Die Begegnung. Ralf Wider. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Ralf Wider
Издательство: Bookwire
Серия: Ferry Blacks Abenteuer
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742764850
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sichtbare Eifersucht betrachtete Laura dieses harmonische Bild. Ferry konnte nur staunen. Mütter unter sich, dachte er bei sich.

      "Moana.", flüsterte Laura und deutete auf ihr Kind. Annunfala schaute auf.

      "Mo-áh-na.", wiederholte sie und lächelte.

      Wieder quietschte etwas im Gras neben ihnen. Das graue Baby krabbelte auf Laura zu. Fragend blickte Laura zu Annunfala und streckte dabei die Arme in Richtung des Krabblers aus. Annunfala produzierte ein Kopfnicken. Sie schien einverstanden, dass Laura das Würmchen hochhob.

      Ganz vorsichtig griff Laura unter die Ärmchen des kleinen Grauen und hob ihn hoch. Nun entfuhr auch ihr einer dieser Mutterlaute. Behutsam strich sie mit ihrer Hand über das kahle Köpfchen des Babys. Dann drückte sie einen sanften Kuss auf die Stirn des Kindes und sog dabei den Duft des Kleinen ein. Ferry kannte das von den Zwillingen. Laura tat das andauernd. Annunfala legte den Kopf schief. Vermutlich kannte sie diese Geste nicht. Der kleine Graue schien es jedoch zu geniessen, denn er gurgelte zufrieden. Damit war auch die Mutter des Babys zufrieden.

      "Annungach.", flüsterte die Mutter Laura zu. Es hatte irgendwie stolz geklungen und Ferry glaubte so etwas wie ein Erröten auf ihren olivgrün-goldenen Wangen zu sehen. Die Stellen unter ihren hohen Wangenknochen wurden auf jeden Fall etwas dunkler, dunkel-olivgrün. Es sah recht apart aus, fand Ferry, ungewohnt, aber passend.

      "Ah-nún Gach.", wiederholte Laura. Sie hatte die Aussprache wieder perfekt getroffen. Sogar das kehlige "ch", das wie ein Zischen am Ende des Namens stand, hatte sie stilsicher reproduzieren können. Annunfala nickte bestätigend. Sie schien wirklich stolz zu sein. Laura gab Annungach noch einen Kuss, was dieser mit einem lauten Quieken fröhlich quittierte.

      "Er riecht wie ein Menschenbaby!", flüsterte Laura sowohl entzückt, wie auch erstaunt. Sie blickte hoch zu Ferry, der immer noch wie ein Holzklotz dastand und sich nicht rührte. Sie nickte mit dem Kinn in Richtung von Guillermo, der sich im Gras eingerollt hatte und schlief. Das bedeutete wohl, dass Ferry sich gefälligst auch nützlich machen, und ihren Sohn hochheben sollte. Der Vater kam der wortlosen Bitte unverzüglich nach. Vorsichtig hob er Guille hoch und dieser nestelte sich an Ferrys Brust, ohne dabei aufzuwachen.

      "Guillermo.", flüsterte Ferry erklärend und deutete mit dem Kopf auf das Kind in seinen Armen.

      "Gíí-èch-moo.", wiederholte Annunfala. Ferry musste ein Lächeln unterdrücken. Die Königin musste auch noch ein bisschen üben, wie er selbst. Doch er nickte bestätigend.

      So kam es, dass sie alle drei, leicht entrückt, im hohen Gras in Neuseeland-P1 standen, und Kinder schaukelten.

      Ferry fand, dass der erste Schritt der Annäherung gelungen war, doch er hatte keine Ahnung, wie es weitergehen sollte.

      Wieder kamen ihnen die Kinder zu Hilfe: fast simultan begannen alle drei zu schreien.

      Kapitel 2 - Verständigungsprobleme

      Annungach hatte erstaunlicherweise die lauteste Stimme, obwohl er der kleinste der drei Kinder war. Wenn man nicht hinschaute, hätte man das Geschrei problemlos als menschliches Babygeschrei einstufen können.

      Entsetzt schauten sich die Eltern reihum an. Das Dunkelgrün auf Annunfalas Wangen schien sich zu vertiefen. Ferrys Gesichtsfarbe fühlte sich purpurn an. Laura blieb cool, wie immer.

      "Sie haben Hunger.", konstatierte sie schlicht. "Zeit für die Fütterung der Raubtiere.", setzte sie mit einem Seufzen hinzu. Sie deutete mit dem Kopf zum Blockhaus. "Lass uns rübergehen. Ich möchte mich setzen."

      Sie und Annunfala tauschten ihre Kinder zurück, ein Unterfangen, das nicht ganz einfach war, weil die beiden nun wieder ganz zappelig waren. Laura hielt Moana auf dem einen Arm und deutete mit dem andern in Richtung der Hütte. Sie ging selbstsicher los und winkte den anderen, ihr zu folgen. Die Königin hatte erneut den Kopf zur Seite gelegt und schien zu überlegen, was Laura ihr mitteilen wollte. Ferry hatte begonnen, Laura langsam nachzugehen. Guille hatte er an die Schulter gelegt und streichelte ihm besänftigend den Rücken. Er wusste von seiner Mutter, dass es ihn selbst immer beruhigt hatte, wenn er am Rücken gestreichelt wurde als Baby, doch bei Guillermo schien das nicht zu wirken. Ferry machte sich eine geistige Notiz, dass er den Rat der Grossmutter einholen musste in dieser Sache. Vielleicht gab es da einen Trick beim Streicheln? Vielleicht war aber auch nur der Hunger der Kinder zu gross. Er blickte über die Schulter zurück. Er fand, es wäre schade, wenn das erste persönliche Treffen mit der fremden Spezies in diesem Kindergeschrei zu Ende sein sollte. Zu seinem Erstaunen entdeckte er Annunfala direkt hinter sich. Sie war ihnen nachgegangen. Ferry lächelte die Königin aufmunternd an.

      Laura hatte sich bereits vor der Hütte auf die Holzbank gesetzt, die Dan, ein Freund aus dem P1-Corps, gebaut hatte.

      Weil es tatsächlich das Natürlichste der Welt war, zog Laura ganz selbstverständlich den Reissverschluss ihrer Uniform nach unten und holte eine pralle Brust heraus, an die sie Moana legte. Die laute Nachwuchs-Latina liess sich schnell von dem Angebot überzeugen und begann zu saugen. Annunfala war stehengeblieben und betrachtete die Szene mit schiefgelegtem Kopf. Dann nickte sie. Auch wenn Ferry glaubte, dass diese Geste nicht zu ihrem natürlichen Repertoire gehörte, schien sie der Fremden zu gefallen.

      Mit wenigen, eleganten Schritten gesellte die Königin sich zu Laura und setzte sich neben sie auf die Bank. Mit einem Finger der freien Hand fuhr sie auf Brusthöhe über den hauchdünnen Stoff, der ihren Körper wie eine zweite Haut überspannte. Der Finger beschrieb einen Kreis und sofort zog sich der Stoff innerhalb des Kreises zurück. Zum Vorschein kam eine goldig glitzernde, olivgrüne Brust mit einer hellgrauen Brustwarze. Ferry stand da wie ein Spanner und brachte vor Staunen den Mund nicht zu. Laura blickte geflissentlich zur Seite und hob überrascht eine Augenbraue, sagte aber nichts.

      Annunfala legte ihren Sohn an die kleine, runde Brust und sein Geschrei legte sich augenblicklich. Annungach nuckelte, was das Zeug hielt und grunzte dabei zufrieden. Jetzt wimmerte nur noch Guille. Ferry versuchte, ihn zu vertrösten, indem er ihm den kleinen Finger zum Saugen hinhielt. Das funktionierte genau drei Sekunden lang, bevor Guille den Beschiss bemerkte. Dann ging das Geschrei wieder los. Hilfesuchend schaute Ferry zu Laura.

      "Komm zu Mami, du gieriger kleiner Kerl. Moana ist schon fertig.", sagte Laura liebevoll und winkte Ferry heran, damit sie Kinder tauschen konnten. Sie holte die andere Brust heraus und sofort dockte Guillermo an. Moana lag derweil zufrieden und satt in Ferrys Armen. Endlich war wieder Ruhe eingekehrt, was Ferry Gelegenheit gab, seine sich überschlagenden Gedanken etwas zu ordnen.

      "Hast du das gesehen? Das ist der Wahnsinn!", raunte Ferry seiner Frau zu.

      "Was? Goldene Brüste? Muss ich mir von jetzt an Goldstaub über den Körper schütten, damit du mich noch attraktiv findest?", schnappte sie zurück. Doch Ferry merkte, dass sie es nicht böse meinte. Sie schien nur ziemlich verwirrt von den Erkenntnissen der letzten halben Stunde.

      "Blödsinn. Das meine ich nicht.", erwiderte er aufgeregt. "Sie sind Säugetiere! Also, Säuger, meine ich, ohne Tiere. Das ist doch erstaunlich! Diese Übereinstimmung mit uns Menschen! Findest du nicht auch?" Laura nickte gedankenversunken ihre Zustimmung.

      "Es ist fast beängstigend, wie ähnlich sie uns sind.", gab sie leise zurück. "Vielleicht hast du recht, und sie sind wirklich mit uns verwandt… Irgendwie?"

      Ferry nickte und schaute wieder zu der stillenden Königin.

      "Wir müssen es irgendwie schaffen, mit ihnen zu sprechen. Es gibt so viele Fragen, die ich stellen möchte…" Er brach ab. Das würde schwierig werden und vielleicht Jahre dauern. Er würde noch einen Weg finden müssen. Einen Weg, zu kommunizieren. Der Gedanke frustrierte Ferry. Also tat er, was er immer tat, wenn er nicht weiter wusste: er holte sich Kaffee.

      Zuerst hatte er das Kindergehege aus dem Schlafzimmer geholt und auf die Veranda gebracht. Er setzte Moana hinein, hob die Tasse hoch, die er hatte fallenlassen, als er die Grauen entdeckt hatte und ging dann in die Blockhütte, um Kaffee zu holen.

      Als er wieder heraustrat, waren bereits alle drei Kinder in dem selbstgebastelten