Die junge Frau ist im vierten Monat schwanger, und die Dorffrauen sehen es ihr an, die sie seit einiger Zeit grüssen, wenn auch ohne grössere Anteilnahme, um dem Gebot der Nächstenliebe zu genügen. Die Männer betrachten ihre Schönheit mit den vollen Brüsten, wenn sie lächelnd an ihr vorübergehn und denken nicht an eine Schwangerschaft. Sie haben den Sex im Hinterkopf, wenn sie mit dem Vorderkopf sie freundlich grüssen. Die junge Frau spürt es, deshalb holt sie den Stuhl erst dann vors Haus, wenn die Männer aufs Feld gegangen sind, um sich eine Bluse und einen Rock mit weiterem Umfang zu nähen. Das Dorfleben hat also geldliche und männliche Probleme, geldlich, weil das Probejahr noch sechs Monate dauert, männlich, weil die gut genährten Männer des Dorfes nicht ausgelastet sind und ans Bumsen denken. Da kann der junge Ehemann die schwangere Ehefrau nur schwer allein lassen, wenn er sich jeden Morgen kurz nach fünf mit seinem alten Fahrzeug nach Wellington auf den Weg macht und abends erst gegen acht zurückkommt." Geld und das Geschlecht, die uralten Balken im Auge, dachte Dr. Ferdinand, als er nach dem Pastor fragte. "Der nimmt sich für die junge Frau auffallend viel Zeit", fuhr der Romancier fort, "wenn er sich den zweiten Stuhl aus dem Zimmer holt und sich ihr gegenübersetzt, um Stunden mit ihr zu sprechen. Das muss ich noch herausfinden, warum der das so regelmässig und geduldig tut, ob der das ihres gläubigen Herzens wegen oder ihrer vollen Brüste wegen tut. Er könnte sich ja neben sie setzen, wenn es um den Glauben geht, und ihr nicht ständig auf die strammen Brüste sehn. Jedenfalls läuft die Dorfschiene noch nicht so gerade, wie man sich die Schiene ursprünglich vorstellte. Die einzige Erleichterung besteht darin, dass das Zusammenleben zwischen schwarz und weiss hier möglich ist, was in Südafrika undenkbar wäre." Dr. Ferdinand hatte es verstanden, dass in dem kleinen Dorf an der Palliser Bucht die Schönheit der jungen Frau das Problem war, wobei die Hautfarbe keine Rolle spielte.
Der freundliche Küchenwärter stand schon an der Tür, um sie von innen abzuschliessen und den Küchenwagen mit den leeren Töpfen, Schüsseln, Tellern, den Schöpf- und Essbestecken zur Hauptküche zurückzufahren. Die Topf- und Schüsselreste waren in kleine Töpfe abgefüllt, die unauffällig in der Teeküche verblieben, damit es in der Hauptküche keine Missverständnisse bezüglich der erforderlichen Mengen gab. Diese erweiterte Mengenlehre der zweiten Instanz der Teeküche hatten sich die freundlichen Wärter ausgedacht, die das Denkresultat für sich in Anspruch nahmen, das weitere Verteilungsprinzip unter sich ausmachten und das Eingetopfte als ein essbares Dankeschön für sich und ihre Familien mit nach Hause nahmen. In welcher Küche wurde das nicht getan?, dachte Dr. Ferdinand und erinnerte sich mit einem Schmunzeln an etliche Küchenmänner und Küchenfrauen, die mager in der Küche begonnen hatten, nach wenigen Monaten der Küchentätigkeit die Magerkeit durch das beständige Nachfüllen ablegten und nach ein oder zwei Jahren nicht wiederzuerkennen waren. Auf dem Wege zum 'Outpatient department' kam ihnen der Superintendent mit rotem Kopf entgegen, da er auf dem Wege zum ärztlichen Direktor war. Er grüsste fast geistesabwesend, denn seine Gedanken waren ihm vorausgeeilt, so dass Dr. Ferdinand die Röte in seinem Gesicht verstand, die sich bei einem Spitzengespräch im Büro der höheren Klasse intervallartig mit der Blässe infolge verminderter Blutzufuhr durch emotionale Engstellung der Hirn- und Kopfarterien abwechselte.
Sie erreichten den Untersuchungsraum 4 und hatten ihre gewohnten Plätze am Tisch eingenommen, wobei der junge Kollege dem Dr. Ferdinand gegenübersass. Es gab reichlich zu nähen und zu gipsen, was er dem jungen Kollegen in einfachen Fällen überliess, der von Tag zu Tag diagnostische und praktische Fortschritte machte und mit zunehmender Selbständigkeit in kurzer Zeit die Erfahrungen sammelte, die er später gut gebrauchen konnte. Es kam hinzu, dass Dr. Ferdinand häufig in den chirurgischen Untersuchungsraum gerufen und um Rat gefragt wurde, weil es dort auch nur junge Kollegen gab, die klinisch noch im Lernstadium waren. Es wurde ihm nicht zuviel, beides zu tun, auch wenn er abgespannt war durch die anstrengenden Operationen der letzten Nacht und vom Tage, und er den Schlaf nötig hatte, das sah man ihm an. An diesem Nachmittag sass die alte Frau vor ihm, die ihn nach dem Ostergottesdienst vor der finnischen Missionskirche so herzlich begrüsste und ihm das rechte Handgelenk entgegenhielt, sich für die gute Behandlung bedankte, und er sich die verbliebene, leichte Bajonettstellung vorhalten musste. Die Tochter führte sie nun in diesen Raum mit einem Bruch des linken Handgelenks, den sich die Mutter nach einem Sturz am Ostermontag zugezogen hatte. Die Patientin kannte Raum und Behandlung noch vom ersten Mal. Sie legte sich auf die Liege im Gipsraum, ertrug den Einstich der Nadel zur örtlichen Betäubung, die Einrenkung des Bruchs mit dem kräftigen