Rosen und Tränen. Heike Schultze. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Heike Schultze
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Документальная литература
Год издания: 0
isbn: 9783738009484
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Bemerkungen gefasst.

      „Donnerwetti! Wer ist denn der Ärmste, den es erwischt hat?“

      Sandi seufzte. So war sie immer, ihre Freundin. Jungs hielt sie für eine vollkommen überholte Einrichtung und hatte für keinen ein gutes Wort übrig. Keiner fand Gnade unter ihren Augen. Babette war zwei Monate jünger als Sandi, aber mit ihren Meinungen und Stimmungen kam sie Sandi manchmal schon wie vierundzwanzig vor. Auf jeden Fall hatte sie kein Interesse am männlichen Geschlecht und bisher war dieses Thema zwischen den Freundinnen auch nie angeschnitten worden. Doch für Sandi begann nun eine Zeit, wo sie mit ihrer besten Freundin über solche Themen reden wollte und nun musste sie Babette als aller erstes tüchtig schocken, wenn sie ihr den Namen ihres Freundes nannte. Babette kannte Daniel zwar nur flüchtig, aber sie hatte von ihm noch eine schlechtere Meinung als von allen anderen.

      „Daniel Schwarz!“

      Wie sie geahnt hatte verzog Babette das Gesicht. „Ach, du lieber Himmel! Da fehlt mir alles, sogar die Worte! Karl-Erwin, der Verschleimte! Gab’s denn keinen anderen?“

      Babette verdrehte die Augen. Der Sarkasmus in ihrer Stimme war nun wirklich nicht zu überhören! Nun war Sandi doch wütend. „Du bist heute mal wieder echt ekelhaft! Aber was kann man von dir schon anderes erwarten, Fräulein Schlüter!“

      In diesem Augenblick kam Carmen Verhoeven zu der Gruppe. Sie war 25, Erzieherin von Beruf, blond und bildhübsch, wie Sandi fand. Sie war nicht verheiratet und hatte auch keinen Freund, was keiner so richtig verstand. Seit einem Jahr war sie nun die Leiterin der Jugendgruppe, die nur aus Mädchen im Alter von 12-16 bestand und animierte die Jugendlichen nicht nur zum christlichen Denken, sondern auch zu immer neuen Ideen. Sie setzte sich nun auf ihr schickes Mountainbike und drehte sich zu der Gruppe um. „Schön, wie ich sehe sind nun alle da! Ich hoffe, ihr seid auch alle fertig! Jetzt geht’s nämlich los, Leute!“

      Sandi hatte sich immer wieder nervös nach Daniel umgesehen. Er hätte eigentlich längst da sein müssen. Wo, zum Teufel, blieb er nur?

      „Sandi, was ist denn? Wir wollen losfahren, also sieh bitte nach vorne! Oder stimmt irgendetwas nicht?“

      Sandrine druckste herum. Sollte sie Carmen vor allen anderen von ihrem Freund erzählen? „Ja, äh..., also, Carmen, können wir nicht noch einen Moment warten. Es kommt noch jemand!“

      Carmen sah sich in der Runde um. „So, wer denn noch? Es sind doch schon alle hier!“

      Carmen sah Sandi verwundert und abwartend an. Sandi biss sich auf die Lippen und errötete. Alle Gruppenmitglieder starrten sie an. Sie atmete noch mal tief durch und sagte: „Mein Freund kommt noch!“

      Einige in der Runde kicherten. Carmen zog die Augenbrauen hoch und lächelte verständnisvoll. Babette dagegen verdrehte die Augen und stöhnte gequält: „Na, ist ja wunderbar!“

      In diesem Augenblick bog Daniel mit einem halbverrosteten, quietschenden Klapperding von Fahrrad um die Ecke. Das Rad sah aus, als würde es jeden Augenblick auseinanderfallen!

      „Dracula kömmt!“ murmelte Babette und lächelte hämisch.

      Völlig außer Puste und mit hochrotem Kopf kam Daniel neben Sandi zum Stehen und lächelte sie an. Sandi wusste, dass alle sie anstarrten und fühlte sich in diesem Augenblick gar nicht mehr wunderbar, sondern ihr war das Ganze nur noch peinlich. Sie hatte wirklich alles erwartet, aber bestimmt nicht so einen totalen Schrotthaufen von Fahrrad, das auch noch eindeutig zwei Nummern zu klein für ihn war.

      „Tut mir leid! Es ging echt nicht schneller. Ich musste meiner Oma noch ihre Spritze geben, bevor ich weg durfte!“

      Nun hatte er sich an diesem Tag schon zum dritten Mal bei ihr entschuldigt. So langsam nervte es Sandi. Überhaupt starrten sie immer noch alle an und das machte sie furchtbar nervös. Ihr schöner Traum von einer Fortsetzung des schönen Nachmittags zerplatzte gerade wie eine Seifenblase. Warum hatte sie Daniel bloß eingeladen mitzukommen?

      Carmen drängte nun auch zum Aufbruch. Sie hasste Verzögerungen!

      „Na schön! Dann können wir ja endlich losfahren! Sandi, du kannst ja mit deinem Freund am Schluss fahren, oder?“

      Sie lächelte Sandrine noch einmal zu und stieg dann wieder auf ihr Rad.

      Das Wetter an diesem Junitag war einfach herrlich, die Landschaft, durch die sie fuhren war malerisch, doch Sandi bekam davon kaum etwa mit. Daniel konnte der Gruppe auf seinem Fahrrad kaum folgen. Er musste sich furchtbar anstrengen und konnte dennoch nicht mehr Geschwindigkeit aus dem Klapperding herausholen. Bald schwitzte er schrecklich und Sandi wurde sich immer mehr bewusst, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Carmen, Babette und die anderen waren ihnen schon weit voraus. Das war für Sandi bestimmt nicht der romantische Ausklang eines schönen Tages.

      Gegen Ende der Tour wurde Carmen dann zu allem Überfluss auch noch ziemlich sauer, weil sie ständig auf das „Liebespaar“ warten mussten. Da hatte dann Sandi endgültig die Nase voll. Sie winkte Daniel noch einmal kurz zu und sauste auf ihrem schnellen Rad mit den Anderen davon. Sie schwor sich aber, in Zukunft nur noch alleine mit Daniel etwas zu unternehmen. Natürlich nur, wenn er nach diesem Tag noch etwas mit ihr zu tun haben wollte. Sie hoffte es jedenfalls sehr!

      Er wollte!!!

      Am nächsten Tag wartete er nach der Schule auf Sandi. Mit keinem Wort erwähnte er den gestrigen Tag, also tat Sandi es auch nicht! Sie war total erleichtert und überglücklich. Am liebsten wäre sie ihm um den Hals gefallen, doch dann traute sie sich doch nicht. Daher gingen sie nur stumm nebeneinander her bis sie bei Sandi vor der Haustür, oder besser Hintertür, ankamen. Hier verabschiedeten sie sich indem Daniel ihr einen flüchtigen Kuss gab. Sandi sah ihn an. „Sag mal, gehst du heute vielleicht ins Schwimmbad?“ fragte sie ihn.

      „Ja, du etwa auch?“

      Sandi nickte glücklich. „Ich gehe zusammen mit Pia hin! Um 2 Uhr sind wir verabredet!“

      „Okay, dann sehen wir uns also dort! Wo liegt ihr denn immer, damit ich dich auch finde?“

      „Ach, Pia liegt am liebsten immer ganz nah am Beckenrand, weil sie von da aus die Jungs besser beobachten kann. Sie ist doch gerade mal wieder solo und sucht ein neues Opfer!“

      „Gut, dann werde ich mal nach dir Ausschau halten!“

      Daniel hob noch mal die Hand zum Gruß und verschwand hinter der nächsten Ecke.

      Sandrine freute sich sehr auf den Nachmittag mit Daniel. Es sollte genauso schön werden wie gestern, bevor sie zu dieser dummen Radtour aufgebrochen waren.

      Pia war jedoch überhaupt nicht davon erbaut den Nachmittag mit Daniel verbringen zu müssen. Inzwischen tat ihr ihre Kuppelei vom Freitag schon wieder leid. Für sie war es doch nur ein Spaß gewesen, um den langweiligen Nachmittag herumzubekommen. Sie hatte nicht im Traum daran gedacht, dass Sandi das ganze so ernst nehmen würde.

      Doch es war Ernst für Sandi! Sie meinte es vollkommen ernst mit Daniel und wünschte sich nichts mehr, als das es ihm mit ihr genauso ging. Sie merkte es daran, wie ihr Herz bei seinem Anblick einen Augenblick aussetzte und wie ihr Magen rebellierte, wenn sie nur an ihn dachte. Das war die große Liebe! Das musste sie einfach sein!

      Der Nachmittag wurde dann auch herrlich! Jedenfalls für Sandi und Daniel! Sie alberten gemeinsam im Wasser herum und auf der Decke lagen sie nebeneinander und küssten sich zärtlich. Es war wunderbar einen Freund zu haben, stellte Sandi fest! Sie konnte sich gar nicht vorstellen, wie sie es so lange ohne einen solchen ausgehalten hatte. Sie war Pia sehr dankbar, obwohl sie im Moment eher störend war.

      Pia empfand das genauso. Sie fühlte sich wie das fünfte Rad am Wagen. Gelangweilt lag sie da und sah zu, wie die Beiden Spaß miteinander hatten. Recht schnell packte sie dann auch ihre Sachen zusammen und wollte gehen. Doch vorher unternahm sie noch einen letzten Versuch, ihre Freundin auf sich aufmerksam zu machen. „ Ich gehe nach Hause, Sandi! Ich habe keine Lust mehr hier herumzuhängen. Ist doch eh’ nichts los heute! Kommst du mit?“

      Sandi bemerkte den auffordernden Blick ihrer Freundin nicht.