Ich such dich in Mallorca, Lara. Marga Vollen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marga Vollen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742732606
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duften in der milden Wärme. Und die Kletterpflanzen in ihrem Blütenrausch, - so etwas gibt es nicht in Deutschland.“

      Eine Pause trat ein. „Wann fliegt ihr wieder zurück?“ wollte ich wissen.

      „Wir fliegen nicht, wir sind mit dem Wagen hier und mit der Fähre übergesetzt“, antwortete sie. „Wolfgang meinte, wir sollten wieder einmal durchs Rhonetal fahren. Südfrankreich ist auch schön.“

      „Hast du es genossen?“, fragte ich.

      „Na ja, die Strecke auf der Autobahn ist etwas langweilig. Für die Rückreise haben wir deshalb einige Ausflüge entlang der Route geplant.“

      Unser Dialog ging auf diese nichtssagende Weise noch etwas weiter. Ich hatte plötzlich ein merkwürdiges Gefühl. Lara hatte mich doch wohl nicht angerufen, um über die Landschaften in Mallorca und im Rhonetal zu reden. „Geht’s dir gut, Lara?“, sagte ich leise.

      „Weshalb fragst du?“, entgegnete sie, plötzlich auch leise geworden.

      „Nur so“, sagte ich, „Es ist mir halt wichtig, dass es dir gut geht“, fügte ich mit etwas mehr Wärme in der Stimme an. Das war schliesslich die reine Wahrheit.

      „Ach weisst du, ich bin etwas müde von dem ständigen Rummel. Immer lernen wir neue Leute kennen, die mich eigentlich gar nicht interessieren. Aber Wolfgang meint, dass das nun einmal zur Berühmtheit gehört. Stimmt ja wohl, oder?“

      Ich hatte nicht die geringste Lust, Wolfgangs Meinungen zu unterstützen. So sagte ich nur eindringlich: „Pass gut auf dich auf und erhole dich in dem angenehmen Klima.“

      Damit hatte ich das Gespräch beendet.

      Kapitel 2

      Sabine Hübner fährt, nachdem sie Tom an Flughafen von Palma abgesetzt hat, schnell zur Finca zurück. Hat Martin schon von der Polizeiaktion gehört? Natürlich hat er das, deren Fahrzeuge waren nicht zu übersehen und zu überhören.

      Sie erzählt ihm, dass sie bei der Einfahrt zu der verwahrlosten Finca gestoppt wurden, „weisst du, wo die Hunde auf dem Spaziergang immer so unruhig waren“.

      „Ich könnte ja einmal dort vorbeilaufen“, meint Martin, „vielleicht erfahre ich etwas über den Grund des Polizeieinsatzes.“ Er schaut an sich herunter. Seine hellbraunen Haare stehen wirr von seinem Kopf ab, er trägt ein verwaschenes T-Shirt und alte Jeans. „Ich müsste mich dann allerdings noch umziehen, sonst halten die mich noch für einen Landstreicher.“

      „Nein, geh nicht“, mahnt die vorsichtige Sabine, „sonst wirst du möglicherweise verhaftet.“

      „Wir sind doch nicht in Amerika“, erwidert Martin, „aber vielleicht hast du recht. Man sagt, Verbrecher kehren immer wieder an den Ort ihrer Tat zurück. Falls in der verwahrlosten Finca ein Verbrechen geschehen ist, könnte man mich tatsächlich verdächtigen.“

      „Wir erfahren es schon“, meint Sabine. „ich fahre am späten Nachmittag noch ins Städtchen. Von der Posthalterin höre ich sicher etwas darüber, sie weiss ja immer die letzten Neuigkeiten.“

      Martin und Sabine widmen sich ihren Tagesaufgaben. Neben der Vermietung von Ferienhäusern führen sie eine Auffangstation für Strassenhunde, die sonst getötet würden. Sie päppeln sie auf und versuchen, einen neuen, guten Platz für sie zu finden.

      Sabine bindet ihre langen, rotblonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und zieht feste Schuhe an. Sie stellt mehrere Näpfe mit Hundeflocken, die sie aus einem grossen Sack schöpft, vor die Küchentür ins Freie und fügt Wasser zum Einweichen zu. Die Hunde müssen in ihrem Auslauf warten. Als sie dessen Tor nach einer Viertelstunde öffnet, stürmen die Hunde herein und stürzen sich auf das Futter. Sabine verliert im Gewusel beinahe das Gleichgewicht und schimpft scherzhaft ein wenig vor sich hin.

      Martin widmet sich der Bewässerung der Gärten. Die zahlreichen Ziersträucher, die sie um die Bungalows der Feriengäste gepflanzt haben, benötigen viel Wasser. Die Stunden vergehen im Nu.

      Aus dem geplanten Ausflug ins Städtchen wird nichts. Gegen siebzehn Uhr läutet es ungeduldig am Eingangstor. Eine Polizistin in Uniform und ein schlanker, eher kleingewachsener Mann, - wie es sich herausstellt, ein comisario, - verlangen Einlass.

      Die Hunde bellen wie wild. Es braucht einige Minuten, bis sie sich beruhigen. Martin sperrt sie ins Haus ein.

      „Wir haben auf dem Grundstück am cami de muro, Nummer 15, eine Leiche gefunden“, beginnt der Kommissar, der sich mit „Antoni Hernandez“ vorstellt, das Gespräch. „Wissen Sie etwas darüber?“

      Martin und Sabine werfen sich einen entsetzten Blick zu. Der Kommissar bemerkt es und schaut sie herausfordernd an. „Nun?“

      „Die Hunde waren dort immer so unruhig“, sagt Martin zögernd.

      „Haben Sie das Grundstück betreten?“, fragt Hernandez weiter.

      „Nein, natürlich nicht“, antwortet Martin mit fester Stimme, „ich betrete prinzipiell keine fremden Grundstücke.“ Ich antworte, wie wenn ich mich verteidigen müsste, denkt er gleichzeitig, ich muss aufpassen, was ich sage.

      Der Kommissar wendet sich Sabine zu. „Und Sie?“ Er schaut sie unverwandt an.

      Vor Sabines Augen entsteht das Bild des cami de muro, Nummer 15. Grosse, dunkelgrüne, verwilderte Bäume und verholztes Gebüsch. eine Einfahrt ohne Eingangstor, ein Weg, der sich im hohen, verdorrten Gras verliert…

      „Ich gehe nicht oft mit den Hunden spazieren“, sagt sie. Aber es ist mir auch aufgefallen, dass die dort Witterung aufnahmen und in Richtung des verlassenen Grundstücks an der Leine zogen. Ich bin dann immer schnell weitergegangen.“

      Der Kommissar und die Polizistin, die einen Kaugummi im Munde von Seite zu Seite schiebt, fixieren sie weiterhin.

      Als Sabine schweigt, fragt Hernandez weiter: „Sie vermieten Ferienwohnungen? Hatten Sie in den letzten Wochen ständig Gäste?“

      „Das hatten wir“, sagt Martin, nun ruhiger geworden. „Aber Sie vermuten doch nicht eine Zusammenhang mit einem unserer Gäste“, – er stockt, – „die gingen nicht auf dem cami spazieren, die fuhren mit ihren Mietautos immer zum Strand“, fährt er fort.

      Hernandez antwortet ihm nicht. „Kommen Sie morgen um zehn Uhr mit der Gästeliste der vergangenen sechs Monate ins Kommissariat.“

      Er salutiert knapp, dreht sich um und geht, zusammen mit der Polizistin, in Richtung des Eingangstors.

      „Er ist nicht von hier“, sagt Martin zu Sabine, „ er spricht spanisch, kein mallorquin. Er wird es nicht leicht haben mit seinen Ermittlungen. Und wir können ihm sicher nicht helfen.“

      „Nein, aber weisst du was? Wir teilen es unseren Gästen der letzten zwei Monate mit, dass wir ihre Namen bei der Kriminalpolizei angeben mussten. Dann sind sie nicht total überrascht, wenn die Polizei den Kontakt mit ihnen aufnimmt. Und vielleicht rechnen sie es uns positiv an, wenn wir das tun“, erwidert Sabine.

      „ Wenn sie überhaupt wieder bei uns buchen wollen“, brummelt Martin. „Ein Mord in der nahen Umgebung der Finca, das ist doch gruselig, vielleicht wollen sie nie mehr in die Gegend kommen.“

      „Ach ja, da hast du wohl recht“, meint Sabine nachdenklich. „Besser, wir sagen ihnen nichts davon.“

      Am nächsten Tag fahren die Hübners ins Städtchen. Die Polizeistation befindet sich in einer Nebenstrasse. Was für ein Kontrast zur Hauptstrasse mit ihrer Baumallee, mit den gut besuchten Strassencafés und den Läden mit ihren attraktiven Auslagen! Die ockerbraunen Häuserzeilen in der Nebenstrasse sind aneinandergebaut und mit leicht verrosteten Metalltoren abgeschlossen. Die Hitze brütet bereits in der Morgenstunde über der baumlosen Strasse.

      Wäre nicht ein Fahrzeug der guardia civil vor einem der Tore gestanden, hätten sie