Virginia Rose. Hanna Marten. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Hanna Marten
Издательство: Bookwire
Серия: Feen-Saga
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742737274
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kurze Stille trat ein. Ich stand da wie festgefroren.

      Wie hatte ich die Malerin vergessen können?

      „Tory?“, murmelte Max leise und drückte sich an meine Wade.

      Ich antwortete nicht. Drei Tote. Ich hatte sie zu verantworten.

      Es war meine Schuld, weil ich zu neugierig gewesen war!

      „Die Natur wurde demnach vom Karma eingeholt“, seufzte Betty schwer. „Traurig …“

      Ich hielt es keinen Moment länger hier aus, sondern rannte an der Rezeption vorbei den Gang entlang ins Freie.

      Ich achtete weder auf Max’ Bellen, das hinter der zugeschlagenen Tür gedämpft in mein Ohr drang, noch auf meinen Atem, der immer schneller wurde, je weiter ich mich vom Hotel entfernte.

      Nun rannte ich über den Holzsteg, der zur Brücke führte, überquerte sie und erreichte die Straße.

      Plötzlich ertönte dicht neben mir ein lautes Quietschen, ich hatte nur noch die Möglichkeit, das Gesicht um zehn Grad zu drehen, als ich bereits von etwas Großem in die Seite getroffen wurde und durch die Luft flog. Bevor ich auf dem Boden aufkam, war ich bereits bewusstlos. Das Letzte, was ich noch vernahm, war Max’ Bellen und etwas, das aussah, als zwängten sich die ersten Sonnenstrahlen des Jahres durch die Wolken und offenbarten einen klaren blauen Himmel.

      Kapitel 5

      Zwei Stunden zuvor

      „Du siehst furchtbar aus, wenn ich dir das so offen sagen darf“, bemerkte Brian, als er mit Jack auf dem Beifahrersitz am nächsten Morgen vor Julians Haus vorfuhr. Julian warf seinen Rucksack auf die Rückbank und knallte die Tür neben sich zu.

      „Frag besser nicht“, sagte er und schnallte sich an. Brian betrachtete ihn einen Moment lang aus dem Rückspiegel und fuhr schließlich an.

      „Hat O’Neill dir auf unsere Anfrage geantwortet? Befürwortet er unsere Übernachtung in Glendalough?“, fragte Julian, um von dem Thema seiner schlechten Laune abzukommen.

      Jack, der selbst im Wagen seinen Laptop auf dem Schoß hatte, warf einen Blick auf den Bildschirm.

      „Ja, er ist über unseren Einsatz für das Projekt sehr angetan und hat uns versichert, dass er morgen mit dem Rest der Klasse zu uns stoßen wird. Er wünscht uns eine effektive und lehrreiche Vorbereitungszeit“, antwortete er.

      Julian schnaubte. „Langweilig wäre der passendere Ausdruck dafür.“ Brian warf ihm erneut einen kritischen Blick zu.

      „Jetzt mach mal halblang, Jules. Das wird schon nicht so übel werden. Das Hotel soll sehr nobel sein und wann finanziert uns die Schule schon mal einen Abstecher? Wir feiern richtig ab, was hältst du davon?“, fragte er.

      Julian zuckte mit den Schultern. „Hauptsache, es lenkt von dem öden Thema um diese Klostersiedlung ab.“ Nachdem die drei in der Innenstadt Leslie eingesammelt hatten, steckte Julian sich Ohrstöpsel ein und hörte die restliche Fahrt über dröhnende Bässe.

      Nach einer Stunde, als er bemerkte, dass der Wagen langsamer wurde, öffnete er die Augen: Brian hatte am Straßenrand angehalten. „Was ist denn los?“, fragte Julian an Leslie gewandt, die ein Prospekt über Glendalough aufgeschlagen hatte.

      „Irgendein Problem mit der Unterkunft“, antwortete sie und Julian beugte sich zu Jack nach vorne. „Was ist es?“

      Doch es war Brian, der wütend antwortete:

      „Es gab wohl einen Tippfehler unseres reizenden Dozenten! Er hat uns in das Glendalough Hostel eingebucht und nicht in das Glendalough Hotel!“

      Julian schluckte und unterdrückte einen Lachanfall. „Ist das Hostel etwa eine Bruchbude?“, fragte er.

      Brian schlug mit beiden Händen auf das Lenkrad.

      „Ist es, Jules, darauf kannst du dich verlassen! O’Neill kann mich mal, ich übernachte nicht in einer billigen Absteige mit Stockbetten und Gemeinschaftsbädern!“

      Jack, der neben ihm saß, räusperte sich vernehmlich.

      „Beruhige dich, Brian.“

      „Was glaubst du denn, warum ich angehalten habe?!“, fuhr Brian ihn an, sodass Leslie sich nun einmischte. „Jungs, das hat doch keinen Sinn. Brian, geh ein paar Runden oder jogge ein paar Meter voraus und wir sammeln dich wieder ein. In deiner Verfassung kannst du nicht fahren.“

      Brian wandte sich zu ihr um. „Niemand außer mir fährt diesen Wagen, das habe ich meinem Dad versprochen, Les.“ Er ließ den Motor wieder an und fuhr weiter die Landstraße entlang, die sie vor zehn Minuten von der Autobahn aus erreicht hatten und die sie nun hinauf in die Wicklow Mountains führte. Die restliche Fahrt über verbrachten die Freunde in Schweigen.

      Jack rief einmal in dem von Mr. O’Neill gebuchten Hostel an, um sich zu vergewissern, dass tatsächlich eine Buchung für sie vorlag, wobei sich Brians Gesicht mehr und mehr verdüsterte. Julian wusste, dass Brian mehr als seine anderen Freunde Wert auf Statussymbole und Luxus legte.

      Sein Ehrgeiz zeigte sich nicht nur in seinen sportlichen Leistungen, sondern auch in dem festen Vorhaben, das zu bekommen, was er wollte. Manchmal auch durch hitzköpfiges und aufbrausendes Verhalten, weshalb sich sowohl Julian als auch Leslie Sorgen machten, Glendaloughs Klostersiedlung in einem Stück zu erreichen.

      „Hm, mit dem Wetter scheinen wir kein Glück zu haben“, sagte Leslie nach einer Weile, als sie nur noch wenige Minuten bis zu ihrem Ziel hatten und das Navigationsgerät sie über eine Brücke leitete.

      „Wen kümmert schon das Wetter? Dieser ganze Tag ist Zeitverschwendung!“ Brian trat auf das Gas und von Weitem konnte Julian bereits den Rundturm der Siedlung erkennen. Hinter den Bergen stiegen graue Wolken auf.

      „Brian, bitte fahr langsamer, hier ist schon der Busparkplatz“, murmelte Jack neben ihm.

      „Beruhige dich, Jack, hier ist kein Mensch!“, erwiderte Brian und sah dabei zu lange seinen Beifahrer an, sodass er nicht bemerkte, was Julian und Leslie sehen konnten: Rechts erstreckte sich die weiße Fassade des Glendalough Hotels, das direkt an den Bach angrenzte, den sie überquert hatten. Eine Gestalt kam aus der Tür gerannt, das lange rote Haar flatterte im Wind.

      „Stopp, Brian!“, schrie Julian, doch es war zu spät: Brians Fuß drückte die Bremse durch, ein dumpfer Knall war zu hören, gefolgt von einem Ruck, der den Stillstand des Autos besiegelte. Julian erkannte eine Frau, für den Bruchteil einer Sekunde schien sie direkt in seine Augen zu sehen. Sie war jung, nicht viel älter als er, und hatte lange braunrote Haare, die ihr in wirren Locken über den Rücken hinabreichten.

      Ihre Augen weiteten sich für einen Moment, als sie das Auto bemerkte, doch dann wurde Julian von dem Ruck nach vorne und das Mädchen aus seinem Blickfeld gerissen.

      Die Stille danach war schlimmer als alles, was Julian je empfunden hatte. Alle vier saßen sie stockstarr in dem Auto und rührten sich nicht, bis Julian schließlich den Sicherheitsgurt löste und tief einatmete. „Jack, ruf einen Rettungswagen und die Polizei.“ Wie in Trance tastete er nach dem Griff der Tür und öffnete sie. In diesem Moment hörte er ein leises Schluchzen, das von Leslie zu kommen schien, doch er musste wissen, ob er sich das Mädchen nicht nur eingebildet hatte. Aber er kam einfach nicht vom Fleck. Obwohl er um das Auto herumlaufen und nachsehen wollte, schaffte er es nicht. Als würde etwas in ihm sich gegen das, was vermutlich auf der anderen Seite wartete, sträuben. Da machte Brian die Fahrertür auf und sprang heraus, das Gesicht leichenblass.

      Er sah Julian an. „Ich habe sie einfach nicht kommen sehen“, sagte er und starrte dabei auf Julians Knie.

      Julian ging an seinem Freund vorbei um den Wagen herum – und dort war niemand.

      Julian blinzelte und ging ein paar Schritte weiter, sodass er den ganzen Wagen von einer übersichtlichen