Die silberne Stiefelschnalle. Sandra Dittrich. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sandra Dittrich
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783847633297
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es! Du vertraust mir wohl weniger, als dem, was die Weiber am Brunnen tratschen? Die Eva soll es dir selbst berichten.“ Ein Sturm braute sich in Melchiors Innerem zusammen. Auch Lisbeth war wütend. „Du, du weißt also was los ist? Seit Tagen versuche ich mit Eva zu reden, aber dir vertraut sie es an? Es muss etwas Seltsames sein, was sie ihrer besten Freundin nicht anvertraut, aber deren Verlobten!“

       „Ich hab versprochen, dass ich nichts sage. Bitte lass mich. Ich muss zurück an die Arbeit.“ Melchior wollte Lisbeth einen Abschiedskuss auf die Wange geben, aber sie drehte sich weg und lief, ohne ein weiteres Wort, davon. Was, wenn der Melchior nicht mehr auf sie warten wollte, und die Eva sich heimlich an ihn heran gemacht hatte? Warum sonst, sollte sie ihr aus dem Weg gehen? Lisbeths Magen krampfte sich zusammen. Oh hoffentlich spielten nur ihre Gedanken verrückt. Eigentlich traute sie der Eva das nicht zu. Außerdem war Eva ewig lange in Gabriel verliebt gewesen. Vielleicht hatte der Knecht ihr etwas angetan? Es dauerte lange bis Lisbeth zur Ruhe kam.

       Kurz nach Sonnenuntergang gab es eine Überraschung in der Burgmühle. Jakob der zweitälteste Sohn des Müllers war von Würzburg herüber gekommen. Er brachte Neuigkeiten aus der, vom Bauernheer, belagerten Stadt. Die ganze Familie lauschte gespannt seinen Ausführungen. Gerhusa Schefflein war stolz auf ihren Buben, der bei einem der Stadtmüller als Geselle in Brot und Arbeit stand. „Habt ihr gehört, dass die Bürger von Würzburg mit den Bauern paktieren wollen? Während ihr gefeiert habt, saß im Bruder-hof der Fürstbischof Konrad von Thüngen mit den Stadträten zusammen. Landtag haben sie gehalten und am Ende dem von Thüngen freies Geleit auf die Festung gewährt.“

       „Seit der Riemenschneider Partei für die Bauern ergriffen hat, da geht’s dem Bischof an den Kragen“, warf Bezolt Schefflein dazwischen. Jakob nickte. „Ja, Vater, Zustimmung zu den zwölf Artikeln der Bauern, die Abschaffung der Zölle, die freie Wahl der Ratsherren und ein Stadtgericht aus den Reihen der Bürger haben sie gefordert.“ Ein Raunen ging durch das Grüppchen Menschen, welches sich in Gerhusas Küche versammelt hatte. In der Kochstelle prasselte und krachte das Feuer. Balthasar schüttelte den Kopf. „Das hat der von Thüngen niemals gewährt?“, fragte er seinen Bruder. „Natürlich nicht. Zornig ist er mit seinem Schreiber, dem Fries, hinauf zur Festung auf den Marienberg geritten. Die Weiberleut sagen die Räte hätten ihn nicht gehen lassen sollen.“

       „Und was passiert jetzt?“ Lisbeth blickte ängstlich in die Runde, froh über die Ablenkung. „Morgen schicken sie ihm die letzte Aufforderung. Macht der Fürstbischof keine Zugeständnisse, wird`s gefährlich in der Stadt. Im Lager in Heidingsfeld dürsten die Bauern nach Taten. Es sollen gar mehr davon im Anmarsch sein. Man sagt, der edle Florian Geyer von Giebelstadt hätte sich endgültig der Sach verschrieben“, berichtete Jakob. „Oh Jakob, magst nicht lieber hier bleiben?“, flehte Gerhusa. „Mutter des geht nicht. Ab morgen früh bin ich auf der Feste Marienberg. Dort muss die Notmühle betrieben werden. Der Mainmüller schickt mich natürlich lieber, als seinen Sohn.“ Gerhusa Schefflein wurde bleich. „Folgen musst du, aber lass nicht unnütz dein Leben.“ Lisbeth hielt Jakobs Hand. Sie wollte ihren Bruder gar nicht los lassen. „Bei allen Heiligen es geht nur so. Ich komm lebendig wieder, versprochen. Der Herr Rotenhan muss die Festung selbst versorgen, wie soll er sonst die Belagerung aushalten. Er braucht dafür einen Müller. Ein heiß gelaufenes Rädchen und, schwuppdiwupp, hat er das schönste Feuer hinter seinen Mauern, wenn das Mehl sich entzündet, von einer Pulvermühle ganz zu schweigen.“

       Die Frauen verabschiedeten sich von Jakob. Sie begaben sich zur Ruhe. Lisbeth grübelte lange über Melchior und Eva. Jetzt kam die Angst um ihren Bruder Jakob hinzu, die sie mehrmals aus dem Schlaf riss. Die Brüder Wolf, Balthasar und Jakob gingen ins Wirtshaus Zum Wilden Eber. Cunz Leuboldt freute sich über die seltenen Gäste. Seine Tochter Sophie eilte geschäftig an deren Tisch. „Der Jakob. Sag, bist du auf Besuch, oder hast du gar die Nase voll von der großen Stadt?“ Der junge Mann, mit den vor Lebenslust blitzenden, dunklen Augen, schmunzelte. „Ja die kleine Sophie. Du bist bald hübscher als die Weiber in Würzburg. Bringst du uns von eurem Bier?“ Sophie blickte verlegen drein. „Frisch gebraut ist`s. Schade, dass du nicht auf der Maifeier warst.“

       „Hättest ein Liebesmaien wollen“, stichelte Jakob. Wolf grinste. „Den hat ihr der Christoph von der Dürrwiese besorgt.“

       Cunz beendete die Frotzeleien und schickte seine Tochter ins Bett. „Da geht sie hin, deine Sophie“, flüsterte Wolf seinem Bruder ins Ohr und lachte. Cunz Leuboldt brachte das bestellte Bier. Er setzte sich zu den Müllerburschen. Die Knechte vom Niederhof gesellten sich dazu. Sie hörten neugierig die Ereignisse der letzten Tage. „Da bist du ja vorne mit dabei!“, stellte Gabriel Rücker fest, nachdem Jakob geendet hatte. „Es ist nimmer schön in Würzburg. Wimmeln tut es von Fremden, Halsabschneidern und Gaunern, die ein Geschäft aus all dem Durcheinander machen wollen. Man ist nachts nicht mehr sicher in den Straßen. Selbsternannte Prediger wiegeln die Menschen auf, versprechen das goldene Land, Reliquienhändler verkaufen teuren Schutz und alle wollen irgendwo dabei gewesen sein. Selbst im Dorf munkelt man, dass sich einige der Sach angeschlossen hätten. Niemand spricht offen darüber, aber manch einer verdächtigt Nachbarn und Freunde“, meldete sich Cunz Leuboldt zu Wort. Daraufhin entbrannte eine wilde Diskussion darüber, ob die Gerüchte wahr seien. Keiner wagte es einen bestimmten Namen zu nennen.

       Zu später Stunde passierte ein Bote die Dorfwache. Eilig ritt er ans Burgtor. Man gewährte ihm, durch das Schlupfloch, Einlass. Michel Trehninger führte den Mann in den Palas. Im spärlich beleuchteten Rittersaal wartete er auf Antwort. Der Stallknecht versorgte derzeit das, völlig erschöpfte, Pferd des mysteriösen Gastes. In der gut geheizten Kemenate ließ sich Wilhelm von Grumbach, verärgert über die Störung der Nachtruhe, von seiner Frau Anna die Nachricht vorlesen. Es bereitete ihr ein Vergnügen. Eigentlich durfte nur Pfarrer Ziegler vorlesen, der jedoch schlief tief und fest. Der Burgherr raufte seinen Bart. „Mein Schwager ist ein Bauernfreund! Soll er selbst aufpassen, dass ihr nichts geschieht“, brummte Wilhelm. „Sei nicht unnötig hart. Tue es für deine Nichten oder deine Schwester. Ich wäre froh über Gesellschaft meinesgleichen“, bettelte Anna von Grumbach. „Ursula ist zwar noch ein Säugling, aber sie wäre dann nicht so viel allein.“ Wilhelm runzelte die Stirn. „Gut“, knurrte er und rief nach seinem Wachhauptmann Michael Trehninger. „Barbara und die Kinder können kommen. Der feine Herr Geyer von Giebelstadt, soll sich fern halten, verstanden?“ Wenig später verließ der geheimnisvolle Bote, auf einem frischen Pferd, das Dorf Richtung Süden.

       Kurz vor Morgengrauen ließ Jakob Schefflein Rimpar, und die Burgmühle, hinter sich zurück, die besorgten Blicke seiner Mutter Gerhusa im Rücken. Niemand begegnete ihm, als er über die Höhen, auf dem Stadtweg, nach Würzburg wanderte. Erst bei Sonnenaufgang wurde es lebendiger. Aus den Dörfern kamen die Tagelöhner hinauf auf den Weg, die beim Beladen der Lastkähne oder in den Weinbergen auf Arbeit hofften. Zwei Fuhrwerke rasselten vorbei. Einige Pilger, die dem Heiligen Sankt Kilian, im Neumünster, ihre Aufwartung machen wollten, sprangen rechtzeitig bei Seite, als ein vorwitziger Reiter durch die kleine Reisegruppe hindurch preschte. Jakob bemerkte nicht, dass er seit längerem verfolgt wurde.

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