Die Kontinuität unserer Wirklichkeit
Unser bewusstes, problemlösendes Denken orientiert sich sehr an der Welt in der wir leben. Unser Körper ist fest, er besteht aus Materie, die sich einer Bewegungsänderung widersetzt. Je mehr Masse wir haben, desto mehr Kraft brauchen wir, um sie in Bewegung zu setzen oder ihre Richtung zu ändern. Nie beobachten wir, dass es dabei zu einem Bruch in der Bewegung kommt, dass sie einen Sprung macht. Die Kontinuität unserer Wirklichkeit wird durch unseren Alltag wieder und wieder bestätigt und prägt unser Denken über die Dinge des Seins. Es muss danach immer etwas Beständiges geben, das sich durch einen leeren Raum, in einem zeitlichen Nacheinander bewegt und auf andere Körper Einfluss nehmen kann. Unser Gehirn schafft auch fantastische Bilder und lässt uns virtuelle Welten erleben, in denen ganz andere Gesetzmäßigkeiten gelten, die viel freier sind. Auch im virtuellen Raum des Computers oder eines Films können wir sehr überzeugende, ausgedachte Bilder der Wirklichkeit erschaffen. Doch weiß unser Gehirn genauestens zwischen diesen beiden Welten zu unterscheiden. Wir wissen im Allgemeinen, wenn etwas nur Phantasie und wann etwas Wirklichkeit ist, sonst müssten alle ˋGamer´ Amok laufen. Ob dabei unsere physikalische, reale Welt nur in Wirklichkeit ein riesiges Spiel von noch höher entwickelten Wesen ist, ist eine andere Frage und kann mehr mit der Suche nach einem allmächtigen Gott verglichen werden, als nach der Frage, wie denn die Regeln dieser Welt sind. Ausgedacht wurden schon Welten, in denen alles nur eine riesige Simulation ist, in denen wir nur Figuren von noch höheren Wesen sind und die Unschärferelation darin die Grenze der Simulation darstellt. Wenn das so ist, dann wäre es nicht einfach für uns das Gegenteil zu beweisen. Aber egal ob es nun die Regeln eines Gottes sind, die einer virtuellen Computerwelt oder die Vorstellung, die wir uns von der Wirklichkeit machen, es spielt keine Rolle. Uns interessieren die Gesetzmäßigkeiten, das was die Welt steuert und zusammenhält und nicht, wer oder was sie geschaffen hat. Da wir der Meinung sind, dass nur das Fassbare, nur unsere Erlebniswelten die Grundlage unserer Gesetze von Wirklichkeit sind, wundert es nicht, dass sich diese Bilder auch an der Wirklichkeit orientieren. Und damit fangen die Schwierigkeiten an, denn wir leben und denken nicht losgelöst von unserer Umwelt. Ja wir selber bestehen aus der Materie die wir untersuchen, was vielleicht ein Grund für die schwer zu begreifenden Zusammenhänge im Elementaren sind. In dem Bereich von Größenordnungen, wie wir sie erleben, scheinen die Gesetze auch ohne Widerspruch zu funktionieren, so wie es unser Menschenverstand uns tagtäglich bestätigt. Die Gesetze der klassischen Physik erklären sich aus dem, was hinter den chaotischen Abläufen im Idealfall an Regelmäßigkeit steckt. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts hätte die Physik auch ein riesiges Uhrwerk sein können, angetrieben von einer gewaltigen Energiemenge, die am Anfang frei gesetzt wurde und die nun immer noch so lange weiterläuft, bis sie verbraucht ist. Doch dann drangen die Forscher immer tiefer in die Grundstrukturen der Materie ein und was sie fanden war gar nicht mehr nur einfach und zusammenhängend zu erklären und es deckte sich nicht mehr mit dem, was wir von unserer gewohnten Welt her kannten. So stellte sich heraus, dass der unabänderliche Ablauf der Zeit nur eine Frage der Genauigkeit war. Sieht man sich den Zeitverlauf auf extrem empfindlichen Uhren an, dann hatte plötzlich jede Bewegung ihren eigenen Zeitgang. Und auch Massen, größere und kleinere beeinflussen das, was wir als das Fundament der Stabilität annahmen - die Zeit. Nichts konnte den Alterungsprozess aufhalten, so dachte man. Jeder musste irgendwann sterben, etwas, was alle Menschen, ob reich ob arm, ob Präsident oder Bettler miteinander verband - das sollte nun nicht so absolut gelten, wie wir es immer so sicher glaubten?
Das gleiche gilt für die Atome und Elementarteilchen die wir fanden. Auch sie verhielten sich nicht so, wie kleine unzerstörbare Kügelchen, die wie Billardkugeln durch den Raum fliegen, sich wie im Großen nach den Gesetzen der Mechanik verhielten. Also streng den Impuls- und Energieerhaltungssatz befolgten und zu jederzeit an jedem Ort zu identifizieren waren. Atome verhielten sich auf einmal ganz anders. Sie zeigten keine feste Struktur, haben noch Farbladungen und Spins, dürfen sich nur in bestimmten Räumen aufhalten und lassen sich nur ungerne genauer betrachten, sonst vergessen sie, wo sie hin wollten. Ihre Energie wird nur portionsweise abgegeben, in festgelegten Größen oder gar nicht. Und einerseits haben sie zwar eine runde Form, mit einem bestimmten Volumen, auf dessen Fläche die Ladung liegt, andererseits scheinen sie dann wieder punktförmig fast ganz ohne Ausdehnung zu sein. Auch unser Licht ist plötzlich nicht mehr nur eine Wellenerscheinung, sondern verhält sich fast genauso, wie die Materieteilchen, nur ohne Masse. Sie heißen jetzt Photonen und bewegen sich auf einem Feld, das aber keine Wirklichkeit hat. In Ermangelung einer besseren Erklärung dafür haben es die Physiker schon längst aufgegeben, diesen Widerspruch noch erklären zu wollen. Man beschreibt, was man sieht und hinterfragt es nicht mehr. Sie begnügen sich damit, dass man die Welt der Teilchen wieder kontrolliert. Man weiß, was bei einem bestimmten Verhalten geschieht und kann es quantitativ angeben. Die Formeln stimmen und man hat für jedes Phänomen eine passende Gleichung dazu. Vielleicht lassen sich diese vielen Konstanten und Gleichungen auch nicht vereinheitlichen? Sie sind einfach da und fertig.
Georges Lemaître und Albert Einstein
Aber, müssen denn die Dinge auf der untersten, der elementarsten Stufe, so ähnlich aussehen wie in unserer makroskopischen Welt? Müssen die Objekte rund sein oder alle mit einmal erzeugt worden sein? Müssen sie alle immer und überall die gleiche Masse haben oder gibt es nicht doch auch andere Möglichkeiten einen Weltenaufbau zu erklären, der sich mit den Beobachtungen deckt?
Die Idee von einem Urknall passt entwicklungsmäßig zu den Entdeckungen der Galaxienbewegung. Macht man sich nun bewusst, dass die Menschen bis 1920 noch glaubten, es gäbe nur unsere Milchstraße und erst 1925 Edwin Hubble ander Galaxien und gleich auch deren Rotverschiebung entdeckte, die 1927 dann von Georges Lemaître als Fluchtbewegung