Schlampe, Opfer, Schwein.. Norma Rank. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Norma Rank
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847691389
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Spieler vor einem wichtigen Footballspiel standen wir im Kreis, die Köpfe dicht beieinander.

      „Du weißt ganz genau, wen ich meine!“ Den Ton kannte ich, deshalb wollte ich es nicht übertreiben.

      „Ach, der!“ Meine wegwerfende Handbewegung sprach Bände.

      Ich fuhr mit meiner Erzählung fort: „Geht schon. Allerdings hat er mich nicht mal richtig angesehen, geschweige denn, dass wir uns unterhalten hätten.“ Kurze Atempause. „Ist dann ziemlich schnell verschwunden. Habt ihr ihn gesehen?“ Kopfschütteln, große Augen. Noch wussten sie nicht, ob sie mich trösten oder aufheitern sollten.

      „Sein Arsch hat mir eh nicht gefallen!“, platzte Martina heraus. Die kleine Feministin hatte immer einen sexistischen Spruch auf Lager.

      „Was soll's, nicht so wichtig! Mir egal, war eh von vorne herein ‘ne blöde Idee!“ (Irgendwie musste ich ja meine Ehre wiederherstellen.)

      Bevor jedoch das Thema gewechselt wurde, hielt ich es nicht mehr aus.

      „Aber wie findet ihr eigentlich Mark? Stellt euch vor, er hat gesagt, dass er sich freut, dass ich da bin, und, meine Güte, habt ihr gesehen, wie gut er aussieht?“

      Der Reihe nach verdrehten meine Zuhörer die Augen.

      „Norma, nein, hör auf damit!“ baten sie mich.

      „Aber er war so zuvorkommend und nett zu mir. Ob er mich mag? Was meint ihr?“ Euphorisch hatte sich meine Stimme erhoben.

      Daraufhin hörte ich erstmalig ein besorgtes „Der Mann ist verheiratet! Bitte, pass auf dich auf, Süße!“ von Viola. Sie sah mich nur wissend an, ging jedoch nicht näher darauf ein. In meinem Kopf hallten ihre Worte allerdings noch lange nach. Mir war klar, dass sie recht hatte, natürlich musste ich meine Begeisterung für Mark irgendwie in den Griff bekommen, wenn ich nicht vielen Menschen – einschließlich mir selber – wehtun wollte. Fest nahm ich mir vor, das nie zu vergessen, nie zuzulassen, dass meinen Gefühlen auch Taten folgten.

      Für den Moment wollte ich aber nicht weiter darüber nachdenken, wollte nicht in Schwermütigkeit verfallen, sondern die Leichtigkeit des Abends genießen. Ich war so glücklich darüber, hier zu sein. Ich spürte, wie mir der Alkohol durch die Adern strömte, meine Gedanken verschleierte und meine Wangen erröten ließ.

      Ich umarmte Viola herzlich, als plötzlich laute Musik ertönte. Es ging weiter, und an ein Gespräch war bei der Lautstärke nicht mehr zu denken. Viola und Sebastian gähnten schon eine Weile vor sich hin und fragten höflich, ob sie mich alleine lassen könnten. „Klar“, antwortete ich und begleitete die beiden zum Ausgang.

      Martina und Frieda befanden sich nach wie vor im Publikum, und in ihrer Mitte hörte ich mir die zweite Hälfte des Konzertes an. Diesmal betrachtete ich mir den Sänger etwas genauer. Tatsächlich war Sanchos wahnsinnig gut, soweit ich das beurteilen konnte. Auf jeden Fall machte er auf der Bühne eine weit bessere Figur als in der Garderobe. Aber mehr konnte ich ihm deshalb auch nicht abgewinnen.

      Die „Cultures“ glichen in keiner Weise einer kleinen Hobby-Band. Alles wurde im Vorfeld genauestens einstudiert und perfekt aufeinander abgestimmt. Nervosität und Lampenfieber, falls sie es hatten, wurden dem Publikum vorenthalten. Sie waren Auftritte gewohnt, sei es live oder in Fernsehshows. Und das Wichtigste: Man merkte den Bandmitgliedern ihre Freude an der Musik wirklich an! Als sich das Konzert dem Ende zuneigte, klatschten und kreischten die Leute wie verrückt nach Zugaben.

      Und dann – eine Viertelstunde später – war alles vorbei. Die Band verließ die Bühne, das Licht im Saal wurde wieder hell, und eine CD begann, leise zu spielen. Menschenmengen lösten sich auf, ausstehende Zechen wurden beglichen und der Weg zum Ausgang angestrebt.

      Selbst Martina und Frieda – die Feier-Mäuse – verabschiedeten sich. Sie riefen mir augenzwinkernd „Viel Spaß“ zu und verschwanden. Ich ging in Richtung Garderobe, wollte noch einmal die verbotene Frucht kosten.

      Der Anblick, der sich mir beim Betreten der Umkleide bot, war dann auch wirklich zum Piepen. Ich kam mir vor, als platzte ich mitten in eine Dessous-Party. Vier nicht mehr ganz so souverän wirkende Musiker wuselten herum, auf der Suche nach ihrer Kleidung, während sie gleichzeitig versuchten, mit Handtüchern ihren Schweiß abzuwischen, Deo aufzutragen und zu trinken. Wie die Störche hüpften sie einbeinig in ihre Hosen, in dem Versuch, nicht zu fallen.

      „‘tschuldigung, komm nachher wieder“, murmelte ich gleichermaßen peinlich berührt wie auch aufs Höchste amüsiert und trat den Rückzug an. „Schmarrn. Setz dich!“, rief Mark energisch meinem Rücken zu. Er hatte diesen Tonfall, der keinen Widerspruch zuließ. Brav wackelte ich daher, leicht zu überreden, zu „meinem“ Sofa und setzte mich hin. Im nächsten Augenblick hielt ich auch schon ein Bier in der Hand, das mir – wer auch immer – gegeben haben musste.

      Da saß ich nun, mit freiem Blick auf meinen Chef, der in seinem grauen Schiesser-Feinripp-Schlüpfer mit den anderen über irgendetwas hitzig diskutierte. Kein Wunder, dass mich das überforderte, oder?

      Ich war bestimmt nicht prüde, und ein paar Typen in Unterwäsche reichten nun wirklich nicht aus, um mich zu erschüttern oder meine überaus gesunde Gesichtsfarbe zu erklären. Das Problem war vielmehr, dass aus Marks Short die schönsten Männerbeine herausragten, die ich je gesehen hatte: lang, schlank und behaart.

      Natürlich sind die Beine eines jeden Mannes behaart, könnte man jetzt einwenden – was, nebenbei bemerkt, nicht stimmt! Und bei einer kritischen Betrachtungsweise ist es kein Geheimnis, dass zwischen behaart und behaart gravierende Unterschiede existieren! Denn: Nicht alles, wo Haare drauf sind, ist automatisch auch sexy! Bei Mark reden wir von einem dunklen gleichmäßigen Wuchs! Nicht von einem Extremfall oder gar einer gorilla-ähnlichen Optik, sondern von einer schönen, ausgewogenen Haardecke auf Ober- wie Unterschenkel verteilt, sodass ein seidiges Schokobraun erzeugt wurde. Und da aktuell gleich mehrere Vergleichsmöglichkeiten zur Verfügung standen, wurden mir die Unterschiede erst richtig vor Augen geführt.

      Miguel, der Ärmste, trug beispielsweise seinen Oberkörper auf zwei kalkweißen, o-förmigen und proportional etwas zu langen Beinen spazieren, denen – ungelogen! – gänzlicher Haarwuchs fehlte. Zwar wies sein Kopfhaar eine Länge auf, dass er es zu einem Pferdeschwanz binden konnte (als Ausgleich möglicherweise), doch seine Beine glänzten wie poliert. Ich wünschte, das wäre bei mir so! Den Pitch gewann allerdings ohne Zweifel Uwe – der Gitarrist. Da konnte selbst das Eichhörnchen Miguel nicht mithalten. Hochgewachsen schienen seine extrem dünnen und gleichzeitig schlaksigen Beinchen kaum in der Lage, ihn tragen zu können. Seine Rippen traten sichtbar hervor, und mit zwanzig Kilo mehr wäre er immer noch untergewichtig gewesen. Der Verdacht auf Magersucht lag somit unverkennbar nahe, denn auch sein Oberkörper zeigte deutlich jeden einzelnen Knochen. Als Uwe dann auch noch betonte, abnehmen zu müssen, tat er mir fast leid. Gesund hörte sich das wirklich nicht an! Und die wenigen rotblonden Härchen an seinen Waden konnten die traurige Erscheinung leider auch nicht unbedingt ausgleichen, sprich: Mark war mit und ohne Konkurrenz meine Numero Uno!

      Als alle wieder in ihren normalen Klamotten steckten, beruhigte sich auch mein Herzschlag wieder einigermaßen. Lachen und Gespräche über den Auftritt mischten sich immer wieder mit Bemerkungen über meine Lackhose, die anscheinend jeder irgendwie erwähnenswert fand. Als Schlagzeuger war Mark zwar große Klasse, schauspielerisches Talent besaß er dagegen keines. Sein Entzücken darüber, meinen Po in dieser außerordentlichen, roten Glanzverpackung zu sehen, stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Über den ganzen Abend hinweg war mir sehr wohl aufgefallen, dass ihn mein Outfit antörnte, dass er in mir jemand anderen sah als in der Firma. Ob mir das gefiel? Oh ja! Es gefiel mir sogar ausgesprochen gut, mal nicht einen auf Kumpel machen zu müssen, sondern mit meinen Reizen ein wenig zu spielen. Und was sollte in dieser Runde schon passieren? Ich befand mich auf sicherem Terrain, da Mark sich an dieser Stelle niemals die Blöße gegeben, geschweige denn seine Grenzen überschritten hätte. Wie die Karotte, die vor dem Esel – der seinen Karren zog – baumelte, blieb ich unantastbar und dennoch heiß begehrt. Ein nicht gerade unliebsamer Zustand.

      Doch es war mittlerweile weit nach Mitternacht, und auch Mark packte