Das Wort „Argumentation“ bedeutet soviel wie „Austausch von Meinungen und Wünschen mit dem Ziel, für sich etwas zu erreichen. Es wird also ernst, es hat auch etwas mit Anstrengung zu tun. Das Wort kommt von dem Fachbegriff „Argument“ – und den übersetzt man normalerweise mit „Beweisgrund“. Dabei sind zwei Fälle zu unterscheiden:
Ziel 1: Man will Leute von der eigenen Meinung überzeugenBeispiel: Jemand ist der Meinung, die Hausaufgaben sollten grundsätzlich in der Schule abgeschafft werden. Ein zugehöriges Argument wäre: „Schüler lernen am besten gemeinsam – und dafür ist die Schule da. Das gilt dann auch für Hausaufgaben.“ Ziel 2: Man will Menschen dazu bringen, etwas Bestimmtes zu tunBeispiel: Jemand aus der Klasse 7 fragt seine Eltern: „Könnt ihr mich nicht heute mit dem Auto zur Schule bringen, es regnet wie wild und ich bin schon erkältet. “ Natürlich kann es auch darum gehen, dass jemand etwas nicht tut: „Müssen wir wirklich bei dem Wetter so lange draußen trainieren? Wir haben doch nichts davon, wenn am Samstag die Hälfte der Mannschaft krank ist.“ Die Elemente These und Argument bzw. Beleg Kommen wir nun zu den Bausteinen einer jeden Argumentation. Zum einen ist da die Behauptung bzw. die These. „Es ist sinnvoll, morgens möglichst früh mit der Arbeit zu beginnen.“ Das wird mit Argumenten unterstützt. Die können eine Frage der Logik sein: „Wer morgens früher aufsteht, kommt besser zur Arbeit, weil noch weniger Leute unterwegs sind.“ Manche Thesen sind auch so, dass man sie mit Daten, Fakten oder Dokumenten belegen muss: „Die Schule sollte morgens später beginnen, weil die Schüler dann eher ausgeschlafen sind und bessere Leistungen bringen.“ Hier muss man nun wirklich Tests machen, denn es könnte ja auch sein, dass Schüler dann einfach länger abends was unternehmen und deshalb morgens genauso wenig ausgeschlafen sind wie vor der Veränderung.
Die Tricks der Argumentation Oder nehmen wir die Forderung eines Klassensprechers: „Wir machen immer nur zwei Wandertage pro Halbjahr, die anderen Schulen machen zum größten Teil drei.“ Jeder erfahrene Schüler weiß, wie ein ebenso erfahrener Lehrer darauf reagieren wird: „Dann bring mir mal eine Liste, aus der das genau hervorgeht.“ Damit wird auch schon deutlich, dass bei der Argumentation gerne mit Tricks gearbeitet wird. Und ein besonders leicht zu benutzender ist eine Behauptung, die man in der Situation nicht schnell überprüfen kann und deshalb einfach akzeptiert. Die Frage der Moral in der Argumentation: Damit sind wir schon bei zwei weiteren unterschiedlichen Zielen von Argumentation, die aber weniger etwas mit der Sache als vielmehr mit Moral zu tun haben. Im Idealfall geht es darum, jemanden von etwas zu überzeugen. Dabei sollte man sich nur um gute Argumente und Beispiele bemühen und auch die Belege nicht vergessen. Sehr häufig ist aber auch eine Variante, in der es mehr um „überreden“ geht. Da sind alle Mittel Recht, um auf die Schnelle etwas zu erreichen. Man möchte unbedingt mit jemandem am Wochenende etwas machen – und dann verdrängt man, dass der andere vielleicht die Zeit dringend für die Vorbereitung einer Klassenarbeit benötigt. Aber seien wir ehrlich. In der Praxis werden beide Varianten immer mehr oder weniger vorhanden sein. Auch ein guter, ehrlicher Verkäufer wird vor allem die Vorteile eines Produktes nennen. Fragwürdig wird das erst, wenn man jemandem eine Versicherung andreht, die er gar nicht braucht. Oder wenn man verschweigt, dass ein bestimmter Drink auch gesundheitsschädlich sein kann. Noch ein kurzer Hinweis zum folgenden Schaubild: „Überreden“, d.h. der Einsatz aller Mittel, die Wirkung entfalten, ist an sich nichts Schlechtes. Man kann das ja auch für gute Zwecke tun. Das merkt man spätestens dann, wenn man seinen Freund dazu bringt, doch eine Runde mit zu joggen: „Ach, komm, stell dich nicht so an, gibt dir mal einen Ruck – und auf geht’s.“ Das ist nichts anderes als eine Art „verbales Überrollen“ – und dennoch funktioniert es in vielen Fällen – und in diesem Falle kann es ja auch wirklich gut gemeint sein und auch Gutes bewirken.
Die Problematik der Beispiele: Gerne werden in einer guten Argumentation noch Beispiele hinzugefügt: „Du solltest dir mal langsam überlegen, was du werden willst“ (These bzw. Forderung). „Denn sonst verpasst du wertvolle Zeit, während andere schon die besten Stellen besetzen“ (Argument). „Guck dir unseren Nachbarn an, der hat ganz früh angefangen, Fußball im Verein zu spielen und jetzt ist er in der zweiten Bundesliga“ (Beispiel). Das Problem ist nur: Zu jedem Beispiel lässt sich ein Gegenbeispiel finden. Der Konter wäre etwa: „Hast du gestern in der Talkshow die ehemalige Turnerin gesehen, die es richtig bereut hat, schon ganz früh mit dem Leistungssport begonnen zu haben. Vielleicht wäre es besser gewesen, auch noch über andere Interessen und Hobbys nachzudenken und erst dann zu entscheiden. Das Interessante ist hier, dass aus dem Gegenbeispiel gleich ein weiteres Argument herauswächst, nämlich eins, das gegen zu frühe Konzentration auf nur eine mögliche berufliche Richtung gerichtet ist. Der Kampf um „Wahrheit“ und gute EntscheidungenBis jetzt sieht es so aus, als hätte Argumentation immer was mit Stress, Streit und Tricks zu tun. Es gibt aber auch einen Bereich, in dem ganz sachlich und mit dem Ziel der Einigung (Konsens) „gestritten“ wird. Es geht um die Wissenschaft und alles, was in ihre Richtung geht. Da kommen Leute zusammen und tauschen ihre Meinungen, Argumente und ihr Faktenwissen aus – mit dem Ziel, gemeinsam die beste Lösung zu finden. Leider wissen wir inzwischen, dass auch Wissenschaftler von Ehrgeiz getrieben werden oder unter Druck stehen. Manche guten Erkenntnisse wurden auch erst mal abgelehnt, weil man einem anderen nicht den Erfolg gönnte oder ihm nicht zutraute. Worauf es ankommt: Umso wichtiger ist es, sich mit all diesen Dingen auszukennen, um gute eigene Ziele noch besser erreichen zu können (zum Beispiel eine gute Note in einer Arbeit zum Thema „Argumentation“). Wichtig ist aber auch, dass man die schwachen Passagen oder gar die üblen Tricks der Stellungnahme eines Anderen schnell erkennt. Übrigens können „schwache“ Passagen genauso gefährlich sein wie „üble“ – dann nämlich, wenn sie zu falschen Entscheidungen führen. Wer eine scheinbar tolle Verbesserungsidee hat, in die dann viel Arbeit gesteckt wird, sollte lieber früh mit Hinweisen auf Probleme oder Kosten konfrontiert werden. Ausblick auf die Themen „Erörterung“ und „Dialektik“Wer sich komplett in den Bereich der „Argumentation in der Schule“ einarbeiten möchte, kommt um die Themen „Erörterung“ und „Dialektik“ nicht herum. Wir gehen auf sie weiter hinten in diesem E-Book in jeweils eigenen Kapiteln ein. Der Grund dafür ist, dass wir erst den Gesamtzusammenhang von „Argumentation“, „Kommunikation“ und „Rhetorik“ klären wollen. Dann haben wir auch das „Rüstzeug“ für diese Spezialgebiete. Damit das hier nicht zu theoretisch bleibt, nur schon zwei kleine Prisen „Vorgeschmack“: „Erörterungen“ sind immer gut, wenn man sich grundsätzlich und ganz sachlich über eine Frage klar werden will. Dabei gibt es zum einen Entscheidungsfragen: „Soll ich an dem Austausch mit Frankreich teilnehmen?“ Zum anderen geht es um die Klärung von Problemen: „Wie kann ich in einem bestimmten Fach noch besser werden?“ Die Dialektik hängt immer zusammen mit den beiden Wörtern „zwar“ und „aber“. Man stellt eine schöne These auf – aber dann kommt einem eine Gegenthese „reingeschossen“ und man sucht nach einem Ausgleich. Kaum ist der gefunden, muss er sich schon wieder mit einer neuen Gegenthese auseinandersetzen – und so geht das potenziell endlos weiter – bis man entweder selbst „am Ende“ ist – oder das Problem (komplett geklärt ;-) Auch hier ein Vorab-Beispiel:These: „Man sollte Schüler in der Schule mitbestimmen lassen.“ Gegenthese bzw. Antithese: „Das können sie nicht, weil ihnen die Kompetenz