Spur der Vergangenheit. N.K. Wulf. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: N.K. Wulf
Издательство: Bookwire
Серия: Vergangenheits-Reihe
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738092103
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Golf, den er für genau diese Situationen in einer Tiefgarage in der Iserlohner Innenstadt geparkt hatte, eingetauscht. Im Kofferraum befanden sich einige Utensilien. Unter anderem ein Trainingsanzug, den er schnell übergestreift hatte und eine verspiegelte Sonnenbrille, hinter der er sein Gesicht verstecken konnte. Um die Maskerade perfekt zu gestalten, stülpte er sich noch eine graue Mütze über den Kopf und betete zu Gott, dass er wirklich unerkannt blieb.

      Angespannt stieg er aus dem Wagen und schaute sich langsam, aber genau um, konnte aber nichts Auffälliges erkennen. Er durchlebte gerade ein Déjà-vu. Gut zwei Jahre waren vergangen, seit sie sich das letzte Mal hier hatten treffen müssen. Und schon damals war sie die Einzige gewesen, der er uneingeschränkt vertrauen konnte.

      Mark setzte sich in Bewegung und joggte den Weg entlang des Hallenbades hinunter zum Rundweg des Seilersees. Er war früh dran. Also blieb ihm noch genügend Zeit, etwas für seine Fitness zu tun. Er nutzte die Gelegenheit und bog nach links ab. Der Weg um den See war nicht allzu lang. Wie üblich schaffte er drei Umrundungen, bevor er an einer kleinen Brücke eine Pause einlegte. Mit beiden Armen drückte er sich vom Geländer weg und dehnte seine Wadenmuskulatur, als sich eine weitere Läuferin dazugesellte und es ihm gleichtat. Ein kurzer Blick auf ihre langen Beine genügte und Mark wusste, dass sie es war.

      „Mia. Danke, dass du gekommen bist“, sagte er, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen.

      „Was ist passiert? Ich habe mir Sorgen gemacht, als ich die Nachricht bekam.“ Sie legte ein Bein auf das Geländer und umfasste mit beiden Händen den Knöchel. „Also, warum so dringend und warum hier?“

      „Ich wusste nicht, wie ich sonst allein mit dir in Kontakt hätte treten können. Es könnte sein, dass wir ein Problem bekommen, und ich kann sonst keinem mehr trauen.“ Mark reckte sich und verzog dabei angestrengt das Gesicht zu einer Grimasse.

      „Geht es auch konkreter?“

      „Ich vermute, ich bin aufgeflogen.“

      „Was? Wie konnte das passieren? Und warum gerade jetzt?“ Sie bemühte sich weiterhin um Diskretion.

      „Erst mal nur eine Vermutung. Allerdings habe ich mitbekommen, wie sich zwei der Securitys über eine undichte Stelle beim BKA unterhielten.“

      „Bei uns? Das kann ich nicht glauben. Ich kenne mein Team seit Jahren. Für jeden Einzelnen lege ich meine Hand ins Feuer.“

      „Du solltest trotzdem vorsichtig sein, Mia.“

      „Verflucht noch mal, wenn da was dran ist, dann ist dein Leben keinen Cent mehr wert. Ich ziehe dich ab, noch heute. Dein Auftrag ist beendet, Mark.“

      „Nein. Noch nicht. Ansonsten wäre die ganze Arbeit der letzten Monate für die Tonne. Wir waren noch nie so dicht dran, ihm etwas zu beweisen. Das will ich nicht einfach so aufgeben.“

      „Das ist mir egal. Dein Leben ist in Gefahr und ich will nicht dafür verantwortlich sein, wenn dir auch noch etwas passiert.“

      „Freitagabend steigt irgendetwas Großes. Etwas, das wirklich Bedeutung für ihn hat, und ich soll dabei sein. Genauere Einzelheiten kenne ich noch nicht, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir ihn endlich drankriegen könnten.“

      „Was macht dich da so sicher? Bisher war deine Arbeit nicht gerade von Erfolg gekrönt.“ Sie wandte sich ab, legte das andere Bein auf das Geländer gegenüber.

      „Habe ich dir jemals einen Grund gegeben, an mir zu zweifeln?“

      „Nein. Trotzdem. Es ist glatter Selbstmord, wenn du weitermachst.“

      „Das Risiko ist überschaubar, wenn du in der Nähe bleibst. Ich werde mich später noch einmal mit diesem Typen treffen. Konntest du anhand der Fotos schon etwas über ihn in Erfahrung bringen?“

      „Vito ist dran. Bisher kann ich dir nur sagen, dass er mit Sicherheit eine falsche Identität angenommen hat. Augenscheinlich aber noch nicht sonderlich in Erscheinung getreten ist. Als ob er noch nie existiert hätte. Was mir im Übrigen zusätzliche Bauchschmerzen bereitet.“

      „Vielleicht erfahre ich später Näheres. Bitte, Mia. Du musst mich weitermachen lassen. Das sind wir Damian schuldig.“ Er hörte, wie sie den Atem ausstieß.

      „Also gut. Aber ich warne dich. Bei dem geringsten Zweifel breche ich alles ab, hörst du?“

      „Verstanden.“

      „Ich warte auf deine Nachricht. Sei bitte vorsichtig, Mark.“

      „Sicher. Übrigens. Es war schön, dich mal wieder in natura zu sehen.“

      „Ich für meinen Teil würde es begrüßen, wenn es so bliebe. Ich erwarte regelmäßige Nachrichten von dir“, sagte sie und setzte ihren Lauf in entgegengesetzter Richtung fort.

      Mark war wieder allein. Trotz der ausgiebigen Dehnungen fühlte sich sein Nacken steif und verkrampft an. Sicherlich ein Tribut an die ständigen Anspannungen. Doch er war sich sicher, dem Ganzen bald schon ein Ende zu setzen. Mark schaute auf die Uhr und sein Herz schlug schneller. Er musste sich beeilen, um nicht zu spät am vereinbarten Treffpunkt zu erscheinen. Das ungute Gefühl, dass diese Woche kein gutes Ende nehmen würde, schob er rasch beiseite. Er wollte das Schwein zur Strecke bringen, koste es, was es wolle. Er würde noch dafür büßen, dass er vor eben diesen zwei Jahren seinen Partner kaltblütig hatte umbringen lassen. „Dafür mach ich dich fertig, das schwöre ich dir.“

      Aber für seine Rachegelüste blieb im Augenblick keine Zeit. Er musste noch zurück in die Tiefgarage, um die Autos wieder zu tauschen, und danach in seine Wohnung, um sich für alle Eventualitäten zu rüsten. Die frische Brise half ihm, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren, und er lief zurück zum Parkplatz, vorbei am Saunabereich des Bades, vorbei an der Eissporthalle, direkt zu seinem Wagen. „Du hast lange genug auf der Sonnenseite des Lebens gestanden, du verdammter Bastard. Deine Glückssträhne erkläre ich hiermit für beendet.“

       Mittwoch, 02. Mai, 21 Uhr 23

      „Dann hätten wir ja alles geklärt. Ich hoffe nur, das war das letzte Mal, dass ich dich wegen dieser Sache ins Büro zitieren muss.“ Phil blickte über den Rand seiner Brille zu Tom hinauf und musterte ihn tadelnd. Mehr als einmal hatte er beide Augen zugedrückt und über die ständigen Verspätungen hinweggesehen, ganz zu schweigen von den Tagen, an denen sich Tom während der Schicht einfach vom Café entfernte. Er hatte durchaus Verständnis für die missliche Lage, in der Tom sich befand. Allerdings hatten die Fehlzeiten überhandgenommen und es war einfach an der Zeit, das seinem Mitarbeiter klarzumachen.

      „Nein. Es wird nicht mehr vorkommen, Phil. Du kannst dich auf mich verlassen.“

      „Gut. Dann verschwinde jetzt in den Feierabend. Übrigens will ich dich bis Montag hier nicht mehr sehen.“

      „Aber …“

      „Keine Diskussionen, Tom. Das war keine Bitte, sondern eine Anweisung. Du musst dir überlegen, wie es weitergehen soll. Privat, meine ich. Und was deine Schichten betrifft: Die hab ich schon anderweitig vergeben.“ Er nahm die Brille von der Nase und stieß den Atem aus. „Ich mag dich, Tom. Aber ich habe ein Geschäft zu führen und damit viel Verantwortung auch für meine Mitarbeiter. Bis vor Kurzem warst du einer meiner besten Leute und ich will, dass das wieder so wird. Also nutz die Zeit und denk drüber nach. Und jetzt raus hier.“

      Tom zog leise die Tür hinter sich zu und sog langsam die Luft ein. Die Standpauke war weitaus weniger lautstark ausgefallen, als er es vermutet hatte. Im Gegenteil. Für die kurze Zwangspause war er Phil sogar dankbar. Auf dem Weg zum Personalraum begegnete er Lisa, die ihm seine Jacke hinhielt und ihn fragend anschaute.

      „Alles in Ordnung? Ich meine, war es sehr schlimm?“

      Er lachte auf. „Hey. Ich lebe noch und darf sogar wiederkommen. Also? Ja, ich denke, alles bestens!“

      „Idiot. Schönen Feierabend.“ Sie lächelte und ging zurück an die Theke.

      „Dir auch. Danke.“

      Auf