Rosen und Tränen. Heike Schultze. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Heike Schultze
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783738009484
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sah ihre Freundin durchdringend an, aber diese antwortete nicht. Sie war immer noch weit weg. Da konnte sich Pia eine Bemerkung nicht verkneifen!

      „Eigentlich ist es ja schon schade! Ihr ward ein richtig tolles Paar!“

      Nun sah Sandi ihre Freundin doch sehr verwundert an. Was waren denn das für neue Töne? Litt Pia etwa neuerdings an Gedächtnisschwund? Sie war doch eine der Personen gewesen, die diese Verbindung beendet sehen wollten!

      „Also, damals hast du dich aber ganz anders ausgedrückt!“

      Pia zuckte die Schultern. Ihr tat ihre Bemerkung schon wieder leid, aber nun ließ es sich nicht mehr ändern. Also, beschloss sie, das Beste daraus zu machen. „Ach, damals! Da war doch alles anders! Heute jedenfalls finde ich, dass ihr zwei prima zusammengepasst habt. Na ja, vielleicht solltest du versuchen wieder mit ihm zusammenzukommen. Ich meine nur, wenn du noch immer etwas für ihn empfindest!“

      Sandi starrte sie völlig entgeistert an. Sie konnte gar nicht glauben, was sie da hörte. Sie war ganz verwirrt.

      „Ich habe doch nur gesagt, dass ich damals etwas für ihn empfunden habe!“ Mit einem Mal konnte Sandi nur noch herumstottern. Wieder zuckte Pia die Schultern.

      „Na, dann eben nicht!“

      Dann wendete sie sich wieder dem Geschirr zu. Für sie war die Sache nun erledigt. Sie hatte keine großen Ambitionen ihre beste Freundin wieder mit diesem Typen zusammenzubringen. Sie war ja ohnehin kein Freund von Wiederholungen!

      Doch Sandi konnte die Worte Ihrer Freundin nicht so schnell vergessen! Sie begann nun ganz intensiv nachzudenken. Und zwar über Daniel!

      Urplötzlich waren die alten Gefühle wieder da, die sie tief in ihrem Innersten vergraben hatte. Das warme Kribbeln in ihrem Magen, das heftige Herzklopfen, die Atemnot, die sie bei seinem Anblick empfunden hatte. Sie versuchte sich sein Gesicht vorzustellen, was ihr nicht sehr schwer fiel. Seinen Mund, seine tiefschwarzen Haare, seine Augen! Ganz besonders seine Augen! Die wunderschönsten blauen Augen, die sie je gesehen hatte! Augen, die auch jetzt ihre hypnotische Wirkung auf sie nicht verfehlten! Sie hatten Sandi wieder in ihren Bann gezogen!

      Dieser Nachmittag und das Gespräch mit Pia waren noch lange in ihrem Gedächtnis. Die Worte ihrer Freundin beschäftigten sie tagelang.

      Eine Woche später lief ihr dann urplötzlich Daniel über den Weg!

      Es war gerade Schulschluss und Sandi verließ das Schulgelände. Da stand er vor ihr! Er sah sie an und lächelte ihr zu. Sandi blieb einen Moment stocksteif stehen und starrte ihn an.

      Sie hatte Daniel seit ihrer Trennung vor zwei Jahren nicht mehr gesehen. Gut, sie hatte ihn vor einem Jahr kurz getroffen, ihn aber nicht weiter beachtet! Deshalb fielen ihr erst jetzt die Veränderungen an ihm auf!

      Er war inzwischen vierzehn Jahre alt und die Pubertät hatte ihn eingeholt.

      Früher war er einen Kopf kleiner als Sandrine gewesen, was besonders beim Küssen ein Problem darstellte. Er musste sich immer eine Stufe höher auf eine Treppe stellen und das hatte schon sehr komisch ausgesehen!

      Nun überragte Daniel sie um einen ganzen Kopf. Aber auch sonst wirkte er viel erwachsener. Er war muskulöser geworden, hatte ein markanteres Gesicht und einen leichten Bartansatz auf der Oberlippe. Aber seine strahlenden Augen waren noch dieselben!

      Das bemerkte Sandi sofort und war gefangen. Ihre Knie fühlten sich mit einem Mal butterweich an.

      Sie sprachen kein Wort, sondern tauschten nur intensive Blicke aus. Dann trennten sie sich und jeder setzte seinen Heimweg in einer anderen Richtung fort.

      Allerdings schwebte Sandi wie auf Wolken nach Hause. Daniel sah einfach umwerfend aus. Traumhaft! Für Sandi war nach dieser Begegnung eines klar: Sie musste wieder mit Daniel zusammenkommen! Sie hatte aber überhaupt keine Ahnung, wie sie das anstellen sollte. Sie wusste ja nicht, ob Daniel ihre Gefühle erwiderte oder ob er überhaupt zurzeit frei war. Jedenfalls sah Daniel nicht so aus, als könne er sich über zu wenig weibliche Aufmerksamkeit beschweren.

      Bestimmt war es nicht einfach ihn zurück zu erobern, aber den Versuch war es auf jeden Fall wert, fand Sandi!

      Was Sandrine nicht ahnen konnte, war, dass auch Daniel sie seit Jahren nicht vergessen konnte. Immer wieder hatte er sie heimlich verfolgt und beobachtet. Manchmal war er ihr auf dem Schulweg über den Weg gelaufen, hatte sie angelächelt, aber nie war eine Reaktion von ihr gekommen. Einmal war er sogar mit einem anderen Mädchen am Arm vor ihr her spaziert und da sah es für einen Moment so aus, als würde sie ihn bemerken, aber dann war sie doch reaktionslos weitergegangen. Daniel war nahe daran zu verzweifeln, denn er wünschte sich nichts sehnlicher, als Sandi zurück zu gewinnen!

      Doch nun sah es so aus, als würden sich seine Chancen verbessern. Endlich hatte sie ihn richtig angesehen und er hatte sich bestimmt nicht getäuscht, dass sie Interesse an ihm gezeigt hatte. Er durfte nun nur nicht locker lassen. Das nächste Zusammentreffen musste er nutzen!

      Doch beide hätten sich niemals denken können, wie schnell alles gehen würde!

      Am Wochenende war Frühlingsfest in der Stadt gewesen und auch an diesem Montagnachmittag zog es Sandi auf den Kirmesplatz. Mit dabei waren Pia und ihre neue Freundin Sibylla Belling. Sie war fünfzehn Jahre alt, hatte rotblonde Locken und war sehr schüchtern. Sandi war nach ihrer Nicht-Versetzung in Sibyllas Klasse gekommen und die Beiden hatten sich sofort angefreundet.

      Die drei Mädchen waren eine Stunde vor der Eröffnung auf dem Platz und liefen zwischen den geschlossenen Buden und Karussells umher. Schließlich setzten sie sich auf eine Bank und warteten.

      Sie waren gerade in der schönsten Unterhaltung, als hinter der Schießbude ein Junge hervorkam und sofort auf sie zustrebte. Sandi blickte auf und erkannte ihn sofort.

      Es war Daniel!

      Daniel hatte sie auch erkannt. Er war nur gekommen, um sich kurz umzusehen, aber mit Sandi hätte er nicht gerechnet. Er lächelte! Genau auf so eine Gelegenheit hatte er gewartet!

      Zunächst verwickelte er jedoch Pia und Sibylla in ein Gespräch.

      Hallo, Pia! Na, alles locker? Und du bist also Billa? Ich hab schon viel von dir gehört. Woher kommst du denn?“

      Billa sah Daniel äußerst irritiert an. Woher sollte er von ihr gehört haben?

      Aber Daniel hatte sich bereits abgewandt und hatte nur noch Augen für Sandi! Auch sie sah ihn sehr intensiv an! Es konnte wirklich niemandem entgehen, dass die Beiden im Begriff waren, sich neu ineinander zu verlieben.

      Sandi schlug das Herz bis zum Hals, so aufgeregt war sie. Davon hatte sie in den letzten Tagen geträumt, es aber nicht zu hoffen gewagt. Heute würde noch etwas Besonderes passieren, dass spürte sie!

      Natürlich blieb auch Pia und Sibylla nicht verborgen, dass hier etwas im Gange war. Sie sahen sich bedeutungsvoll an und seufzten. Sandi und Daniel merkten gar nicht, dass die Beiden sich unterhackten und zusammen fortgingen. Sie waren viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt.

      Sandi wollte Daniel unbedingt wissen lassen, dass sie noch immer dieselben Gefühle für ihn hegte, wie vor zwei Jahren. Und genauso stellte sie überrascht fest, dass es bei ihm wohl genauso war. Aber Beide waren nun älter und ihre Gefühle füreinander stärker als damals. Sandi war locker, witzig und selbstbewusst und wunderte sich über sich selbst. Bei jedem anderen Jungen war sie immer total verschüchtert und brachte kein einziges Wort heraus. Bei Daniel war das ganz anders. Sie hatte das Gefühl als würde sie ihn schon ewig kennen und als gehörten sie beide einfach zusammen. Es war wie eine Art Zauber, der sie umfing!

      Plötzlich wurde den Beiden bewusst, dass sie völlig alleine auf dem Platz standen. Sandi erschrak das sehr!

      „Los, komm, Danny! Wir müssen sie unbedingt finden! Meine Mutter hat mich zusammen mit ihnen weggehen sehen. Wenn ich ohne die Beiden zurückkomme, habe ich gleich wieder Ärger!“

      Daniel verdrehte die Augen.

      „Ach was? Schon