. . Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор:
Издательство:
Серия:
Жанр произведения:
Год издания:
isbn:
Скачать книгу
sondern gehe einfach mit Scar weiter die Treppe hoch und das sehr schleppend. Sie ist wirklich schwer. Wieso hilft mir eigentlich niemand, sondern starrt nur doof? Immerhin ist sie das Geburtstagskind!

      "Wie auch immer, Loser", ruft Danny noch und verschwindet im Wohnzimmer. Loser. O, wie ich dieses Wort hasse. So, so sehr. Seit mein Ex-Freund mich damals ständig als Loser beschimpft hat, hasse ich dieses Wort abgrundtief. Ich bleibe in der Mitte der Treppe stehen und atme tief ein und aus. Bleib ruhig, Raven. Bring Scar einfach ins Bett. Ich nicke mir selbst zu und ziehe sie weiter die Treppen hoch zu ihrem Zimmer. Als ich bei ihrer Zimmertür ankomme, drehe ich mich noch einmal um und schreie durch die Flure zu den Leuten: "Kein Problem, danke für eure Hilfe! Scarlett hat wirklich gute Freunde in euch gefunden.

      Sie starren mich aber alle nur bescheuert an. Ich schnaube verächtlich und öffne die Tür.

      Ich lasse Scar weniger sanft auf ihr Bett fallen, als ich es eigentlich geplant hatte. Erschöpft setze ich mich auf die Bettkante und sehe sie an. "Da hast du dir aber einen geangelt."

      Natürlich kommt von ihr keine Antwort, denn sie scheint ins Koma gefallen zu sein. Zur Sicherheit sehe ich nach, ob sie noch atmet - gut, tut sie. Ich ziehe ihr die Schuhe von den Füßen und stelle sie neben ihr Bett. Sie grunzt leise, als ich ihr den Schmuck von den Handgelenken ziehe, damit er sie nicht stört, wenn sie schläft. So wie heute habe ich sie bisher nur einmal erlebt, das war der Tag, als sich ihre Eltern scheiden ließen. Sie war damals sehr traurig und wollte sich ablenken, aber danach hat sie nur noch mäßig Alkohol getrunken. Wieso hat sie sich also ständig von diesem Arschloch dazu überreden lassen, immer mehr zu trinken? Aus 'Liebe' oder Zuneigung bestimmt nicht, denn das hat sie bei ihren vielen Freunden vorher auch nicht gemacht. Nachdem ich ihr noch ihr Kleid ausgezogen habe und ihr ein Nachthemd angezogen habe, setze ich mich auf den Boden und lehne mich an ihren Kleiderschrank gegenüber von ihrem Bett, in dem sie liegt und leise schnarcht.

      "Was machst du nur?", flüstere ich in die Dunkelheit. Das Zimmer wird nur noch von dem Mond durch das Fenster erhellt.

      Ich ziehe mein Handy aus der Hosentasche und schaue auf die Uhr. Gerade einmal viertel nach zehn... Scar verpasst ihre eigene Geburtstagsfeier und wahrscheinlich macht sich ihr Freund schon an die Nächste ran. Ich bin mir nicht sicher, ob ich jetzt am besten nach Hause gehen, oder bei Scar bleiben sollte. Verzweifelt reibe ich mir die Schläfen. Am liebsten würde ich die ganze Party beenden, aber ich alleine werde das wohl niemals hinbekommen und Scars Eltern sind auch nicht Zuhause, deshalb schnappe ich mir einfach Scars Zimmerschlüssel und gehe zur Tür. Ich sehe nochmal zu ihr auf das Bett und öffne dann die Tür. Ich schließe von außen die Tür ab und schiebe dann den Schlüssel durch den Türschlitz, damit sie morgen wieder rauskommt.

      Seufzend gehe ich an den vielen Leuten vorbei und steuere auf den Ausgang zu. Ich gehe schnell, damit mich auch bloß keiner mehr aufhalten kann. Ich will nur noch so schnell wie möglich hier verschwinden. Als ich gerade die Treppen der Veranda herunterlaufe, werde ich an der Schulter zurückgehalten. Ich drehe mich um und sehe Danny vor mir stehen.

      Er sieht wütend aus und seine Augen sind blutunterlaufen. Hat er sich in den letzten fünfzehn Minuten so sehr abgeschossen, dass er nicht mal mehr richtig gucken kann? "Ravely", faucht er und ich sehe ihn abwartend an. Er hebt den Finger und zeigt auf mich. "Ich sage dir jetzt eine S-Sache. Wehe, du sagst Scar irgendetwas von der Sache in der Küche, ich sch-schwöre dir..."

      Ich hebe eine Augenbraue. "Oder du schwörst was?" Ich empfinde nichts als Verachtung für ihn.

      "Wenn sie mit mir Schluss macht, dann mach ich dich fertig." Er klingt bedrohlich und sehr sauer. Mir dennoch relativ egal.

      Ich schnaube und drehe mich von ihm weg. "Ich brauche ihr nichts davon zu sagen. Wenn sie herausfindet, was für ein Idiot du bist, macht sie schon von alleine Schluss." Ich gehe von ihm weg und lasse ihn auf der Straße stehen.

      "Lass es dir gesagt sein!", ruft er mir noch hinterher und ich höre seine schweren Schritte die Veranda hochstampfen.

      Es ist halb elf, stockdunkel und arschkalt. Wie konnte ich auch denken, dass der Abend irgendwie gut ausgeht oder vielleicht Spaß macht? Ich bin gerade einmal vier Stunden in Aldbury und würde am liebsten sofort wieder zurück zum College fahren. Erst die Sache mit Dad und Margret und jetzt auch noch die Sache mit Danny. Der Tag soll einfach so schnell wie möglich umgehen. Ich will nur noch ins Bett. Beschissen ist nur, dass ich mich nicht mal auf morgen freuen kann, denn Margret hängt bei uns Zuhause rum. Genervt seufze ich bei dem Gedanken ihre Visage morgen wieder zu sehen. Ich will wieder nach London zu den anderen... zu Aiden. Er würde mich jetzt aufmuntern und mit mir irgendwo hinfahren, wo alles besser ist. Er würde mit mir wieder in dieses coole Nachtrestaurant fahren und mir die ganze Nacht das Ohr über Gott und die Welt abkauen. Kurzerhand beschließe ich einfach, ihn anzurufen. Ich habe das Gefühl, dass nur er meine Laune jetzt heben kann.

      Es tutet lange. Ich kaue nervös an den Fingernägeln. Vielleicht schläft er ja schon. Unwahrscheinlich, es ist Freitag und gerade mal halb elf.

      "Abendservice, Aiden Bender. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?", sagt er ins Telefon.

      Sofort habe ich wieder ein breites Grinsen im Gesicht. Allein der Klang seiner Stimme hebt meine Laune. "Ich brauche jemanden, der meinen nach Hause Weg interessanter gestaltet."

      "Stets zu Diensten. Wir haben gerade mal halb elf, was ist das denn für eine megacoole Party gewesen?" Er lacht.

      Ich seufze. "Eine richtig megacoole. Scar war schon von Anfang an total betrunken."

      "Und deshalb wurde die Feier abgebrochen?"

      "Nein, sie läuft noch. Ich habe sie ins Bett gebracht und habe mich dann aus dem Staub gemacht, nachdem sich ihr Freund wie ein komplettes Arschloch verhalten hat."

      "Wow, er muss sich ganz schön daneben benommen haben, dass du so etwas wie Arschloch sagst."

      "Er ist wirklich ein ganz schönes Arschloch."

      "Was hat er gemacht?"

      "Er hat sich einfach erlaubt, mich auf ekligste Art und Weise anzumachen, als Scar den Raum verlassen hat. Ich meine, - mal davon abgesehen, dass er ihr Freund ist - kann er doch nicht von mir erwarten, dass ich auf solche Sprüche wie 'Du bist Schriftstellerin, das macht dich so heiß.' oder 'Du kommst so privilegiert rüber', anspringe, oder? Das ist einfach - "

      "Absolut lustig", lacht Aiden laut.

      Ich runzle verärgert die Stirn. "Was ist daran lustig? Das ist Scar's Freund."

      "Das Lustige daran ist, dass privilegiert ein Synonym für etwas ist, wenn jemand besondere Rechte hat, die sonst niemand hat. Was wollte er also damit ausdrücken? Hm - ich nehme an, er wollte dir anbieten, mal eine Runde mit seinem teuren Sportwagen zu fahren."

      Kurz denke ich darüber nach, lache dann aber laut. "O man, ist das bescheuert."

      "So was von bescheuert. Und hat Scarlett ihm wenigstens danach die Leviten gelesen?"

      "Sie hat es nicht mitbekommen. Danny hat sie angelogen und ich habe einfach mitgespielt, weil ich keinen Aufstand machen wollte."

      "Bei so einem Idioten wird sie wahrscheinlich sowieso früh genug merken, dass er keine helle Leuchte ist und von alleine Schluss machen."

      Ich muss grinsen, weil ich genau das gleiche auch vorhin zu Danny gesagt habe. "Denke ich auch. Was hast du heute so gemacht?"

      "Nachdem du gegangen bist, bin ich ins Krankenhaus zu Tammy gefahren und habe noch meine Schwester besucht. Dann bin ich heim und habe bis eben - bevor du angerufen hast - geschrieben."

      Ich schmunzle. "Worüber schreibst du?"

      "Das erfährst du nächste Woche, wenn wir in der Kirche sind."

      "Stimmt, ich wurde ja eingeladen mitzukommen."

      "Tammy fährt echt total auf dich ab. Ich kann mir echt nicht erklären, was du mit ihr gemacht hast, als ich mich um Elizabeth gekümmert habe."

      "Das weiß ich auch nicht", lache ich und laufe in den Hof meines Hauses.

      "Wie