Blutgefährtin 2. Thomas M Hoffmann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Thomas M Hoffmann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783738023763
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die Küche, bringe meine Sachen auf mein Zimmer rauf und gebe die Schmutzwäsche in den dafür bereitstehenden Korb, um sie zum Ende des Wochenendes sauber wieder mitnehmen zu können. Der Rest ist schnell ausgepackt. Danach gehe ich ins Wohnzimmer, um Jules und Großvater bei der Planung der Weinlese zu helfen.

      5. Der Empfang

      Es ist bereits halb drei Uhr nachmittags, als ich endlich zum Chateau aufbrechen kann. Obwohl ich nicht lange geschlafen habe, war der Vormittag gefüllt mit Aktivitäten wie Wäsche waschen, Großvater bei der Auswahl der zusätzlichen Arbeiter helfen, die wir für die Lese benötigen, das Lesen und Beantworten von Post und sogar einem kurzen Besuch bei Morelle, meinem Ex-Pferd. Früher habe ich regelmäßig geritten, wobei Morelle bei unseren Nachbarn untergestellt war. Aber seit Beginn meines Studiums hat es sich nicht mehr gelohnt, Morelle zu behalten. Also haben wir es an unsere Nachbarin verkauft, bei der Morelle sowieso zuhause war. Ich schaue nur regelmäßig vorbei, um mit der Nachbarin zu schwätzen und mich bei meinem ehemaligen Pferd in Erinnerung zu bringen.

      Als ich im Chateau das Wohnzimmer betrete, sitzt Pierre gerade in einem der Sessel und telefoniert.

      «… Glaubst du denn, dass diese Spannungen irgendetwas mit der heutigen Einladung zu tun haben?»

      Interessiert setze ich mich neben ihn auf die Lehne des Sessels und lege meinen Arm um seine Schulter. Er lächelt mich an, formt mit seinem Mund lautlos das Wort „Anna“ und richtet seine Konzentration wieder auf das Gespräch. Offensichtlich ist Tante Anna am anderen Ende der Leitung.

      «Gut, wenn Louis für unsere Sicherheit garantiert, dann mache ich mir keine Sorgen. Er ist erledigt, wenn uns etwas zustößt. Trish ist gerade gekommen, willst du sie noch sprechen? Ich rufe dich an, wenn der Empfang vorbei ist. Auf Wiederhören, Anna.»

      Damit reicht mir Pierre das Telefon.

      «Anna will noch mit dir sprechen.»

      Ich übernehme den Hörer.

      «Hallo Tante Anna.»

      «Hallo Trish, mein Liebling. Wie geht es dir? Hast du doch noch Bedenken wegen des Empfangs bekommen?»

      «Nein, alles in Ordnung. Ich habe mir ein tolles, neues Abendkleid gekauft und Pierre meint, das sähe hinreißend aus. Allerdings findet Pierre alles hinreißend, was ich anziehe.»

      Tante Anna lacht.

      «Er liebt dich eben. Freue dich darüber. Ich habe inzwischen ein paar Dinge erfahren, die offensichtlich dazu geführt haben, dass dieser Empfang stattfindet. Die alten Gefolgsleute von Steffan und Gregori versuchen wohl, wieder Einfluss zu bekommen.»

      Von Steffan habe ich nur durch Erzählungen von Tante Anna gehört, er war mal der führende Vampir in Europa gewesen und hatte sich König genannt. Aber als er aktiv versuchte, die menschlichen Regierungen in Europa zu stürzen, um eine vampirische Revolution zu beginnen, hat ihn Vlad Dracul beseitigt. Gregori war einer seiner Anhänger gewesen und hat danach die Führung übernommen, zumindest in Frankreich.

      «Geht es wieder darum, die Menschen zu unterdrücken?»

      «Nein, zumindest nicht offiziell. Sie stören sich an mir. Ihre Handhabe scheint diesmal die europäische Unabhängigkeit zu sein. Sie versuchen, Louis dazu zu bringen, sich stärker gegen mich und meine Position auszusprechen.»

      «Und warum dann der Empfang?»

      «Louis scheint zu denken, dass wenn man sich kennt und miteinander redet, die Gegensätzlichkeiten überwunden werden können. Daher seid ihr auch dabei. Ihr seid meine Vertreter.»

      «Wäre es nicht besser, so etwas wie eine Botschaft einzurichten?»

      «Ich habe schon angefangen, darüber nachzudenken. Bisher waren Vampire ausschließlich auf sich oder ihren Clan konzentriert. Die Idee einer Nation oder gar einer internationalen Blockbildung ist ziemlich neu.»

      «Und du bist sicher, dass wir das hinbekommen? Ich bin Weinbäuerin und Pierre ist Weinhändler. Wir sind keine Politiker. Ich will nicht irgendjemanden beleidigen, nur damit der einen Grund hat, einen Krieg vom Zaun zu brechen»

      «Ich habe vollstes Vertrauen in euch, ihr bekommt das schon hin. Ich habe Louis gegenüber betont, dass eure Anwesenheit inoffiziell ist und von mir nur aus Höflichkeit akzeptiert wird. Das heißt aber auch, dass es seine Verantwortung ist, euch aus irgendwelchen peinlichen Situationen herauszuhalten.»

      «Na gut, Tante Anna. Ich bin mal gespannt, was Louis heute Abend vorhat.»

      «Ruft mich nach dem Empfang an und erzählt mir alles.»

      «Machen wir. Schöne Grüße an Onkel Daniel und John-John.»

      «Richte ich aus. Macht‘s gut Trish.»

      «Bis später, Tante Anna.»

      Ich lege auf und schaue Pierre an, der den Arm um mich gelegt hat.

      «Was hältst du von der Sache?», frage ich ihn.

      «Wenn Gregoris ehemalige Leute dahinter stecken, dann müssen wir auf eine Schweinerei gefasst sein. Auf der anderen Seite scheint Anna ja Louis auf unsere Seite gezogen zu haben, also können sie nicht offen gegen uns vorgehen. Der einzige Weg herauszufinden, was sie vorhaben, ist, dorthin zu gehen.»

      Ich seufze tief.

      «Könnt ihr Vampire nicht einfach mal eine Party feiern, um Spaß zu haben. Vielleicht zu Halloween oder so?»

      Pierre grinst.

      «Damals in dem Clan meines Meisters haben wir öfter einfach so eine Party gefeiert. Es waren dann so viele Menschen dabei, dass ich auch jemanden abbekommen habe, obwohl ich da das jüngste und schwächste Mitglied des Clans gewesen war.»

      Ich muss die Augen verdrehen.

      «Das war ja so was von klar. Wenn ihr keine Machtspielchen spielt, dann muss es natürlich eine Gruppensex Party sein. So etwas Normales, wie Musik hören, Champagner trinken und tanzen wäre ja viel zu einfach für die Herren der übernatürlichen Welt, nicht wahr.»

      «So ist es.» Sanft gibt mir Pierre einen Kuss auf die Wange. «Komm, wir machen uns für den Abend zurecht.»

      Da der Empfang eine solch offizielle Angelegenheit ist, bemühe ich mich sehr, mein Äußeres einigermaßen akzeptabel hinzubekommen. Das Problem dabei ist, dass ich nicht zu viele Kosmetika verwenden darf, denn obwohl Menschen den Eigengeruch von Kosmetik im Allgemeinen kaum wahrnehmen, so ist das bei den empfindlichen Nasen von Vampiren etwas anderes. Da ich außerdem davon ausgehen kann, dass einige alte Vampire anwesend sein werden, die es aus ihrer Zeit nicht gewohnt sind, dass Frauen sich schminken, muss ich hier vorsichtig sein.

      Aber nur ungeschminkte Haut zeigen, will ich auch nicht. Vampire werden zwar im Verlauf der Zeit nicht unbedingt schöner, aber stärker. Und das bedeutet, dass gerade ältere Vampire beeindruckend wirken wegen all der Energie, die sie ausstrahlen. Als Mensch kann man da wenig entgegensetzen. Das einzige Plus, mit dem ich Eindruck schinden kann, ist meine Jugend. Solange meine Haut noch straff und mein Bindegewebe stark ist, kann ich sparsam mit den Hilfsmitteln der Kosmetikindustrie umgehen.

      Pierre ist mir da leider keine Hilfe. Immer, wenn ich frage, ob etwas gut aussieht, gerät er ins Schwärmen und lobt mein Aussehen in höchsten Tönen. Wenn es dabei auch noch gelb in seinen Augen blitzt, weiß ich, dass er da eher von seinen Hormonen als von seinen Augen bestimmt wird. Eine kritische Freundin würde mir eigentlich mehr helfen können, nur habe ich nicht daran gedacht, Chloé oder Inès Bescheid zu geben.

      Aber da ich mich als Mensch wenigstens im Spiegel sehen kann, gelingt es mir schließlich, mein Äußeres ganz passabel zu gestalten. Das Abendkleid sieht wirklich atemberaubend aus und ich bekomme auch meine Frisur passend hin. Pierre hat derweil seinen Frack angezogen und ich muss staunen, wie elegant und vornehm er darin aussieht.

      Wir brechen nur ein wenig verspätet auf und nehmen natürlich Pierres Ferrari. Er hat auch ein normales Auto, aber der Ferrari wird immer