dorf war längst wach und übte sich in gewohnter Alltagsemsigkeit. Jeder tat das, was er eben tun musste oder tun zu müssen glaubte und jeder übte seinen Beruf aus wie an jedem Tag in diesem Dorf. Und auch die Tiere des Dorfes waren schon lange aktiv und gingen in der freien Natur und inmitten des Dorfes ihren ureigensten Trieben nach. Nichts Ungewöhnliches und erst Recht kein Grund, irgendeinen Verdacht zu schöpfen.

      Albin ging gähnend von seinem Zimmer in die Küche, grüßte seine Mutter, die gerade Marmelade zubereitete, und machte sich ein üppiges Frühstück. Dann setzte er sich an den Esstisch. Heute war sein freier Tag als Wasserradinstallateurgeselle und er konnte tun und lassen, was er wollte. „Ach ist das herrlich“, dachte er, sah wieder aus dem Fenster und sah diesmal der üppigen Flora und Fauna dabei zu, wie sie immer üppiger wurde und andere Leute in dem Dorf nebenbei etwas arbeiteten und falls sie ihn bemerkten, grimmig zurück durch das Fenster starrten. Ja, so war das nun mal in diesem Dorf. Es wurde einem aber auch nichts gegönnt; nicht einmal ein freier Tag. Albin machte sich nichts daraus, denn es war ein wunderbarer Tag.

      Albin war ein Mensch und Bewohner der magischen Welt Biglund, in deren westlichstem Gebiet, dem Oberland, sich das kleine Dorf an der Bachquelle befand. Er hatte mittellanges, dunkles Haar, braune Augen und war eher schmächtig gebaut. Er liebte seinen Beruf und sein kleines, völlig unscheinbares Dorf und die Heimat drum herum über alles und hatte deshalb - wie fast alle anderen Bewohner dieses Dorfes und der umliegenden Umgebung auch - sein Lebtag weder etwas anderes gemacht als seinen Beruf, noch ernsthaft den Wunsch gehegt, eine andere Region als die seines Dorfes und seiner umliegenden Heimat zu besuchen, außer vielleicht wenn es um Pflichtbesuche bei Verwandten ging.

      Während er am Esstisch saß und weiter durch das Fenster sah, klopfte im nächsten Moment jemand an der Tür, der sein Vorhaben, den Tag so faul wie möglich zu verbringen, gnadenlos vereiteln wollte und der den Beginn eines für Albin völlig unerwarteten und noch weniger gewollten Lebensabschnitts einleiten würde. Albin stutzte. Wer konnte denn um diese Uhrzeit irgendetwas von ihm wollen? Er hatte ja noch nicht einmal zu Ende gefrühstückt. Keinen Augenblick später klopfte dieser jemand wieder an der Tür. Anscheinend hatte er es sehr eilig.

      „Albin, geh doch bitte an die Tür. Meine Hände sind ja ganz klebrig“, sagte seine Mutter.

      „Ja, ich komm ja schon!“ antwortete Albin der penetranten Person hinter der Haustür und legte endlich sein Frühstück beiseite. Er ging an die Tür und sah durch den Türspion einen Mann, der ihm sehr bekannt vorkam. Das war in diesem kleinen Dorf - in dem jeder jeden anderen besser kannte als sich selbst - auch kein Wunder; vor allem weil die Person auf der anderen Seite der Tür kein geringerer als der Bürgermeister dieses kleinen Dorfes, den man unter anderem an seiner Bürgermeistermütze erkannte, welche er soeben in der rechten Hand trug, weil er sich am Kopf kratzen musste. Es war ein kugelrunder Mann mittleren Alters, der einen eindrucksvollen Schnurrbart und obendrein den ehrfurchtgebietenden Bürgermeisterstab besaß, welchen er ebenfalls in jener Hand trug, die er nicht zum Kratzen seines Kopfes missbrauchte.

      „Guten Tag“, sagte er, nachdem Albin endlich die Tür geöffnet hatte.

      „Herr Bürgermeister, was verschafft mir die Ehre?“ antwortete Albin, noch im Schlafanzug gekleidet und die Reste seines letzten Frühstücksbissen fertigkauend. Auf einen Besuch war er einfach nicht eingestellt und erst Recht nicht vorbereitet.

      „Es gibt schlechte Neuigkeiten. Ich kann nicht um den heißen Brei herumreden. Komm sofort mit!“ erwiderte der Bürgermeister und wies Albin mit einer ruckartigen Handbewegung gestikulierend noch einmal an, sofort mitzukommen.

      „Aber ich bin noch gar nicht angezogen“, protestierte Albin.

      „Das sehe ich“, stellte der Bürgermeister fest.

      „Aber, ähm“, brachte Albin noch heraus.

      „Und es ist mir völlig egal. Wir haben keine Zeit zu verlieren! Komm schnell mit“, befahl der Bürgermeister noch einmal.

      Albin hatte wohl keine Wahl, denn es war schließlich der Bürgermeister. Wortlos machte er die Haustür zu und folgte dem runden Mann durch das Dorf. Er hatte es anscheinend wirklich eilig, denn er ging Albin, der beinahe hinterherrannte immer mindestens zwei Schritte voraus. Albin war etwas peinlich berührt, da ihn währenddessen jeder im Dorf wegen seines allzu legeren Äußeren kopfschüttelnd begutachtete. Dem Bürgermeister lediglich mit einem Schlafanzug zu folgen war schließlich nicht gerade eine Geste angebrachter Höflichkeit. Albin versuchte wenigstens, sich nicht allzu viel daraus zu machen, denn immerhin war er ja nicht einmal schuld daran. Doch die Blicke der Dorfbewohner drangen in ihrem empörten Argwohn beinahe durch Mark und Bein.

      Der Bürgermeister führte Albin so schnell er konnte direkt an die Ältestenhalle; einem Ort, der nur von den Ältesten des Dorfes, der sozialen Oberschicht und dem Bürgermeister, welcher selbst entweder ein Ältester oder Vertreter der sozialen Oberschicht zu sein hatte, betreten werden durfte und Albin zählte ganz gewiss weder zu der einen, noch zu der anderen Sorte Dorfbewohner. Sein gesellschaftlicher Status war wenn überhaupt beim gehobenen Pöbel auf der Schwelle zur unteren Mittelschicht einzuordnen. Es kam ihm deshalb auch sehr seltsam vor, als der Bürgermeister vor der Halle hielt und Albin mit einer erneuten ruckartigen Handbewegung anwies, sofort in die Ältestenhalle zu gehen.

      „Du musst hinein. Der Dorfälteste hat etwas sehr Dringendes mit dir zu besprechen“, sagte der Bürgermeister. Normalerweise konnte diese Aufforderung nur ein schlechter Scherz sein, doch das Gesicht des Bürgermeisters, seine Stimme, sowie seine gesamte Körperhaltung verrieten etwas völlig anderes.

      Da sich die Ältestenhalle im Quelldorf ausgerechnet genau zwischen dem Sozialamt und einer schäbigen Kneipe befand, lachten ihn sogar die Dorfasozialen aus. Einer von ihnen, der wohl am wenigsten Zähne, dafür aber die fettigsten Haare hatte, bewarf Albin sogar mit einer leeren Schnapsflasche und lachte höhnisch. Albin schämte sich in Grund und Boden. Einige anständigere Dorfbewohner in der Nähe der beiden, die sie belauschten und hoffnungslos offensichtlich so taten, als würden sie das nicht tun, reagierten einen kurzen Moment lang zutiefst geschockt von der Tatsache, dass jemand im Schlafanzug die Ältestenhalle betreten solle. Als dem Bürgermeister das auffiel, taten sie noch hoffnungslos offensichtlicher so, als würden sie sich mit einer völlig anderen Sache beschäftigen.

      „Moment mal, das geht mir jetzt ein wenig zu schnell“, beschwerte sich Albin. „Erst einmal möchte ich wissen, warum um alles in ganz Biglund ich dort hinein soll mit nichts anderem an als meinem Schlafanzug.“

      „Keine Zeit für lange Gespräche. Geh sofort hinein!“ bellte der Bürgermeister. „Man wird dir schon sagen, worum es geht!“

      Das war unmissverständlich genug. „Okay, meinetwegen“, gab sich Albin geschlagen. Andere Möglichkeiten schienen in diesem Moment ausgeschlossen. Nach einer weiteren ruckartigen Armbewegung des Bürgermeisters und einem kurzen Schubs mit dem Bürgermeisterstab ging er endlich hinein in die Ältestenhalle, deren breite Eingangstür ihm von zwei widerwillig dreinblickenden Bediensteten der Ältestenhalle reflexartig aufgemacht wurde. Nachdem er an ihnen vorbeiging, verbeugten die sich pflichtbewusst und schlossen sofort wieder die Tür von außen zu. Albin musste sich erst an diese Ehren gewöhnen und regte sich nun, da er dem Dorfältesten