Hand in Hand schlenderte das junge Paar nun auf den vereinbarten Treffpunkt zu.
Tobi wartete vor der Tapasbar auf sie. Der knapp dreißigjährige Kriminaloberkommissar trug eine schwarze Lederjacke zu Blue Jeans und zog mit seiner sportlichen Statur die Blicke der weiblichen Gäste auf sich – ohne darauf aus zu sein. Er war 1,85 m groß, hatte breite Schultern und schmale Hüften, war schlank, aber muskulös. Damit fiel er in das „Beuteschema“ von 90 Prozent aller Frauen, die annähernd seiner Altersklasse entsprachen. Seine blonden Haare trug Tobi kurz geschnitten, was seine markanten Gesichtszüge und die blauen Augen betonte.
Er lächelte erfreut, als er David und Isa erblickte. Kurz darauf trafen auch Carina und Ben ein. Carina umarmte Tobi lächelnd und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. Die Männer begrüßten sich per Handschlag.
Eine Kellnerin führte die fünf Freunde zu einem freien Tisch, wo sie sich setzten. Es roch sehr appetitlich.
„Sollen wir Mädels was zum Essen aussuchen? Ich war schon ein paar Mal hier“, meinte Isabella.
Tobi zwinkerte den Freundinnen zu: „Gute Idee. Wir vertrauen euch.“
„Ha! Ha! Vielen Dank auch!“, feixte Carina.
Kurz darauf schlenderten Carina und Isa zusammen an den in der Glastheke adrett hergerichteten Speisen vorbei und notierten einige Nummern auf einem kleinen Zettel.
„Mmh, mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen – es riecht so gut nach Gebratenem. Nehmen wir mit Speck ummantelte Pflaumen und gebratene Garnelen?“, schlug Carina vor.
Isa nickte und schrieb drei weitere Nummern auf: „Schinken, Oliven und die Fleischklößchen müsst ihr auch mal probieren!“
Zurück an ihrem Tisch bestellten sie die Getränke.
„Auf einen schönen Abend. Salute!“, prostete Isabella den anderen mit ihrem Sangria fröhlich zu. Sie stießen miteinander an. David trank ein alkoholfreies Bier – er musste später noch Auto fahren.
Bald brachte der Kellner frisches Weißbrot und die bestellten Speisen. Sie ließen es sich schmecken und sogen nebenbei die südländische Stimmung in sich auf. Fröhliches Stimmengemurmel und leise Flamencomusik erfüllten die gut besuchte Bar. Die Projektion eines majestätischen Gebäudes an eine Seitenwand ließ die Bar größer erscheinen, als sie eigentlich war.
Nachdem der größte Hunger gestillt war, plapperte Isabella fröhlich drauf los. Mit ihrer unbefangenen Art und ein paar lustigen Szenen aus der Schauspielschule, die sie zum Besten gab, brachte sie alle zum Lachen. „Kennt ihr die `Herren im Bad` von Loriot? `Die Ente bleibt draußen!` – `Herr Müller-Lüdenscheidt, ich bade immer mit dieser Ente!`“
Tobi lachte laut auf: „Klar kenne ich das. Ich liebe Loriot!“
Währenddessen kostete Carina den Serrano-Schinken: „Hmm… Lecker!“ Ben piekste eine Olive aus einem der Keramikschälchen und bot sie ihr an: „Probier die mal dazu!“ Carina kostete die Olive und schloss genüsslich die Augen: „Sehr gut!“
Tobi schob ihnen ein Schälchen hin, in dem spanische Fleischklößchen lagen: „Die sind auch klasse!“
Während Ben und Carina von dem Fleisch nahmen, erzählte Tobi: „Letztes Wochenende war ich beim Gleitschirmfliegen – zum ersten Mal in meinem Leben. Ein Freund von mir hat einen eigenen Gleitschirm und hat mich schon vor Jahren zu einem Tandemflug eingeladen. Jetzt hat es endlich geklappt: Wir hatten beide Zeit, und das Wetter war super. Wir sind vom Oberen Sudelfeld aus mit dem Gleitschirm gestartet und hatten beim Flug einen tollen Blick auf den Wendelstein und Bayrischzell. Das war echt ein besonderes Erlebnis.“
Carina hatte andächtig zugehört. „Würde ich auch gerne mal machen. Ich habe bloß ein bisschen Angst davor.“
Ben legte den Arm um ihre Schulter: „Das könnten wir uns ja mal für deinen nächsten Geburtstag vornehmen.“
Seine Freundin sah ihn mit aufgeregt glänzenden Augen an: „Oh ja, cool! Hoffentlich traue ich mich dann auch.“
Tobi zwinkerte ihr ermutigend zu: „Das schaffst du schon. Wenn du dich überwindest und den Start hinter dir hast, ist es einfach nur noch schön. Und mit einem erfahrenen Tandempartner klappt auch die Landung sicher.“
Sie unterhielten sich weiter über ihre Pläne für die nächsten Wochenenden und den nahenden Sommer.
Gegen 22 Uhr zogen Carina und Ben, Isa und David noch weiter in einen kleinen Club, wo man auch vor Mitternacht schon gut tanzen konnte.
Tobi verabschiedete sich zuvor grinsend mit den Worten: „Geht ihr mal tanzen, ihr junges Gemüse. Ich brauche meinen Schönheitsschlaf.“
Für diesen Ausspruch erntete er schallendes Gelächter, denn er war ja auch erst 29 Jahre alt. Sie verabschiedeten sich von Tobi, der sich neben den beiden Paaren wohl ein wenig wie das fünfte Rad am Wagen fühlte und sich deshalb diskret zurückzog.
Im Club tanzten sie noch eine Weile ausgelassen.
Auf der Heimfahrt, nachdem sie von der S-Bahn ins Auto umgestiegen waren – es war kurz nach Mitternacht – war David sehr still.
Isa wandte sich ihm aufmunternd zu: „Hey, David, was ist los? Müde?“
Er parkte das Auto vor Isabellas Haus. Beide stiegen aus.
Isa ging sofort auf David zu, umschlang ihn mit ihren Armen und sah ihm auffordernd in die blauen Augen: „Du kommst doch noch mit rein, oder?“
„Ich weiß nicht. Ich muss morgen früh raus. Hör zu, Isa, ich muss dir etwas sagen…“, setzte er an.
Doch Isa, vom Sangria leicht angeheitert, unterbrach ihn übermütig. „Oh nein, so leicht kommst du mir nicht davon! Du wolltest doch mit mir nochmal die Selbstverteidigungstechnik üben...“, gurrte sie verführerisch. Sie packte ihn am Hemdkragen und zog ihn mit sich, in Richtung Haus.
David sträubte sich für einen Moment, doch als Isa sich noch einmal zu ihm umdrehte, ihm tief in die Augen sah, sich eng an ihn schmiegte und ihm mit ihren rot lackierten Fingernägeln über die Brustwarzen fuhr, da warf er alle guten Vorsätze über Bord. Ein kehliges Stöhnen entfuhr ihm, und er packte seine Freundin an der schlanken Taille: „Das könnte aber gefährlich werden…“
Sie lächelte siegessicher: „Für wen?“
Er küsste sie leidenschaftlich und ließ seine Hände über Isabellas Rundungen gleiten.
Sie keuchte: „Jetzt komm schon rein… Die Nachbarn!“
Kichernd zog sie ihn mit sich ins Haus.
Etwas später lagen die beiden wohlig aneinander gekuschelt unter einer Wolldecke im Wohnzimmer. Auf dem Teppich neben dem Sofa. Weiter waren sie nicht gekommen.
David richtete sich auf und sah seiner Freundin ernst in die Augen: „Ich muss jetzt gehen. Aber vorher muss ich dir noch etwas sagen. Hör zu, Isa: Ich habe ab morgen einen Einsatz, bei dem ich nicht offen ermittle. Ein Kontaktmann vom LKA will mich in eine… Gruppe einschleusen, mit der ich angeblich ein… Geschäft abschließen will. Ich werde mich aus Sicherheitsgründen nicht zwischendurch bei dir melden, und ich nehme auch mein privates Handy nicht mit. Du kannst mich also nicht erreichen. Das Ganze wird, wenn es gut läuft, eine Woche dauern. Ich hoffe, nicht länger. Danach melde ich mich sofort bei dir, in Ordnung?“
Isa hatte große Augen bekommen, in denen sich nun Sorge spiegelte: „David, das gefällt mir nicht! Diese Gruppe – das sind irgendwelche Verbrecher, oder? Das ist gefährlich für dich!“
Der junge Kriminalkommissar schluckte: „Ich bin gut vorbereitet, und unser Kontaktmann ist zuverlässig. Ein gewisses Risiko ist natürlich immer dabei – aber auf so eine Gelegenheit haben wir schon lange gewartet. Wir können uns diese Chance nicht entgehen lassen. Mir wird schon nichts passieren. Und das gehört nun mal auch zu meinem Job dazu.“
Isa