Ich kannte Maxi von meinen vielen Jobs im Nachtleben. Sie erinnerte mich an zu viel Alkohol, Drogen und wenig Schlaf. Ihr kurzes, platinblondes Haar ragte igelförmig gen Himmel, und ihre Augen verschwanden hinter einer Maske von zu viel Make-up, während die Größe der Pupillen den Grund ihrer guten Laune verriet.
„Hey Norma“, trällerte sie in meine Richtung, ohne zu bemerken, wie überzogen ihr Auftritt war. Ich stand auf und wollte ihr die Hand geben, aber Maxi fiel mir stattdessen frivol um den Hals. Ihr billiges Parfum haute mich dabei schier um. Nicht nur Mark und Sanchos, sondern auch die Gäste der Nachbartische, verfolgten interessiert das Geschehen.
„Hi, lange nicht gesehen!“ Ich betonte das Wort „lange“, sprach es laut und deutlich aus.
„Ja, gell!“ Ohne jeglichen Sinn für Taktgefühl quetschte sich Maxi auf meinen Schoß. Inbrünstig hoffte ich darauf, dass sie mich wenigstens mit der Frage nach irgendwelchen Männern verschonte.
„Sag mal, ist der Kerl neben dir etwa dein Lover?“ Abgründe taten sich auf, und meine Gesichtsfarbe wechselte von kalkweiß in ein kräftiges Rot.
„Oder der hier?“ Sie deutete auf Sanchos, der – ganz offensichtlich erheitert – an seinem Glas nippte. Mir blieb auch nichts erspart, also biss ich in den sauren Apfel und stellte Maxi vor.
„Das ist Mark, ein Kollege, Sanchos, ein Freund von ihm, und das hier ist Maxi, mit der alten Barschlampe habe ich früher zusammen bedient!“ Die Anwesenden lachten. Maxi – keinesfalls beleidigt – liebte es, im Mittelpunkt zu stehen, eine Eigenschaft, die ich bis heute nicht verstand.
„Aha, ein Kollege“, säuselte sie mir noch immer kichernd schrill ins Ohr und dann etwas lauter: „Wie wäre es, Kinder, da wir uns ja nun bekannt gemacht haben, wenn wir zusammen ein bisschen um die Häuser ziehen?“ Der Karren befand sich bereits im Dreck, Maxi würde sich keinesfalls automatisch in Luft auflösen, und der Wunsch zu verschwinden kam mir sehr gelegen. Spontan sagte ich deshalb zu. Mark sprang sofort darauf an und versuchte, Sanchos zu überreden mitzukommen. Damit hatte ich wahrlich nicht gerechnet. Was ist denn nur in ihn gefahren? Diesmal blieb der Sänger allerdings hart und bestand darauf zu gehen. Ohne Alibi beugte sich Mark der Entscheidung und beschloss demnach, ebenfalls den heimatlichen Hafen anzusteuern.
Auf dem Weg nach draußen zog er mich jedoch kurz zur Seite und meinte: „Schade, ich hab gar keine Lust, nach Hause zu gehen, aber ich muss. Ist auch vernünftiger. Aber der Abend hat mir supergut gefallen. Du hast mir gut gefallen! Sei bitte nicht böse, wir sehen uns am Montag! Und pass auf dich auf, ja?!“
Ein Kribbeln durchfuhr mich. Mark war gewinnend charmant und einfach alles, was eine Frau sich nur wünschen konnte. Und der Sachverhalt, dass er jetzt zu einer anderen Frau fuhr, tat weh, war jedoch nicht zu ändern.
Eine Viertelstunde später fand ich mich an der Theke eines neuen Clubs wieder, zündete mir eine Zigarette an und bestellte mir zum Abschluss des schönen Abends einen Averna ohne Eis und Zitrone.
Maxi verschwand bereits nach wenigen Minuten mit einem Typen, der Quentin hieß, auf die Toilette. Mich kümmerte das wenig. Ich versuchte, in die Cosmic-Klänge einzutauchen, die der DJ über den CD-Player jagte, wollte eins werden mit der Masse, mich fallen lassen in eine Welt ohne Probleme. Doch auch die vielen Menschen konnten mein Gefühl der Einsamkeit nicht vertreiben. Wie durch einen Schleier beobachtete ich die Heiterkeit des Nachtlebens, nahm das Gelächter in mich auf, sah Pärchen miteinander tanzen und spürte nur eine unendlich große Leere in mir.
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