Der Herr des Krieges Teil 2. Peter Urban. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Peter Urban
Издательство: Bookwire
Серия: Warlord
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783742788702
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Stücke hielt, hatte den jungen General Don Carlos de España mit einer großen Anzahl von Infanterieregimentern zu ihm, nach Leon abkommandiert. Castaños unterstellte diese Truppen und Don Carlos ohne Bedingungen seinem britischen Kollegen. Neue Rekruten aus der Provinz Salamanca sollten sie schon bald verstärkten. General de España schlug sein Hauptquartier in Ledesma auf und integrierte auf Lord Wellingtons Befehl hin die Partisanen von Don Julian Sanchez als Kavallerie in seine kleine Armee. Sie war inzwischen auf 3000 Säbel angeschwollen. Arthur arbeitete schon lange genug mit den Männern aus den Bergen zusammen, um alle Unzulänglichkeiten und Schwächen seines Verbündeten Don Julian zu kennen: Seine Partisanen waren glänzend beritten, aber es mangelte ihnen an Uniformen und an einer gründlichen, militärischen Ausbildung. Sie waren zu waghalsig und oft unkontrollierbar. Doch dem zu Trotz empfahl er General de España, diese ehemaligen Irregulären eine Stellung am Agueda halten zu lassen. Die Guerilleros würden den Gouverneur der Provinz Salamanca, General Thibault, alleine durch ihre Anwesenheit in Aufregung versetzen und damit seine starke Garnison binden.

      Aus den Bergen von Navarra erreichten gute Nachrichten die Alliierten. Wie immer in der Person Jose Etchegarays: El Minas und Hauptmann Dullmore war es gelungen, so viel Unruhe zu stiften, daß die Franzosen, nur um sie im Auge zu behalten, drei Infanteriebataillone und zwei Kavallerieregimenter abkommandiert hatten. Außerdem war es Dullmore geglückt, die Partisanenführer Villa Campa und Carbajal anzustiften, in ihren jeweiligen Bergregionen im Süden und in der Nähe von Valencia den Aufstand zu proben. Dies zog noch einmal 15 französische Bataillone ab, die sich nur mit der Guerilla herumzankten. Alles in allem legten die Widerstandskämpfer vier große französische Garnisonen und 12.000 Mann aus den kämpfenden Einheiten der Adler lahm. Lord Wellington reagierte auf diese Neuigkeiten hocherfreut und mit einer erneuten Beförderung: Dullmore, der ehemalige Sergeant der Connaught Rangers war der einzige Mann im gesamten alliierten Feldheer, der es in etwas mehr als drei Jahren vom Unteroffizier zum Major gebracht hatte, ohne je an einer Schlacht teilgenommen zu haben. Doch er alleine hielt Sir Arthur im Augenblick fast die gleiche Anzahl Adler vom Leib, die sein versammeltes Feldheer band. Der General hatte diesen jungen Offizier noch nie persönlich zu Gesicht bekommen. Sie tauschten nur regelmäßig Briefe aus. Doch Oberst Grant und Pater Robertson, die ihn für diese gefährliche Aufgabe rekrutiert hatten, hielten große Stücke auf ihn und waren des Lobes voll, was seinen Mut, seine Geistesgegenwart und seine Qualitäten in der Menschenführung anbetraf. Der Ire wollte ihn unbedingt einmal selbst in Augenschein nehmen. Lange beriet er sich mit seinem Chefspion aus dem Benediktinerorden über die Für und Wider eines Treffens. Zum einen wollte er Dullmore keiner unnötigen Gefahr aussetzen, auf dem Weg in die alliierten Linien von den Adlern gefaßt zu werden. Nach Oberst Grant bekleidete er den zweiten Rang auf der schwarzen Liste Joseph Bonapartes und ein hoher Preis war auf seinen Kopf ausgesetzt worden. Zum anderen war der Major möglicherweise eine Waffe, die richtig eingesetzt zu unermeßlichen Schäden für die Franzosen und ihre gesamten Kommunikationslinien mit Paris führen konnte. Doch um dies zu entscheiden, mußte Arthur, Dullmore einschätzen könne. Am Ende einigten sich der General und der Priester darauf, dem jungen Mann die Wahl freizustellen. Lord Wellington fixierte nur den Ort und eine Zeitspanne. Da sich während der harten Winter im Norden der Iberischen Halbinsel, weder Leoparden, noch Adler auf Kämpfe einließen, schrieb er an den Offizier, daß er von November bis Ende Februar in Freneida sein würde. Dann schickte er den baskischen Kurier zurück in die Berge von Navarra.

      Die Tatsache, daß Ciudad Rodrigo bereits seit Juli von Salamanca abgeschnitten worden war und Don Julian Sanchez Partisanen viel Unruhe stifteten, veranlaßte die Franzosen zuerst zu keiner Reaktion. Es gelang ihnen sogar, trotz der widrigen Umstände, einen Versorgungskonvoi in die Stadt zu bringen. Selbst als Lord Wellington Sir Thomas Picton und die Dritte Division gemeinsam mit Bob Craufurds Leichter Division in die Beira verlegte, bewegte sie sich nicht. Marschall Marmont begriff, daß Ciudad Rodrigo ausreichend verproviantiert war, um mindestens bis Ende Oktober auszuharren. Sein neuer Kollege Dorsenne, der General Bessières als Kommandeur der Nordarmee abgelöst hatte, war von den militärischen Operationen der spanischen Armee in Galizien beeindruckter als vom alliierten Truppenaufmarsch in den Bergen der Beira. Die Adler lebten in der festen Überzeugung, daß der britische Gegner keinen Belagerungsapparat besaß, der den Wällen von Ciudad Rodrigo gewachsen war. Sie erinnerten sich noch lebhaft an die beiden gescheiterten, alliierten Versuche vor Badajoz. Und die Festung im Norden stand ihrer südlichen Schwester an Wehrhaftigkeit in nichts nach. Doch die ersten Geschütze von Sir Alexander Dickson fingen bereits an, Lord Wellingtons Einheiten in der Hochebene zu erreichen. Die Tatsache daß Flußschiffe und der beschwerliche Weg durch die Berge für einen Transport an die Front gewählt worden waren, streute Sand in die Augen des Feindes. Marmont erfuhr nicht, daß die Alliierten in etwas mehr als 60 Tagen über einen vollständigen und ordentlichen Belagerungsapparat mit eisernen Kanonen verfügen konnten, den die schottischen Carron-Werken gefertigt hatten. Carron galt als der beste aller britischen Waffenschmiede. Dieser Ruf gründete darauf, daß die Manufaktur Admiral Nelsons gesamte Schiffsartillerie gegossen hatte. Der Transport von Oporto an die Front war nichtsdestoweniger ein Unternehmen, das dem alliierten Oberkommandierenden auf logistischer Ebene Kopfzerbrechen bereitete und seinen Chefartilleur und Belagerungsexperten Dickson an die Grenzen der Belastbarkeit trieb: Fast 200 Flußschiffe mit geringem Tiefgang und Tausende von Zugtieren und Karren waren notwendig. Der sicherste Weg an die Front führte über die unwegbarsten Pfade Portugals und durch ein Hochgebirge. Kommunikation und Koordination hingen oft nur von der Schnelligkeit eines einzelnen Pferdes und dem Wagemut eines einsamen Reiters ab. Lediglich die Geheimhaltung gestaltete sich einfach: Die Portugiesen, die den Zug begleiteten, waren so schlecht auf die Franzosen zu sprechen, daß Verrat ausgeschlossen werden konnte. Verbindungsleute in Madrid, Sevilla und Salamanca berichteten im selben Augenblick, in dem die ersten Geschütze in der Beira ankamen von brutalen politischen Machtkämpfen zwischen dem König Joseph Bonaparte und den ehrgeizigen Marschällen seines kaiserlichen Bruders. Diese innenpolitischen Probleme lenkten das französische Oberkommando auf der Iberischen Halbinsel von den gesamten Transportoperationen quer durch Portugal ab. Im Escorial zu Madrid wurde um sehr viel Geld und Land und um mögliche Königskronen gespielt. Wellington hatte für die Ambitionen seiner französischen Kollegen nur wenig Verständnis: Man konnte nicht gleichzeitig Soldat und Politiker sein. Die Politik legte einem Soldaten Hemmschuhe an, die militärisch nicht vertretbar waren. Diese Erkenntnis war der Grund, warum er sich so standhaft weigerte, politische Einmischung aus Whitehall oder St. James zu akzeptieren, wenn es um rein kriegstechnische Fragen ging. Er mischte sich schließlich auch nicht in die britische Innenpolitik ein und gab unqualifizierte Kommentare ab, wie man mit einer Mißernte in Nordschottland oder Arbeiterunruhen in einer Manufaktur in Birmingham umzugehen hatte. Darum erwartete er, daß auch ihm niemand hineinredete, wenn es darum ging, eine Schlacht zu schlagen.

      Erst als immer mehr alliierte Truppen in der Beira aufmarschierten – London hatte auch noch die letzten Walcheren-Regimenter und Kavallerie auf den Weg zu Sir Arthur geschickt – kam Marmont der Gedanke, daß sein undurchsichtiger Kollege möglicherweise Salamanca zum Ziel eines Vorstoßes ausgewählt hatte. Im Reflex schickte er Einheiten nordwärts. Um zusätzlich Informationen über Feindbewegungen zu sammeln, ritten französische Aufklärer in die Sierra de Gata. Sie stießen dort auch tatsächlich auf Briten und Portugiesen und meldeten dies ordnungsgemäß dem Hauptquartier. Was sie ebenfalls melden mußten, waren blutige Verluste, denn sie hatten es mit Vorposten von Thomas Pictons Dritter Division zu tun gehabt, Caçadores und Scharfschützen. Als der Herzog von Ragusa Truppen bewegte, verschob auch der Ire zwei Divisionen. Er beorderte Sir Thomas Graham von Penamacor und Pedrogao nach Fuenteguinaldo, seinem eigenen Hauptquartier. Obwohl die Alliierten Ciudad Rodrigo in diesem Augenblick noch nicht belagerten, hatten sie doch schon einen soliden Blockadering um die Festung gezogen. Die französischen Truppenverschiebungen deuteten darauf hin, daß die Portugalarmee einen Entsatz der Stadt in Erwägung zog. Eine chiffrierte Depesche von General Foy an General Girard bestätigte Lord Wellingtons Verdacht: General Girard sollte Truxillo aufgeben und Marmont über den Tejo folgen.

      Vater Jack Robertson schickte sofort Späher in die Umgebung von Caçeres und Plasencia. Doch zwei lange Wochen rührten die Franzosen sich nicht vom Flecken. Arthur schloß aus dieser Tatenlosigkeit, daß sie im Augenblick noch dringlichere Probleme in Spanien zu lösen hatten und Ciudad Rodrigo nicht ganz oben auf der militärischen Prioritätenliste stand. Marmont alleine