gut sein.
Nun als sie weiter mit einander gingen, begab es
sich, daß sie zu einer Herde Schafe kamen, da sagte
unser Herrgott zum Schwaben: »Gehe, Schwab, zu
dem Hirten, heiße ihm uns ein Lämmlein zu geben,
und koche uns das Gehänge oder Geräusch zu einem
Mahle.« – »Ja!« sagte der Schwab, tat, wie ihm der
Herr geheißen, ging zum Hirten, ließ sich ein Lämmlein
geben, zog's ab und bereitete das Gehänge zum
Essen. Und im Sieden da schwamm das Leberlein
stets empor; der Schwab drückt's mit dem Löffel
unter, aber es wollte nicht unten bleiben, das verdroß
den Schwaben über alle Maßen. Nahm deshalb ein
Messer, schnitt das Leberlein, dieweil es gar war, von
einander und aß es. Und als nun das Essen auf den
Tisch kam, da fragte unser Herrgott, wo denn das Leberlein
hingekommen wär? Der Schwab aber war
gleich mit der Antwort bei der Hand, das Lämmlein
habe keines gehabt. »Ei!« sagte unser Herrgott: »wie
wollte es denn gelebt haben, ohne ein Leberlein?« Da
verschwur sich der Schwab hoch und teuer: »Es hat
bei Gott und allen Gottes-Heiligen keines gehabt!«
Was wollte unser Herrgott tun? Wollte er haben, daß
der Schwab still schwieg, mußt er wohl zufrieden
sein.
Nun begab es sich, daß sie wiederum miteinander
spazierten, und da läutete es abermals in zwei Dörfern.
Der Schwab fragte: »Lieber, was läutet man
da?« – »In dem Dorf läutet man zu einem Toten, in
dem andern zur Hochzeit«, sagte unser Herrgott.
»Wohl!« sprach der Schwab. »Jetzt gang du zur
Hochzeit, so will ich zum Toten!« (vermeinte, er
wolle auch hundert Gulden verdienen). Fragte den
Herrn weiter: »Lieber, wie hast du getan, daß du den
Toten auferwecket hast?« – »Ja«, antwortete der Herr,
»ich sprach zu ihm, steh auf im Namen des Vaters,
Sohnes und Heiligen Geistes! Da stand er auf.« –
»Schon gut, schon gut!« rief der Schwab: »nun weiß
ich's wohl zu tun!« und zog zum Dorfe, wo man ihm
den Toten entgegentrug. Als der Schwab das sahe,
rief er mit heller Stimme: »Halt da! Halt da! Ich will
ihn lebendig machen, und wenn ich ihn nit lebendig
mache, so henkt mich ohne Urtel und Recht.«
Die guten Leute waren froh, verhießen dem Schwaben
hundert Gulden, und setzten die Bahre, darauf der
Tote lag, nieder. Der Schwab tät den Sarg auf, und
fing an zu sprechen: »Steh auf im Namen der Heiligen
Dreifaltigkeit!« Der Tote aber wollte nicht aufstehen.
Dem Schwaben ward angst, er sprach seinen Segen
zum andern und zum dritten Mal, als aber jener Tote
sich nicht erhob, so rief er voll Zorn: »Ei so bleib liegen
in tausend Teufel Namen!« Als die Leute diese
gottlose Rede hörten, und sahen, daß sie von dem
Gecken betrogen waren, ließen sie den Sarg stehen,
faßten den Schwaben und eileten demnächst mit ihm
dem Galgen zu, warfen die Leiter an und führten den
Schwaben hinauf.
Unser Herrgott zog fein gemachsam seine Straße
heran, da er wohl wußte, wie es dem Schwaben ergehen
werde, wollte doch sehen, wie er sich stellen
würde, kam nun zum Gericht, und rief: »O guter Gesell,
was hast du doch getan? In welcher Gestalt erblick
ich dich?« Der Schwab war blitzwild und begann
zu schelten, der Herr hätte ihm den Segen nicht
recht gelehrt. »Ich habe dich recht belehrt«, sprach der
Herr. »Du aber hast es nicht recht gelernt und getan,
doch dem sei, wie ihm wolle. Willt du mir sagen, wo
das Leberlein hinkommen ist, so will ich dich erledigen!
« – »Ach!« sagte der Schwab, »das Lämmlein hat
wahrlich kein Leberlein gehabt! Wes zeihest du
mich?« – »Ei du willst's nur nicht sagen!« sprach der
Herr. »Wohlan, bekenn es, so will ich den Toten lebendig
machen!« Der Schwab aber fing an zu schreien:
»Henket mich, henket mich! So komm ich der
Marter ab. Der will mich zwingen mit dem Leberlein,
und hört doch wohl, daß das Lämmlein kein Leberlein
gehabt hat! Henket mich nur stracks und flugs!«
Wie solches unser Herrgott hörte, daß sich der
Schwab eher wollt henken lassen, als die Wahrheit
gestehen, befahl er, ihn herab zu lassen, und machte
nun selbst den Toten lebendig.
Als sie nun mit einander wieder von dannen zogen,
sprach unser Herrgott zum Schwaben: »Komm her,
wir wollen miteinander das gewonnene Geld teilen,
und dann voneinander scheiden, denn wenn ich dich
allewege und überall sollte vom Galgen erledigen,
würde mir das zu viel.« Nahm also die zweihundert
Gulden und teilte sie in drei Teile Als solches der
Schwab sahe, fragte er: »Ei Lieber, warum machst du
drei Teile, so doch unsrer nur zween sind?« – »Ja«,
antwortete unser lieber Herrgott, »der eine Teil, der
ist mein; der andere Teil, der ist dein, und der dritte
Teil, der ist dessen, der das Leberlein gefressen hat!«
Als der Schwab solches hörte, rief er fröhlich aus:
»So hab ich's bei Gott und allen lieben Gottes-Heiligen
doch gefressen!« Sprach's und strich auch den
dritten Teil ein, und nahm also Urlaub von unserm
lieben Herrgott.
Die Probestücke des Meisterdiebes
Es wohnten in einem Dorfe ein Paar sehr arme alte
Leute mutterseelenallein in einem geringen Häuslein,
das ganz weit draußen stand, und hörte gerade mit
diesem Häuslein das Dorf auf. Die beiden Alten
waren brav und fleißig, aber sie hatten keine Kinder.
Einen Sohn, einen einzigen, hatten sie gehabt, aber