Victoria Gothink
Todesfeier
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Inhaltsverzeichnis
Kapitel 2: Eine mörderisch gute Idee
Kapitel 6: Halbtotes Halbfinale
Kapitel 7: Die finale Schlacht
Prolog
Ein verstaubtes Herz(lich Willkommen) im Jahr 3010! Das neue Jahrtausend ist düster und brutal. Die Farben sind einem Misch-Masch aus schwarzweiß gewichen. Die Sonne konnte man seit Jahrhunderten nicht mehr am Himmel erblicken. Sie versteckt sich hinter dicken Gewitterwolken. Ein leichter Nebelschwaden liegt auf den Häusern und dem Gemüt der Menschen.
Die Welt hat sich komplett gewandelt. Zum einen hat sich die Zahl der Menschen auf Erden halbiert. Zum anderen sind Mörder mittlerweile zu Nationalhelden aufgestiegen, die eigene Shows im D.I. bekommen. D.I. steht für Damno Internet. Es ist Latein und bedeutet soviel wie „(zu Tode) verurteilen“. Im D.I. geht es größtenteils um Blut, Tod und Verderben.
Vor fast drei Jahrhunderten ist das Beamen legalisiert worden. Somit sind Staus eine Sache, die bereits als antik gilt. Diese Art der Fortbewegung wurde lange Zeit nicht zugelassen, obwohl man schon seit vielen Jahrhunderten zuvor in der Lage dazu war.
Es wurde allerdings sehr viel Schindluder mit dem Beamen betrieben. Man hat es beispielsweise dazu ausgenutzt, um andere Menschen zu quälen, sie an Orte zu beamen, an denen sie schlimme Dinge erlebt haben. Solches ist mittlerweile auch Alltag geworden. Und es ist auch nichts Schlimmes mehr. Ganz im Gegenteil: Den Menschen macht diese Art von Freizeitbeschäftigung Spaß.
Besonders in den letzten dreihundert Jahren haben sich die Wertvorstellungen von beängstigend in bestialisch grausam verändert. Folgendes Beispiel zeigt dies sehr gut:
Das schönste Geschenk, das man einer Dame machen kann, ist ihr eine rote Kette zu schenken. Sie verstehen, was ich meine, oder? (Wenn nicht: Ihr die Kehle aufschlitzen.)
Doch es gibt noch ein paar Menschen, die noch Moral und Anstand haben. Vielleicht treffen wir einige von ihnen auf der Reise in die Zukunft...
Übrigens: Folgende Geschichte passiert irgendwo auf der Welt.
Kapitel 1: Zehn Leben
Modest Vita
Mein Name ist Modest Vita, bin 21 Jahre alt und Musiker. Und damit meine ich wirklich einen richtigen Musiker. Also einer, der nicht nur singt, sondern auch mindestens ein Instrument beherrscht. In meinem Fall sind es Gitarre und Schlagzeug.
Ich kann es nicht ausstehen, wenn Menschen sich Musiker nennen und noch nicht einmal ein Instrument spielen können. Aber das ist denen ihre Sache.
Mein Traum ist es eine großartige Karriere als Musiker zu erreichen.
Aber erstmal zu meinem komischen Namen. Er bedeutet soviel wie „bescheidenes Leben“ Und das kann man in meinem Fall wirklich sagen. Wenn man mit sechs weiteren Geschwistern aufwächst, kann man keinen Luxus erwarten. Aber man kann bescheiden ja auch anders definieren. Nämlich so, dass man nicht viel schönes erlebt hat in seinem Leben. Ich bin zwar noch nicht alt, manch einer würde mich als „blutjung“ bezeichnen, aber trotzdem kann man eine Menge erlebt haben. Auch in jungen Jahren. Leider.
Nun, ich wurde als zweites von insgesamt sieben Kindern in ärmlichen Verhältnissen geboren. Das ist nicht das Schlimmste, falls Sie sich wundern oder selbst in einer großen Familie aufgewachsen sind oder in einer großen Familie aufwachsen. In einer großen Familie aufzuwachsen ist ganz bestimmt nicht der Ausdruck eines „bescheidenen Lebens“. Alles was danach kam, gehört ganz bestimmt in die besagte Kategorie.
Ich war noch keine zwei Jahre auf diesem Planeten, da wurde eine eigenartige Mischung aus zwei Krankheiten an mir diagnostiziert. Diese beiden „Krankheiten“ sind in Anführungsstrichen Krankheiten, weil eine von den beiden keine richtige Krankheit ist, sondern eher ein Symptom: das Adam-Stokes-Syndrom und Blutsturz.
Aufgrund dessen lebe ich in ständiger Angst zu sterben. Besonders abends gehe ich mit der blanken Panik ins Bett, ich könnte am nächsten Morgen nicht aufwachen, aufgrund eines Blutsturzes in der Lunge, an dem ich dann in der Nacht erstickt bin oder ähnlichem.
Als ich vier Jahre alt war, starb mein Vater. Meine Mutter hat uns immer im Glauben gelassen, er sei bei einem Verkehrsunfall gestorben. Doch als ich achtzehn wurde, hat sie mir endlich die Wahrheit gesagt: Er hat sich umgebracht, weil er nicht mit dem Gedanken leben konnte, dass eins seiner Kinder vor ihm sterben könnte. Dieses Geburtstagsgeschenk war doppelt toll: Zum einen an seinem Ehrentag zu hören, dass sich der eigene Vater umgebracht hat und zum anderen, dass man auch noch der Grund für diese Tat war. Ich muss nicht extra erwähnen, wie ich mich jetzt, noch Jahre später, fühle nur wenn ich daran denke.
Danach war mein Leben auch keine Erfrischung an einem heißen Sommertag. Es war eher der Beginn allen Übels, wie man so schön sagt.
Meine Mutter fiel in ein tiefes Loch. Dieses tiefe Loch hieß mal Zeno, Mac, Achaz, Doron oder Jago. Sie sollten alle die Väter meiner jüngeren Geschwister werden. Und noch eine Gemeinsamkeit haben sie: Sie haben mich und meine Geschwister erstmal ignoriert und sind dann abgehauen. Länger als ein halbes Jahr nach den jeweiligen Geburten meiner Geschwister haben sie es nicht ausgehalten. Obwohl meine Mutter sie jeden Tag verflucht ( und dies auch schon gemacht hatte, als sie noch mit ihnen zusammen war ), hat sie komischerweise ihre Kinder nach ihnen benannt. Passend zum Vater ein Kind mit dessen Namen.
Nun mussten wir mit sieben Kindern von einem geringen Gehalt meiner Mutter leben. Sie war mal Kellnerin, mal jobbte sie in einem Fast-Food- Restaurant, mal ging sie als Babysitterin zu anderen Leuten, um denen ihre Bälger zu hüten. Als hätte sie selbst keine. Na ja, hatte sie auch nicht wirklich. Ich, als Ältester, passte auf meine Geschwister auf. Wenn sie dann nach der Arbeit nach Hause kam, war es fast so, als hätte sie keine Kinder. Sie ignorierte uns, weil sie ihre Ruhe haben wollte. So ging das die nächsten fünf Jahre.
Ich war mittlerweile dreizehn Jahre alt und ein typischer Teenie. So wie Heranwachsende zu der Zeit waren: Ich schaute im D.I. nach Horrorfilmen Ausschau, war ein großer Fan von dem Massenmörder S.T.Range, stand auf die Horrorrock- Band „Kithara“ und traf mich oft mit meinen Freunden. In der Schule gehörte ich zu den Schlechtesten. Kurz gesagt: Ich benahm mich normal