Fehgarwin setzte sich wortlos und starrte ins Feuer.
"Ich will euch gar nicht erpressen – ehrlich, ich brauche einfach eine gute Geschichte." Glowid pustete sich die blonde Strähne aus dem Gesicht. Er schwitzte und die Kopfhaut juckte fürchterlich. Er zog die Perücke, unter dem staunenden Blick des Henkers ab und warf sie achtlos auf den Boden.
Fehgarwin begann zu lächeln, dann prustete er und ein herzhaftes Lachen schüttelte seinen muskulösen Körper.
Glowid sah in dem Chiffon – Kleid aber auch verheerend aus. Die Schminke war durch die Wärme zerlaufen und sein Gesicht wirkte wie das eines Clowns auf schweren Drogen. Er zuckte mit den Achseln und stimmte mit ein – und begann ebenfalls lauthals zu lachen.
Ein neues Abenteuer
Es war wieder einmal eine dieser Nächte – Bagatosh war angetrunken. Zur Überraschung aller Anwesenden, fand sich im Laufe des Abends, ein wenig bekannter Gladiator in der Taverne „Zum dicken Fisch“ ein – er hieß Reisswege oder so. Der verlotterte Kämpe schien anfangs guter Dinge, doch mit den Stunden verflog seine Laune zusehends – die Gladiatoren waren im Ansehen gesunken – seit den Vorfällen von vor drei Monaten. So gab es oft versteckte Seitenhiebe oder man lästerte ganz offen und unverblümt. Die Inquisition durfte an diesem Abend natürlich auch nicht fehlen. Bagatosh prostete den Männern in ihren silbernen Rüstungen missmutig zu – diese Ordensbrüder hier wussten nichts von den Vorfällen am Pier – die Gesichter waren ihm gänzlich unbekannt. Trischaa hielt diese ganze Geschichte – verständlicherweise unter Verschluss. Am liebsten hätte Bagatosh ihnen so richtig in den Arsch getreten, doch aus Rücksicht auf Blutwälz und seiner Kaschemme, hielt er sich zurück und machte gute Miene zum bösen Spiel.
Aber diese ganzen Geschichten und Unwägbarkeiten hatten ihn nicht hierher gelockt nach Nordend. Sie waren zwar eine willkommene Abwechslung – aber mehr auch nicht. Elamorsa, die Bedienung hatte ihn um Hilfe gebeten.
Bagatosh war neugierig, um was es sich handelte – er hatte zwar noch einen Auftrag auf dem Zettel, doch die Spuren versandeten, desto tiefer er bohrte und die Gefahr um sein Leben stieg mit jeder neuen Erkenntnis merklich an.
Jemand verfolgte ihn – es gab Vorfälle. Gestern erst fielen Steine von einem Baugerüst direkt vor seine nassen Stiefel – zu sehen war niemand. Einige Umstehende kamen heran und erkundigten sich nach seiner Gesundheit, aber alle beschworen, auch nach mehrmaliger Anfrage, nichts gesehen zu haben.
Seltsam von einem Jäger zum Gejagten zu werden – eine vollkommen ungewohnte Situation. Er hatte auf den Busch geklopft und jemanden wach gerüttelt – jemanden? Viele kleine Schlangen.
Elmasora trat an ihn heran und setzte sich, sie wischte sich die Stirn mit ihrer langen Schürze und atmete lautstark aus.
"Es ist viel los, hier bei euch." Bagatosh schlürfte an seinem Bier.
"Puh – ja – wie immer eigentlich. Mir tun heut aber auch alle Knochen weh!" Elmasora verzog ihr reizendes Gesicht und rieb sich die Wade.
Ein Barde trat in die Tür – Blutwälz grüßte ihn freundschaftlich und kurz darauf ertönte sein Flötenspiel und heizte die Stimmung in der dichtbevölkerten Gaststube an.
"Kommt, folgt mir hinter die Theke, da haben wir etwas Ruhe."
Bagatosh nickte, nahm noch einen Schluck und folgte ihr unauffällig. Sein Blick wanderte manisch zu ihrem Po, der gut sichtbar hervorstach, die Lederhose stand ihr ausgezeichnet.
Blutwälz reichte ihm, im Vorbeigehen, die Hand: "Mensch Baga! – lang nicht mehr gesehen – alles in Ordnung? Du schaust etwas gequält drein!" Der Mann war gut – offensichtlich wurden die Sinne geschärft in diesem Metier.
Dem Assassine war nicht nach langen Erklärungen, er druckste etwas rum und winkte dann ab: "Alles gut – du weißt doch – mal läuft es und mal nicht!"
Elamorsa und Bagatosh drückten sich hinter der Bar entlang, vorbei an Blutwälz, der schon wieder ein paar Bestellungen auf Handzeichen hin entgegen nahm. Beide verschwanden in einer rückwärtigen Kammer, direkt hinter dem massiven Tresen.
"Hier ist es still." Es stimmte tatsächlich. Die Musik und die Stimmen dröhnten gedämpft vor sich hin.
"Nun, ich hab schon gehört, du hast eine Reise vor? Blutwälz hat so etwas angedeutet."
Elamorsa nickte und bot ihm einen Platz zum Sitzen.
Dankbar nahm Bagatosh an – er hatte schon gut einen im Tee. Elamorsa nahm eine Karaffe aus einem kleinen Wandschrank, dazu platzierte sie zwei einfache Becher auf dem Tisch. "Nun – wo fange ich an. Am besten ganz von vorn." Bagatosh lauschte gespannt – er signalisierte Aufmerksamkeit mit einem Nicken.
Die Kriege waren ihm nicht unbekannt – er selbst war ein Teil der Auseinandersetzung gewesen und kämpfte gegen die Syders. Selbst dem Tod war er auf den Schlachtfeldern begegnet – in Form eines schwarzen Drachen. Immer wenn die Bilder seines Ablebens in ihm aufstiegen, griff er mit zittriger Hand zum Becher und nahm einen kräftigen Schluck. Die unliebsamen Erinnerungsschübe nahmen in jüngster Zeit zu. Er schob es auf seine angespannte Lage.
"Mein Vater – er ist noch am Leben – ich weiß es, irgendwie habe ich es von Anfang an gewusst." Elamorsa sah ihn flehend mit glasigen Augen an.
Bagatosh überlegte – die Kriege waren seit gut dreißig Jahren vorbei – also noch relativ frisch – wie alt mochte sie sein? Die Magie betraf alle. Jeder war, auf die eine oder andere Weise verseucht, der eine mehr, der andere weniger – die Vergiftung war lebensverlängernd – alle, die unter dem Himmel des Reiches Udün wandelten, waren davon betroffen, ausnahmslos. Er schätzte sie auf junge fünfunddreißig Jahre.
"Wie kommst du darauf?" Der Schnaps, den er hinunterstürzte, brannte in seiner Kehle und der würzige Rauch, der träge und heimlich von der Wirtstube in die Kammer sickerte, reizte seine Schleimhäute.
"Er schickt mir Nachrichten – er kommuniziert mit mir in meinen Träumen." Elamorsa sah ihn flehend an. Sie schien mit ihren eindringlichen Blicken beteuern zu wollen, dass sie noch normal war.
War sie verrückt geworden? Hatte der Schmerz über den Verlust ihres Vaters, ihre Sinne verwirrt? Bagatosh kannte die Syders – ehemals Menschen, ob Bauer oder Kanalarbeiter, allesamt eingepfercht in einer magischen Rüstung, die alle Handlungen übernahm. Die Probanden waren Gefangene dieser magischen Apparatur, die sie steuerte und Dinge tun ließ, auch nach den Kriegen, die das Gewissen ihrer Träger schwer belastete. Die Hexer waren verschwunden und somit konnte niemand die armen Seelen aus ihren stählernen Gefängnissen befreien.
Allgemein hin galten sie allesamt als verrückt, blutrünstige Bestien – doch die Leute die diese Meinung vertraten und vorwurfsvoll auf diese Kreaturen niederblickten übersahen, dass die Betroffenen keine Möglichkeit fanden sich der Magie, aus eigener Kraft, zu entziehen oder gar auszubrechen. Sie mussten gehorchen und dabei verloren sie ganz allmählich ihren Verstand.
Bagatosh hatte schon von dieser Theorie gehört, dass sich einige dem Wahnsinn erfolgreich entzogen, sie waren stärker und entwickelten mit der Zeit die Fähigkeit, einige Handlungen der magiegespeisten Rüstung einzuschränken, den mörderischen Impulsen zu widerstehen oder sie ganz zu beherrschen. Sie emanzipierten sich sozusagen von ihrem Joch. Bagatosh erinnerte sich. Die Syders wanderten durch die Lande, immer in kleinen Gruppen und töteten, wahllos was ihnen vor die Waffe trat. Doch einige von Ihnen entfernten sich, bildeten Splittergruppen und blieben regungslos stehen, bevorzugt unter Bäumen. Dort standen diese versprengten Gruppen einfach so, vollkommen regungslos und harrten aus. Wenn kein Feuer sie verzehrte, verrotteten sie an Ort und Stelle.
"Was sagst du?"
Bagatosh war sich nicht sicher. Elamorsa suchte verzweifelt seinen Blick. "Erst vor zwei Monaten habe ich eine Nachricht erhalten." Sie zitterte gut sichtbar.
Bagatosh legte beruhigend seine Hand auf ihren weichen und ausgenommen zarten Unterarm.
"Nun – ich