OMMYA - Freund und Feind. Dennis Blesinger. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Dennis Blesinger
Издательство: Bookwire
Серия: OMMYA
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738094695
Скачать книгу
ein Sicherheitsproblem habt, oder?« In Rebeccas Augen war deutliche Genugtuung zu sehen. »Ihr braucht wirklich mal einen anständi­gen Plan B.«

      Renés Miene verfinsterte sich für einen Augenblick, dann lächelte er humorlos. »Bitte halt einfach die Augen offen. Der Haufen wird sich bei Dämmerung wieder in Bewegung setzen. Wir wissen noch nicht, wo sie hin­wollen. Dazu müssen wir erst einmal ihren Aufenthaltsort bestimmen.«

      »Du weißt, dass ich um 17 Uhr Feierabend habe, ja?«

      »Was soll ich sagen? Das Leben ist hart.«

      Der Blick von Rebecca verfinsterte sich für einen Augenblick, wich dann einem resignierten Ausdruck. »Großartig. Ich liebe Doppelschichten«, grummelte sie. Dann blickte sie wieder in die Kamera und ihr Blick zeigte, dass sie verstand, wie dringlich die Situation war. »Ich melde mich, wenn ich was höre«, sagte sie. »Mach keine Dummheiten, okay?«

      »Ich? Niemals. Wo denkst du hin? Du kennst mich doch.«

      »Ja. Das ist das Problem.« Lächelnd schüttelte sie den Kopf. »Ich melde mich. Bis dann.«

      »Bis dann.«

      Der Bildschirm erlosch. Es klopfte an der Tür, die ohne eine Antwort abzuwarten geöffnet wurde. Christophers Kopf erschien. René nickte ihm zu. Er musste an sich halten, nicht zu lachen. Christophers gesamter Kopf war von einer Bandage umgeben, die den Druck­verband und einen Eisbeutel am Hinterkopf fixierten. Sophia Simonsen hatte Christopher nur unter Protest aus der Krankenstation entlassen. Kopfverletzungen wa­ren tückisch. Die nächsten vierundzwanzig Stunden musste er sich jede volle Stunde einer kurzen Untersu­chung unterziehen, um auszuschließen, dass ein Blutge­fäß beschädigt worden war.

      »Wir haben ein Problem«, erklärte Christopher missmutig, nachdem er sich gesetzt hatte.

      »Ach was?«, meinte René erstaunt.

      »Sahra und Hansen gehen die Aufzeichnungen durch«, führte Christopher aus, ohne auf Renés Sarkasmus einzugehen. »Wir wissen zwar, wann die Codes eingegeben wurden, aber die Aufnahmen auf den Ka­meras sind nicht zu gebrauchen. Entweder waren sie deaktiviert oder es stand wegen der Inventur irgendwas im Weg, so dass wir nicht sehen können, wer den Code eingegeben hat.« Mit einem Schulterzucken überreichte er René einige Ausdrucke.

      René nahm sie stirnrunzelnd entgegen. Er hatte nicht vor, sich mehrere Seiten Protokolle durchzulesen, wenn von vorne herein klar war, dass sie nichts aussagen würden, das ihnen weiterhelfen konnte. Er war be­reits im Begriff, die Zettel auf den dritten Haufen seines Schreibtisches zu legen. Die Schütte, in der sich der be­treffende Haufen stapelte, befand sich neben 'Eingang' und 'Ausgang' und trug die Aufschrift 'Zeug'. Dann je­doch erregte etwas auf dem oberen Zettel seine Auf­merksamkeit. Langsam ließ er seinen Blick über die Sei­te wandern.

      »Stimmt was nicht?«, erkundigte sich Christopher schließlich, nachdem René mehr als eine Minute auf den Zettel gestarrt hatte. Seines Wissens hatte sich sein Vorgesetzter zum letzten Mal derartig intensiv mit einem offiziellen Dokument befasst, als er eine fehlerhafte Gehaltsabrechnung erhalten hatte. Renés normales Verhalten gegenüber Papierkram war, ihn entweder zu ignorieren, bis er verloren ging, oder er drückte ihn Hansen aufs Auge.

      »Kann man so sagen«, lautete schließlich die Antwort. »Du hast recht.« Er hob den Blick und blickte Chri­stopher an. »Wir haben ein Problem. Und ich glaube, mehr als eins.« Er drehte sich zu seinem Computer um. Einige Zeit lang tippte er stumm, dann erschien eine Lis­te auf dem Bildschirm, die er auf den großen Monitor projizierte. Eine Tabelle mit Zahlen und Buchstaben war zu sehen, und am Ende jeder Zeile stand ein Zeitstem­pel, komplett mit Datum, Stunde, Minute und Sekunde. René tippte erneut und der Monitor teilte sich. Eine ähnliche Tabelle erschien und rutschte auf die rechte Seite, während die erste Tabelle nach links wanderte.

      »Die drei Codes, die verwendet wurden«, meinte er zu Christopher, der ihn nach wie vor fragend anblickte, »sind hier, hier und hier.« Er markierte die drei Zeilen auf der linken Liste. »Alle Terminals befinden sich in unterschiedlichen Räumen.« Er zeigte auf die betreffende Spalte der linken Liste. »Das hier«, meinte er und zeigte auf die rechte Seite des Bildschirms, »sind die Zeitstem­pel der einzelnen Türen. Die beiden Konsolen hier«, er tippte auf zwei der drei markierten Einträge, »kann man nacheinander bedienen, ohne eine Tür öffnen zu müs­sen.« Er besah sich den Zeitstempel. Man müsste sich ein wenig beeilen, aber es war möglich. »Die hier je­doch«, er zeigte auf den dritten Eintrag, »befindet sich hinter einer Tür. Und die ist nicht geöffnet worden.«

      »Das ist Sahras Büro«, meinte Christopher nach einem Blick auf den Bildschirm. Er schüttelte den Kopf. »Da war niemand drin. Jochen und Sahra haben den Raum zusammen betreten und zusammen verlassen. Sahra hat die Tür aufgeschlossen. Und ich weiß, dass Sahra ein neues Schloss bekommen hat. Sie hat den Schlüssel in dem alten abgebrochen. Das war erst vor zwei Tagen.«

      »Okay. Bei der Langfristigkeit der Planung, mit der wir es hier zu tun haben, haben die was anderes benutzt.« René dachte nach. Er wusste, dass die Kameras in den einzelnen Büros auf die Türen gerichtet waren und nicht auf die Schreibtische. Die Konsole, um die es ging, befand sich neben dem Schreibtisch an der Wand und somit erst recht außerhalb des Bildes.

      »Und dann was? Haben die sich rein- und wieder rausgebeamt?« Christopher blickte seinen Vorgesetzten verwirrt an.

      Die Tür des Büros öffnete sich erneut und Sophia Simonsen stand im Türrahmen, von wo aus sie Christopher einen zornigen Blick zuwarf.

      »Ich hatte mich doch wohl klar ausgedrückt, oder?«, fragte sie, wobei sie komplett ignorierte, dass sie offensichtlich gerade eine Besprechung störte. »Bis ich etwas anderes sage, bewegen Sie ihren Hintern jede Stunde in meinen Raum, damit ich mich davon überzeugen kann, dass Ihnen das Gehirn nicht anfängt zu bluten. Ist das klar? Ansonsten werde ich Sie sedieren und an ein Bett schnallen.«

      René wandte den Blick von der Ärztin zu Christopher, der die Offizierin mit großen Augen und deutli­chem Schuldbewusstsein anblickte. Dann blickte Chri­stopher seinen Vorgesetzten hilfesuchend an.

      »Es geht ihm gut«, meinte René und wandte sich wieder dem Monitor zu. Bevor er jedoch einen weiteren Laut hervorbringen konnte, fragte Sophia in einem gefährlich ruhigen Tonfall:

      »Sind Sie Arzt?« René blickte die Frau erstaunt an.

      »Nein.«

      »Gut. Dann werde ich mich jetzt mal klar ausdrücken.« Sophia Simonsen betrat endgültig das Büro und schloss die Tür hinter sich. »Solange Sie keine medi­zinische Ausbildung hinter sich gebracht haben, werden Sie bitte keine weiteren Diagnosen erstellen, ist das klar? Das ist mein Job. Ihr Job ist es, dieses Irrenhaus zu leiten. Mir würde nicht im Traum einfallen, Ihnen zu sa­gen, wie Sie das zu machen haben, obwohl ich da ein bis zwei Vorschläge hätte. Ich erwarte die selbe Achtung vor meinem Beruf von Ihrer Seite aus.«

      Das Funkeln in den Augen der Ärztin sprach dafür, dass sie jedes Wort genau so meinte, wie Sie es gesagt hatte. René überlegte einen Augenblick, die Diskussion fortzuführen. Statt dessen wandte er den Blick ab und sah Christopher an.

      Ein aufmerksamer Beobachter hätte in Renés Gesicht mehrere Dinge erkannt. Keines davon war erfreulich und alle hatten sie mit der Person zu tun, von der er sich soeben abgewandt hatte. Leider war niemand Ent­sprechendes im Raum, da Christopher nach wie vor mit seinen Kopfschmerzen beschäftigt war.

      »Du hast die Frau gehört.« Mit einem leichten Kopfnicken in ihre Richtung meinte René zu Sophia: »Sie ha­ben recht. Entschuldigung.« Er ignorierte den erstaunten Blick auf Christophers Gesicht ob der letzten Aussa­ge. »Wie lange brauchen Sie?«

      »Ich hab mir schon gedacht, dass er sich hier irgendwo herum treibt. Ich habe alles dabei.« Sie holte eine kleine Taschenlampe hervor, machte ein paar Tests und nickte schließlich zufrieden. Als sie sich zum Gehen wandte, sagte René:

      »Nein, bleiben Sie. Ich will etwas ausprobieren.«

      Sophia blickte erst René, dann Christopher fragend an, nickte dann und wandte sich wieder den beiden Männern zu. René kramte derweil in